Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht. Ich habe schon Kopfweh vom vielen Grübeln.
Nun, morgen bin ich wieder heiter.

Eure Euch zärtlich liebende
Kläre.

Eugen Schmidthammer an Toni Emmer.

Lieber Sohn! Es ist mir doch leid, daß ich gar
kein Malzeug mit habe, das ewige Karikiren hol' der
Teufel. Gelegenheit gäb's ja hier genug, und ich
bin nicht müßig drin, 's ist ja auch Brotarbeit.
Aber mir juckt's in den Fingern, auch wieder e bissel
zu landschaftern. Gelt, thu mir die Lieb' und schick
mir meinen Studienkasten, wie er steht und geht,
nach Venedig in den Sandwirth. Das heißt, Du
thust einen Blick hinein, ob er nicht ganz leer ist und
räumst e bissel ein, was man so braucht! Skizzen¬
leinwand krieg' ich hier -- ich könnt' ja auch das
Uebrige hier besorgen, aber es wär' doppelte Ausgabe!
In vier, fünf Tagen bin ich in Venedig. Gestern in
der Arena ist mir die Hechingen begegnet, da gehört
sie auch hin zu den andern Schuhus. Aber froh war
ich doch an der Begegnung, sie reist nämlich ab, heut
schon, nach Vicenza, -- das arme Vicenza, ich be¬
neid's nicht um den Besuch! Nun Bog s nej! wie

nicht. Ich habe ſchon Kopfweh vom vielen Grübeln.
Nun, morgen bin ich wieder heiter.

Eure Euch zärtlich liebende
Kläre.

Eugen Schmidthammer an Toni Emmer.

Lieber Sohn! Es iſt mir doch leid, daß ich gar
kein Malzeug mit habe, das ewige Karikiren hol' der
Teufel. Gelegenheit gäb's ja hier genug, und ich
bin nicht müßig drin, 's iſt ja auch Brotarbeit.
Aber mir juckt's in den Fingern, auch wieder e biſſel
zu landſchaftern. Gelt, thu mir die Lieb' und ſchick
mir meinen Studienkaſten, wie er ſteht und geht,
nach Venedig in den Sandwirth. Das heißt, Du
thuſt einen Blick hinein, ob er nicht ganz leer iſt und
räumſt e biſſel ein, was man ſo braucht! Skizzen¬
leinwand krieg' ich hier — ich könnt' ja auch das
Uebrige hier beſorgen, aber es wär' doppelte Ausgabe!
In vier, fünf Tagen bin ich in Venedig. Geſtern in
der Arena iſt mir die Hechingen begegnet, da gehört
ſie auch hin zu den andern Schuhus. Aber froh war
ich doch an der Begegnung, ſie reiſt nämlich ab, heut
ſchon, nach Vicenza, — das arme Vicenza, ich be¬
neid's nicht um den Beſuch! Nun Bog s nej! wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <p><pb facs="#f0246" n="230"/>
nicht. Ich habe &#x017F;chon Kopfweh vom vielen Grübeln.<lb/>
Nun, morgen bin ich wieder heiter.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Eure Euch zärtlich liebende<lb/>
Kläre.</hi> </salute>
          </closer><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
        <div type="letter" n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Eugen Schmidthammer an Toni Emmer.</hi><lb/>
          </head>
          <opener>
            <dateline rendition="#right">Verona, 7. April.</dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Lieber Sohn! Es i&#x017F;t mir doch leid, daß ich gar<lb/>
kein Malzeug mit habe, das ewige Karikiren hol' der<lb/>
Teufel. Gelegenheit gäb's ja hier genug, und ich<lb/>
bin nicht müßig drin, 's i&#x017F;t ja auch Brotarbeit.<lb/>
Aber mir juckt's in den Fingern, auch wieder e bi&#x017F;&#x017F;el<lb/>
zu land&#x017F;chaftern. Gelt, thu mir die Lieb' und &#x017F;chick<lb/>
mir meinen Studienka&#x017F;ten, wie er &#x017F;teht und geht,<lb/>
nach Venedig in den Sandwirth. Das heißt, Du<lb/>
thu&#x017F;t einen Blick hinein, ob er nicht ganz leer i&#x017F;t und<lb/>
räum&#x017F;t e bi&#x017F;&#x017F;el ein, was man &#x017F;o braucht! Skizzen¬<lb/>
leinwand krieg' ich hier &#x2014; ich könnt' ja auch das<lb/>
Uebrige hier be&#x017F;orgen, aber es wär' doppelte Ausgabe!<lb/>
In vier, fünf Tagen bin ich in Venedig. Ge&#x017F;tern in<lb/>
der Arena i&#x017F;t mir die Hechingen begegnet, da gehört<lb/>
&#x017F;ie auch hin zu den andern Schuhus. Aber froh war<lb/>
ich doch an der Begegnung, &#x017F;ie rei&#x017F;t nämlich ab, heut<lb/>
&#x017F;chon, nach Vicenza, &#x2014; das arme Vicenza, ich be¬<lb/>
neid's nicht um den Be&#x017F;uch! Nun <hi rendition="#aq">Bog s nej</hi>! wie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0246] nicht. Ich habe ſchon Kopfweh vom vielen Grübeln. Nun, morgen bin ich wieder heiter. Eure Euch zärtlich liebende Kläre. Eugen Schmidthammer an Toni Emmer. Verona, 7. April. Lieber Sohn! Es iſt mir doch leid, daß ich gar kein Malzeug mit habe, das ewige Karikiren hol' der Teufel. Gelegenheit gäb's ja hier genug, und ich bin nicht müßig drin, 's iſt ja auch Brotarbeit. Aber mir juckt's in den Fingern, auch wieder e biſſel zu landſchaftern. Gelt, thu mir die Lieb' und ſchick mir meinen Studienkaſten, wie er ſteht und geht, nach Venedig in den Sandwirth. Das heißt, Du thuſt einen Blick hinein, ob er nicht ganz leer iſt und räumſt e biſſel ein, was man ſo braucht! Skizzen¬ leinwand krieg' ich hier — ich könnt' ja auch das Uebrige hier beſorgen, aber es wär' doppelte Ausgabe! In vier, fünf Tagen bin ich in Venedig. Geſtern in der Arena iſt mir die Hechingen begegnet, da gehört ſie auch hin zu den andern Schuhus. Aber froh war ich doch an der Begegnung, ſie reiſt nämlich ab, heut ſchon, nach Vicenza, — das arme Vicenza, ich be¬ neid's nicht um den Beſuch! Nun Bog s nej! wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/246
Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/246>, abgerufen am 21.12.2024.