Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.hielt, während sie die andern in ihre Reisetasche Dein Eugen. Klärchen an die Geschwister. Verona, Albergo Lorenzo, 6. April.Meine Lieben! Mama bittet mich, Euch auch hielt, während ſie die andern in ihre Reiſetaſche Dein Eugen. Klärchen an die Geſchwiſter. Verona, Albergo Lorenzo, 6. April.Meine Lieben! Mama bittet mich, Euch auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0245" n="229"/> hielt, während ſie die andern in ihre Reiſetaſche<lb/> ſtopfte, wagte kein Lebenszeichen zu geben. — Ich<lb/> fürchte, es iſt Alles aus! Zum Unglück hab' ich ſeit<lb/> geſtern Abend auch die Hechingen nicht mehr geſehen.<lb/> Mir iſt zu Muth, als ſei eine Brillenſchlange ent¬<lb/> kommen und wolle ſich auf mein Lamm ſtürzen.<lb/> Dazu Dein Brief! Der Hohn, ich ſelbſt ſolle die<lb/> Briefe zurückholen! Aber ſie weiß doch, daß ich auf<lb/> der Reiſe bin! Verſuch' es noch einmal, Toni, mein<lb/> Freund, mein Bruder. Ich bin ſehr unglücklich!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Dein Eugen.</hi> </salute> </closer><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div type="letter" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Klärchen an die Geſchwiſter.</hi><lb/> </head> <opener> <dateline rendition="#right">Verona, Albergo Lorenzo, 6. April.</dateline> </opener><lb/> <p>Meine Lieben! Mama bittet mich, Euch auch<lb/> noch ein Wörtchen zu ſchreiben; ich habe zwar einen<lb/> dummen Kopf, aber einen herzlichen Gruß ſollt Ihr<lb/> doch haben. Unſere Seefahrt war wunderſchön, ich<lb/> war ganz aufgelöſt vor Freude. Aber in der zweiten<lb/> Hälfte der Reiſe verſchwand plötzlich der Maler, Herr<lb/> Schmidthammer, und hat ſich ſeitdem gar nicht wie¬<lb/> der ſehen laſſen. Es thut mir ſehr, ſehr leid! Ob<lb/> wir ihn beleidigt haben, oder ob er uns nicht mehr<lb/> mochte, als er uns genauer kennen lernte, weiß ich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0245]
hielt, während ſie die andern in ihre Reiſetaſche
ſtopfte, wagte kein Lebenszeichen zu geben. — Ich
fürchte, es iſt Alles aus! Zum Unglück hab' ich ſeit
geſtern Abend auch die Hechingen nicht mehr geſehen.
Mir iſt zu Muth, als ſei eine Brillenſchlange ent¬
kommen und wolle ſich auf mein Lamm ſtürzen.
Dazu Dein Brief! Der Hohn, ich ſelbſt ſolle die
Briefe zurückholen! Aber ſie weiß doch, daß ich auf
der Reiſe bin! Verſuch' es noch einmal, Toni, mein
Freund, mein Bruder. Ich bin ſehr unglücklich!
Dein Eugen.
Klärchen an die Geſchwiſter.
Verona, Albergo Lorenzo, 6. April.
Meine Lieben! Mama bittet mich, Euch auch
noch ein Wörtchen zu ſchreiben; ich habe zwar einen
dummen Kopf, aber einen herzlichen Gruß ſollt Ihr
doch haben. Unſere Seefahrt war wunderſchön, ich
war ganz aufgelöſt vor Freude. Aber in der zweiten
Hälfte der Reiſe verſchwand plötzlich der Maler, Herr
Schmidthammer, und hat ſich ſeitdem gar nicht wie¬
der ſehen laſſen. Es thut mir ſehr, ſehr leid! Ob
wir ihn beleidigt haben, oder ob er uns nicht mehr
mochte, als er uns genauer kennen lernte, weiß ich
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