Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

wenn es ein weichliches Fleisch, ein schlaffe, kraft-
lose oder bleiche Haut, matte Augen, unreine von
einander abstehende, ungleiche Zähne, schwächliche
Gliedmassen, einen hagern Wuchs, eine gezwungene
Respiration, und eine schwache, weibliche Stimme
hat.*)

Stoll hat beobachtet, daß schwächliche, kör-
perliche Beschaffenheiten, und hauptsächlich diejenigen,
welche durch Ausleerungen, zumal des Blutes ent-
kräftet worden sind, dem Friesel mehr unterworfen
seyen. Deßwegen hat er Frauenspersonen von der
schwächern Art, und besonders Wittween, die über
die Blüte ihrer Jahre hinaus, und nicht mehr frucht-
bar waren, weit öfter als Mannspersonen, mit dem-
selben befallen gesehen; und unter diesen nur junge,
schlappe, schlecht genährte, und mit einer harten und
mehlichten Kost ausgestopfte Subjecten. Die Erfah-
rung, setzt Vogel hinzu, hat allerdings bestättigt,
daß Körper, die mit schlechten Säften überladen,
von Leidenschaften, vorher gegangenen Krankheiten,
und andern Ursachen geschwächt worden sind, reitzbare,
empfindliche Personen mit einer zarten Haut, beson-
ders weiblichen Geschlechts, vorzüglich zu dieser Krank-
heit neigen.**)

§. 36.

Wenn sogar die Entwicklung mangelhaft wird,
wo die erforderlichen Lebenskräfte gekränkt sind; so

können
*) Daignan Schild. d. menschl. Lebens 2. Thl.
**) Handbuch 3 Thl. S. 336.

wenn es ein weichliches Fleiſch, ein ſchlaffe, kraft-
loſe oder bleiche Haut, matte Augen, unreine von
einander abſtehende, ungleiche Zaͤhne, ſchwaͤchliche
Gliedmaſſen, einen hagern Wuchs, eine gezwungene
Reſpiration, und eine ſchwache, weibliche Stimme
hat.*)

Stoll hat beobachtet, daß ſchwaͤchliche, koͤr-
perliche Beſchaffenheiten, und hauptſaͤchlich diejenigen,
welche durch Ausleerungen, zumal des Blutes ent-
kraͤftet worden ſind, dem Frieſel mehr unterworfen
ſeyen. Deßwegen hat er Frauensperſonen von der
ſchwaͤchern Art, und beſonders Wittween, die uͤber
die Bluͤte ihrer Jahre hinaus, und nicht mehr frucht-
bar waren, weit oͤfter als Mannsperſonen, mit dem-
ſelben befallen geſehen; und unter dieſen nur junge,
ſchlappe, ſchlecht genaͤhrte, und mit einer harten und
mehlichten Koſt ausgeſtopfte Subjecten. Die Erfah-
rung, ſetzt Vogel hinzu, hat allerdings beſtaͤttigt,
daß Koͤrper, die mit ſchlechten Saͤften uͤberladen,
von Leidenſchaften, vorher gegangenen Krankheiten,
und andern Urſachen geſchwaͤcht worden ſind, reitzbare,
empfindliche Perſonen mit einer zarten Haut, beſon-
ders weiblichen Geſchlechts, vorzuͤglich zu dieſer Krank-
heit neigen.**)

§. 36.

Wenn ſogar die Entwicklung mangelhaft wird,
wo die erforderlichen Lebenskraͤfte gekraͤnkt ſind; ſo

koͤnnen
*) Daignan Schild. d. menſchl. Lebens 2. Thl.
**) Handbuch 3 Thl. S. 336.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0366" n="347"/>
wenn es ein weichliches Flei&#x017F;ch, ein &#x017F;chlaffe, kraft-<lb/>
lo&#x017F;e oder bleiche Haut, matte Augen, unreine von<lb/>
einander ab&#x017F;tehende, ungleiche Za&#x0364;hne, &#x017F;chwa&#x0364;chliche<lb/>
Gliedma&#x017F;&#x017F;en, einen hagern Wuchs, eine gezwungene<lb/>
Re&#x017F;piration, und eine &#x017F;chwache, weibliche Stimme<lb/>
hat.<note place="foot" n="*)">Daignan Schild. d. men&#x017F;chl. Lebens 2. Thl.</note></p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Stoll</hi> hat beobachtet, daß &#x017F;chwa&#x0364;chliche, ko&#x0364;r-<lb/>
perliche Be&#x017F;chaffenheiten, und haupt&#x017F;a&#x0364;chlich diejenigen,<lb/>
welche durch Ausleerungen, zumal des Blutes ent-<lb/>
kra&#x0364;ftet worden &#x017F;ind, dem Frie&#x017F;el mehr unterworfen<lb/>
&#x017F;eyen. Deßwegen hat er Frauensper&#x017F;onen von der<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;chern Art, und be&#x017F;onders Wittween, die u&#x0364;ber<lb/>
die Blu&#x0364;te ihrer Jahre hinaus, und nicht mehr frucht-<lb/>
bar waren, weit o&#x0364;fter als Mannsper&#x017F;onen, mit dem-<lb/>
&#x017F;elben befallen ge&#x017F;ehen; und unter die&#x017F;en nur junge,<lb/>
&#x017F;chlappe, &#x017F;chlecht gena&#x0364;hrte, und mit einer harten und<lb/>
mehlichten Ko&#x017F;t ausge&#x017F;topfte Subjecten. Die Erfah-<lb/>
rung, &#x017F;etzt <hi rendition="#fr">Vogel</hi> hinzu, hat allerdings be&#x017F;ta&#x0364;ttigt,<lb/>
daß Ko&#x0364;rper, die mit &#x017F;chlechten Sa&#x0364;ften u&#x0364;berladen,<lb/>
von Leiden&#x017F;chaften, vorher gegangenen Krankheiten,<lb/>
und andern Ur&#x017F;achen ge&#x017F;chwa&#x0364;cht worden &#x017F;ind, reitzbare,<lb/>
empfindliche Per&#x017F;onen mit einer zarten Haut, be&#x017F;on-<lb/>
ders weiblichen Ge&#x017F;chlechts, vorzu&#x0364;glich zu die&#x017F;er Krank-<lb/>
heit neigen.<note place="foot" n="**)">Handbuch 3 Thl. S. 336.</note></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 36.</head><lb/>
              <p>Wenn &#x017F;ogar die Entwicklung mangelhaft wird,<lb/>
wo die erforderlichen Lebenskra&#x0364;fte gekra&#x0364;nkt &#x017F;ind; &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ko&#x0364;nnen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347/0366] wenn es ein weichliches Fleiſch, ein ſchlaffe, kraft- loſe oder bleiche Haut, matte Augen, unreine von einander abſtehende, ungleiche Zaͤhne, ſchwaͤchliche Gliedmaſſen, einen hagern Wuchs, eine gezwungene Reſpiration, und eine ſchwache, weibliche Stimme hat. *) Stoll hat beobachtet, daß ſchwaͤchliche, koͤr- perliche Beſchaffenheiten, und hauptſaͤchlich diejenigen, welche durch Ausleerungen, zumal des Blutes ent- kraͤftet worden ſind, dem Frieſel mehr unterworfen ſeyen. Deßwegen hat er Frauensperſonen von der ſchwaͤchern Art, und beſonders Wittween, die uͤber die Bluͤte ihrer Jahre hinaus, und nicht mehr frucht- bar waren, weit oͤfter als Mannsperſonen, mit dem- ſelben befallen geſehen; und unter dieſen nur junge, ſchlappe, ſchlecht genaͤhrte, und mit einer harten und mehlichten Koſt ausgeſtopfte Subjecten. Die Erfah- rung, ſetzt Vogel hinzu, hat allerdings beſtaͤttigt, daß Koͤrper, die mit ſchlechten Saͤften uͤberladen, von Leidenſchaften, vorher gegangenen Krankheiten, und andern Urſachen geſchwaͤcht worden ſind, reitzbare, empfindliche Perſonen mit einer zarten Haut, beſon- ders weiblichen Geſchlechts, vorzuͤglich zu dieſer Krank- heit neigen. **) §. 36. Wenn ſogar die Entwicklung mangelhaft wird, wo die erforderlichen Lebenskraͤfte gekraͤnkt ſind; ſo koͤnnen *) Daignan Schild. d. menſchl. Lebens 2. Thl. **) Handbuch 3 Thl. S. 336.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der erste Band von Franz Joseph Galls "Philosophi… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/366
Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/366>, abgerufen am 21.11.2024.