Wie also das Leben der Pflanzen schon eine freyere Bewegung, als der Anschuß der förmli- chen Ordnung nöthig hatte; so erfordert die See- le der Thiere eine noch freyere Bewegung, näm- lich die Fähigkeit den Ort zu verändern, sowohl in Ansehung der Glieder, als des ganzen Kör- pers. Zu dieser freyeren Bewegung diente ein stärkerer Gebrauch des Wassers, und einer freyen, mit ihrer Federkraft und erwärmenden Licht ver- sehenen Luft, dazu der Athemzug verhilft, sowohl im Meere, als auf dem Lande. Den Athemzug nebst der freyen Bewegung zu unterstützen, ist ein stärkerer Umtrieb der Säfte, und grössere Macht der Röhren nöthig, davor der Schlag des Herzens und der Schlagadern sorget; allein um die freye Bewegungen zu bestimmen, war das lebhaftere Gefühl, und also das Gehirn und die Nerven unentbehrlich, und zur Erhaltung und Dauer aller dieser Theile, eine den Thieren an- passende und schon nähere Nahrung, als die Pflanzennahrung, ja gar völlig thierische, und
ihre
§. 298.
Wie alſo das Leben der Pflanzen ſchon eine freyere Bewegung, als der Anſchuß der foͤrmli- chen Ordnung noͤthig hatte; ſo erfordert die See- le der Thiere eine noch freyere Bewegung, naͤm- lich die Faͤhigkeit den Ort zu veraͤndern, ſowohl in Anſehung der Glieder, als des ganzen Koͤr- pers. Zu dieſer freyeren Bewegung diente ein ſtaͤrkerer Gebrauch des Waſſers, und einer freyen, mit ihrer Federkraft und erwaͤrmenden Licht ver- ſehenen Luft, dazu der Athemzug verhilft, ſowohl im Meere, als auf dem Lande. Den Athemzug nebſt der freyen Bewegung zu unterſtuͤtzen, iſt ein ſtaͤrkerer Umtrieb der Saͤfte, und groͤſſere Macht der Roͤhren noͤthig, davor der Schlag des Herzens und der Schlagadern ſorget; allein um die freye Bewegungen zu beſtimmen, war das lebhaftere Gefuͤhl, und alſo das Gehirn und die Nerven unentbehrlich, und zur Erhaltung und Dauer aller dieſer Theile, eine den Thieren an- paſſende und ſchon naͤhere Nahrung, als die Pflanzennahrung, ja gar voͤllig thieriſche, und
ihre
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§. 298.
Wie alſo das Leben der Pflanzen ſchon eine
freyere Bewegung, als der Anſchuß der foͤrmli-
chen Ordnung noͤthig hatte; ſo erfordert die See-
le der Thiere eine noch freyere Bewegung, naͤm-
lich die Faͤhigkeit den Ort zu veraͤndern, ſowohl
in Anſehung der Glieder, als des ganzen Koͤr-
pers. Zu dieſer freyeren Bewegung diente ein
ſtaͤrkerer Gebrauch des Waſſers, und einer freyen,
mit ihrer Federkraft und erwaͤrmenden Licht ver-
ſehenen Luft, dazu der Athemzug verhilft, ſowohl
im Meere, als auf dem Lande. Den Athemzug
nebſt der freyen Bewegung zu unterſtuͤtzen, iſt
ein ſtaͤrkerer Umtrieb der Saͤfte, und groͤſſere
Macht der Roͤhren noͤthig, davor der Schlag des
Herzens und der Schlagadern ſorget; allein um
die freye Bewegungen zu beſtimmen, war das
lebhaftere Gefuͤhl, und alſo das Gehirn und die
Nerven unentbehrlich, und zur Erhaltung und
Dauer aller dieſer Theile, eine den Thieren an-
paſſende und ſchon naͤhere Nahrung, als die
Pflanzennahrung, ja gar voͤllig thieriſche, und
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[Füchsel, Georg Christian]: Entwurf zu der ältesten Erd- und Menschengeschichte. Frankfurt u. a., 1773, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuechsel_entwurf_1773/226>, abgerufen am 21.11.2024.
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