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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Versuch bei einer Bretsäge in Prag.
Wenn wir demnach das Bewegungsmoment eines Arbeiters mit k . c = 30 . 10/3 = 100 in
Anschlag nehmen, so folgt, dass mit dem Bewegungsmoment 300 von einem
trockenen, 12 Zoll hohen Stamme Eichenholz in jeder Stunde eine Länge von 5 Fuss oder
in der täglichen Arbeitszeit von acht Stunden Vierzig Quadratfuss
Eichenholz durchschnitten werden
.

§. 314.

Da die meisten Bretsägen durch die Kraft des Wassers betrieben werden, und es
darauf ankommt, das Bewegungsmoment verlässlich auszumitteln, womit in einer bestimm-
ten Zeit eine gegebene Schnittfläche erzeugt werden kann, so wurde am 18ten Februar 1832
ein möglichst genauer Versuch dieser Art in der Seite 369 bereits beschriebenen Wis-
kozil'
schen Mühle zu Prag angestellt. Neben dem Mühlgerinne mit zwei Rädern, worin
die angeführten Versuche über das Getreidemahlen angestellt wurden, befindet sich ein
zweites Gerinne, worin drei Wasserräder hinter einander stehen. Hiervon ist das erste
Wasserrad so vorgerichtet, dass das Gehwerk der Getreidemühle ausgerückt und dagegen
das Gehwerk einer Bretsäge eingeschoben werden kann. An dieser Bretsäge wurden nun
die Versuche angestellt.

Da es nicht möglich war, die Höhe des Wasserstandes hinter dem ersten Wasserrade
oder bei dem Ablaufe des Wassers vom ersten Rade zu messen, indem die Räder sehr
nahe an einander stehen und das wasser zwischen den Rädern sich in einer bedeutenden
Wellenbewegung befindet, so wurde bloss die Breite und Tiefe des Wassers vor dem
ersten Rade und hinter dem letzten Rade gemessen, die Geschwindigkeit des Wassers an
beiden Orten bestimmt und hieraus das Bewegungsmoment aller drei Räder ausgemittelt.
Die Division desselben mit 3 gibt das Bewegungsmoment eines Rades, da es aus vieljähriger
Erfahrung bei dieser Mühle bekannt ist, dass ein jedes Rad eine gleiche Arbeit verrichtet.
Die Höhe des Wasserstandes über der Hauptschwelle des Mühlgerinnes oder der Höhen-
unterschied zwischen dem Wasserspiegel des Oberwassers und der Oberfläche der Haupt-
schwelle betrug an diesem Tage 3 Fuss 81/4 Zoll, die Höhe auf welche die Schütze auf-
gezogen wurde und durch welche sonach das Wasser einströmen konnte, war 2 Fuss
71/2 Zoll, dann die Breite der Oeffnung zwischen den Griessäulen 6 Fuss 1/2 Zoll. Da die
Hauptschwelle nicht in der Oberfläche des Unterwassers, sondern um 1 Fuss 21/4 Zoll nie-
driger gefunden wurde, so war die vorhandene Druckhöhe des Wassers über der Ober-
fläche des Unterwassers nur (3' 81/4") -- (1' 21/4") = 2' 6" = 30/12 Fuss, wie Seite 369. Hier-
aus ergibt sich die Wassermenge, welche zur Zeit des Versuches in einer Sekunde in das
Gerinne einströmte
M = 2/3 · 0,633 · [Formel 1] =
= 113,9 Kub. Fuss. Die Geschwindigkeit, womit das Wasser in dem Gerinne vor dem
ersten Rade ankommt, ist = [Formel 2] = 12,45 Fuss. Bei dem Abflusse des Wassers
hinter dem dritten Rade wurde die Breite des Gerinnes = 6 Fuss 31/2 Zoll und die Wasser-
tiefe = 2 Fuss 101/4 Zoll gemessen. Hieraus ergibt sich die Geschwindigkeit v aus der
Gleichung 113,9 = [Formel 3] · v und v = 6,34 Fuss. Das ganze Bewegungsmoment des
Wassers, welches zur Betreibung der drei Räder verwendet wurde, betrug daher

Versuch bei einer Bretsäge in Prag.
Wenn wir demnach das Bewegungsmoment eines Arbeiters mit k . c = 30 . 10/3 = 100 in
Anschlag nehmen, so folgt, dass mit dem Bewegungsmoment 300 von einem
trockenen, 12 Zoll hohen Stamme Eichenholz in jeder Stunde eine Länge von 5 Fuss oder
in der täglichen Arbeitszeit von acht Stunden Vierzig Quadratfuss
Eichenholz durchschnitten werden
.

§. 314.

Da die meisten Bretsägen durch die Kraft des Wassers betrieben werden, und es
darauf ankommt, das Bewegungsmoment verlässlich auszumitteln, womit in einer bestimm-
ten Zeit eine gegebene Schnittfläche erzeugt werden kann, so wurde am 18ten Februar 1832
ein möglichst genauer Versuch dieser Art in der Seite 369 bereits beschriebenen Wis-
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schen Mühle zu Prag angestellt. Neben dem Mühlgerinne mit zwei Rädern, worin
die angeführten Versuche über das Getreidemahlen angestellt wurden, befindet sich ein
zweites Gerinne, worin drei Wasserräder hinter einander stehen. Hiervon ist das erste
Wasserrad so vorgerichtet, dass das Gehwerk der Getreidemühle ausgerückt und dagegen
das Gehwerk einer Bretsäge eingeschoben werden kann. An dieser Bretsäge wurden nun
die Versuche angestellt.

Da es nicht möglich war, die Höhe des Wasserstandes hinter dem ersten Wasserrade
oder bei dem Ablaufe des Wassers vom ersten Rade zu messen, indem die Räder sehr
nahe an einander stehen und das wasser zwischen den Rädern sich in einer bedeutenden
Wellenbewegung befindet, so wurde bloss die Breite und Tiefe des Wassers vor dem
ersten Rade und hinter dem letzten Rade gemessen, die Geschwindigkeit des Wassers an
beiden Orten bestimmt und hieraus das Bewegungsmoment aller drei Räder ausgemittelt.
Die Division desselben mit 3 gibt das Bewegungsmoment eines Rades, da es aus vieljähriger
Erfahrung bei dieser Mühle bekannt ist, dass ein jedes Rad eine gleiche Arbeit verrichtet.
Die Höhe des Wasserstandes über der Hauptschwelle des Mühlgerinnes oder der Höhen-
unterschied zwischen dem Wasserspiegel des Oberwassers und der Oberfläche der Haupt-
schwelle betrug an diesem Tage 3 Fuss 8¼ Zoll, die Höhe auf welche die Schütze auf-
gezogen wurde und durch welche sonach das Wasser einströmen konnte, war 2 Fuss
7½ Zoll, dann die Breite der Oeffnung zwischen den Griessäulen 6 Fuss ½ Zoll. Da die
Hauptschwelle nicht in der Oberfläche des Unterwassers, sondern um 1 Fuss 2¼ Zoll nie-
driger gefunden wurde, so war die vorhandene Druckhöhe des Wassers über der Ober-
fläche des Unterwassers nur (3′ 8¼″) — (1′ 2¼″) = 2′ 6″ = 30/12 Fuss, wie Seite 369. Hier-
aus ergibt sich die Wassermenge, welche zur Zeit des Versuches in einer Sekunde in das
Gerinne einströmte
M = ⅔ · 0,633 · [Formel 1] =
= 113,9 Kub. Fuss. Die Geschwindigkeit, womit das Wasser in dem Gerinne vor dem
ersten Rade ankommt, ist = [Formel 2] = 12,45 Fuss. Bei dem Abflusse des Wassers
hinter dem dritten Rade wurde die Breite des Gerinnes = 6 Fuss 3½ Zoll und die Wasser-
tiefe = 2 Fuss 10¼ Zoll gemessen. Hieraus ergibt sich die Geschwindigkeit v aus der
Gleichung 113,9 = [Formel 3] · v und v = 6,34 Fuss. Das ganze Bewegungsmoment des
Wassers, welches zur Betreibung der drei Räder verwendet wurde, betrug daher

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[434/0452] Versuch bei einer Bretsäge in Prag. Wenn wir demnach das Bewegungsmoment eines Arbeiters mit k . c = 30 . 10/3 = 100 in Anschlag nehmen, so folgt, dass mit dem Bewegungsmoment 300 von einem trockenen, 12 Zoll hohen Stamme Eichenholz in jeder Stunde eine Länge von 5 Fuss oder in der täglichen Arbeitszeit von acht Stunden Vierzig Quadratfuss Eichenholz durchschnitten werden. §. 314. Da die meisten Bretsägen durch die Kraft des Wassers betrieben werden, und es darauf ankommt, das Bewegungsmoment verlässlich auszumitteln, womit in einer bestimm- ten Zeit eine gegebene Schnittfläche erzeugt werden kann, so wurde am 18ten Februar 1832 ein möglichst genauer Versuch dieser Art in der Seite 369 bereits beschriebenen Wis- kožil’schen Mühle zu Prag angestellt. Neben dem Mühlgerinne mit zwei Rädern, worin die angeführten Versuche über das Getreidemahlen angestellt wurden, befindet sich ein zweites Gerinne, worin drei Wasserräder hinter einander stehen. Hiervon ist das erste Wasserrad so vorgerichtet, dass das Gehwerk der Getreidemühle ausgerückt und dagegen das Gehwerk einer Bretsäge eingeschoben werden kann. An dieser Bretsäge wurden nun die Versuche angestellt. Da es nicht möglich war, die Höhe des Wasserstandes hinter dem ersten Wasserrade oder bei dem Ablaufe des Wassers vom ersten Rade zu messen, indem die Räder sehr nahe an einander stehen und das wasser zwischen den Rädern sich in einer bedeutenden Wellenbewegung befindet, so wurde bloss die Breite und Tiefe des Wassers vor dem ersten Rade und hinter dem letzten Rade gemessen, die Geschwindigkeit des Wassers an beiden Orten bestimmt und hieraus das Bewegungsmoment aller drei Räder ausgemittelt. Die Division desselben mit 3 gibt das Bewegungsmoment eines Rades, da es aus vieljähriger Erfahrung bei dieser Mühle bekannt ist, dass ein jedes Rad eine gleiche Arbeit verrichtet. Die Höhe des Wasserstandes über der Hauptschwelle des Mühlgerinnes oder der Höhen- unterschied zwischen dem Wasserspiegel des Oberwassers und der Oberfläche der Haupt- schwelle betrug an diesem Tage 3 Fuss 8¼ Zoll, die Höhe auf welche die Schütze auf- gezogen wurde und durch welche sonach das Wasser einströmen konnte, war 2 Fuss 7½ Zoll, dann die Breite der Oeffnung zwischen den Griessäulen 6 Fuss ½ Zoll. Da die Hauptschwelle nicht in der Oberfläche des Unterwassers, sondern um 1 Fuss 2¼ Zoll nie- driger gefunden wurde, so war die vorhandene Druckhöhe des Wassers über der Ober- fläche des Unterwassers nur (3′ 8¼″) — (1′ 2¼″) = 2′ 6″ = 30/12 Fuss, wie Seite 369. Hier- aus ergibt sich die Wassermenge, welche zur Zeit des Versuches in einer Sekunde in das Gerinne einströmte M = ⅔ · 0,633 · [FORMEL] = = 113,9 Kub. Fuss. Die Geschwindigkeit, womit das Wasser in dem Gerinne vor dem ersten Rade ankommt, ist = [FORMEL] = 12,45 Fuss. Bei dem Abflusse des Wassers hinter dem dritten Rade wurde die Breite des Gerinnes = 6 Fuss 3½ Zoll und die Wasser- tiefe = 2 Fuss 10¼ Zoll gemessen. Hieraus ergibt sich die Geschwindigkeit v aus der Gleichung 113,9 = [FORMEL] · v und v = 6,34 Fuss. Das ganze Bewegungsmoment des Wassers, welches zur Betreibung der drei Räder verwendet wurde, betrug daher

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/452>, abgerufen am 18.11.2024.