Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.langsamen Gifft/ welches ihm die Türcken/ in Milch/ hatten beygebracht; zu billiger Danckbarkeit und Vergeltung/ daß er/ durch seinen verfluchten Raht/ ihnen das grösseste Stück deß Königreichs Ungarn/ in ihren Gewalt gespielt hatte. König Ferdinand/ der damals/ von seinem so mächtigem Herrn Brudern/ Carolo/ keinen Beystand erhalten kunte; weil derselbe/ mit der Unruhe in Teutschland/ gar zu sehr beunmüssiget war; versuchte/ beym Solimanno/ eine Friedens-Handlung; ward aber gar zu unbillig und hochmütig beantwortet. Unterdessen wütete das böse Thier/ ohne erklecklichen Widerstand/ immer fort/ und schlug seine scharffe Klauen je länger je tieffer ins Reich. Eine Stadt ging/ nach der andern/ fort: Und die Gefangene Soldaten wurden grausam tractirt. Zu Stuhlweissenburg ließ er 500. tapffre Männer ausschneiden / ihnen auch das Haar glatt wegscheren/ und sie hernach durch Griechenland zerstreuen/ zum Gezeugniß seiner Victorien. Die übrige Uberwundene musten/ auf einer Ebne/ unfern von besagter Stadt/ zusammen kommen/ mit gemachter Hoffnung/ als wolte er sie daselbst in seinen Schutz aufnehmen. Als sie nun allda/ in ihrer gewöhnlichen Kleid- und Rüstung / erschienen; beschauete er sie eine Weile/ und sonderte etliche der Stärcksten daraus: die übrigen ließ er Theils niederhauen; Theils den Pfeilen/ zum Ziel stellen; sonderlich seinen beyden Söhnen: Welche certiren musten/ wer den Gauren (oder ungläubigen Hunden) die tieffste Wunden könte geben. Nach vielem Blutstürtzen/ verwilligte er (im Jahr 1547.) einen fünffjährigen Stillstand. Im Jahr 1552. begab sich die Königliche Wittiwe der Kron: welche hierauf/ zu Preßburg / dem Ferdinand/ nebst Siebenbürgen/ und Nider-Ungarn/ überlassen ward. Wiewol Solimann solches übel empfunden/ und deßwegen wiederum Siebenbürgen/ mit seinen Waffen / heimgesucht. Weßwegen Ferdinandus dem Tyrannen seinen Willen thun/ und dem Fürsten Johann Siegmund Siebenbürgen wider abtretten muste. Darnach erfolgte ein achtjähriger Friede. Indessen ließ Käyser Ferdinand seinen Sohn/ Maximilian/ den König in Böhmen/ zu Franckfurt zum Römischen Könige krönen: Auf welchen Krönungs-Tag Bußbequius/ mit einem Türckischen Dragoman/ anlangte: der dem Käyser ein Stillstands-Patent überlieferte. Bald darauf ward Maximilianus zu Preßburg/ zum Ungarischen Könige/ gekrönet; wie auch / nechst-folgenden Tags/ dessen Gemahlin/ die Königin Maria/ zu einer Königin in Ungarn: Deren man eine eigne und besondre Kron aufs Haupt/ die alte Ungarische Kron aber auf ihre rechte Schulter/ setzte: Gleich als wolte man damit andeuten/ sie würde ihrem Gemahl / dem Könige/ die Last der Regierung helffen tragen. Merckwürdig ist/ daß ein Türckischer ertzverwegener Rittmeister/ Namens Caralicocy, als ihm ein Ungarischer Han- langsamen Gifft/ welches ihm die Türcken/ in Milch/ hatten beygebracht; zu billiger Danckbarkeit und Vergeltung/ daß er/ durch seinen verfluchten Raht/ ihnen das grösseste Stück deß Königreichs Ungarn/ in ihren Gewalt gespielt hatte. König Ferdinand/ der damals/ von seinem so mächtigem Herrn Brudern/ Carolo/ keinen Beystand erhalten kunte; weil derselbe/ mit der Unruhe in Teutschland/ gar zu sehr beunmüssiget war; versuchte/ beym Solimaño/ eine Friedens-Handlung; ward aber gar zu unbillig und hochmütig beantwortet. Unterdessen wütete das böse Thier/ ohne erklecklichen Widerstand/ immer fort/ und schlug seine scharffe Klauen je länger je tieffer ins Reich. Eine Stadt ging/ nach der andern/ fort: Und die Gefangene Soldaten wurden grausam tractirt. Zu Stuhlweissenburg ließ er 500. tapffre Männer ausschneiden / ihnen auch das Haar glatt wegscheren/ und sie hernach durch Griechenland zerstreuen/ zum Gezeugniß seiner Victorien. Die übrige Uberwundene musten/ auf einer Ebne/ unfern von besagter Stadt/ zusammen kommen/ mit gemachter Hoffnung/ als wolte er sie daselbst in seinen Schutz aufnehmen. Als sie nun allda/ in ihrer gewöhnlichen Kleid- und Rüstung / erschienen; beschauete er sie eine Weile/ und sonderte etliche der Stärcksten daraus: die übrigen ließ er Theils niederhauen; Theils den Pfeilen/ zum Ziel stellen; sonderlich seinen beyden Söhnen: Welche certiren musten/ wer den Gauren (oder ungläubigen Hunden) die tieffste Wunden könte geben. Nach vielem Blutstürtzen/ verwilligte er (im Jahr 1547.) einen fünffjährigen Stillstand. Im Jahr 1552. begab sich die Königliche Wittiwe der Kron: welche hierauf/ zu Preßburg / dem Ferdinand/ nebst Siebenbürgen/ und Nider-Ungarn/ überlassen ward. Wiewol Solimann solches übel empfunden/ und deßwegen wiederum Siebenbürgen/ mit seinen Waffen / heimgesucht. Weßwegen Ferdinandus dem Tyrannen seinen Willen thun/ und dem Fürsten Johann Siegmund Siebenbürgen wider abtretten muste. Darnach erfolgte ein achtjähriger Friede. Indessen ließ Käyser Ferdinand seinen Sohn/ Maximilian/ den König in Böhmen/ zu Franckfurt zum Römischen Könige krönen: Auf welchen Krönungs-Tag Bußbequius/ mit einem Türckischen Dragoman/ anlangte: der dem Käyser ein Stillstands-Patent überlieferte. Bald darauf ward Maximilianus zu Preßburg/ zum Ungarischen Könige/ gekrönet; wie auch / nechst-folgenden Tags/ dessen Gemahlin/ die Königin Maria/ zu einer Königin in Ungarn: Deren man eine eigne und besondre Kron aufs Haupt/ die alte Ungarische Kron aber auf ihre rechte Schulter/ setzte: Gleich als wolte man damit andeuten/ sie würde ihrem Gemahl / dem Könige/ die Last der Regierung helffen tragen. Merckwürdig ist/ daß ein Türckischer ertzverwegener Rittmeister/ Namens Caralicocy, als ihm ein Ungarischer Han- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0209" n="201"/> langsamen Gifft/ welches ihm die Türcken/ in Milch/ hatten beygebracht; zu billiger Danckbarkeit und Vergeltung/ daß er/ durch seinen verfluchten Raht/ ihnen das grösseste Stück deß Königreichs Ungarn/ in ihren Gewalt gespielt hatte.</p> </div> <div> <p>König Ferdinand/ der damals/ von seinem so mächtigem Herrn Brudern/ Carolo/ keinen Beystand erhalten kunte; weil derselbe/ mit der Unruhe in Teutschland/ gar zu sehr beunmüssiget war; versuchte/ beym Solimaño/ eine Friedens-Handlung; ward aber gar zu unbillig und hochmütig beantwortet. Unterdessen wütete das böse Thier/ ohne erklecklichen Widerstand/ immer fort/ und schlug seine scharffe Klauen je länger je tieffer ins Reich. Eine Stadt ging/ nach der andern/ fort: Und die Gefangene Soldaten wurden grausam tractirt. Zu Stuhlweissenburg ließ er 500. tapffre Männer ausschneiden / ihnen auch das Haar glatt wegscheren/ und sie hernach durch Griechenland zerstreuen/ zum Gezeugniß seiner Victorien. Die übrige Uberwundene musten/ auf einer Ebne/ unfern von besagter Stadt/ zusammen kommen/ mit gemachter Hoffnung/ als wolte er sie daselbst in seinen Schutz aufnehmen. Als sie nun allda/ in ihrer gewöhnlichen Kleid- und Rüstung / erschienen; beschauete er sie eine Weile/ und sonderte etliche der Stärcksten daraus: die übrigen ließ er Theils niederhauen; Theils den Pfeilen/ zum Ziel stellen; sonderlich seinen beyden Söhnen: Welche certiren musten/ wer den Gauren (oder ungläubigen Hunden) die tieffste Wunden könte geben.</p> <p>Nach vielem Blutstürtzen/ verwilligte er (im Jahr 1547.) einen fünffjährigen Stillstand. Im Jahr 1552. begab sich die Königliche Wittiwe der Kron: welche hierauf/ zu Preßburg / dem Ferdinand/ nebst Siebenbürgen/ und Nider-Ungarn/ überlassen ward. Wiewol Solimann solches übel empfunden/ und deßwegen wiederum Siebenbürgen/ mit seinen Waffen / heimgesucht. Weßwegen Ferdinandus dem Tyrannen seinen Willen thun/ und dem Fürsten Johann Siegmund Siebenbürgen wider abtretten muste. Darnach erfolgte ein achtjähriger Friede.</p> <p>Indessen ließ Käyser Ferdinand seinen Sohn/ Maximilian/ den König in Böhmen/ zu Franckfurt zum Römischen Könige krönen: Auf welchen Krönungs-Tag Bußbequius/ mit einem Türckischen Dragoman/ anlangte: der dem Käyser ein Stillstands-Patent überlieferte.</p> <p>Bald darauf ward Maximilianus zu Preßburg/ zum Ungarischen Könige/ gekrönet; wie auch / nechst-folgenden Tags/ dessen Gemahlin/ die Königin Maria/ zu einer Königin in Ungarn: Deren man eine eigne und besondre Kron aufs Haupt/ die alte Ungarische Kron aber auf ihre rechte Schulter/ setzte: Gleich als wolte man damit andeuten/ sie würde ihrem Gemahl / dem Könige/ die Last der Regierung helffen tragen. Merckwürdig ist/ daß ein Türckischer ertzverwegener Rittmeister/ Namens Caralicocy, als ihm ein Ungarischer Han- </p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0209]
langsamen Gifft/ welches ihm die Türcken/ in Milch/ hatten beygebracht; zu billiger Danckbarkeit und Vergeltung/ daß er/ durch seinen verfluchten Raht/ ihnen das grösseste Stück deß Königreichs Ungarn/ in ihren Gewalt gespielt hatte.
König Ferdinand/ der damals/ von seinem so mächtigem Herrn Brudern/ Carolo/ keinen Beystand erhalten kunte; weil derselbe/ mit der Unruhe in Teutschland/ gar zu sehr beunmüssiget war; versuchte/ beym Solimaño/ eine Friedens-Handlung; ward aber gar zu unbillig und hochmütig beantwortet. Unterdessen wütete das böse Thier/ ohne erklecklichen Widerstand/ immer fort/ und schlug seine scharffe Klauen je länger je tieffer ins Reich. Eine Stadt ging/ nach der andern/ fort: Und die Gefangene Soldaten wurden grausam tractirt. Zu Stuhlweissenburg ließ er 500. tapffre Männer ausschneiden / ihnen auch das Haar glatt wegscheren/ und sie hernach durch Griechenland zerstreuen/ zum Gezeugniß seiner Victorien. Die übrige Uberwundene musten/ auf einer Ebne/ unfern von besagter Stadt/ zusammen kommen/ mit gemachter Hoffnung/ als wolte er sie daselbst in seinen Schutz aufnehmen. Als sie nun allda/ in ihrer gewöhnlichen Kleid- und Rüstung / erschienen; beschauete er sie eine Weile/ und sonderte etliche der Stärcksten daraus: die übrigen ließ er Theils niederhauen; Theils den Pfeilen/ zum Ziel stellen; sonderlich seinen beyden Söhnen: Welche certiren musten/ wer den Gauren (oder ungläubigen Hunden) die tieffste Wunden könte geben.
Nach vielem Blutstürtzen/ verwilligte er (im Jahr 1547.) einen fünffjährigen Stillstand. Im Jahr 1552. begab sich die Königliche Wittiwe der Kron: welche hierauf/ zu Preßburg / dem Ferdinand/ nebst Siebenbürgen/ und Nider-Ungarn/ überlassen ward. Wiewol Solimann solches übel empfunden/ und deßwegen wiederum Siebenbürgen/ mit seinen Waffen / heimgesucht. Weßwegen Ferdinandus dem Tyrannen seinen Willen thun/ und dem Fürsten Johann Siegmund Siebenbürgen wider abtretten muste. Darnach erfolgte ein achtjähriger Friede.
Indessen ließ Käyser Ferdinand seinen Sohn/ Maximilian/ den König in Böhmen/ zu Franckfurt zum Römischen Könige krönen: Auf welchen Krönungs-Tag Bußbequius/ mit einem Türckischen Dragoman/ anlangte: der dem Käyser ein Stillstands-Patent überlieferte.
Bald darauf ward Maximilianus zu Preßburg/ zum Ungarischen Könige/ gekrönet; wie auch / nechst-folgenden Tags/ dessen Gemahlin/ die Königin Maria/ zu einer Königin in Ungarn: Deren man eine eigne und besondre Kron aufs Haupt/ die alte Ungarische Kron aber auf ihre rechte Schulter/ setzte: Gleich als wolte man damit andeuten/ sie würde ihrem Gemahl / dem Könige/ die Last der Regierung helffen tragen. Merckwürdig ist/ daß ein Türckischer ertzverwegener Rittmeister/ Namens Caralicocy, als ihm ein Ungarischer Han-
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