Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672.Die köstlichste Arbeit. chen fundgrube/ darinnen lauter gediegen silber oder gold/ lauter fündi-ge gänge und klüffte verhanden/ gleich nicht alles bewältigen/ steiget er den deswegen leer wieder heraus? ich zweifle gar sehr. Also auch/ ob schon das herrliche und unerschöpffliche süsse Lob Gottes nimmermehr von uns bewältigt werden kan/ dennoch schrecket uns solches im geringsten nicht von der allerseligsten arbeit ab; ja vielmehr wächset uns hierüber die hei- lige begierde. Jsts nicht so/ wen einer ins spielen einmal kommen ist/ ie länger er spielet/ ie mehr er drauff erhitzet wird/ so gar/ daß er essens/ trinckens und schlaffens drüber vergisset? kömt einer einmahl ins bauen/ ins reisen/ ins jagen/ oder dergleichen verrichtungen/ so gehets gewaltig schwer zu/ daß man ihn wieder davon bringe. Solte den diese Fröli- che/ diese Heilige/ diese mühsame arbeit des Lobes Gottes uns des we- gen verdrüßlich werden/ weil sie unendlich ist? Ach daß sey ferne. Sol- te unser seliger Herr Capelmeister uns seine gedancken itzt hierüber eröff- nen/ so würde er so wohl seine itzige gantz neue himlische Capel-music her- ausstreichen/ als auch seine vorige gedancken nochmahln bestätigen mit seinem vorlängst erkohrnen leichen-texte: Deine rechte sind mein lied in meinem hause. Der liebe Man/ ob ers schon sein lebenlang auff mancherley art mit göttlichen Lobe fürgenommen/ und dasselbe mit allerhand schönen stücken und compositionen zu vermehren sich bemü- het/ dennoch hat Er ihm dabey niemals die geringste vollkommenheit eingebildet: und doch gleichwohl hat er auch keines weges desselben über- drüßig werden wollen/ sondern darüber biß an sein selig ende sich bemü- het. Wohlan/ wir wollen nach anleitung des erkohrnen spruches mit einander für dißmahl in des HErrn furcht erwegen Die allerköstlichste Arbeit. I. Womit sie umbgehe? mit GOttes Rechten. II. Worinnen sie bestehe? in Liedern. III. Wo sie verrichtet werde? in meinem Hause. GOtt
Die koͤſtlichſte Arbeit. chen fundgrube/ darinnen lauter gediegen ſilber oder gold/ lauter fuͤndi-ge gaͤnge und kluͤffte verhanden/ gleich nicht alles bewaͤltigen/ ſteiget er den deswegen leer wieder heraus? ich zweifle gar ſehr. Alſo auch/ ob ſchon das herrliche und unerſchoͤpffliche ſuͤſſe Lob Gottes nim̃ermehr von uns bewaͤltigt werden kan/ dennoch ſchrecket uns ſolches im geringſten nicht von der allerſeligſten arbeit ab; ja vielmehr waͤchſet uns hieruͤber die hei- lige begierde. Jſts nicht ſo/ wen einer ins ſpielen einmal kommen iſt/ ie laͤnger er ſpielet/ ie mehr er drauff erhitzet wird/ ſo gar/ daß er eſſens/ trinckens und ſchlaffens druͤber vergiſſet? koͤmt einer einmahl ins bauen/ ins reiſen/ ins jagen/ oder dergleichen verrichtungen/ ſo gehets gewaltig ſchwer zu/ daß man ihn wieder davon bringe. Solte den dieſe Froͤli- che/ dieſe Heilige/ dieſe muͤhſame arbeit des Lobes Gottes uns des we- gen verdruͤßlich werden/ weil ſie unendlich iſt? Ach daß ſey ferne. Sol- te unſer ſeliger Herr Capelmeiſter uns ſeine gedancken itzt hieruͤber eroͤff- nen/ ſo wuͤrde er ſo wohl ſeine itzige gantz neue himliſche Capel-muſic her- ausſtreichen/ als auch ſeine vorige gedancken nochmahln beſtaͤtigen mit ſeinem vorlaͤngſt erkohrnen leichen-texte: Deine rechte ſind mein lied in meinem hauſe. Der liebe Man/ ob ers ſchon ſein lebenlang auff mancherley art mit goͤttlichen Lobe fuͤrgenommen/ und daſſelbe mit allerhand ſchoͤnen ſtuͤcken und compoſitionen zu vermehren ſich bemuͤ- het/ dennoch hat Er ihm dabey niemals die geringſte vollkommenheit eingebildet: und doch gleichwohl hat er auch keines weges deſſelben uͤber- druͤßig werden wollen/ ſondern daruͤber biß an ſein ſelig ende ſich bemuͤ- het. Wohlan/ wir wollen nach anleitung des erkohrnen ſpruches mit einander fuͤr dißmahl in des HErrn furcht erwegen Die allerkoͤſtlichſte Arbeit. I. Womit ſie umbgehe? mit GOttes Rechten. II. Worinnen ſie beſtehe? in Liedern. III. Wo ſie verrichtet werde? in meinem Hauſe. GOtt
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Die koͤſtlichſte Arbeit.
chen fundgrube/ darinnen lauter gediegen ſilber oder gold/ lauter fuͤndi-
ge gaͤnge und kluͤffte verhanden/ gleich nicht alles bewaͤltigen/ ſteiget er
den deswegen leer wieder heraus? ich zweifle gar ſehr. Alſo auch/ ob ſchon
das herrliche und unerſchoͤpffliche ſuͤſſe Lob Gottes nim̃ermehr von uns
bewaͤltigt werden kan/ dennoch ſchrecket uns ſolches im geringſten nicht
von der allerſeligſten arbeit ab; ja vielmehr waͤchſet uns hieruͤber die hei-
lige begierde. Jſts nicht ſo/ wen einer ins ſpielen einmal kommen iſt/
ie laͤnger er ſpielet/ ie mehr er drauff erhitzet wird/ ſo gar/ daß er eſſens/
trinckens und ſchlaffens druͤber vergiſſet? koͤmt einer einmahl ins bauen/
ins reiſen/ ins jagen/ oder dergleichen verrichtungen/ ſo gehets gewaltig
ſchwer zu/ daß man ihn wieder davon bringe. Solte den dieſe Froͤli-
che/ dieſe Heilige/ dieſe muͤhſame arbeit des Lobes Gottes uns des we-
gen verdruͤßlich werden/ weil ſie unendlich iſt? Ach daß ſey ferne. Sol-
te unſer ſeliger Herr Capelmeiſter uns ſeine gedancken itzt hieruͤber eroͤff-
nen/ ſo wuͤrde er ſo wohl ſeine itzige gantz neue himliſche Capel-muſic her-
ausſtreichen/ als auch ſeine vorige gedancken nochmahln beſtaͤtigen mit
ſeinem vorlaͤngſt erkohrnen leichen-texte: Deine rechte ſind mein
lied in meinem hauſe. Der liebe Man/ ob ers ſchon ſein lebenlang
auff mancherley art mit goͤttlichen Lobe fuͤrgenommen/ und daſſelbe mit
allerhand ſchoͤnen ſtuͤcken und compoſitionen zu vermehren ſich bemuͤ-
het/ dennoch hat Er ihm dabey niemals die geringſte vollkommenheit
eingebildet: und doch gleichwohl hat er auch keines weges deſſelben uͤber-
druͤßig werden wollen/ ſondern daruͤber biß an ſein ſelig ende ſich bemuͤ-
het. Wohlan/ wir wollen nach anleitung des erkohrnen ſpruches mit
einander fuͤr dißmahl in des HErrn furcht erwegen
Die allerkoͤſtlichſte Arbeit.
I. Womit ſie umbgehe? mit GOttes Rechten.
II. Worinnen ſie beſtehe? in Liedern.
III. Wo ſie verrichtet werde? in meinem Hauſe.
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