Die Kraft, um einen Körper Q über eine schiefe Fläche parallel zur Grundlinie herab zu bewegen, wird auf gleiche Art gefunden. Soll Q über die schiefe Fläche a c herabgezogen werden, so kommt der Reibungswinkel wie in den frü- hern Fällen der Kraft zum Nachtheile, indem er die Neigung der schiefen Fläche vermin- dert. Trägt man daher von c aus die Höhe c d = m . b auf und verbindet d mit a, so ist es einerlei, den Körper Q über a c mit Reibung, oder über a d ohne Reibung zu be- wegen. Zieht man nun durch a eine horizontale Linie a e, so ist der Neigungswinkel der konstruirten schiefen Fläche, nämlich d a e = a -- v, und die Höhe dieser schie- fen Fläche oder d e = m . b -- h. Demnach ist die Kraft, welche zum Heraufziehen des Körpers über a d benöthigt wird, P = Q
[Formel 1]
= Q
[Formel 2]
. Hieraus folgt:
1tens. Wenn m =
[Formel 3]
oder der Widerstand des Weges dem Verhältnisse der Hö- he der schiefen Fläche zu ihrer Grundlinie gleich kommt, so ist die Kraft P = 0, d. h. der Körper wird sich auf der schiefen Fläche erhalten, und wenn er eine Bewegung bereits angenommen hat, dieselbe beibehalten.
2tens. Wenn m grösser als
[Formel 4]
oder der Widerstand des Weges grösser als das Ver- hältniss
[Formel 5]
bei der schiefen Fläche ist, so muss man noch eine Kraft anwenden, um den Körper über die schiefe Fläche herab zu ziehen.
3tens. Ist im Gegentheile
[Formel 6]
grösser als m, so wird der Werth für P negativ, d. h. es muss eine Kraft angewendet werden, um den Körper auf der schiefen Fläche zu erhalten, und sein Herabrollen zu verhindern.
§. 472.
Die Reibung bei der Schraube wird aus der schiefen Fläche abgeleitet. Fig. 29.Da man nämlich die Schraube als eine schiefe Fläche betrachten kann, die um einen Cylinder gewunden wurde, so erhellet von selbst, dass man bei derselben den Rei- bungswiderstand auf gleiche Art in Rechnung zu nehmen hat, wie es bei der schie- fen Fläche geschehen ist. Es sey Fig. 29 eine Schraube und a b c ein aufgewunde- nes Gewinde derselben, so wird, da hier die Kraft parallel zur Grundlinie wirkt, P : Q = h + m . b : b seyn, woraus die Kraft, die zur Bewegung der Schraube an ihrer Peripherie erfordert wird, P = Q
[Formel 7]
folgt. Nun ist aber die Grundlinie in diesem Falle die Peripherie eines Schraubengewindes oder 22/7 . 2 a; wir erhalten demnach P = Q
[Formel 8]
.
Wird die Schraube mit einem Hebel oder Schraubenschlüssel verbunden, so ist, wenn wir dieselben Bezeichnungen wie §. 141 beibehalten, die Last, welche die Schrau- be hebt, oder der Druck, welchen sie ausübt, Q =
[Formel 9]
.
Reibung bei der schiefen Fläche.
§. 471.
Fig. 28. Tab. 27.
Die Kraft, um einen Körper Q über eine schiefe Fläche parallel zur Grundlinie herab zu bewegen, wird auf gleiche Art gefunden. Soll Q über die schiefe Fläche a c herabgezogen werden, so kommt der Reibungswinkel wie in den frü- hern Fällen der Kraft zum Nachtheile, indem er die Neigung der schiefen Fläche vermin- dert. Trägt man daher von c aus die Höhe c d = m . b auf und verbindet d mit a, so ist es einerlei, den Körper Q über a c mit Reibung, oder über a d ohne Reibung zu be- wegen. Zieht man nun durch a eine horizontale Linie a e, so ist der Neigungswinkel der konstruirten schiefen Fläche, nämlich d a e = α — v, und die Höhe dieser schie- fen Fläche oder d e = m . b — h. Demnach ist die Kraft, welche zum Heraufziehen des Körpers über a d benöthigt wird, P = Q
[Formel 1]
= Q
[Formel 2]
. Hieraus folgt:
1tens. Wenn m =
[Formel 3]
oder der Widerstand des Weges dem Verhältnisse der Hö- he der schiefen Fläche zu ihrer Grundlinie gleich kommt, so ist die Kraft P = 0, d. h. der Körper wird sich auf der schiefen Fläche erhalten, und wenn er eine Bewegung bereits angenommen hat, dieselbe beibehalten.
2tens. Wenn m grösser als
[Formel 4]
oder der Widerstand des Weges grösser als das Ver- hältniss
[Formel 5]
bei der schiefen Fläche ist, so muss man noch eine Kraft anwenden, um den Körper über die schiefe Fläche herab zu ziehen.
3tens. Ist im Gegentheile
[Formel 6]
grösser als m, so wird der Werth für P negativ, d. h. es muss eine Kraft angewendet werden, um den Körper auf der schiefen Fläche zu erhalten, und sein Herabrollen zu verhindern.
§. 472.
Die Reibung bei der Schraube wird aus der schiefen Fläche abgeleitet. Fig. 29.Da man nämlich die Schraube als eine schiefe Fläche betrachten kann, die um einen Cylinder gewunden wurde, so erhellet von selbst, dass man bei derselben den Rei- bungswiderstand auf gleiche Art in Rechnung zu nehmen hat, wie es bei der schie- fen Fläche geschehen ist. Es sey Fig. 29 eine Schraube und a b c ein aufgewunde- nes Gewinde derselben, so wird, da hier die Kraft parallel zur Grundlinie wirkt, P : Q = h + m . b : b seyn, woraus die Kraft, die zur Bewegung der Schraube an ihrer Peripherie erfordert wird, P = Q
[Formel 7]
folgt. Nun ist aber die Grundlinie in diesem Falle die Peripherie eines Schraubengewindes oder 22/7 . 2 a; wir erhalten demnach P = Q
[Formel 8]
.
Wird die Schraube mit einem Hebel oder Schraubenschlüssel verbunden, so ist, wenn wir dieselben Bezeichnungen wie §. 141 beibehalten, die Last, welche die Schrau- be hebt, oder der Druck, welchen sie ausübt, Q =
[Formel 9]
.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0554"n="522"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Reibung bei der schiefen Fläche.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 471.</head><lb/><noteplace="left">Fig.<lb/>
28.<lb/>
Tab.<lb/>
27.</note><p>Die Kraft, <hirendition="#g">um einen Körper Q über eine schiefe Fläche parallel zur<lb/>
Grundlinie herab zu bewegen</hi>, wird auf gleiche Art gefunden. Soll Q über die<lb/>
schiefe Fläche a c herabgezogen werden, so kommt der Reibungswinkel wie in den frü-<lb/>
hern Fällen der Kraft zum Nachtheile, indem er die Neigung der schiefen Fläche vermin-<lb/>
dert. Trägt man daher von c aus die Höhe c d = m . b auf und verbindet d mit a, so<lb/>
ist es einerlei, den Körper Q über a c mit Reibung, oder über a d ohne Reibung zu be-<lb/>
wegen. Zieht man nun durch a eine horizontale Linie a e, so ist der Neigungswinkel<lb/>
der konstruirten schiefen Fläche, nämlich d a e = <hirendition="#i">α</hi>— v, und die Höhe dieser schie-<lb/>
fen Fläche oder d e = m . b — h. Demnach ist die Kraft, welche zum Heraufziehen<lb/>
des Körpers über a d benöthigt wird, P = Q <formula/> = Q <formula/>. Hieraus<lb/>
folgt:</p><lb/><list><item>1<hirendition="#sup">tens.</hi> Wenn m = <formula/> oder der Widerstand des Weges dem Verhältnisse der Hö-<lb/>
he der schiefen Fläche zu ihrer Grundlinie gleich kommt, so ist die Kraft P = 0,<lb/>
d. h. der Körper wird sich auf der schiefen Fläche erhalten, und wenn er eine<lb/>
Bewegung bereits angenommen hat, dieselbe beibehalten.</item><lb/><item>2<hirendition="#sup">tens.</hi> Wenn m grösser als <formula/> oder der Widerstand des Weges grösser als das Ver-<lb/>
hältniss <formula/> bei der schiefen Fläche ist, so muss man noch eine Kraft anwenden,<lb/>
um den Körper über die schiefe Fläche herab zu ziehen.</item><lb/><item>3<hirendition="#sup">tens.</hi> Ist im Gegentheile <formula/> grösser als m, so wird der Werth für P negativ, d. h.<lb/>
es muss eine Kraft angewendet werden, um den Körper auf der schiefen Fläche<lb/>
zu erhalten, und sein Herabrollen zu verhindern.</item></list></div><lb/><divn="3"><head>§. 472.</head><lb/><p><hirendition="#g">Die Reibung bei der Schraube</hi> wird aus der schiefen Fläche abgeleitet.<lb/><noteplace="left">Fig.<lb/>
29.</note>Da man nämlich die Schraube als eine schiefe Fläche betrachten kann, die um einen<lb/>
Cylinder gewunden wurde, so erhellet von selbst, dass man bei derselben den Rei-<lb/>
bungswiderstand auf gleiche Art in Rechnung zu nehmen hat, wie es bei der schie-<lb/>
fen Fläche geschehen ist. Es sey Fig. 29 eine Schraube und a b c ein aufgewunde-<lb/>
nes Gewinde derselben, so wird, da hier die Kraft parallel zur Grundlinie wirkt,<lb/>
P : Q = h + m . b : b seyn, woraus die Kraft, die zur Bewegung der Schraube an<lb/>
ihrer Peripherie erfordert wird, P = Q <formula/> folgt. Nun ist aber die Grundlinie<lb/>
in diesem Falle die Peripherie eines Schraubengewindes oder 22/7 . 2 a; wir erhalten<lb/>
demnach P = Q <formula/>.</p><lb/><p>Wird die Schraube mit einem Hebel oder Schraubenschlüssel verbunden, so ist,<lb/>
wenn wir dieselben Bezeichnungen wie §. 141 beibehalten, die Last, welche die Schrau-<lb/>
be hebt, oder der Druck, welchen sie ausübt, Q = <formula/>.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[522/0554]
Reibung bei der schiefen Fläche.
§. 471.
Die Kraft, um einen Körper Q über eine schiefe Fläche parallel zur
Grundlinie herab zu bewegen, wird auf gleiche Art gefunden. Soll Q über die
schiefe Fläche a c herabgezogen werden, so kommt der Reibungswinkel wie in den frü-
hern Fällen der Kraft zum Nachtheile, indem er die Neigung der schiefen Fläche vermin-
dert. Trägt man daher von c aus die Höhe c d = m . b auf und verbindet d mit a, so
ist es einerlei, den Körper Q über a c mit Reibung, oder über a d ohne Reibung zu be-
wegen. Zieht man nun durch a eine horizontale Linie a e, so ist der Neigungswinkel
der konstruirten schiefen Fläche, nämlich d a e = α — v, und die Höhe dieser schie-
fen Fläche oder d e = m . b — h. Demnach ist die Kraft, welche zum Heraufziehen
des Körpers über a d benöthigt wird, P = Q [FORMEL] = Q [FORMEL]. Hieraus
folgt:
1tens. Wenn m = [FORMEL] oder der Widerstand des Weges dem Verhältnisse der Hö-
he der schiefen Fläche zu ihrer Grundlinie gleich kommt, so ist die Kraft P = 0,
d. h. der Körper wird sich auf der schiefen Fläche erhalten, und wenn er eine
Bewegung bereits angenommen hat, dieselbe beibehalten.
2tens. Wenn m grösser als [FORMEL] oder der Widerstand des Weges grösser als das Ver-
hältniss [FORMEL] bei der schiefen Fläche ist, so muss man noch eine Kraft anwenden,
um den Körper über die schiefe Fläche herab zu ziehen.
3tens. Ist im Gegentheile [FORMEL] grösser als m, so wird der Werth für P negativ, d. h.
es muss eine Kraft angewendet werden, um den Körper auf der schiefen Fläche
zu erhalten, und sein Herabrollen zu verhindern.
§. 472.
Die Reibung bei der Schraube wird aus der schiefen Fläche abgeleitet.
Da man nämlich die Schraube als eine schiefe Fläche betrachten kann, die um einen
Cylinder gewunden wurde, so erhellet von selbst, dass man bei derselben den Rei-
bungswiderstand auf gleiche Art in Rechnung zu nehmen hat, wie es bei der schie-
fen Fläche geschehen ist. Es sey Fig. 29 eine Schraube und a b c ein aufgewunde-
nes Gewinde derselben, so wird, da hier die Kraft parallel zur Grundlinie wirkt,
P : Q = h + m . b : b seyn, woraus die Kraft, die zur Bewegung der Schraube an
ihrer Peripherie erfordert wird, P = Q [FORMEL] folgt. Nun ist aber die Grundlinie
in diesem Falle die Peripherie eines Schraubengewindes oder 22/7 . 2 a; wir erhalten
demnach P = Q [FORMEL].
Fig.
29.
Wird die Schraube mit einem Hebel oder Schraubenschlüssel verbunden, so ist,
wenn wir dieselben Bezeichnungen wie §. 141 beibehalten, die Last, welche die Schrau-
be hebt, oder der Druck, welchen sie ausübt, Q = [FORMEL].
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/554>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.