Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.zweite Lebensbedingung, und beide gedeihen höchst vergnügt zusammen. Also wie Du und ich, wenn Du herkommst. Ich bin dann Dein Pilz, Dein Anhalt, Du bist meine Alge, mein Chlorophyll, nicht wahr? Es ist nämlich merkwürdig, seit wir uns schreiben, habe ich einen weit größeren Eifer gekriegt. Ich glaube wirklich, ich könnte Dir sehr gut forthelfen. Gleich, als ich Deinen ersten Brief erhielt, dachte ich: sie ist noch zu retten. Ich nehme Dich am Bahnhof in Empfang, das Weitere später. Eilig Dein treuer Axel. Nachschrift. Am liebsten wäre mir's, Du telegraphirtest sofort. Nur "ja", das genügt. Ich pumpe dann das Geld zusammen und melde Dich in der Pension an. Nur für den Anfang. Später miethest Du Dir eine Bude, das ist ungenirter. Du wirst bald ein großes Freiheitsbedürfniß bekommen, sollst mal sehen. Das wird dann ein vergnügtes Leben, ich kann Dir nicht sagen, wie ich mich darauf freue. Adieu, kleines Chlorophyll! Dein vergnügter Pilz. Lisbeth Markwort an Axel Lorenzen. Wedel, 20. Oktober 1892. Nein, nein, Axel, nicht so! Dein Brief hat mich zur Besinnung gebracht, alles in mir lehnt sich auf zweite Lebensbedingung, und beide gedeihen höchst vergnügt zusammen. Also wie Du und ich, wenn Du herkommst. Ich bin dann Dein Pilz, Dein Anhalt, Du bist meine Alge, mein Chlorophyll, nicht wahr? Es ist nämlich merkwürdig, seit wir uns schreiben, habe ich einen weit größeren Eifer gekriegt. Ich glaube wirklich, ich könnte Dir sehr gut forthelfen. Gleich, als ich Deinen ersten Brief erhielt, dachte ich: sie ist noch zu retten. Ich nehme Dich am Bahnhof in Empfang, das Weitere später. Eilig Dein treuer Axel. Nachschrift. Am liebsten wäre mir’s, Du telegraphirtest sofort. Nur „ja“, das genügt. Ich pumpe dann das Geld zusammen und melde Dich in der Pension an. Nur für den Anfang. Später miethest Du Dir eine Bude, das ist ungenirter. Du wirst bald ein großes Freiheitsbedürfniß bekommen, sollst mal sehen. Das wird dann ein vergnügtes Leben, ich kann Dir nicht sagen, wie ich mich darauf freue. Adieu, kleines Chlorophyll! Dein vergnügter Pilz. Lisbeth Markwort an Axel Lorenzen. Wedel, 20. Oktober 1892. Nein, nein, Axel, nicht so! Dein Brief hat mich zur Besinnung gebracht, alles in mir lehnt sich auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0341" n="333"/> zweite Lebensbedingung, und beide gedeihen höchst vergnügt zusammen. Also wie Du und ich, wenn Du herkommst. Ich bin dann Dein Pilz, Dein Anhalt, Du bist meine Alge, mein Chlorophyll, nicht wahr? Es ist nämlich merkwürdig, seit wir uns schreiben, habe ich einen weit größeren Eifer gekriegt. Ich glaube wirklich, ich könnte Dir sehr gut forthelfen. Gleich, als ich Deinen ersten Brief erhielt, dachte ich: sie ist noch zu retten. Ich nehme Dich am Bahnhof in Empfang, das Weitere später.</p> <closer> <salute> <hi rendition="#c">Eilig</hi><lb/> <hi rendition="#right">Dein treuer Axel.</hi> </salute> </closer> <postscript> <p>Nachschrift. Am liebsten wäre mir’s, Du telegraphirtest sofort. Nur „ja“, das genügt. Ich pumpe dann das Geld zusammen und melde Dich in der Pension an. Nur für den Anfang. Später miethest Du Dir eine Bude, das ist ungenirter. Du wirst bald ein großes Freiheitsbedürfniß bekommen, sollst mal sehen. Das wird dann ein vergnügtes Leben, ich kann Dir nicht sagen, wie ich mich darauf freue. Adieu, kleines Chlorophyll!</p> </postscript> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein vergnügter Pilz.</hi> </salute> </closer> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="letter" n="2"> <head>Lisbeth Markwort an Axel Lorenzen.</head> <opener> <dateline> <hi rendition="#right">Wedel, 20. Oktober 1892.</hi> </dateline> </opener> <p>Nein, nein, Axel, nicht so! Dein Brief hat mich zur Besinnung gebracht, alles in mir lehnt sich auf </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0341]
zweite Lebensbedingung, und beide gedeihen höchst vergnügt zusammen. Also wie Du und ich, wenn Du herkommst. Ich bin dann Dein Pilz, Dein Anhalt, Du bist meine Alge, mein Chlorophyll, nicht wahr? Es ist nämlich merkwürdig, seit wir uns schreiben, habe ich einen weit größeren Eifer gekriegt. Ich glaube wirklich, ich könnte Dir sehr gut forthelfen. Gleich, als ich Deinen ersten Brief erhielt, dachte ich: sie ist noch zu retten. Ich nehme Dich am Bahnhof in Empfang, das Weitere später.
Eilig
Dein treuer Axel. Nachschrift. Am liebsten wäre mir’s, Du telegraphirtest sofort. Nur „ja“, das genügt. Ich pumpe dann das Geld zusammen und melde Dich in der Pension an. Nur für den Anfang. Später miethest Du Dir eine Bude, das ist ungenirter. Du wirst bald ein großes Freiheitsbedürfniß bekommen, sollst mal sehen. Das wird dann ein vergnügtes Leben, ich kann Dir nicht sagen, wie ich mich darauf freue. Adieu, kleines Chlorophyll!
Dein vergnügter Pilz.
Lisbeth Markwort an Axel Lorenzen. Wedel, 20. Oktober 1892. Nein, nein, Axel, nicht so! Dein Brief hat mich zur Besinnung gebracht, alles in mir lehnt sich auf
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