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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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lösen von 0,1 bis 1 g Farbstoff in 100 ccm Wasser oder Spiritus gleich
starke, "titrierte" Farbstofflösungen bereitet und mittels zweier Pipetten gleiche
Volumina entnimmt. Dann rührt man gut um, senkt die Garne wieder ein
und färbt unter allmählicher Steigerung der Temperatur aus. Sind die
Bäder erschöpft, so setzt man in gleicher Weise dem einen oder dem andern
Bade noch so lange gemessene kleine Farbstoffmengen zu, bis die Garnproben
möglichst gleich stark gefärbt erscheinen.

Hat man z. B. zur Erreichung dieses Punktes 10 ccm der Lösung der
Type, jedoch 13 ccm des anderen Farbstoffes verbraucht, so sind 130 Teile
der Probe nur so viel wert als 100 Teile der Type.

Die endgültige Vergleichung der beiden Proben in Hinsicht auf ihren
Ton nimmt man nach dem Waschen und Trocknen vor. Man wird dann
bei einiger Uebung durch das Probefärben nicht nur die Ausgiebigkeit, son-
dern auch die Schönheit der Farben beurteilen können. Geringe Unterschiede
in den Farbentönen treten sehr häufig bei künstlichem Licht weit intensiver
hervor.

Zur Prüfung adjektiver Farbstoffe verwendet man meist genau gleich
große gebeizte Zeugstückchen. (Benedikt.)

§ 100. Die Färberei-Einrichtung.

Bei der heutigen Ausdehnung der Färberei und bei der fast vollkom-
menen Arbeitsteilung auf diesem Gebiete ist die Einrichtung der Färbereien
für die verschiedenen Gebiete eine den Sonderansprüchen entsprechend ver-
schiedene. Die Einrichtung einer Blaufärberei wird eine wesentlich andere
sein, als die einer Türkischrotfärberei, die Einrichtung einer Seidenschwarz-
färberei eine andere als die einer Baumwollgarnfärberei, die einer Stroh-
färberei anders als eine solche einer Kleiderfärberei. Es würde den Rahmen
dieses Buches wesentlich überschreiten, wenn hier die Einrichtungen für alle
Arten von Färbereien einzeln ausführlich erläutert werden sollten; deshalb
sollen hier nur diejenigen allgemeinen Gesichtspunkte Erwähnung
finden, welche bei allen Betrieben gemeinsam in Betracht kommen.

Die Lage der Färberei muß derart gewählt sein, daß das Haupt-
erfordernis einer jeden Färberei, das Wasser, in genügender Menge zur Ver-
wendung vorhanden ist, und daß die Mengen von Abflußwässern bequem ab-
geleitet werden können. Große Betriebe werden daher am besten in der
Nähe eines Flusses angelegt, und zwar, wo örtliche Verhältnisse nicht anders
bedingen, mehr nach der Mündung zu, da das Wasser der Flußläufe nach
der Mündung zu immer weicher wird. Eine Anlage an kleinen Gebirgs-
bächen ist dagegen nicht zu empfehlen, da das Wasser in diesen für Färberei-
zwecke zu hart ist und einem Reinigungsverfahren jedenfalls unterworfen
werden müßte. Vergl. auch Erster Teil, § 84.

Die Beleuchtung ist von ganz besonderer Wichtigkeit. Bei Neuein-
richtung sollte man für Oberlicht Sorge tragen, da seitlich einfallendes Licht
leicht falsche Lichtreflexe erzeugt und das Abmustern der Farben erschwert.
Hauptsache ist, reichlich und viel Licht. Eine Färberei kann nie hell
genug angelegt sein, zumal der entstehende Dampf zur Verdunkelung der
Räume ohnehin viel beiträgt.

löſen von 0,1 bis 1 g Farbſtoff in 100 ccm Waſſer oder Spiritus gleich
ſtarke, „titrierte“ Farbſtofflöſungen bereitet und mittels zweier Pipetten gleiche
Volumina entnimmt. Dann rührt man gut um, ſenkt die Garne wieder ein
und färbt unter allmählicher Steigerung der Temperatur aus. Sind die
Bäder erſchöpft, ſo ſetzt man in gleicher Weiſe dem einen oder dem andern
Bade noch ſo lange gemeſſene kleine Farbſtoffmengen zu, bis die Garnproben
möglichſt gleich ſtark gefärbt erſcheinen.

Hat man z. B. zur Erreichung dieſes Punktes 10 ccm der Löſung der
Type, jedoch 13 ccm des anderen Farbſtoffes verbraucht, ſo ſind 130 Teile
der Probe nur ſo viel wert als 100 Teile der Type.

Die endgültige Vergleichung der beiden Proben in Hinſicht auf ihren
Ton nimmt man nach dem Waſchen und Trocknen vor. Man wird dann
bei einiger Uebung durch das Probefärben nicht nur die Ausgiebigkeit, ſon-
dern auch die Schönheit der Farben beurteilen können. Geringe Unterſchiede
in den Farbentönen treten ſehr häufig bei künſtlichem Licht weit intenſiver
hervor.

Zur Prüfung adjektiver Farbſtoffe verwendet man meiſt genau gleich
große gebeizte Zeugſtückchen. (Benedikt.)

§ 100. Die Färberei-Einrichtung.

Bei der heutigen Ausdehnung der Färberei und bei der faſt vollkom-
menen Arbeitsteilung auf dieſem Gebiete iſt die Einrichtung der Färbereien
für die verſchiedenen Gebiete eine den Sonderanſprüchen entſprechend ver-
ſchiedene. Die Einrichtung einer Blaufärberei wird eine weſentlich andere
ſein, als die einer Türkiſchrotfärberei, die Einrichtung einer Seidenſchwarz-
färberei eine andere als die einer Baumwollgarnfärberei, die einer Stroh-
färberei anders als eine ſolche einer Kleiderfärberei. Es würde den Rahmen
dieſes Buches weſentlich überſchreiten, wenn hier die Einrichtungen für alle
Arten von Färbereien einzeln ausführlich erläutert werden ſollten; deshalb
ſollen hier nur diejenigen allgemeinen Geſichtspunkte Erwähnung
finden, welche bei allen Betrieben gemeinſam in Betracht kommen.

Die Lage der Färberei muß derart gewählt ſein, daß das Haupt-
erfordernis einer jeden Färberei, das Waſſer, in genügender Menge zur Ver-
wendung vorhanden iſt, und daß die Mengen von Abflußwäſſern bequem ab-
geleitet werden können. Große Betriebe werden daher am beſten in der
Nähe eines Fluſſes angelegt, und zwar, wo örtliche Verhältniſſe nicht anders
bedingen, mehr nach der Mündung zu, da das Waſſer der Flußläufe nach
der Mündung zu immer weicher wird. Eine Anlage an kleinen Gebirgs-
bächen iſt dagegen nicht zu empfehlen, da das Waſſer in dieſen für Färberei-
zwecke zu hart iſt und einem Reinigungsverfahren jedenfalls unterworfen
werden müßte. Vergl. auch Erſter Teil, § 84.

Die Beleuchtung iſt von ganz beſonderer Wichtigkeit. Bei Neuein-
richtung ſollte man für Oberlicht Sorge tragen, da ſeitlich einfallendes Licht
leicht falſche Lichtreflexe erzeugt und das Abmuſtern der Farben erſchwert.
Hauptſache iſt, reichlich und viel Licht. Eine Färberei kann nie hell
genug angelegt ſein, zumal der entſtehende Dampf zur Verdunkelung der
Räume ohnehin viel beiträgt.

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[639/0687] löſen von 0,1 bis 1 g Farbſtoff in 100 ccm Waſſer oder Spiritus gleich ſtarke, „titrierte“ Farbſtofflöſungen bereitet und mittels zweier Pipetten gleiche Volumina entnimmt. Dann rührt man gut um, ſenkt die Garne wieder ein und färbt unter allmählicher Steigerung der Temperatur aus. Sind die Bäder erſchöpft, ſo ſetzt man in gleicher Weiſe dem einen oder dem andern Bade noch ſo lange gemeſſene kleine Farbſtoffmengen zu, bis die Garnproben möglichſt gleich ſtark gefärbt erſcheinen. Hat man z. B. zur Erreichung dieſes Punktes 10 ccm der Löſung der Type, jedoch 13 ccm des anderen Farbſtoffes verbraucht, ſo ſind 130 Teile der Probe nur ſo viel wert als 100 Teile der Type. Die endgültige Vergleichung der beiden Proben in Hinſicht auf ihren Ton nimmt man nach dem Waſchen und Trocknen vor. Man wird dann bei einiger Uebung durch das Probefärben nicht nur die Ausgiebigkeit, ſon- dern auch die Schönheit der Farben beurteilen können. Geringe Unterſchiede in den Farbentönen treten ſehr häufig bei künſtlichem Licht weit intenſiver hervor. Zur Prüfung adjektiver Farbſtoffe verwendet man meiſt genau gleich große gebeizte Zeugſtückchen. (Benedikt.) § 100. Die Färberei-Einrichtung. Bei der heutigen Ausdehnung der Färberei und bei der faſt vollkom- menen Arbeitsteilung auf dieſem Gebiete iſt die Einrichtung der Färbereien für die verſchiedenen Gebiete eine den Sonderanſprüchen entſprechend ver- ſchiedene. Die Einrichtung einer Blaufärberei wird eine weſentlich andere ſein, als die einer Türkiſchrotfärberei, die Einrichtung einer Seidenſchwarz- färberei eine andere als die einer Baumwollgarnfärberei, die einer Stroh- färberei anders als eine ſolche einer Kleiderfärberei. Es würde den Rahmen dieſes Buches weſentlich überſchreiten, wenn hier die Einrichtungen für alle Arten von Färbereien einzeln ausführlich erläutert werden ſollten; deshalb ſollen hier nur diejenigen allgemeinen Geſichtspunkte Erwähnung finden, welche bei allen Betrieben gemeinſam in Betracht kommen. Die Lage der Färberei muß derart gewählt ſein, daß das Haupt- erfordernis einer jeden Färberei, das Waſſer, in genügender Menge zur Ver- wendung vorhanden iſt, und daß die Mengen von Abflußwäſſern bequem ab- geleitet werden können. Große Betriebe werden daher am beſten in der Nähe eines Fluſſes angelegt, und zwar, wo örtliche Verhältniſſe nicht anders bedingen, mehr nach der Mündung zu, da das Waſſer der Flußläufe nach der Mündung zu immer weicher wird. Eine Anlage an kleinen Gebirgs- bächen iſt dagegen nicht zu empfehlen, da das Waſſer in dieſen für Färberei- zwecke zu hart iſt und einem Reinigungsverfahren jedenfalls unterworfen werden müßte. Vergl. auch Erſter Teil, § 84. Die Beleuchtung iſt von ganz beſonderer Wichtigkeit. Bei Neuein- richtung ſollte man für Oberlicht Sorge tragen, da ſeitlich einfallendes Licht leicht falſche Lichtreflexe erzeugt und das Abmuſtern der Farben erſchwert. Hauptſache iſt, reichlich und viel Licht. Eine Färberei kann nie hell genug angelegt ſein, zumal der entſtehende Dampf zur Verdunkelung der Räume ohnehin viel beiträgt.

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/687>, abgerufen am 21.11.2024.