Nach Hoyer's Taschenbuch für Soldaten (Tübingen, 1803) macht das Fussvolk in einer Minute bequem:
Bei dem einfachen Manövrir-Schritt, 80 Schritte zu 2,5 Rheinl. Fuss; daher die Ge- schwindigkeit = 3,3 Nied. Oest. Fuss. *)
Bei dem einfachen Reiseschritt, 100 Schritte zu 2,5 Rheinl. Fuss; daher die Geschwindig- keit = 4,1 Nied. Oest. Fuss.
Bei dem einfachen Doublir-Schritt, 150 Schritte zu 2,25 Rheinl. Fuss; daher die Ge- schwindigkeit = 5,6 Nied. Oest. Fuss.
Aus diesen Erfahrungen folgt, dass die Geschwindigkeit der militärischen Be- wegungen viel grösser sey, als die Geschwindigkeit der gewöhnlichen Tagarbeiter, die wir nur zu 2,5 Fuss annahmen. Gewöhnlich rechnet man, dass ein Bothe den Weg von einer Meile in 2 Stunden zurücklegt, diess gibt eine Geschwindigkeit von
[Formel 2]
Fuss, welches mit der Geschwindigkeit des Militärs beim Manövrir-Schritte sehr nahe überein kömmt. Die übrigen militärischen Geschwindigkeiten bei dem Reise- und Doublir-Schritte sind jedoch weit grösser.
§. 22.
Um nun die Kraftanstrengung des Militärs zu berechnen, wollen wir zwei Zeitperioden betrachten, in welchen das Militär verschiedene Gewichte an Bagage trug, und auch verschiedene Tagesmärsche zurückzulegen hatte.
Vor dem Ende des verflossenen Jahrhundertes waren die Märsche des k. k. österr. Militärs so eingerichtet, dass täglich nur 2 Meilen und zwar gewöhnlich in 4 Stunden zurückgelegt wurden. Bei diesem Marsche trug ein jeder Soldat nebst seinem Anzuge eine Flinte, welche vorschriftsmässig 12 Lb wog; die Patrontasche mit 60 Patronen hatte 10 Lb, der Mantel mit dem Tornister, Brod, Kochgeräthe und anderm Gepäcke bei- läufig 23 Lb, folglich betrug die gesammte Last 12 + 10 + 23 = 45 Lb.
Da der Weg von 2 Meilen oder 8000 Klafter in 4 Stunden zurückgelegt wurde, so war die Geschwindigkeit v = 10/3 Fuss, und weil man an jedem Tage nur 4 Stun- den auf dem Wege zubrachte, so war z = 4 Stunden. Nachdem es nun bekannt ist, dass für den Soldatenstand immer nur die gesündesten, stärksten und grössten Leute ausgesucht wurden, so kann man die mittlere Geschwindigkeit derselben c = 10/3 Fuss und t = 8 Stunden annehmen. Setzen wir nun diese Werthe in unsere Formel, so er- halten wir
[Formel 3]
. Hieraus folgt die mittlere Kraft dieser Soldaten k = 30 Lb.
Wenn das Militär in Kriegszeiten zuweilen doppelte Märsche oder in einem Tage 4 Meilen machen musste, so war z = 8 Stunden und v = c = 10/3 Fuss, also in die- sem Falle das verhältnissmässige Kraftvermögen eines Soldaten
[Formel 4]
= 30 Lb.
*) Nach Vega verhält sich der Rheinländische Fuss zum Wiener Fuss, wie 313,8536 zu 316,1028 oder wie 1 zu 1,0072, es ist demnach ein Rheinl. Fuss
[Formel 1]
Wiener Fuss.
Kräfte der Menschen.
Nach Hoyer’s Taschenbuch für Soldaten (Tübingen, 1803) macht das Fussvolk in einer Minute bequem:
Bei dem einfachen Manövrir-Schritt, 80 Schritte zu 2,5 Rheinl. Fuss; daher die Ge- schwindigkeit = 3,3 Nied. Oest. Fuss. *)
Bei dem einfachen Reiseschritt, 100 Schritte zu 2,5 Rheinl. Fuss; daher die Geschwindig- keit = 4,1 Nied. Oest. Fuss.
Bei dem einfachen Doublir-Schritt, 150 Schritte zu 2,25 Rheinl. Fuss; daher die Ge- schwindigkeit = 5,6 Nied. Oest. Fuss.
Aus diesen Erfahrungen folgt, dass die Geschwindigkeit der militärischen Be- wegungen viel grösser sey, als die Geschwindigkeit der gewöhnlichen Tagarbeiter, die wir nur zu 2,5 Fuss annahmen. Gewöhnlich rechnet man, dass ein Bothe den Weg von einer Meile in 2 Stunden zurücklegt, diess gibt eine Geschwindigkeit von
[Formel 2]
Fuss, welches mit der Geschwindigkeit des Militärs beim Manövrir-Schritte sehr nahe überein kömmt. Die übrigen militärischen Geschwindigkeiten bei dem Reise- und Doublir-Schritte sind jedoch weit grösser.
§. 22.
Um nun die Kraftanstrengung des Militärs zu berechnen, wollen wir zwei Zeitperioden betrachten, in welchen das Militär verschiedene Gewichte an Bagage trug, und auch verschiedene Tagesmärsche zurückzulegen hatte.
Vor dem Ende des verflossenen Jahrhundertes waren die Märsche des k. k. österr. Militärs so eingerichtet, dass täglich nur 2 Meilen und zwar gewöhnlich in 4 Stunden zurückgelegt wurden. Bei diesem Marsche trug ein jeder Soldat nebst seinem Anzuge eine Flinte, welche vorschriftsmässig 12 ℔ wog; die Patrontasche mit 60 Patronen hatte 10 ℔, der Mantel mit dem Tornister, Brod, Kochgeräthe und anderm Gepäcke bei- läufig 23 ℔, folglich betrug die gesammte Last 12 + 10 + 23 = 45 ℔.
Da der Weg von 2 Meilen oder 8000 Klafter in 4 Stunden zurückgelegt wurde, so war die Geschwindigkeit v = 10/3 Fuss, und weil man an jedem Tage nur 4 Stun- den auf dem Wege zubrachte, so war z = 4 Stunden. Nachdem es nun bekannt ist, dass für den Soldatenstand immer nur die gesündesten, stärksten und grössten Leute ausgesucht wurden, so kann man die mittlere Geschwindigkeit derselben c = 10/3 Fuss und t = 8 Stunden annehmen. Setzen wir nun diese Werthe in unsere Formel, so er- halten wir
[Formel 3]
. Hieraus folgt die mittlere Kraft dieser Soldaten k = 30 ℔.
Wenn das Militär in Kriegszeiten zuweilen doppelte Märsche oder in einem Tage 4 Meilen machen musste, so war z = 8 Stunden und v = c = 10/3 Fuss, also in die- sem Falle das verhältnissmässige Kraftvermögen eines Soldaten
[Formel 4]
= 30 ℔.
*) Nach Vega verhält sich der Rheinländische Fuss zum Wiener Fuss, wie 313,8536 zu 316,1028 oder wie 1 zu 1,0072, es ist demnach ein Rheinl. Fuss
[Formel 1]
Wiener Fuss.
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Nach Hoyer’s Taschenbuch für Soldaten (Tübingen, 1803) macht das Fussvolk in
einer Minute bequem:
Bei dem einfachen Manövrir-Schritt, 80 Schritte zu 2,5 Rheinl. Fuss; daher die Ge-
schwindigkeit = 3,3 Nied. Oest. Fuss. *)
Bei dem einfachen Reiseschritt, 100 Schritte zu 2,5 Rheinl. Fuss; daher die Geschwindig-
keit = 4,1 Nied. Oest. Fuss.
Bei dem einfachen Doublir-Schritt, 150 Schritte zu 2,25 Rheinl. Fuss; daher die Ge-
schwindigkeit = 5,6 Nied. Oest. Fuss.
Aus diesen Erfahrungen folgt, dass die Geschwindigkeit der militärischen Be-
wegungen viel grösser sey, als die Geschwindigkeit der gewöhnlichen Tagarbeiter,
die wir nur zu 2,5 Fuss annahmen. Gewöhnlich rechnet man, dass ein Bothe den
Weg von einer Meile in 2 Stunden zurücklegt, diess gibt eine Geschwindigkeit von
[FORMEL] Fuss, welches mit der Geschwindigkeit des Militärs beim Manövrir-Schritte
sehr nahe überein kömmt. Die übrigen militärischen Geschwindigkeiten bei dem Reise-
und Doublir-Schritte sind jedoch weit grösser.
§. 22.
Um nun die Kraftanstrengung des Militärs zu berechnen, wollen wir
zwei Zeitperioden betrachten, in welchen das Militär verschiedene Gewichte an Bagage
trug, und auch verschiedene Tagesmärsche zurückzulegen hatte.
Vor dem Ende des verflossenen Jahrhundertes waren die Märsche des k. k. österr.
Militärs so eingerichtet, dass täglich nur 2 Meilen und zwar gewöhnlich in 4 Stunden
zurückgelegt wurden. Bei diesem Marsche trug ein jeder Soldat nebst seinem Anzuge
eine Flinte, welche vorschriftsmässig 12 ℔ wog; die Patrontasche mit 60 Patronen hatte
10 ℔, der Mantel mit dem Tornister, Brod, Kochgeräthe und anderm Gepäcke bei-
läufig 23 ℔, folglich betrug die gesammte Last 12 + 10 + 23 = 45 ℔.
Da der Weg von 2 Meilen oder 8000 Klafter in 4 Stunden zurückgelegt wurde,
so war die Geschwindigkeit v = 10/3 Fuss, und weil man an jedem Tage nur 4 Stun-
den auf dem Wege zubrachte, so war z = 4 Stunden. Nachdem es nun bekannt ist,
dass für den Soldatenstand immer nur die gesündesten, stärksten und grössten Leute
ausgesucht wurden, so kann man die mittlere Geschwindigkeit derselben c = 10/3 Fuss
und t = 8 Stunden annehmen. Setzen wir nun diese Werthe in unsere Formel, so er-
halten wir [FORMEL]. Hieraus folgt die mittlere Kraft dieser
Soldaten k = 30 ℔.
Wenn das Militär in Kriegszeiten zuweilen doppelte Märsche oder in einem
Tage 4 Meilen machen musste, so war z = 8 Stunden und v = c = 10/3 Fuss, also in die-
sem Falle das verhältnissmässige Kraftvermögen eines Soldaten [FORMEL]
= 30 ℔.
*) Nach Vega verhält sich der Rheinländische Fuss zum Wiener Fuss, wie 313,8536 zu 316,1028
oder wie 1 zu 1,0072, es ist demnach ein Rheinl. Fuss [FORMEL] Wiener Fuss.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/52>, abgerufen am 18.11.2024.
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