Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

Bild:
<< vorherige Seite
Kurtzer Vorbericht /

An den hoch-gewognen und bescheidnen Leser.

DEmselben werden hiemit vorgestellt alle die Belägerungen der fürnehmen Stadt Wien/ samt den feindlichen Verwüstungen/ so sie/ in den heydnischen Zeiten/ erlitten. Wie wol aber solche Belägerungen der rechte Kern und Haupt-Zweck dieser Schrifft seynd: habe ich doch / zu besserer Bedienung deß Lesers/ auch andre denckwürdige Kriegs-Händel/ so diesen Belägerungen anhängig/ oder derselben Ursachen gewest/ oder dadurch hernach weiter veranlast worden/ zugleich/ doch nur ihren hauptsächlichsten Umständen nach/ mit beschrieben. Hoffe demnach nicht/ daß mir ein Bescheidener/ und Verständiger/ dieses für eine Unordnung oder Verwirrung/ aufnehmen werde/ daß ich etliche/ wiewol gar wenig Sachen/ die einige Jahre/ nach der vor-letzten Belägerung/ allererst vorgeloffen / kürtzlich mit angezogen. Denn solche Erzehlungen werffen einen Ruck-Blick/ auf die vorher geschehene Dinge: die sonst/ durch Verschweigung ihres weiteren Erfolgs/ und Ausgangs / in der Unvollkommenheit bleiben/ und also der fürnehmste Zweck einer Histori/ welcher in Beobachtung der endlichen Würckungen und Früchte dieses oder jenes Anschlags und Fürnehmens beruhet/ ausgeschlossen seyn würde. Darum wird man dieses hoffendlich so wenig / als die Manier deß Plutarchi/ Guicciardini/ Thuani/ und Andrer/ verwerffen.

Allervorderst aber wird hierinn/ von dem Ursprunge/ Namen/ Aufkommen und Zunehmen / deß edlen Wiens/ etwas geredt. Welches abermal/ vor allen billigen Augen/ bestehen wird / die zwischen einer Geschicht-Verfassung/ und blossen Relation/ unterscheiden wollen. Wenn aber solches fremd vorkommt/ der blicke nur ein wenig in den Tacitum/ und mercke auf diesen seinen Eingang/ welchen er/ vor Erzehlung der Verstöhrung Jerusalems/ macht: Quia famosae urbis supremum diem tradituri sumus; congruens videtur, primordia ejus aperire: Und was hernach weiter folget. Zweifle demnach nicht/ der geneigte Leser werde auch dieses im Besten vermercken/ und diesem Wercklein einen gewognen Blick schencken.

Kurtzer Vorbericht /

An den hoch-gewognen und bescheidnen Leser.

DEmselben werden hiemit vorgestellt alle die Belägerungen der fürnehmen Stadt Wien/ samt den feindlichen Verwüstungen/ so sie/ in den heydnischen Zeiten/ erlitten. Wie wol aber solche Belägerungen der rechte Kern und Haupt-Zweck dieser Schrifft seynd: habe ich doch / zu besserer Bedienung deß Lesers/ auch andre denckwürdige Kriegs-Händel/ so diesen Belägerungen anhängig/ oder derselben Ursachen gewest/ oder dadurch hernach weiter veranlast worden/ zugleich/ doch nur ihren hauptsächlichsten Umständen nach/ mit beschrieben. Hoffe demnach nicht/ daß mir ein Bescheidener/ und Verständiger/ dieses für eine Unordnung oder Verwirrung/ aufnehmen werde/ daß ich etliche/ wiewol gar wenig Sachen/ die einige Jahre/ nach der vor-letzten Belägerung/ allererst vorgeloffen / kürtzlich mit angezogen. Denn solche Erzehlungen werffen einen Ruck-Blick/ auf die vorher geschehene Dinge: die sonst/ durch Verschweigung ihres weiteren Erfolgs/ und Ausgangs / in der Unvollkommenheit bleiben/ und also der fürnehmste Zweck einer Histori/ welcher in Beobachtung der endlichen Würckungen und Früchte dieses oder jenes Anschlags und Fürnehmens beruhet/ ausgeschlossen seyn würde. Darum wird man dieses hoffendlich so wenig / als die Manier deß Plutarchi/ Guicciardini/ Thuani/ und Andrer/ verwerffen.

Allervorderst aber wird hierinn/ von dem Ursprunge/ Namen/ Aufkommen und Zunehmen / deß edlen Wiens/ etwas geredt. Welches abermal/ vor allen billigen Augen/ bestehen wird / die zwischen einer Geschicht-Verfassung/ und blossen Relation/ unterscheiden wollen. Wenn aber solches fremd vorkommt/ der blicke nur ein wenig in den Tacitum/ und mercke auf diesen seinen Eingang/ welchen er/ vor Erzehlung der Verstöhrung Jerusalems/ macht: Quia famosae urbis supremum diem tradituri sumus; congruens videtur, primordia ejus aperire: Und was hernach weiter folget. Zweifle demnach nicht/ der geneigte Leser werde auch dieses im Besten vermercken/ und diesem Wercklein einen gewognen Blick schencken.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0008"/>
        <head>Kurtzer Vorbericht /</head>
        <p>An den hoch-gewognen und bescheidnen Leser.</p>
        <p>DEmselben werden hiemit vorgestellt alle die Belägerungen der fürnehmen Stadt Wien/ samt            den feindlichen Verwüstungen/ so sie/ in den heydnischen Zeiten/ erlitten. Wie wol aber            solche Belägerungen der rechte Kern und Haupt-Zweck dieser Schrifft seynd: habe ich doch /            zu besserer Bedienung deß Lesers/ auch andre denckwürdige Kriegs-Händel/ so diesen            Belägerungen anhängig/ oder derselben Ursachen gewest/ oder dadurch hernach weiter            veranlast worden/ zugleich/ doch nur ihren hauptsächlichsten Umständen nach/ mit            beschrieben. Hoffe demnach nicht/ daß mir ein Bescheidener/ und Verständiger/ dieses            für eine Unordnung oder Verwirrung/ aufnehmen werde/ daß ich etliche/ wiewol gar wenig            Sachen/ die einige Jahre/ nach der vor-letzten Belägerung/ allererst vorgeloffen /            kürtzlich mit angezogen. Denn solche Erzehlungen werffen einen Ruck-Blick/ auf die vorher            geschehene Dinge: die sonst/ durch Verschweigung ihres weiteren Erfolgs/ und Ausgangs /            in der Unvollkommenheit bleiben/ und also der fürnehmste Zweck einer Histori/ welcher in            Beobachtung der endlichen Würckungen und Früchte dieses oder jenes Anschlags und            Fürnehmens beruhet/ ausgeschlossen seyn würde. Darum wird man dieses hoffendlich so wenig           / als die Manier deß Plutarchi/ Guicciardini/ Thuani/ und Andrer/ verwerffen.</p>
        <p>Allervorderst aber wird hierinn/ von dem Ursprunge/ Namen/ Aufkommen und Zunehmen /            deß edlen Wiens/ etwas geredt. Welches abermal/ vor allen billigen Augen/ bestehen wird           / die zwischen einer Geschicht-Verfassung/ und blossen Relation/ unterscheiden wollen.            Wenn aber solches fremd vorkommt/ der blicke nur ein wenig in den Tacitum/ und mercke            auf diesen seinen Eingang/ welchen er/ vor Erzehlung der Verstöhrung Jerusalems/ macht:            Quia famosae urbis supremum diem tradituri sumus; congruens videtur, primordia ejus            aperire: Und was hernach weiter folget. Zweifle demnach nicht/ der geneigte Leser werde            auch dieses im Besten vermercken/ und diesem Wercklein einen gewognen Blick            schencken.</p>
      </div>
      <div>
</div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0008] Kurtzer Vorbericht / An den hoch-gewognen und bescheidnen Leser. DEmselben werden hiemit vorgestellt alle die Belägerungen der fürnehmen Stadt Wien/ samt den feindlichen Verwüstungen/ so sie/ in den heydnischen Zeiten/ erlitten. Wie wol aber solche Belägerungen der rechte Kern und Haupt-Zweck dieser Schrifft seynd: habe ich doch / zu besserer Bedienung deß Lesers/ auch andre denckwürdige Kriegs-Händel/ so diesen Belägerungen anhängig/ oder derselben Ursachen gewest/ oder dadurch hernach weiter veranlast worden/ zugleich/ doch nur ihren hauptsächlichsten Umständen nach/ mit beschrieben. Hoffe demnach nicht/ daß mir ein Bescheidener/ und Verständiger/ dieses für eine Unordnung oder Verwirrung/ aufnehmen werde/ daß ich etliche/ wiewol gar wenig Sachen/ die einige Jahre/ nach der vor-letzten Belägerung/ allererst vorgeloffen / kürtzlich mit angezogen. Denn solche Erzehlungen werffen einen Ruck-Blick/ auf die vorher geschehene Dinge: die sonst/ durch Verschweigung ihres weiteren Erfolgs/ und Ausgangs / in der Unvollkommenheit bleiben/ und also der fürnehmste Zweck einer Histori/ welcher in Beobachtung der endlichen Würckungen und Früchte dieses oder jenes Anschlags und Fürnehmens beruhet/ ausgeschlossen seyn würde. Darum wird man dieses hoffendlich so wenig / als die Manier deß Plutarchi/ Guicciardini/ Thuani/ und Andrer/ verwerffen. Allervorderst aber wird hierinn/ von dem Ursprunge/ Namen/ Aufkommen und Zunehmen / deß edlen Wiens/ etwas geredt. Welches abermal/ vor allen billigen Augen/ bestehen wird / die zwischen einer Geschicht-Verfassung/ und blossen Relation/ unterscheiden wollen. Wenn aber solches fremd vorkommt/ der blicke nur ein wenig in den Tacitum/ und mercke auf diesen seinen Eingang/ welchen er/ vor Erzehlung der Verstöhrung Jerusalems/ macht: Quia famosae urbis supremum diem tradituri sumus; congruens videtur, primordia ejus aperire: Und was hernach weiter folget. Zweifle demnach nicht/ der geneigte Leser werde auch dieses im Besten vermercken/ und diesem Wercklein einen gewognen Blick schencken.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/8
Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/8>, abgerufen am 30.12.2024.