sind, so drücken mehr Theile auf die Strasse, folglich können die Räder nicht so tief einsinken, und daher ist auch der Widerstand und sonach die Zugkraft zur Uiberwältigung dieses Widerstandes kleiner; dieser Widerstand verhält sich nach der obigen Formel, wie
[Formel 1]
. Wenn also bei gleicher Belastung die Radfelgen achtmal so gross gemacht werden, so wird der Widerstand der Geleise auf die Hälfte vermindert, ein solches Rad würde jedoch zu schwer werden und vorzüglich beim Bergauffahren hinderlich seyn; nehmen wir daher die Breite der Radfelgen zu 4 Zoll statt der hier Landes meistens gebrauchten von 13/4 bis 21/2 Zoll Breite an, so verhalten sich die Widerstände der Geleise wie
[Formel 2]
1/4 = 1 : 3/4 beinahe, d. h. man erspart den vierten Theil an Zugkraft. Nach den Erhebungen des Grafen Rumford in Frankreich laden die Fuhrleute seit der eingeführten grössern Breite der Radschienen wirklich um ein Viertel mehr, als es früher bei den schmalen Schienen der Fall war.
§. 538.
Die Einführung breiter Radfelgen gewährt nicht bloss für die Zugkraft, sondern auch für die Unterhaltung der Strasse wesentliche Vortheile; schmale Radschienen schneiden in die Strasse ein und bilden tiefe Geleise, während breite Radschienen entweder keine oder sehr kleine Geleise bilden; wenn das Beschotterungs- materiale nicht vollkommen hart ist, so wird es von schmalen Radschienen bald zer- drückt oder zermalmt, während breite Radschienen, die auf mehreren kleinen Steinen aufliegen, über dieselben hinweggehen, ohne sie zu zerdrücken. Die Geleise, welche schmale Radschienen machen und vorzüglich die Erde und der Schotter, welchen sie aus den Geleisen herauswerfen, werden von den breitern Radfelgen abermal nieder- gedrückt und so die Strasse geebnet.
Diese Gründe haben in neuern Zeiten die Regierungen veranlasst, die Einführung der breiten Radfelgen vorzüglich zu begünstigen. In England ist für eine jede Breite der Radfelgen ein bestimmtes Gewicht gesetzlich bestimmt, welches der Wagen sammt Ladung haben darf, und dieses Gewicht beträgt im Sommer, wo die Strassen gewöhnlich im bessern Stande sind, mehr als im Winter; die beladenen Wägen werden auf der bei jedem Mauthschranken (turnpike gate) aufgestellten Strassenwage abgewo- gen und hiernach der Strassenzoll bemessen und bezahlt. Nach einer Parlamentsakte, welche im 3ten Regierungsjahre Georg's IV. erlassen wurde, sind folgende Gewichte für die Ladung und den Wagen auf den Heerstrassen (turnpike roads) erlaubt:
Vortheile breiter Felgen.
sind, so drücken mehr Theile auf die Strasse, folglich können die Räder nicht so tief einsinken, und daher ist auch der Widerstand und sonach die Zugkraft zur Uiberwältigung dieses Widerstandes kleiner; dieser Widerstand verhält sich nach der obigen Formel, wie
[Formel 1]
. Wenn also bei gleicher Belastung die Radfelgen achtmal so gross gemacht werden, so wird der Widerstand der Geleise auf die Hälfte vermindert, ein solches Rad würde jedoch zu schwer werden und vorzüglich beim Bergauffahren hinderlich seyn; nehmen wir daher die Breite der Radfelgen zu 4 Zoll statt der hier Landes meistens gebrauchten von 1¾ bis 2½ Zoll Breite an, so verhalten sich die Widerstände der Geleise wie
[Formel 2]
¼ = 1 : ¾ beinahe, d. h. man erspart den vierten Theil an Zugkraft. Nach den Erhebungen des Grafen Rumford in Frankreich laden die Fuhrleute seit der eingeführten grössern Breite der Radschienen wirklich um ein Viertel mehr, als es früher bei den schmalen Schienen der Fall war.
§. 538.
Die Einführung breiter Radfelgen gewährt nicht bloss für die Zugkraft, sondern auch für die Unterhaltung der Strasse wesentliche Vortheile; schmale Radschienen schneiden in die Strasse ein und bilden tiefe Geleise, während breite Radschienen entweder keine oder sehr kleine Geleise bilden; wenn das Beschotterungs- materiale nicht vollkommen hart ist, so wird es von schmalen Radschienen bald zer- drückt oder zermalmt, während breite Radschienen, die auf mehreren kleinen Steinen aufliegen, über dieselben hinweggehen, ohne sie zu zerdrücken. Die Geleise, welche schmale Radschienen machen und vorzüglich die Erde und der Schotter, welchen sie aus den Geleisen herauswerfen, werden von den breitern Radfelgen abermal nieder- gedrückt und so die Strasse geebnet.
Diese Gründe haben in neuern Zeiten die Regierungen veranlasst, die Einführung der breiten Radfelgen vorzüglich zu begünstigen. In England ist für eine jede Breite der Radfelgen ein bestimmtes Gewicht gesetzlich bestimmt, welches der Wagen sammt Ladung haben darf, und dieses Gewicht beträgt im Sommer, wo die Strassen gewöhnlich im bessern Stande sind, mehr als im Winter; die beladenen Wägen werden auf der bei jedem Mauthschranken (turnpike gate) aufgestellten Strassenwage abgewo- gen und hiernach der Strassenzoll bemessen und bezahlt. Nach einer Parlamentsakte, welche im 3ten Regierungsjahre Georg’s IV. erlassen wurde, sind folgende Gewichte für die Ladung und den Wagen auf den Heerstrassen (turnpike roads) erlaubt:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><pbfacs="#f0615"n="583"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Vortheile breiter Felgen</hi>.</fw><lb/>
sind, so drücken mehr Theile auf die Strasse, folglich können die Räder nicht so<lb/>
tief einsinken, und daher ist auch der Widerstand und sonach die Zugkraft zur<lb/>
Uiberwältigung dieses Widerstandes kleiner; dieser Widerstand verhält sich nach<lb/>
der obigen Formel, wie <formula/>. Wenn also bei gleicher Belastung die<lb/>
Radfelgen achtmal so gross gemacht werden, so wird der Widerstand der Geleise<lb/>
auf die Hälfte vermindert, ein solches Rad würde jedoch zu schwer werden<lb/>
und vorzüglich beim Bergauffahren hinderlich seyn; nehmen wir daher die<lb/>
Breite der Radfelgen zu 4 Zoll statt der hier Landes meistens gebrauchten von<lb/>
1¾ bis 2½ Zoll Breite an, so verhalten sich die Widerstände der Geleise wie<lb/><formula/> ¼ = 1 : ¾ beinahe, d. h. man erspart den vierten Theil an Zugkraft.<lb/>
Nach den Erhebungen des Grafen <hirendition="#i">Rumford</hi> in Frankreich laden die Fuhrleute<lb/>
seit der eingeführten grössern Breite der Radschienen wirklich um ein Viertel<lb/>
mehr, als es früher bei den schmalen Schienen der Fall war.</item></list></div><lb/><divn="3"><head>§. 538.</head><lb/><p><hirendition="#g">Die Einführung breiter Radfelgen</hi> gewährt nicht bloss für die Zugkraft,<lb/>
sondern auch für die <hirendition="#g">Unterhaltung der Strasse</hi> wesentliche Vortheile; schmale<lb/>
Radschienen schneiden in die Strasse ein und bilden tiefe Geleise, während breite<lb/>
Radschienen entweder keine oder sehr kleine Geleise bilden; wenn das Beschotterungs-<lb/>
materiale nicht vollkommen hart ist, so wird es von schmalen Radschienen bald zer-<lb/>
drückt oder zermalmt, während breite Radschienen, die auf mehreren kleinen Steinen<lb/>
aufliegen, über dieselben hinweggehen, ohne sie zu zerdrücken. Die Geleise, welche<lb/>
schmale Radschienen machen und vorzüglich die Erde und der Schotter, welchen sie<lb/>
aus den Geleisen herauswerfen, werden von den breitern Radfelgen abermal nieder-<lb/>
gedrückt und so die Strasse geebnet.</p><lb/><p>Diese Gründe haben in neuern Zeiten die Regierungen veranlasst, die Einführung<lb/>
der breiten Radfelgen vorzüglich zu begünstigen. In <hirendition="#g">England</hi> ist für eine jede<lb/>
Breite der Radfelgen ein bestimmtes Gewicht gesetzlich bestimmt, welches der Wagen<lb/>
sammt Ladung haben darf, und dieses Gewicht beträgt im Sommer, wo die Strassen<lb/>
gewöhnlich im bessern Stande sind, mehr als im Winter; die beladenen Wägen werden<lb/>
auf der bei jedem Mauthschranken (<hirendition="#i">turnpike gate</hi>) aufgestellten Strassenwage abgewo-<lb/>
gen und hiernach der Strassenzoll bemessen und bezahlt. Nach einer Parlamentsakte,<lb/>
welche im 3<hirendition="#sup">ten</hi> Regierungsjahre <hirendition="#i">Georg’s IV.</hi> erlassen wurde, sind folgende Gewichte für<lb/>
die <hirendition="#g">Ladung und den Wagen</hi> auf den Heerstrassen (<hirendition="#i">turnpike roads</hi>) erlaubt:</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[583/0615]
Vortheile breiter Felgen.
sind, so drücken mehr Theile auf die Strasse, folglich können die Räder nicht so
tief einsinken, und daher ist auch der Widerstand und sonach die Zugkraft zur
Uiberwältigung dieses Widerstandes kleiner; dieser Widerstand verhält sich nach
der obigen Formel, wie [FORMEL]. Wenn also bei gleicher Belastung die
Radfelgen achtmal so gross gemacht werden, so wird der Widerstand der Geleise
auf die Hälfte vermindert, ein solches Rad würde jedoch zu schwer werden
und vorzüglich beim Bergauffahren hinderlich seyn; nehmen wir daher die
Breite der Radfelgen zu 4 Zoll statt der hier Landes meistens gebrauchten von
1¾ bis 2½ Zoll Breite an, so verhalten sich die Widerstände der Geleise wie
[FORMEL] ¼ = 1 : ¾ beinahe, d. h. man erspart den vierten Theil an Zugkraft.
Nach den Erhebungen des Grafen Rumford in Frankreich laden die Fuhrleute
seit der eingeführten grössern Breite der Radschienen wirklich um ein Viertel
mehr, als es früher bei den schmalen Schienen der Fall war.
§. 538.
Die Einführung breiter Radfelgen gewährt nicht bloss für die Zugkraft,
sondern auch für die Unterhaltung der Strasse wesentliche Vortheile; schmale
Radschienen schneiden in die Strasse ein und bilden tiefe Geleise, während breite
Radschienen entweder keine oder sehr kleine Geleise bilden; wenn das Beschotterungs-
materiale nicht vollkommen hart ist, so wird es von schmalen Radschienen bald zer-
drückt oder zermalmt, während breite Radschienen, die auf mehreren kleinen Steinen
aufliegen, über dieselben hinweggehen, ohne sie zu zerdrücken. Die Geleise, welche
schmale Radschienen machen und vorzüglich die Erde und der Schotter, welchen sie
aus den Geleisen herauswerfen, werden von den breitern Radfelgen abermal nieder-
gedrückt und so die Strasse geebnet.
Diese Gründe haben in neuern Zeiten die Regierungen veranlasst, die Einführung
der breiten Radfelgen vorzüglich zu begünstigen. In England ist für eine jede
Breite der Radfelgen ein bestimmtes Gewicht gesetzlich bestimmt, welches der Wagen
sammt Ladung haben darf, und dieses Gewicht beträgt im Sommer, wo die Strassen
gewöhnlich im bessern Stande sind, mehr als im Winter; die beladenen Wägen werden
auf der bei jedem Mauthschranken (turnpike gate) aufgestellten Strassenwage abgewo-
gen und hiernach der Strassenzoll bemessen und bezahlt. Nach einer Parlamentsakte,
welche im 3ten Regierungsjahre Georg’s IV. erlassen wurde, sind folgende Gewichte für
die Ladung und den Wagen auf den Heerstrassen (turnpike roads) erlaubt:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/615>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.