wieder; er verliert immer, und empfängt immer; ist ein ewiges Streben, Arbeiten, Kämpfen, Einschrän- ken, Auflösen, Vermischen, Läutern, Scheiden, ein unübersehbares reges Gesilde von Leben und Kraft.
§. 2 Anstalten zu dessen Erhaltung.
Hunger und Durst, das grosse Geschäft der Verdauung und Einsaugung, die Absönderungen und Ausleerungen, das Gefühl der Sättigung, Drang zur Ruhe und Bewegung, der ununterbrochene Um- lauf der Säfte, das Athmen u. s. w. sind eben so viele unzertrennbare Anstalten zu seiner Erhaltung.
§. 3. Krankheitsursachen.*)
Zu diesem Endzwecke mußte er mit allem, was ihn umgiebt, in Beziehung und Verhältniß gesezt werden. Seine Haut und sein Fleisch mußten weich, nachgiebig und verwundbar, seine Knochen hart, steif und zerbrechlich seyn; die Luft mit ihren Mischungen, Eigenschaften und Abwechslungen, Nahrung, Him- melsstrich, Jahrszeit, Alter, Geschlecht, Ruhe und Bewegung, Licht, Finsterniß, Gestirne u. s. w. muß- ten auf ihn wirken.
Der
*) Man sehe auch, was Rousseau und Frank in seiner me- dizinischen Polizey von der Wirkung des Luxus auf die Vermehrung des Menschen sagt: 2te Auflage 1ter Theil S. 19. In folgendem Theile Artikel Unveränderlich- keit der Krankheiten werde ich diesen Gegenstand näher berichtigen.
wieder; er verliert immer, und empfaͤngt immer; iſt ein ewiges Streben, Arbeiten, Kaͤmpfen, Einſchraͤn- ken, Aufloͤſen, Vermiſchen, Laͤutern, Scheiden, ein unuͤberſehbares reges Geſilde von Leben und Kraft.
§. 2 Anſtalten zu deſſen Erhaltung.
Hunger und Durſt, das groſſe Geſchaͤft der Verdauung und Einſaugung, die Abſoͤnderungen und Ausleerungen, das Gefuͤhl der Saͤttigung, Drang zur Ruhe und Bewegung, der ununterbrochene Um- lauf der Saͤfte, das Athmen u. ſ. w. ſind eben ſo viele unzertrennbare Anſtalten zu ſeiner Erhaltung.
§. 3. Krankheitsurſachen.*)
Zu dieſem Endzwecke mußte er mit allem, was ihn umgiebt, in Beziehung und Verhaͤltniß geſezt werden. Seine Haut und ſein Fleiſch mußten weich, nachgiebig und verwundbar, ſeine Knochen hart, ſteif und zerbrechlich ſeyn; die Luft mit ihren Miſchungen, Eigenſchaften und Abwechslungen, Nahrung, Him- melsſtrich, Jahrszeit, Alter, Geſchlecht, Ruhe und Bewegung, Licht, Finſterniß, Geſtirne u. ſ. w. muß- ten auf ihn wirken.
Der
*) Man ſehe auch, was Rouſſeau und Frank in ſeiner me- diziniſchen Polizey von der Wirkung des Luxus auf die Vermehrung des Menſchen ſagt: 2te Auflage 1ter Theil S. 19. In folgendem Theile Artikel Unveraͤnderlich- keit der Krankheiten werde ich dieſen Gegenſtand naͤher berichtigen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0021"n="2"/>
wieder; er verliert immer, und empfaͤngt immer; iſt<lb/>
ein ewiges Streben, Arbeiten, Kaͤmpfen, Einſchraͤn-<lb/>
ken, Aufloͤſen, Vermiſchen, Laͤutern, Scheiden, ein<lb/>
unuͤberſehbares reges Geſilde von Leben und Kraft.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 2<lb/><hirendition="#b">Anſtalten zu deſſen Erhaltung.</hi></head><lb/><p>Hunger und Durſt, das groſſe Geſchaͤft der<lb/>
Verdauung und Einſaugung, die Abſoͤnderungen und<lb/>
Ausleerungen, das Gefuͤhl der Saͤttigung, Drang<lb/>
zur Ruhe und Bewegung, der ununterbrochene Um-<lb/>
lauf der Saͤfte, das Athmen u. ſ. w. ſind eben ſo viele<lb/>
unzertrennbare Anſtalten zu ſeiner Erhaltung.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 3.<lb/><hirendition="#b">Krankheitsurſachen.</hi><noteplace="foot"n="*)">Man ſehe auch, was Rouſſeau und Frank in ſeiner me-<lb/>
diziniſchen Polizey von der Wirkung des Luxus auf die<lb/>
Vermehrung des Menſchen ſagt: 2te Auflage 1ter Theil<lb/>
S. 19. In folgendem Theile Artikel <hirendition="#g">Unveraͤnderlich-<lb/>
keit der Krankheiten</hi> werde ich dieſen Gegenſtand<lb/>
naͤher berichtigen.</note></head><lb/><p>Zu dieſem Endzwecke mußte er mit allem, was<lb/>
ihn umgiebt, in Beziehung und Verhaͤltniß geſezt<lb/>
werden. Seine Haut und ſein Fleiſch mußten weich,<lb/>
nachgiebig und verwundbar, ſeine Knochen hart, ſteif<lb/>
und zerbrechlich ſeyn; die Luft mit ihren Miſchungen,<lb/>
Eigenſchaften und Abwechslungen, Nahrung, Him-<lb/>
melsſtrich, Jahrszeit, Alter, Geſchlecht, Ruhe und<lb/>
Bewegung, Licht, Finſterniß, Geſtirne u. ſ. w. muß-<lb/>
ten auf ihn wirken.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[2/0021]
wieder; er verliert immer, und empfaͤngt immer; iſt
ein ewiges Streben, Arbeiten, Kaͤmpfen, Einſchraͤn-
ken, Aufloͤſen, Vermiſchen, Laͤutern, Scheiden, ein
unuͤberſehbares reges Geſilde von Leben und Kraft.
§. 2
Anſtalten zu deſſen Erhaltung.
Hunger und Durſt, das groſſe Geſchaͤft der
Verdauung und Einſaugung, die Abſoͤnderungen und
Ausleerungen, das Gefuͤhl der Saͤttigung, Drang
zur Ruhe und Bewegung, der ununterbrochene Um-
lauf der Saͤfte, das Athmen u. ſ. w. ſind eben ſo viele
unzertrennbare Anſtalten zu ſeiner Erhaltung.
§. 3.
Krankheitsurſachen. *)
Zu dieſem Endzwecke mußte er mit allem, was
ihn umgiebt, in Beziehung und Verhaͤltniß geſezt
werden. Seine Haut und ſein Fleiſch mußten weich,
nachgiebig und verwundbar, ſeine Knochen hart, ſteif
und zerbrechlich ſeyn; die Luft mit ihren Miſchungen,
Eigenſchaften und Abwechslungen, Nahrung, Him-
melsſtrich, Jahrszeit, Alter, Geſchlecht, Ruhe und
Bewegung, Licht, Finſterniß, Geſtirne u. ſ. w. muß-
ten auf ihn wirken.
Der
*) Man ſehe auch, was Rouſſeau und Frank in ſeiner me-
diziniſchen Polizey von der Wirkung des Luxus auf die
Vermehrung des Menſchen ſagt: 2te Auflage 1ter Theil
S. 19. In folgendem Theile Artikel Unveraͤnderlich-
keit der Krankheiten werde ich dieſen Gegenſtand
naͤher berichtigen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/21>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.