Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Hebladen.
Fig.
8.
Tab.
7.
sern, bis der Stock umbricht. Weil aber der Stock hiedurch nicht senkrecht aufgehoben,
sondern nur nach der Seite, und zwar mit dem Hebel überworfen wird, so stellt
man noch einen Arbeiter in M auf, welcher eine am Hebebaume in B mit einem Ringe
befestigte Leitstange in den Händen hält und durch Anziehen und Nachlassen dersel-
ben dafür zu sorgen hat, dass der Hebebaum nicht zur Seite ausweichen, sondern in
einer möglichst senkrechten Richtung herabgehen und die Füsse der Arbeitsleute
N, O, P, Q nicht beschädigen möge. Obgleich dieses Verfahren von Unkundigen
für gefährlich gehalten werden dürfte, so ist doch kein Beispiel einer solchen Beschä-
digung bekannt. Auch geht das Stockbrechen sehr schnell von statten, indem alle Stö-
cke, die man durch 10 Stunden des Tages umgräbt, gewöhnlich in den noch übrigen
2 Arbeitsstunden gebrochen werden.

Andere mit Pfahlwurzeln versehene Stöcke, wobei ein jeder zum Ausreissen ange-
wandte Hebel brechen würde, werden bloss umgegraben, die Wurzeln, so weit man
dazu gelangen kann, abgehauen und der Stock selbst durch eingetriebene Keile aus-
gespalten.

§. 156.

Der Hebladen gibt es nach dem Lande, wo sie zuerst erfunden und gebraucht
wurden, mehrere Arten; als eine deutsche, eine schwedische, zwei franzö-
sische
u. s. w.

Fig.
12,
13
und
14.
Tab.
6.

Die deutsche Heblade, welche auf der 6ten Tafel abgebildet erscheint, ist bei
uns am meisten im Gebrauche. Sie dient gewöhnlich dazu, um in Waldungen das
Ende eines schweren Stammes Holz auf eine Schleife oder einen Wagen zu heben.
Dieselbe besteht aus zwei starken Pfosten E F und G H, welche gewöhnlich 8 bis 10
Zoll breit, 2 Zoll dick und 6 bis 7 Fuss lang sind; diese Pfosten sind unten und oben,
nämlich bei G und H vermittelst eines dazwischen gelegten Holzes von 2 bis 3 Zoll
Stärke und einiger angebrachten eisernen Beschläge mit einander verbunden, und wer-
den mit zwei Reihen Oeffnungen durchbohrt. Damit die Oeffnungen nicht ausbrechen,
beschlägt man die Pfosten inwendig mit Blech, durch welches nun die Oeffnungen
durchgehen. Man kann auch einen einzelnen Stamm hiezu verwenden und denselben
zu diesem Behufe in der Mitte ausstemmen und durchbohren. Damit dieser Stamm (die
Lade) in der aufrechten Stellung sich fest erhalte, werden unten bei I und K zwei
zugespitzte Eisen und oben bei H zwei hölzerne Stützen L und M angebracht.

Die Oeffnung in der Lade ist dazu bestimmt, um das vordere eiserne Ende B C eines
Hebels oder einer hölzernen Stange A B durchgehen zu lassen. An diesem eisernen
Ende ist vorne ein Haken o D und hinter demselben zwei halbrunde Lager m und n
(Fig. 12 und 13), deren Entfernung eben so gross, als jene der Seitenöffnungen ist, an-
gebracht. Wenn man nun die zwei Vorstecknägel oder Bolzen (Fig. 14) in die Seiten-
öffnungen steckt und an den Haken in D die Last anhängt, so lässt sich durch ab-
wechselnde Erhöhung der Unterstützungspunkte m und n die Last, oder der Baum-
stamm von der Erde aufheben. Befindet sich nämlich der Hebel in der Lage Fig. 12, so
wird der Punkt A durch die Kraft des Arbeiters so weit herabgedrückt, bis der Bolzen
n in die nächste, oberhalb demselben in n' befindliche Oeffnung eingesetzt werden kann.

Hebladen.
Fig.
8.
Tab.
7.
sern, bis der Stock umbricht. Weil aber der Stock hiedurch nicht senkrecht aufgehoben,
sondern nur nach der Seite, und zwar mit dem Hebel überworfen wird, so stellt
man noch einen Arbeiter in M auf, welcher eine am Hebebaume in B mit einem Ringe
befestigte Leitstange in den Händen hält und durch Anziehen und Nachlassen dersel-
ben dafür zu sorgen hat, dass der Hebebaum nicht zur Seite ausweichen, sondern in
einer möglichst senkrechten Richtung herabgehen und die Füsse der Arbeitsleute
N, O, P, Q nicht beschädigen möge. Obgleich dieses Verfahren von Unkundigen
für gefährlich gehalten werden dürfte, so ist doch kein Beispiel einer solchen Beschä-
digung bekannt. Auch geht das Stockbrechen sehr schnell von statten, indem alle Stö-
cke, die man durch 10 Stunden des Tages umgräbt, gewöhnlich in den noch übrigen
2 Arbeitsstunden gebrochen werden.

Andere mit Pfahlwurzeln versehene Stöcke, wobei ein jeder zum Ausreissen ange-
wandte Hebel brechen würde, werden bloss umgegraben, die Wurzeln, so weit man
dazu gelangen kann, abgehauen und der Stock selbst durch eingetriebene Keile aus-
gespalten.

§. 156.

Der Hebladen gibt es nach dem Lande, wo sie zuerst erfunden und gebraucht
wurden, mehrere Arten; als eine deutsche, eine schwedische, zwei franzö-
sische
u. s. w.

Fig.
12,
13
und
14.
Tab.
6.

Die deutsche Heblade, welche auf der 6ten Tafel abgebildet erscheint, ist bei
uns am meisten im Gebrauche. Sie dient gewöhnlich dazu, um in Waldungen das
Ende eines schweren Stammes Holz auf eine Schleife oder einen Wagen zu heben.
Dieselbe besteht aus zwei starken Pfosten E F und G H, welche gewöhnlich 8 bis 10
Zoll breit, 2 Zoll dick und 6 bis 7 Fuss lang sind; diese Pfosten sind unten und oben,
nämlich bei G und H vermittelst eines dazwischen gelegten Holzes von 2 bis 3 Zoll
Stärke und einiger angebrachten eisernen Beschläge mit einander verbunden, und wer-
den mit zwei Reihen Oeffnungen durchbohrt. Damit die Oeffnungen nicht ausbrechen,
beschlägt man die Pfosten inwendig mit Blech, durch welches nun die Oeffnungen
durchgehen. Man kann auch einen einzelnen Stamm hiezu verwenden und denselben
zu diesem Behufe in der Mitte ausstemmen und durchbohren. Damit dieser Stamm (die
Lade) in der aufrechten Stellung sich fest erhalte, werden unten bei I und K zwei
zugespitzte Eisen und oben bei H zwei hölzerne Stützen L und M angebracht.

Die Oeffnung in der Lade ist dazu bestimmt, um das vordere eiserne Ende B C eines
Hebels oder einer hölzernen Stange A B durchgehen zu lassen. An diesem eisernen
Ende ist vorne ein Haken o D und hinter demselben zwei halbrunde Lager m und n
(Fig. 12 und 13), deren Entfernung eben so gross, als jene der Seitenöffnungen ist, an-
gebracht. Wenn man nun die zwei Vorstecknägel oder Bolzen (Fig. 14) in die Seiten-
öffnungen steckt und an den Haken in D die Last anhängt, so lässt sich durch ab-
wechselnde Erhöhung der Unterstützungspunkte m und n die Last, oder der Baum-
stamm von der Erde aufheben. Befindet sich nämlich der Hebel in der Lage Fig. 12, so
wird der Punkt A durch die Kraft des Arbeiters so weit herabgedrückt, bis der Bolzen
n in die nächste, oberhalb demselben in n' befindliche Oeffnung eingesetzt werden kann.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0192" n="162"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Hebladen</hi>.</fw><lb/><note place="left">Fig.<lb/>
8.<lb/>
Tab.<lb/>
7.</note>sern, bis der Stock umbricht. Weil aber der Stock hiedurch nicht senkrecht aufgehoben,<lb/>
sondern nur nach der Seite, und zwar mit dem Hebel überworfen wird, so stellt<lb/>
man noch einen Arbeiter in M auf, welcher eine am Hebebaume in B mit einem Ringe<lb/>
befestigte Leitstange in den Händen hält und durch Anziehen und Nachlassen dersel-<lb/>
ben dafür zu sorgen hat, dass der Hebebaum nicht zur Seite ausweichen, sondern in<lb/>
einer möglichst senkrechten Richtung herabgehen und die Füsse der Arbeitsleute<lb/>
N, O, P, Q nicht beschädigen möge. Obgleich dieses Verfahren von Unkundigen<lb/>
für gefährlich gehalten werden dürfte, so ist doch kein Beispiel einer solchen Beschä-<lb/>
digung bekannt. Auch geht das Stockbrechen sehr schnell von statten, indem alle Stö-<lb/>
cke, die man durch 10 Stunden des Tages umgräbt, gewöhnlich in den noch übrigen<lb/>
2 Arbeitsstunden gebrochen werden.</p><lb/>
              <p>Andere mit Pfahlwurzeln versehene Stöcke, wobei ein jeder zum Ausreissen ange-<lb/>
wandte Hebel brechen würde, werden bloss umgegraben, die Wurzeln, so weit man<lb/>
dazu gelangen kann, abgehauen und der Stock selbst durch eingetriebene Keile aus-<lb/>
gespalten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 156.</head><lb/>
              <p>Der Hebladen gibt es nach dem Lande, wo sie zuerst erfunden und gebraucht<lb/>
wurden, mehrere Arten; als eine <hi rendition="#g">deutsche</hi>, eine <hi rendition="#g">schwedische</hi>, zwei <hi rendition="#g">franzö-<lb/>
sische</hi> u. s. w.</p><lb/>
              <note place="left">Fig.<lb/>
12,<lb/>
13<lb/>
und<lb/>
14.<lb/>
Tab.<lb/>
6.</note>
              <p>Die <hi rendition="#g">deutsche Heblade</hi>, welche auf der 6ten Tafel abgebildet erscheint, ist bei<lb/>
uns am meisten im Gebrauche. Sie dient gewöhnlich dazu, um in Waldungen das<lb/>
Ende eines schweren Stammes Holz auf eine Schleife oder einen Wagen zu heben.<lb/>
Dieselbe besteht aus zwei starken Pfosten E F und G H, welche gewöhnlich 8 bis 10<lb/>
Zoll breit, 2 Zoll dick und 6 bis 7 Fuss lang sind; diese Pfosten sind unten und oben,<lb/>
nämlich bei G und H vermittelst eines dazwischen gelegten Holzes von 2 bis 3 Zoll<lb/>
Stärke und einiger angebrachten eisernen Beschläge mit einander verbunden, und wer-<lb/>
den mit zwei Reihen Oeffnungen durchbohrt. Damit die Oeffnungen nicht ausbrechen,<lb/>
beschlägt man die Pfosten inwendig mit Blech, durch welches nun die Oeffnungen<lb/>
durchgehen. Man kann auch einen einzelnen Stamm hiezu verwenden und denselben<lb/>
zu diesem Behufe in der Mitte ausstemmen und durchbohren. Damit dieser Stamm (die<lb/>
Lade) in der aufrechten Stellung sich fest erhalte, werden unten bei I und K zwei<lb/>
zugespitzte Eisen und oben bei H zwei hölzerne Stützen L und M angebracht.</p><lb/>
              <p>Die Oeffnung in der Lade ist dazu bestimmt, um das vordere eiserne Ende B C eines<lb/>
Hebels oder einer hölzernen Stange A B durchgehen zu lassen. An diesem eisernen<lb/>
Ende ist vorne ein Haken o D und hinter demselben zwei halbrunde Lager m und n<lb/>
(Fig. 12 und 13), deren Entfernung eben so gross, als jene der Seitenöffnungen ist, an-<lb/>
gebracht. Wenn man nun die zwei Vorstecknägel oder Bolzen (Fig. 14) in die Seiten-<lb/>
öffnungen steckt und an den Haken in D die Last anhängt, so lässt sich durch ab-<lb/>
wechselnde Erhöhung der Unterstützungspunkte m und n die Last, oder der Baum-<lb/>
stamm von der Erde aufheben. Befindet sich nämlich der Hebel in der Lage Fig. 12, so<lb/>
wird der Punkt A durch die Kraft des Arbeiters so weit herabgedrückt, bis der Bolzen<lb/>
n in die nächste, oberhalb demselben in n' befindliche Oeffnung eingesetzt werden kann.<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0192] Hebladen. sern, bis der Stock umbricht. Weil aber der Stock hiedurch nicht senkrecht aufgehoben, sondern nur nach der Seite, und zwar mit dem Hebel überworfen wird, so stellt man noch einen Arbeiter in M auf, welcher eine am Hebebaume in B mit einem Ringe befestigte Leitstange in den Händen hält und durch Anziehen und Nachlassen dersel- ben dafür zu sorgen hat, dass der Hebebaum nicht zur Seite ausweichen, sondern in einer möglichst senkrechten Richtung herabgehen und die Füsse der Arbeitsleute N, O, P, Q nicht beschädigen möge. Obgleich dieses Verfahren von Unkundigen für gefährlich gehalten werden dürfte, so ist doch kein Beispiel einer solchen Beschä- digung bekannt. Auch geht das Stockbrechen sehr schnell von statten, indem alle Stö- cke, die man durch 10 Stunden des Tages umgräbt, gewöhnlich in den noch übrigen 2 Arbeitsstunden gebrochen werden. Fig. 8. Tab. 7. Andere mit Pfahlwurzeln versehene Stöcke, wobei ein jeder zum Ausreissen ange- wandte Hebel brechen würde, werden bloss umgegraben, die Wurzeln, so weit man dazu gelangen kann, abgehauen und der Stock selbst durch eingetriebene Keile aus- gespalten. §. 156. Der Hebladen gibt es nach dem Lande, wo sie zuerst erfunden und gebraucht wurden, mehrere Arten; als eine deutsche, eine schwedische, zwei franzö- sische u. s. w. Die deutsche Heblade, welche auf der 6ten Tafel abgebildet erscheint, ist bei uns am meisten im Gebrauche. Sie dient gewöhnlich dazu, um in Waldungen das Ende eines schweren Stammes Holz auf eine Schleife oder einen Wagen zu heben. Dieselbe besteht aus zwei starken Pfosten E F und G H, welche gewöhnlich 8 bis 10 Zoll breit, 2 Zoll dick und 6 bis 7 Fuss lang sind; diese Pfosten sind unten und oben, nämlich bei G und H vermittelst eines dazwischen gelegten Holzes von 2 bis 3 Zoll Stärke und einiger angebrachten eisernen Beschläge mit einander verbunden, und wer- den mit zwei Reihen Oeffnungen durchbohrt. Damit die Oeffnungen nicht ausbrechen, beschlägt man die Pfosten inwendig mit Blech, durch welches nun die Oeffnungen durchgehen. Man kann auch einen einzelnen Stamm hiezu verwenden und denselben zu diesem Behufe in der Mitte ausstemmen und durchbohren. Damit dieser Stamm (die Lade) in der aufrechten Stellung sich fest erhalte, werden unten bei I und K zwei zugespitzte Eisen und oben bei H zwei hölzerne Stützen L und M angebracht. Die Oeffnung in der Lade ist dazu bestimmt, um das vordere eiserne Ende B C eines Hebels oder einer hölzernen Stange A B durchgehen zu lassen. An diesem eisernen Ende ist vorne ein Haken o D und hinter demselben zwei halbrunde Lager m und n (Fig. 12 und 13), deren Entfernung eben so gross, als jene der Seitenöffnungen ist, an- gebracht. Wenn man nun die zwei Vorstecknägel oder Bolzen (Fig. 14) in die Seiten- öffnungen steckt und an den Haken in D die Last anhängt, so lässt sich durch ab- wechselnde Erhöhung der Unterstützungspunkte m und n die Last, oder der Baum- stamm von der Erde aufheben. Befindet sich nämlich der Hebel in der Lage Fig. 12, so wird der Punkt A durch die Kraft des Arbeiters so weit herabgedrückt, bis der Bolzen n in die nächste, oberhalb demselben in n' befindliche Oeffnung eingesetzt werden kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/192
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/192>, abgerufen am 18.12.2024.