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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Kräfte der Menschen.
Zweifel, die vielleicht über einige unserer Resultate erhoben werden dürften, beseitigt
zu haben.

Bei den nachfolgenden Anwendungen unserer Kraftformel werden daher immer Arbei-
ter vorausgesetzt, welche in dieser Art Arbeit nicht ungewohnt sind, und für sie werden
die gefundenen Resultate der Kraftformel in jedem Falle anzuwenden seyn.

Es verdient hier noch eine von Coulomb in Frankreich gemachte Bemerkung angeführt zu
werden: Die mittlern Resultate der Kraftäusserungen der Menschen richten sich auch nach
dem Klima; zu Martinique, wo das Thermometer selten unter 20 Grad steht, und die geo-
graphische Breite 14 Grad beträgt, konnten die Soldaten nicht die Hälfte der Arbeit ver-
richten, die sie in Frankreich auszurichten im Stande sind.

§. 27.

Unter dem weiblichen Geschlechte gibt es zwar auch einige rüstige Personen,
welche sich bei Akkorden mit Männern auf eine gleiche Arbeit einlassen, doch solche
Beispiele gehören zu den seltenen. Man pflegt daher die mittlere Kraft des weiblichen
Geschlechtes gewöhnlich um den fünften Theil niedriger anzuschlagen, sonach k = 20 Lb,
die mittlere Geschwindigkeit c = 2,5 Fuss und die mittlere Arbeitszeit t = 8 Stunden anzu-
nehmen. Hieraus folgt die wirkliche Kraft einer weiblichen Arbeitsperson mit Rücksicht
auf Zeit und Geschwindigkeit [Formel 1] .

§. 28.

Uiber die Kraft der Pferde und der Thiere insgesammt, ist vorläufig dasselbe
zu bemerken, was in dieser Beziehung von den Menschen gilt. Alle Thiere sind nämlich,
so wie die Menschen, bei der Ausübung ihrer Kraft auf gewisse Maasse und Verhältnisse
von Geschwindigkeit und Zeit beschränkt, deren sie sich auf keine Art zu entle-
digen vermögen, und auch bei ihnen tritt der Fall ein, dass sie in der Anwendung ihrer
Kraft durch die Gewohnheit geleitet werden. *)

*) Bereits die Natur hat den Thieren durch ihren verschiedenen Körperbau die Art und Weise ange-
wiesen, ihre Kräfte zu gebrauchen. Ein englisches Blatt aus London vom 4. November 1828, enthält
folgende merkwürdige Zusammenstellung der in den thierischen Körpern wohnenden Kräfte und ihrer
verschiedenen Anwendung hinsichtlich des Fortbewegens. Ein Krebs, heisst es darin, bewegt sich
seitwärts, die Wasserfliege schwimmt auf dem Rücken, die Schlange bewegt sich wellenförmig, der
Ameisenlöwe geht rückwärts. Wasservögel gehen, laufen, fliegen und schwimmen. Einige Thiere
können nur gehen, andere nur laufen, wieder andere nur galloppiren. Das Pferd thut alles dieses.
Tieger und Krokodille schiessen auf ihren Gegenstand zu; das Rennthier läuft, aber nie im Gallopp;
das Armadill schreitet langsam vorwärts, kann aber weder laufen noch springen, während der grosse
Ameisenfresser besser klettert, als geht. Das Faulthier ist gross, und kann dennoch täglich nicht
mehr, als 50 Schritte machen; ein Elendthier durchläuft anderthalb englische Meilen in 7 Minuten,
eine Antilope eine Meile in einer Minute und noch schneller läuft der wilde tartarische Maulesel. Ein
Adler fliegt 18 deutsche Meilen in einer Stunde und ein kanarischer Falke legt 250 deutsche Meilen
in 16 Stunden zurück. Der Mensch hat fast alle genannte Bewegungen in seiner Gewalt, nur fliegen
kann er nicht.

Kräfte der Menschen.
Zweifel, die vielleicht über einige unserer Resultate erhoben werden dürften, beseitigt
zu haben.

Bei den nachfolgenden Anwendungen unserer Kraftformel werden daher immer Arbei-
ter vorausgesetzt, welche in dieser Art Arbeit nicht ungewohnt sind, und für sie werden
die gefundenen Resultate der Kraftformel in jedem Falle anzuwenden seyn.

Es verdient hier noch eine von Coulomb in Frankreich gemachte Bemerkung angeführt zu
werden: Die mittlern Resultate der Kraftäusserungen der Menschen richten sich auch nach
dem Klima; zu Martinique, wo das Thermometer selten unter 20 Grad steht, und die geo-
graphische Breite 14 Grad beträgt, konnten die Soldaten nicht die Hälfte der Arbeit ver-
richten, die sie in Frankreich auszurichten im Stande sind.

§. 27.

Unter dem weiblichen Geschlechte gibt es zwar auch einige rüstige Personen,
welche sich bei Akkorden mit Männern auf eine gleiche Arbeit einlassen, doch solche
Beispiele gehören zu den seltenen. Man pflegt daher die mittlere Kraft des weiblichen
Geschlechtes gewöhnlich um den fünften Theil niedriger anzuschlagen, sonach k = 20 ℔,
die mittlere Geschwindigkeit c = 2,5 Fuss und die mittlere Arbeitszeit t = 8 Stunden anzu-
nehmen. Hieraus folgt die wirkliche Kraft einer weiblichen Arbeitsperson mit Rücksicht
auf Zeit und Geschwindigkeit [Formel 1] .

§. 28.

Uiber die Kraft der Pferde und der Thiere insgesammt, ist vorläufig dasselbe
zu bemerken, was in dieser Beziehung von den Menschen gilt. Alle Thiere sind nämlich,
so wie die Menschen, bei der Ausübung ihrer Kraft auf gewisse Maasse und Verhältnisse
von Geschwindigkeit und Zeit beschränkt, deren sie sich auf keine Art zu entle-
digen vermögen, und auch bei ihnen tritt der Fall ein, dass sie in der Anwendung ihrer
Kraft durch die Gewohnheit geleitet werden. *)

*) Bereits die Natur hat den Thieren durch ihren verschiedenen Körperbau die Art und Weise ange-
wiesen, ihre Kräfte zu gebrauchen. Ein englisches Blatt aus London vom 4. November 1828, enthält
folgende merkwürdige Zusammenstellung der in den thierischen Körpern wohnenden Kräfte und ihrer
verschiedenen Anwendung hinsichtlich des Fortbewegens. Ein Krebs, heisst es darin, bewegt sich
seitwärts, die Wasserfliege schwimmt auf dem Rücken, die Schlange bewegt sich wellenförmig, der
Ameisenlöwe geht rückwärts. Wasservögel gehen, laufen, fliegen und schwimmen. Einige Thiere
können nur gehen, andere nur laufen, wieder andere nur galloppiren. Das Pferd thut alles dieses.
Tieger und Krokodille schiessen auf ihren Gegenstand zu; das Rennthier läuft, aber nie im Gallopp;
das Armadill schreitet langsam vorwärts, kann aber weder laufen noch springen, während der grosse
Ameisenfresser besser klettert, als geht. Das Faulthier ist gross, und kann dennoch täglich nicht
mehr, als 50 Schritte machen; ein Elendthier durchläuft anderthalb englische Meilen in 7 Minuten,
eine Antilope eine Meile in einer Minute und noch schneller läuft der wilde tartarische Maulesel. Ein
Adler fliegt 18 deutsche Meilen in einer Stunde und ein kanarischer Falke legt 250 deutsche Meilen
in 16 Stunden zurück. Der Mensch hat fast alle genannte Bewegungen in seiner Gewalt, nur fliegen
kann er nicht.
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[31/0061] Kräfte der Menschen. Zweifel, die vielleicht über einige unserer Resultate erhoben werden dürften, beseitigt zu haben. Bei den nachfolgenden Anwendungen unserer Kraftformel werden daher immer Arbei- ter vorausgesetzt, welche in dieser Art Arbeit nicht ungewohnt sind, und für sie werden die gefundenen Resultate der Kraftformel in jedem Falle anzuwenden seyn. Es verdient hier noch eine von Coulomb in Frankreich gemachte Bemerkung angeführt zu werden: Die mittlern Resultate der Kraftäusserungen der Menschen richten sich auch nach dem Klima; zu Martinique, wo das Thermometer selten unter 20 Grad steht, und die geo- graphische Breite 14 Grad beträgt, konnten die Soldaten nicht die Hälfte der Arbeit ver- richten, die sie in Frankreich auszurichten im Stande sind. §. 27. Unter dem weiblichen Geschlechte gibt es zwar auch einige rüstige Personen, welche sich bei Akkorden mit Männern auf eine gleiche Arbeit einlassen, doch solche Beispiele gehören zu den seltenen. Man pflegt daher die mittlere Kraft des weiblichen Geschlechtes gewöhnlich um den fünften Theil niedriger anzuschlagen, sonach k = 20 ℔, die mittlere Geschwindigkeit c = 2,5 Fuss und die mittlere Arbeitszeit t = 8 Stunden anzu- nehmen. Hieraus folgt die wirkliche Kraft einer weiblichen Arbeitsperson mit Rücksicht auf Zeit und Geschwindigkeit [FORMEL]. §. 28. Uiber die Kraft der Pferde und der Thiere insgesammt, ist vorläufig dasselbe zu bemerken, was in dieser Beziehung von den Menschen gilt. Alle Thiere sind nämlich, so wie die Menschen, bei der Ausübung ihrer Kraft auf gewisse Maasse und Verhältnisse von Geschwindigkeit und Zeit beschränkt, deren sie sich auf keine Art zu entle- digen vermögen, und auch bei ihnen tritt der Fall ein, dass sie in der Anwendung ihrer Kraft durch die Gewohnheit geleitet werden. *) *) Bereits die Natur hat den Thieren durch ihren verschiedenen Körperbau die Art und Weise ange- wiesen, ihre Kräfte zu gebrauchen. Ein englisches Blatt aus London vom 4. November 1828, enthält folgende merkwürdige Zusammenstellung der in den thierischen Körpern wohnenden Kräfte und ihrer verschiedenen Anwendung hinsichtlich des Fortbewegens. Ein Krebs, heisst es darin, bewegt sich seitwärts, die Wasserfliege schwimmt auf dem Rücken, die Schlange bewegt sich wellenförmig, der Ameisenlöwe geht rückwärts. Wasservögel gehen, laufen, fliegen und schwimmen. Einige Thiere können nur gehen, andere nur laufen, wieder andere nur galloppiren. Das Pferd thut alles dieses. Tieger und Krokodille schiessen auf ihren Gegenstand zu; das Rennthier läuft, aber nie im Gallopp; das Armadill schreitet langsam vorwärts, kann aber weder laufen noch springen, während der grosse Ameisenfresser besser klettert, als geht. Das Faulthier ist gross, und kann dennoch täglich nicht mehr, als 50 Schritte machen; ein Elendthier durchläuft anderthalb englische Meilen in 7 Minuten, eine Antilope eine Meile in einer Minute und noch schneller läuft der wilde tartarische Maulesel. Ein Adler fliegt 18 deutsche Meilen in einer Stunde und ein kanarischer Falke legt 250 deutsche Meilen in 16 Stunden zurück. Der Mensch hat fast alle genannte Bewegungen in seiner Gewalt, nur fliegen kann er nicht.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/61>, abgerufen am 18.11.2024.