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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Oberschlächtiges Rad mit seitwärts stehendem Gerinne.
abgehandelt werden wird, so dürfen wir annehmen, dass die Grösse p immer einen
unbedeutenden Werth behalte, so lange das Gefälle kleiner als der Halbmesser ist, wie
es bei den Kropfrädern gewöhnlich Statt findet.

Demnach kommt es nur vorzüglich darauf an, dass der Kropf an die Peripherie des
Rades genau anschliesse, damit die Höhe A D dem Effekte ganz zugewendet werde. Da
jedoch dieses besonders bei hölzernen Rädern, welche immer Veränderungen unterliegen,
für die Länge der Zeit nicht wohl ausführbar ist, so ist es so wie bei oberschlächtigen
Wasserrädern nothwendig, die Winkel μ und λ möglichst klein zu machen, damit das
Ausfliessen des Wassers aus den Zellen tief herabgesetzt und auf diese Art die Höhe
des wasserhaltenden Bogens vergrössert werde. Wir haben in dieser Hinsicht bereits
bei der frühern Theorie gesehen, dass die Zellen nicht ganz angefüllt und dagegen
die Weite zwischen den Radkränzen vergrössert werden müsse. Weil aber hierbei der
nöthige Spielraum zwischen den Kränzen und dem Kropfe hinreichen kann, das wenige
in den Zellen enthaltene Wasser gänzlich aufzunehmen, folglich auch die Bekleidung
mit einem Kropfe entbehrlich werden würde, so ist es doch vortheilhaft, diesen in der
Absicht beizubehalten, um die Geschwindigkeit des ausfliessenden Wassers zu vermeh-
ren, damit dasselbe bei dem Abflusse der Bewegung des Rades nicht hinderlich werde.

§. 335.

Die vorangeführten Gründe und die möglichste Ersparung des Freihängens der
Räder waren die Ursache, dass man auch oberschlächtige Räder nach Art der mittel-
schlächtigen vorzurichten, und dieselben unterhalb mit einem Kropfe zu bekleiden
veranlasst worden ist. Wir haben schon früher angeführt, dass bei den eisernen Rä-
dern das Gerinne nicht wie gewöhnlich über die Räder hinaufgesetzt, sondern rück-
wärts, wie Fig. 7 zeigt, gegen das Rad geführt und der Zug der Schützen nicht von
oben, sondern von unten nach aufwärts gerichtet werde, damit nämlich das Wasser
bloss über die Schützen überlaufen und nach der Richtung der Setzschaufeln in die
Zellen möglichst senkrecht herabfallen möge. Zur Verhütung, dass selbst bei steigen-
dem Wasserstande keine nachtheilige Geschwindigkeit gegen die Rückseite der Schau-
feln entstehen möge, hat man zwischen der Schütze und dem Rade noch ein Gitter-
werk von breiten eisernen Schienen angebracht, damit das nach der horizontalen Rich-
tung im Schussgerinne herbeifliessende Wasser sich an diesem Gitterwerke abstossen
und bloss nach der Richtung der Setzschaufeln in die Zellen einfallen könne. Da es
von Wichtigkeit ist, die Vortheile genau zu bemessen, welche man dieser Einrichtung
seit ihrer Einführung vor den bekannten oberschlächtigen Rädern zuschrieb, so wird
hierüber folgende Rechnung angeführt.

Es sey A K die Oberfläche des Wassers im Schussgerinne; die Schütze sey von
G nach H herabgeschoben und dadurch dem Ausflusse des Wassers die Höhe K H = h
eröffnet, dann sey die Breite des Wasserstrahles, welcher gewöhnlich der Weite der
Radkränze gleichkommt = B. Die auf das Rad in einer Sekunde fliessende Wasser-
menge wird daher [Formel 1] seyn, und es ist aus dieser Gleichung zu
ersehen, wie der Wasserzufluss M durch Erhöhung oder Erniedrigung der Schütze

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/482>, abgerufen am 21.12.2024.