Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.als habe man damals keine billigere Bedingnissen zu erhalten/ oder zu erzwingen/ gehofft. Jedoch bleibt dieses einem reifferem Verstande unterworffen. Weil aber dem Könige bewust/ wie schmal die Belägerten müsten beissen: erklärte er diesen Vertrag/ bis dahin/ vor unkräfftig/ daß er/ mit dem Käiser/ mündliche Unterredung gepflogen. Und als der Erz-Herzog ihm dieses zuwidern seyn ließ; drohete der König/ die Handlung abzubrechen: Hingegen gab er ihm die Versicherung/ er wolte zwar den Käiser in Freyheit stellen/ doch gleichwol/ vor Unterschreibung aller dieser Artickeln / nicht aus dem Lande ziehen lassen. Beynebst gab er ihm zu betrachten anheim/ wie die Stände deß Römischen Reichs grosse Zurüstungen machten/ ihren Herrn/ als Römischen Käiser/ zu befreyen. Worauf der Erz-Herzog antwortete/ wie ich vorhin gemeldet/ deß Reichs Hülffe achtete er zwar von keiner Consideration; allein weil der König ihm diese Sache so sehr angelegen seyn liesse; wolte er/ ihm zu Gefallen/ den Käiser abfolgen lassen. Hierauf haben sie beyde einander die Hand geboten. Hiemit führte er/ der Erz-Herzog/ die Völker ab/ und hub die Belägerung auf. Der König aber ließ dem Käiser/ durch seine Gesandten/ andeuten/ er mögte nun sich/ zu ihm hinaus begeben/ vor die Stadt: da er in Bereitschafft stehen wolte/ mit wolgerüsten Hauffen ihn nach Korneuburg zu begleiten/ auch eher nicht von ihm zu weichen/ er hätte ihn dann in Sicherheit geliefert/ und aller Gefahr entzogen. Also ließ der Käiser/ dem dieses eine angenehme Botschafft seiner/ und der Seinigen Erlösung war/ eilends zusammen raffen/ was man kunte/ und machte sich auf zu Fuß/ samt seiner Gemahlin/ jungem Prinzen/ und gesamter Hofstatt/ dem Könige/ der vor dem nächsten Thor am Schloß/ mit vielen wolmundirten Regimentern/ denen die übrige ganze Armee unferrn am Rücken stund/ zu Pferde hielt/ und durch seine Feld-Trompeter lustig aufmachen ließ/ entgegen/ mit einem solchen Herzen/ darinn sich Freude und Traurigkeit vermischten. Derselbige stieg/ nach Erblickung deß Käisers/ vom Pferde/ ging ihm/ mit Erzeigung grosser Ehrerbietigkeit/ entgegen/ empfing ihn gar freundlich/ und nachdem er / für ihn/ und seine Räthe/ Pferde verschafft/ ritten sie miteinander auf Korneuburg / nich ohne unmutiges Nachsehen deß Erz-Herzogs/ und der rebellischen Wiener. Die Käiserinn / und Prinz Maximilian/ samt dem Frauenzimmer/ nahmen/ in der Vorstadt St. Diepolds / von dem Käiser/ Urlaub/ und wurden (oberwehnter Massen) von den Steyrern und Kärntern / nach der Neustadt convoyret. Hiemit hatte nun diese abscheuliche Belägerung der Majestät ein Ende. Wobey der gute Käiser wol ein schweres Creutz ausgestanden. Welches GOtt ihm doch/ nebst allen andren vielen Widerwertigkeiten/ endlich/ mit einem hohen geruhlichem Alter/ und Erlebung aller seiner Feinde Untergangs/ ersetzet hat. Dann obgleich/ nach dieser Befreyung/ die Unruhe wieder anging/ indem kein Theil den unterschriebenen Vertrag zu halten begehrte; Erz-Herzog Albrecht aber als habe man damals keine billigere Bedingnissen zu erhalten/ oder zu erzwingen/ gehofft. Jedoch bleibt dieses einem reifferem Verstande unterworffen. Weil aber dem Könige bewust/ wie schmal die Belägerten müsten beissen: erklärte er diesen Vertrag/ bis dahin/ vor unkräfftig/ daß er/ mit dem Käiser/ mündliche Unterredung gepflogen. Und als der Erz-Herzog ihm dieses zuwidern seyn ließ; drohete der König/ die Handlung abzubrechen: Hingegen gab er ihm die Versicherung/ er wolte zwar den Käiser in Freyheit stellen/ doch gleichwol/ vor Unterschreibung aller dieser Artickeln / nicht aus dem Lande ziehen lassen. Beynebst gab er ihm zu betrachten anheim/ wie die Stände deß Römischen Reichs grosse Zurüstungen machten/ ihren Herrn/ als Römischen Käiser/ zu befreyen. Worauf der Erz-Herzog antwortete/ wie ich vorhin gemeldet/ deß Reichs Hülffe achtete er zwar von keiner Consideration; allein weil der König ihm diese Sache so sehr angelegen seyn liesse; wolte er/ ihm zu Gefallen/ den Käiser abfolgen lassen. Hierauf haben sie beyde einander die Hand geboten. Hiemit führte er/ der Erz-Herzog/ die Völker ab/ und hub die Belägerung auf. Der König aber ließ dem Käiser/ durch seine Gesandten/ andeuten/ er mögte nun sich/ zu ihm hinaus begeben/ vor die Stadt: da er in Bereitschafft stehen wolte/ mit wolgerüsten Hauffen ihn nach Korneuburg zu begleiten/ auch eher nicht von ihm zu weichen/ er hätte ihn dann in Sicherheit geliefert/ und aller Gefahr entzogen. Also ließ der Käiser/ dem dieses eine angenehme Botschafft seiner/ und der Seinigen Erlösung war/ eilends zusammen raffen/ was man kunte/ und machte sich auf zu Fuß/ samt seiner Gemahlin/ jungem Prinzen/ und gesamter Hofstatt/ dem Könige/ der vor dem nächsten Thor am Schloß/ mit vielen wolmundirten Regimentern/ denen die übrige ganze Armee unferrn am Rücken stund/ zu Pferde hielt/ und durch seine Feld-Trompeter lustig aufmachen ließ/ entgegen/ mit einem solchen Herzen/ darinn sich Freude und Traurigkeit vermischten. Derselbige stieg/ nach Erblickung deß Käisers/ vom Pferde/ ging ihm/ mit Erzeigung grosser Ehrerbietigkeit/ entgegen/ empfing ihn gar freundlich/ und nachdem er / für ihn/ und seine Räthe/ Pferde verschafft/ ritten sie miteinander auf Korneuburg / nich ohne unmutiges Nachsehen deß Erz-Herzogs/ und der rebellischen Wiener. Die Käiserinn / und Prinz Maximilian/ samt dem Frauenzimmer/ nahmen/ in der Vorstadt St. Diepolds / von dem Käiser/ Urlaub/ und wurden (oberwehnter Massen) von den Steyrern und Kärntern / nach der Neustadt convoyret. Hiemit hatte nun diese abscheuliche Belägerung der Majestät ein Ende. Wobey der gute Käiser wol ein schweres Creutz ausgestanden. Welches GOtt ihm doch/ nebst allen andren vielen Widerwertigkeiten/ endlich/ mit einem hohen geruhlichem Alter/ und Erlebung aller seiner Feinde Untergangs/ ersetzet hat. Dann obgleich/ nach dieser Befreyung/ die Unruhe wieder anging/ indem kein Theil den unterschriebenen Vertrag zu halten begehrte; Erz-Herzog Albrecht aber <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0059" n="51"/> als habe man damals keine billigere Bedingnissen zu erhalten/ oder zu erzwingen/ gehofft. Jedoch bleibt dieses einem reifferem Verstande unterworffen.</p> <p>Weil aber dem Könige bewust/ wie schmal die Belägerten müsten beissen: erklärte er diesen Vertrag/ bis dahin/ vor unkräfftig/ daß er/ mit dem Käiser/ mündliche Unterredung gepflogen. Und als der Erz-Herzog ihm dieses zuwidern seyn ließ; drohete der König/ die Handlung abzubrechen: Hingegen gab er ihm die Versicherung/ er wolte zwar den Käiser in Freyheit stellen/ doch gleichwol/ vor Unterschreibung aller dieser Artickeln / nicht aus dem Lande ziehen lassen. Beynebst gab er ihm zu betrachten anheim/ wie die Stände deß Römischen Reichs grosse Zurüstungen machten/ ihren Herrn/ als Römischen Käiser/ zu befreyen. Worauf der Erz-Herzog antwortete/ wie ich vorhin gemeldet/ deß Reichs Hülffe achtete er zwar von keiner Consideration; allein weil der König ihm diese Sache so sehr angelegen seyn liesse; wolte er/ ihm zu Gefallen/ den Käiser abfolgen lassen. Hierauf haben sie beyde einander die Hand geboten.</p> <p>Hiemit führte er/ der Erz-Herzog/ die Völker ab/ und hub die Belägerung auf. Der König aber ließ dem Käiser/ durch seine Gesandten/ andeuten/ er mögte nun sich/ zu ihm hinaus begeben/ vor die Stadt: da er in Bereitschafft stehen wolte/ mit wolgerüsten Hauffen ihn nach Korneuburg zu begleiten/ auch eher nicht von ihm zu weichen/ er hätte ihn dann in Sicherheit geliefert/ und aller Gefahr entzogen.</p> </div> <div> <p>Also ließ der Käiser/ dem dieses eine angenehme Botschafft seiner/ und der Seinigen Erlösung war/ eilends zusammen raffen/ was man kunte/ und machte sich auf zu Fuß/ samt seiner Gemahlin/ jungem Prinzen/ und gesamter Hofstatt/ dem Könige/ der vor dem nächsten Thor am Schloß/ mit vielen wolmundirten Regimentern/ denen die übrige ganze Armee unferrn am Rücken stund/ zu Pferde hielt/ und durch seine Feld-Trompeter lustig aufmachen ließ/ entgegen/ mit einem solchen Herzen/ darinn sich Freude und Traurigkeit vermischten. Derselbige stieg/ nach Erblickung deß Käisers/ vom Pferde/ ging ihm/ mit Erzeigung grosser Ehrerbietigkeit/ entgegen/ empfing ihn gar freundlich/ und nachdem er / für ihn/ und seine Räthe/ Pferde verschafft/ ritten sie miteinander auf Korneuburg / nich ohne unmutiges Nachsehen deß Erz-Herzogs/ und der rebellischen Wiener. Die Käiserinn / und Prinz Maximilian/ samt dem Frauenzimmer/ nahmen/ in der Vorstadt St. Diepolds / von dem Käiser/ Urlaub/ und wurden (oberwehnter Massen) von den Steyrern und Kärntern / nach der Neustadt convoyret.</p> <p>Hiemit hatte nun diese abscheuliche Belägerung der Majestät ein Ende. Wobey der gute Käiser wol ein schweres Creutz ausgestanden. Welches GOtt ihm doch/ nebst allen andren vielen Widerwertigkeiten/ endlich/ mit einem hohen geruhlichem Alter/ und Erlebung aller seiner Feinde Untergangs/ ersetzet hat. Dann obgleich/ nach dieser Befreyung/ die Unruhe wieder anging/ indem kein Theil den unterschriebenen Vertrag zu halten begehrte; Erz-Herzog Albrecht aber </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0059]
als habe man damals keine billigere Bedingnissen zu erhalten/ oder zu erzwingen/ gehofft. Jedoch bleibt dieses einem reifferem Verstande unterworffen.
Weil aber dem Könige bewust/ wie schmal die Belägerten müsten beissen: erklärte er diesen Vertrag/ bis dahin/ vor unkräfftig/ daß er/ mit dem Käiser/ mündliche Unterredung gepflogen. Und als der Erz-Herzog ihm dieses zuwidern seyn ließ; drohete der König/ die Handlung abzubrechen: Hingegen gab er ihm die Versicherung/ er wolte zwar den Käiser in Freyheit stellen/ doch gleichwol/ vor Unterschreibung aller dieser Artickeln / nicht aus dem Lande ziehen lassen. Beynebst gab er ihm zu betrachten anheim/ wie die Stände deß Römischen Reichs grosse Zurüstungen machten/ ihren Herrn/ als Römischen Käiser/ zu befreyen. Worauf der Erz-Herzog antwortete/ wie ich vorhin gemeldet/ deß Reichs Hülffe achtete er zwar von keiner Consideration; allein weil der König ihm diese Sache so sehr angelegen seyn liesse; wolte er/ ihm zu Gefallen/ den Käiser abfolgen lassen. Hierauf haben sie beyde einander die Hand geboten.
Hiemit führte er/ der Erz-Herzog/ die Völker ab/ und hub die Belägerung auf. Der König aber ließ dem Käiser/ durch seine Gesandten/ andeuten/ er mögte nun sich/ zu ihm hinaus begeben/ vor die Stadt: da er in Bereitschafft stehen wolte/ mit wolgerüsten Hauffen ihn nach Korneuburg zu begleiten/ auch eher nicht von ihm zu weichen/ er hätte ihn dann in Sicherheit geliefert/ und aller Gefahr entzogen.
Also ließ der Käiser/ dem dieses eine angenehme Botschafft seiner/ und der Seinigen Erlösung war/ eilends zusammen raffen/ was man kunte/ und machte sich auf zu Fuß/ samt seiner Gemahlin/ jungem Prinzen/ und gesamter Hofstatt/ dem Könige/ der vor dem nächsten Thor am Schloß/ mit vielen wolmundirten Regimentern/ denen die übrige ganze Armee unferrn am Rücken stund/ zu Pferde hielt/ und durch seine Feld-Trompeter lustig aufmachen ließ/ entgegen/ mit einem solchen Herzen/ darinn sich Freude und Traurigkeit vermischten. Derselbige stieg/ nach Erblickung deß Käisers/ vom Pferde/ ging ihm/ mit Erzeigung grosser Ehrerbietigkeit/ entgegen/ empfing ihn gar freundlich/ und nachdem er / für ihn/ und seine Räthe/ Pferde verschafft/ ritten sie miteinander auf Korneuburg / nich ohne unmutiges Nachsehen deß Erz-Herzogs/ und der rebellischen Wiener. Die Käiserinn / und Prinz Maximilian/ samt dem Frauenzimmer/ nahmen/ in der Vorstadt St. Diepolds / von dem Käiser/ Urlaub/ und wurden (oberwehnter Massen) von den Steyrern und Kärntern / nach der Neustadt convoyret.
Hiemit hatte nun diese abscheuliche Belägerung der Majestät ein Ende. Wobey der gute Käiser wol ein schweres Creutz ausgestanden. Welches GOtt ihm doch/ nebst allen andren vielen Widerwertigkeiten/ endlich/ mit einem hohen geruhlichem Alter/ und Erlebung aller seiner Feinde Untergangs/ ersetzet hat. Dann obgleich/ nach dieser Befreyung/ die Unruhe wieder anging/ indem kein Theil den unterschriebenen Vertrag zu halten begehrte; Erz-Herzog Albrecht aber
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