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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Versuch bei einer Bretsäge in Stiahlau.

Zur Vervollständigung unserer oben angeführten, am 18ten Februar 1832 über das Sä-
gen von Tannenholz angestellten Versuche ist noch zu bemerken: die Dicke des Ei-
sens im Sägeblatte war 3/16 Zoll und die Breite des Schrankes, demnach die Breite des
Sägeschnittes (Schnittbreite) = 31/2 Linie. Das Wasserrad machte in 2 Minuten 13,5 Um-
drehungen; an der Welle desselben war ein Stirnrad mit 66 Kämmen befestigt, welches
in einen Drehling mit 18 Stöcken eingriff, an dessen Welle ein zweites Stirnrad mit 48
Kämmen befestigt war. Diess griff in ein Getriebe mit 10 Stöcken ein, an dessen Welle
das Schwungrad und die Kurbel mit 15 Zoll Hubshöhe angebracht war.

Hieraus folgt die Anzahl der Umdrehungen der Kurbel oder die Anzahl der Sä-
geschnitte in einer Minute = 63/4 . 66/18 . 48/10 = 118,8 oder 120; es wurde daher jeder
Schnitt in einer halben Sekunde, demnach das Herabgehen der Säge in 1/4 Sekunde
und das Aufheben derselben abermals in 1/4 Sekunde verrichtet; die Tiefe des Eindrin-
gens bei jedem Schnitte, oder die Tiefe des Sägeschnittes war in dem ersten Versuche,
wo die Höhe des Schnittes 9 Zoll betrug = [Formel 1] = 1,38 Linien
und bei 10,5 Zoll Schnitthöhe im zweiten Falle = [Formel 2] = 1,09 Linien.

Hinsichtlich der Geschwindigkeit des Sägens hat die hierortige Erfahrung
gezeigt, dass bei Kurbeln von 7,5 Zoll Halbmesser oder 15 Zoll Hubshöhe die Säge bei
einem guten Gange sehr nahe zwei Schnitte in jeder Sekunde machen muss; geht sie
nämlich geschwinder, so werden die Sägespäne nicht gehörig ausgeworfen, wieder mit
zurückgezogen, nochmals zerschnitten und dadurch die Kraft unnöthig vermehrt; geht
sie aber langsamer, so werden viele Späne von den Zähnen nicht gehörig abgerissen
und gleiten längs der Säge herab, wodurch die Breter rauh bleiben, demnach keine glatte
Oberfläche erhalten. Es benöthigt daher auch das Bretsägen eine angemessene
Geschwindigkeit
, wie wir es bereits bei dem Mahlen des Getreides gesehen haben.

§. 315.

Uiber das Bewegungsmoment, welches zum Sägen einer bestimmten Fläche erfor-
dert wird, führen wir noch folgende Erfahrung an:

Auf der Herrschaft Stiahlau in Böhmen befindet sich eine Sägemühle, die von einem
Kropfrade betrieben wird. Dieses Rad hat 14 Fuss im Durchmesser, die Höhe des
Kropfes beträgt 4,7 Fuss, die Einfallshöhe des Wassers 2,8 Fuss. Das Wasserrad war von
innen mit einem Boden und beiderseits mit Kränzen wie bei oberschlächtigen Rädern
verschen, und weil dasselbe zu einem Versuche für die Wirkung der Kropfräder die-
nen sollte, so war es so genau in das Kropfgerinne eingepasst, dass nur wenig Wasser
unbenützt durchkommen konnte. Durch mehrere Versuche wurde erwiesen, dass seine
grösste Wirksamkeit nur bei der halben Geschwindigkeit des einfallenden Wasserstrahls
Statt fand. Mit diesem Rade wurde eine Bretsäge betrieben; der Wasserzufluss unter
der Schütze war 12,35 Kub. Fuss in jeder Sekunde oder 697 Pfund Aufschlagwasser. Die
wirksame Wassersäule war sehr nahe 6 Fuss, demnach das Bewegungsmoment
697 . 6 = 4182. Mit diesem Momente wurde ein 14 Zoll hoher tannener Sägeklotz in der

Versuch bei einer Bretsäge in Stiahlau.

Zur Vervollständigung unserer oben angeführten, am 18ten Februar 1832 über das Sä-
gen von Tannenholz angestellten Versuche ist noch zu bemerken: die Dicke des Ei-
sens im Sägeblatte war 3/16 Zoll und die Breite des Schrankes, demnach die Breite des
Sägeschnittes (Schnittbreite) = 3½ Linie. Das Wasserrad machte in 2 Minuten 13,5 Um-
drehungen; an der Welle desselben war ein Stirnrad mit 66 Kämmen befestigt, welches
in einen Drehling mit 18 Stöcken eingriff, an dessen Welle ein zweites Stirnrad mit 48
Kämmen befestigt war. Diess griff in ein Getriebe mit 10 Stöcken ein, an dessen Welle
das Schwungrad und die Kurbel mit 15 Zoll Hubshöhe angebracht war.

Hieraus folgt die Anzahl der Umdrehungen der Kurbel oder die Anzahl der Sä-
geschnitte in einer Minute = 6¾ . 66/18 . 48/10 = 118,8 oder 120; es wurde daher jeder
Schnitt in einer halben Sekunde, demnach das Herabgehen der Säge in ¼ Sekunde
und das Aufheben derselben abermals in ¼ Sekunde verrichtet; die Tiefe des Eindrin-
gens bei jedem Schnitte, oder die Tiefe des Sägeschnittes war in dem ersten Versuche,
wo die Höhe des Schnittes 9 Zoll betrug = [Formel 1] = 1,38 Linien
und bei 10,5 Zoll Schnitthöhe im zweiten Falle = [Formel 2] = 1,09 Linien.

Hinsichtlich der Geschwindigkeit des Sägens hat die hierortige Erfahrung
gezeigt, dass bei Kurbeln von 7,5 Zoll Halbmesser oder 15 Zoll Hubshöhe die Säge bei
einem guten Gange sehr nahe zwei Schnitte in jeder Sekunde machen muss; geht sie
nämlich geschwinder, so werden die Sägespäne nicht gehörig ausgeworfen, wieder mit
zurückgezogen, nochmals zerschnitten und dadurch die Kraft unnöthig vermehrt; geht
sie aber langsamer, so werden viele Späne von den Zähnen nicht gehörig abgerissen
und gleiten längs der Säge herab, wodurch die Breter rauh bleiben, demnach keine glatte
Oberfläche erhalten. Es benöthigt daher auch das Bretsägen eine angemessene
Geschwindigkeit
, wie wir es bereits bei dem Mahlen des Getreides gesehen haben.

§. 315.

Uiber das Bewegungsmoment, welches zum Sägen einer bestimmten Fläche erfor-
dert wird, führen wir noch folgende Erfahrung an:

Auf der Herrschaft Stiahlau in Böhmen befindet sich eine Sägemühle, die von einem
Kropfrade betrieben wird. Dieses Rad hat 14 Fuss im Durchmesser, die Höhe des
Kropfes beträgt 4,7 Fuss, die Einfallshöhe des Wassers 2,8 Fuss. Das Wasserrad war von
innen mit einem Boden und beiderseits mit Kränzen wie bei oberschlächtigen Rädern
verschen, und weil dasselbe zu einem Versuche für die Wirkung der Kropfräder die-
nen sollte, so war es so genau in das Kropfgerinne eingepasst, dass nur wenig Wasser
unbenützt durchkommen konnte. Durch mehrere Versuche wurde erwiesen, dass seine
grösste Wirksamkeit nur bei der halben Geschwindigkeit des einfallenden Wasserstrahls
Statt fand. Mit diesem Rade wurde eine Bretsäge betrieben; der Wasserzufluss unter
der Schütze war 12,35 Kub. Fuss in jeder Sekunde oder 697 Pfund Aufschlagwasser. Die
wirksame Wassersäule war sehr nahe 6 Fuss, demnach das Bewegungsmoment
697 . 6 = 4182. Mit diesem Momente wurde ein 14 Zoll hoher tannener Sägeklotz in der

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[436/0454] Versuch bei einer Bretsäge in Stiahlau. Zur Vervollständigung unserer oben angeführten, am 18ten Februar 1832 über das Sä- gen von Tannenholz angestellten Versuche ist noch zu bemerken: die Dicke des Ei- sens im Sägeblatte war 3/16 Zoll und die Breite des Schrankes, demnach die Breite des Sägeschnittes (Schnittbreite) = 3½ Linie. Das Wasserrad machte in 2 Minuten 13,5 Um- drehungen; an der Welle desselben war ein Stirnrad mit 66 Kämmen befestigt, welches in einen Drehling mit 18 Stöcken eingriff, an dessen Welle ein zweites Stirnrad mit 48 Kämmen befestigt war. Diess griff in ein Getriebe mit 10 Stöcken ein, an dessen Welle das Schwungrad und die Kurbel mit 15 Zoll Hubshöhe angebracht war. Hieraus folgt die Anzahl der Umdrehungen der Kurbel oder die Anzahl der Sä- geschnitte in einer Minute = 6¾ . 66/18 . 48/10 = 118,8 oder 120; es wurde daher jeder Schnitt in einer halben Sekunde, demnach das Herabgehen der Säge in ¼ Sekunde und das Aufheben derselben abermals in ¼ Sekunde verrichtet; die Tiefe des Eindrin- gens bei jedem Schnitte, oder die Tiefe des Sägeschnittes war in dem ersten Versuche, wo die Höhe des Schnittes 9 Zoll betrug = [FORMEL] = 1,38 Linien und bei 10,5 Zoll Schnitthöhe im zweiten Falle = [FORMEL] = 1,09 Linien. Hinsichtlich der Geschwindigkeit des Sägens hat die hierortige Erfahrung gezeigt, dass bei Kurbeln von 7,5 Zoll Halbmesser oder 15 Zoll Hubshöhe die Säge bei einem guten Gange sehr nahe zwei Schnitte in jeder Sekunde machen muss; geht sie nämlich geschwinder, so werden die Sägespäne nicht gehörig ausgeworfen, wieder mit zurückgezogen, nochmals zerschnitten und dadurch die Kraft unnöthig vermehrt; geht sie aber langsamer, so werden viele Späne von den Zähnen nicht gehörig abgerissen und gleiten längs der Säge herab, wodurch die Breter rauh bleiben, demnach keine glatte Oberfläche erhalten. Es benöthigt daher auch das Bretsägen eine angemessene Geschwindigkeit, wie wir es bereits bei dem Mahlen des Getreides gesehen haben. §. 315. Uiber das Bewegungsmoment, welches zum Sägen einer bestimmten Fläche erfor- dert wird, führen wir noch folgende Erfahrung an: Auf der Herrschaft Stiahlau in Böhmen befindet sich eine Sägemühle, die von einem Kropfrade betrieben wird. Dieses Rad hat 14 Fuss im Durchmesser, die Höhe des Kropfes beträgt 4,7 Fuss, die Einfallshöhe des Wassers 2,8 Fuss. Das Wasserrad war von innen mit einem Boden und beiderseits mit Kränzen wie bei oberschlächtigen Rädern verschen, und weil dasselbe zu einem Versuche für die Wirkung der Kropfräder die- nen sollte, so war es so genau in das Kropfgerinne eingepasst, dass nur wenig Wasser unbenützt durchkommen konnte. Durch mehrere Versuche wurde erwiesen, dass seine grösste Wirksamkeit nur bei der halben Geschwindigkeit des einfallenden Wasserstrahls Statt fand. Mit diesem Rade wurde eine Bretsäge betrieben; der Wasserzufluss unter der Schütze war 12,35 Kub. Fuss in jeder Sekunde oder 697 Pfund Aufschlagwasser. Die wirksame Wassersäule war sehr nahe 6 Fuss, demnach das Bewegungsmoment 697 . 6 = 4182. Mit diesem Momente wurde ein 14 Zoll hoher tannener Sägeklotz in der

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/454>, abgerufen am 18.11.2024.