Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.sehr schlecht. Wenn Ihr Eure Hochzeitsreise hierher Mit vielen Grüßen Eure Schwester Klara. Eugen Schmidthammer an Toni Emmer. Venedig, 16. April. Ich kann Dir nicht sagen, was für eine Offen¬ ſehr ſchlecht. Wenn Ihr Eure Hochzeitsreiſe hierher Mit vielen Grüßen Eure Schweſter Klara. Eugen Schmidthammer an Toni Emmer. Venedig, 16. April. Ich kann Dir nicht ſagen, was für eine Offen¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0262" n="246"/> ſehr ſchlecht. Wenn Ihr Eure Hochzeitsreiſe hierher<lb/> macht, müßt Ihr zuerſt zur Aſſunta gehen.</p><lb/> <closer> <salute rendition="#et">Mit vielen Grüßen<lb/><hi rendition="#right">Eure Schweſter Klara.</hi> </salute> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div type="letter" n="2"> <head><hi rendition="#g">Eugen Schmidthammer an Toni Emmer</hi>.<lb/></head> <opener> <dateline rendition="#right">Venedig, 16. April. </dateline> </opener><lb/> <p>Ich kann Dir nicht ſagen, was für eine Offen¬<lb/> barung dies Kind für mich iſt! Es wäre zwar ver¬<lb/> zweifelt unbequem, wenn alle Frauen wären wie ſie,<lb/> aber beſſer für uns Männer wär's gewiß. Ich ſchäme<lb/> mich jedes unreinen Gedankens, ſeit ich ſie kenne; ich<lb/> denke mit Grauen an die dumpfe Leidenſchaft zu<lb/> Selma, wie an eine ſchwere Krankheit, die hinter<lb/> mir liegt, — ich bin überzeugt, ſie könnte alles Gute<lb/> in mir wecken, alles Gemeine allmälig von mir ab¬<lb/> ſtreifen, — aber — was hilft es mir — ſie will<lb/> mich ja nicht! Nein, Toni, ſie will mich nicht!<lb/> Sie grüßte mich geſtern, als wir uns vor der<lb/> Aſſunta trafen, mit einem müden Lächeln, und als<lb/> ich auf ſie zutreten wollte, ſenkte ſie den Kopf, daß<lb/> ihr großer Hut das Geſicht verdeckte und trat bei<lb/> Seite. Sie mag mich nicht mehr. Denn daß ſie<lb/> mich früher gemocht hat, erkenn' ich nun wohl, wenn<lb/> ich an frühere Begegnungen denke. Wie da ihre<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0262]
ſehr ſchlecht. Wenn Ihr Eure Hochzeitsreiſe hierher
macht, müßt Ihr zuerſt zur Aſſunta gehen.
Mit vielen Grüßen
Eure Schweſter Klara.
Eugen Schmidthammer an Toni Emmer.
Venedig, 16. April.
Ich kann Dir nicht ſagen, was für eine Offen¬
barung dies Kind für mich iſt! Es wäre zwar ver¬
zweifelt unbequem, wenn alle Frauen wären wie ſie,
aber beſſer für uns Männer wär's gewiß. Ich ſchäme
mich jedes unreinen Gedankens, ſeit ich ſie kenne; ich
denke mit Grauen an die dumpfe Leidenſchaft zu
Selma, wie an eine ſchwere Krankheit, die hinter
mir liegt, — ich bin überzeugt, ſie könnte alles Gute
in mir wecken, alles Gemeine allmälig von mir ab¬
ſtreifen, — aber — was hilft es mir — ſie will
mich ja nicht! Nein, Toni, ſie will mich nicht!
Sie grüßte mich geſtern, als wir uns vor der
Aſſunta trafen, mit einem müden Lächeln, und als
ich auf ſie zutreten wollte, ſenkte ſie den Kopf, daß
ihr großer Hut das Geſicht verdeckte und trat bei
Seite. Sie mag mich nicht mehr. Denn daß ſie
mich früher gemocht hat, erkenn' ich nun wohl, wenn
ich an frühere Begegnungen denke. Wie da ihre
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