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Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684.

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ten Belägerung/ so viel Menschen eingeerdigt/ viel über vierzig tausend wonhaffte Personen annoch mögten wiederum vorhanden seyn.

Wiewol einige ausgeben/ daß man/ Anno 1678. bis in eilffhundert tausend Seelen/ (Weib / Kind und Gesind aber mit gerechnet /) in der Stadt und in den Vor-Städten verzeichnet habe. Die Stadt prangte schon vor etlich hundert Jahren/ nemlich zu Käiser Friederichs deß Vierten Zeiten/ mit schönen Häusern und Palästen: und hat/ seit dem/ weit mehr daran zu-als abgenommen. Was aber die jüngste Belägerung ihr für eine Gestalt hinterlassen / ist bekandt/ und zu wünschen/ daß ein güldener/ und der ganzen Christenheit gedeilicher/ Friede solchen Schaden bald hundertfaltig/ ersetze!

Unter den geistlichen Gebäuen/ als Kirchen und Klöstern/ derer Anzahl und Erzehlung meines Vorhabens nicht ist/ wird billich die herrliche Thum-Kirche/ S. Stephan/ vor andern/ verwundert/ sowol ihres prächtigen Baues und innerlichen Zierraths/ als stattlicher Monumenten wegen. Und diese GOtt-geweihete Pracht wird sonderlich/ durch den hochansehnlichen dicken/ und künstlich-durchbrochenen Thurn/ erhöhet. Daran man/ Anno 1340. (oder wie andere rechnen 1363.) den Grund gelegt/ und ihm Anno 1437. (sofern dem Gerard de Roo mehr zu gläuben/ als andern/ die dafür das Jahr 1400. setzen /) nemlich sechzig Jahr hernach/ allererst seine Vollkommenheit geliefert. Man schätzt ihn billig für den stärksten/ nicht allein in Oesterreich/ sondern auch in ganz Teutschland. Er triumphirt/ über alle andre Spitzen dieser Stadt/ mit einer Höhe von 480. Werk-Schuhen; hat 436. Staffeln/ und über das noch/ an Leitern 200. Sprösseln. Er ist/ wie ihn Bonfin beschreibt/ acht-eckicht/ steigt Kegel- oder Pyramidal-förmig auf/ und wird seine Zuspitzung/ mit einem Apfel oder Knopf gekrönt. Man schauet daran/ nach dieses Historici Beschreibung/ so viel Götter (wodurch er aber Heilgen-Bilder versteht) und so viel künstlichst-ausgehauene Steine/ daß man/ in der Welt/ nichts schau-würdigers antrifft. Und solches bestetigte mir auch der Augenschein: wiewol das Alter und die Gewonheit viel kunstbare Sachen den Anschauenden unverwunderlich machen/ über das/ unter jüngster Türkischen Belagerung/ das feindliche Geschütz ihn übel zugerichtet haben soll.

Es befindet sich allhie auch eine berühmte Universität: die Käiser Friederich/ der Zweyte/ im Jahr 1237. gestifftet/ und ansehnlich privilegirt/ auch hernach andre Potentaten deß Hauses Oesterreich noch mehr und mehr/ zu grösserm Aufnehmen/ befördert haben. Daher sich/ manches mal/ bis in siebentausend Studenten/ sonderlich zu Bonfinii Zeiten/ daselbst aufgehalten/ nicht allein/ von Oesterreichern/ Rheinländern/ Ungarn und Sachsen/ als in welche vier Nationen anfänglich diese Academie war eingetheilt / besondern auch aus andern Ländern.

Unter den weltlichen Gebäuen/ schätzt man billig/ für die fürnemste/ die alte und neue Käiserliche Burg/ wie auch die Erzherzogliche: hernach das/ mit Geschütz und Munition gemeinlich wol-ausgerüstete/ Zeughaus; ingleichen das Land-

ten Belägerung/ so viel Menschen eingeerdigt/ viel über vierzig tausend wonhaffte Personen annoch mögten wiederum vorhanden seyn.

Wiewol einige ausgeben/ daß man/ Anno 1678. bis in eilffhundert tausend Seelen/ (Weib / Kind und Gesind aber mit gerechnet /) in der Stadt und in den Vor-Städten verzeichnet habe. Die Stadt prangte schon vor etlich hundert Jahren/ nemlich zu Käiser Friederichs deß Vierten Zeiten/ mit schönen Häusern und Palästen: und hat/ seit dem/ weit mehr daran zu-als abgenommen. Was aber die jüngste Belägerung ihr für eine Gestalt hinterlassen / ist bekandt/ und zu wünschen/ daß ein güldener/ und der ganzen Christenheit gedeilicher/ Friede solchen Schaden bald hundertfaltig/ ersetze!

Unter den geistlichen Gebäuen/ als Kirchen und Klöstern/ derer Anzahl und Erzehlung meines Vorhabens nicht ist/ wird billich die herrliche Thum-Kirche/ S. Stephan/ vor andern/ verwundert/ sowol ihres prächtigen Baues und innerlichen Zierraths/ als stattlicher Monumenten wegen. Und diese GOtt-geweihete Pracht wird sonderlich/ durch den hochansehnlichen dicken/ und künstlich-durchbrochenen Thurn/ erhöhet. Daran man/ Anno 1340. (oder wie andere rechnen 1363.) den Grund gelegt/ und ihm Anno 1437. (sofern dem Gerard de Roo mehr zu gläuben/ als andern/ die dafür das Jahr 1400. setzen /) nemlich sechzig Jahr hernach/ allererst seine Vollkommenheit geliefert. Man schätzt ihn billig für den stärksten/ nicht allein in Oesterreich/ sondern auch in ganz Teutschland. Er triumphirt/ über alle andre Spitzen dieser Stadt/ mit einer Höhe von 480. Werk-Schuhen; hat 436. Staffeln/ und über das noch/ an Leitern 200. Sprösseln. Er ist/ wie ihn Bonfin beschreibt/ acht-eckicht/ steigt Kegel- oder Pyramidal-förmig auf/ und wird seine Zuspitzung/ mit einem Apfel oder Knopf gekrönt. Man schauet daran/ nach dieses Historici Beschreibung/ so viel Götter (wodurch er aber Heilgen-Bilder versteht) und so viel künstlichst-ausgehauene Steine/ daß man/ in der Welt/ nichts schau-würdigers antrifft. Und solches bestetigte mir auch der Augenschein: wiewol das Alter und die Gewonheit viel kunstbare Sachen den Anschauenden unverwunderlich machen/ über das/ unter jüngster Türkischen Belagerung/ das feindliche Geschütz ihn übel zugerichtet haben soll.

Es befindet sich allhie auch eine berühmte Universität: die Käiser Friederich/ der Zweyte/ im Jahr 1237. gestifftet/ und ansehnlich privilegirt/ auch hernach andre Potentaten deß Hauses Oesterreich noch mehr und mehr/ zu grösserm Aufnehmen/ befördert haben. Daher sich/ manches mal/ bis in siebentausend Studenten/ sonderlich zu Bonfinii Zeiten/ daselbst aufgehalten/ nicht allein/ von Oesterreichern/ Rheinländern/ Ungarn und Sachsen/ als in welche vier Nationen anfänglich diese Academie war eingetheilt / besondern auch aus andern Ländern.

Unter den weltlichen Gebäuen/ schätzt man billig/ für die fürnemste/ die alte und neue Käiserliche Burg/ wie auch die Erzherzogliche: hernach das/ mit Geschütz und Munition gemeinlich wol-ausgerüstete/ Zeughaus; ingleichen das Land-

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        <p>Unter den geistlichen Gebäuen/ als Kirchen und Klöstern/ derer Anzahl und Erzehlung            meines Vorhabens nicht ist/ wird billich die herrliche Thum-Kirche/ S. Stephan/ vor            andern/ verwundert/ sowol ihres prächtigen Baues und innerlichen Zierraths/ als            stattlicher Monumenten wegen. Und diese GOtt-geweihete Pracht wird sonderlich/ durch den            hochansehnlichen dicken/ und künstlich-durchbrochenen Thurn/ erhöhet. Daran man/ Anno            1340. (oder wie andere rechnen 1363.) den Grund gelegt/ und ihm Anno 1437. (sofern dem            Gerard de Roo mehr zu gläuben/ als andern/ die dafür das Jahr 1400. setzen /) nemlich            sechzig Jahr hernach/ allererst seine Vollkommenheit geliefert. Man schätzt ihn billig            für den stärksten/ nicht allein in Oesterreich/ sondern auch in ganz Teutschland. Er            triumphirt/ über alle andre Spitzen dieser Stadt/ mit einer Höhe von 480. Werk-Schuhen;            hat 436. Staffeln/ und über das noch/ an Leitern 200. Sprösseln. Er ist/ wie ihn Bonfin            beschreibt/ acht-eckicht/ steigt Kegel- oder Pyramidal-förmig auf/ und wird seine            Zuspitzung/ mit einem Apfel oder Knopf gekrönt. Man schauet daran/ nach dieses Historici            Beschreibung/ so viel Götter (wodurch er aber Heilgen-Bilder versteht) und so viel            künstlichst-ausgehauene Steine/ daß man/ in der Welt/ nichts schau-würdigers antrifft.            Und solches bestetigte mir auch der Augenschein: wiewol das Alter und die Gewonheit viel            kunstbare Sachen den Anschauenden unverwunderlich machen/ über das/ unter jüngster            Türkischen Belagerung/ das feindliche Geschütz ihn übel zugerichtet haben soll.</p>
        <p>Es befindet sich allhie auch eine berühmte Universität: die Käiser Friederich/ der            Zweyte/ im Jahr 1237. gestifftet/ und ansehnlich privilegirt/ auch hernach andre            Potentaten deß Hauses Oesterreich noch mehr und mehr/ zu grösserm Aufnehmen/ befördert            haben. Daher sich/ manches mal/ bis in siebentausend Studenten/ sonderlich zu Bonfinii            Zeiten/ daselbst aufgehalten/ nicht allein/ von Oesterreichern/ Rheinländern/ Ungarn            und Sachsen/ als in welche vier Nationen anfänglich diese Academie war eingetheilt /            besondern auch aus andern Ländern.</p>
        <p>Unter den weltlichen Gebäuen/ schätzt man billig/ für die fürnemste/ die alte und neue            Käiserliche Burg/ wie auch die Erzherzogliche: hernach das/ mit Geschütz und Munition            gemeinlich wol-ausgerüstete/ Zeughaus; ingleichen das Land-
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[11/0019] ten Belägerung/ so viel Menschen eingeerdigt/ viel über vierzig tausend wonhaffte Personen annoch mögten wiederum vorhanden seyn. Wiewol einige ausgeben/ daß man/ Anno 1678. bis in eilffhundert tausend Seelen/ (Weib / Kind und Gesind aber mit gerechnet /) in der Stadt und in den Vor-Städten verzeichnet habe. Die Stadt prangte schon vor etlich hundert Jahren/ nemlich zu Käiser Friederichs deß Vierten Zeiten/ mit schönen Häusern und Palästen: und hat/ seit dem/ weit mehr daran zu-als abgenommen. Was aber die jüngste Belägerung ihr für eine Gestalt hinterlassen / ist bekandt/ und zu wünschen/ daß ein güldener/ und der ganzen Christenheit gedeilicher/ Friede solchen Schaden bald hundertfaltig/ ersetze! Unter den geistlichen Gebäuen/ als Kirchen und Klöstern/ derer Anzahl und Erzehlung meines Vorhabens nicht ist/ wird billich die herrliche Thum-Kirche/ S. Stephan/ vor andern/ verwundert/ sowol ihres prächtigen Baues und innerlichen Zierraths/ als stattlicher Monumenten wegen. Und diese GOtt-geweihete Pracht wird sonderlich/ durch den hochansehnlichen dicken/ und künstlich-durchbrochenen Thurn/ erhöhet. Daran man/ Anno 1340. (oder wie andere rechnen 1363.) den Grund gelegt/ und ihm Anno 1437. (sofern dem Gerard de Roo mehr zu gläuben/ als andern/ die dafür das Jahr 1400. setzen /) nemlich sechzig Jahr hernach/ allererst seine Vollkommenheit geliefert. Man schätzt ihn billig für den stärksten/ nicht allein in Oesterreich/ sondern auch in ganz Teutschland. Er triumphirt/ über alle andre Spitzen dieser Stadt/ mit einer Höhe von 480. Werk-Schuhen; hat 436. Staffeln/ und über das noch/ an Leitern 200. Sprösseln. Er ist/ wie ihn Bonfin beschreibt/ acht-eckicht/ steigt Kegel- oder Pyramidal-förmig auf/ und wird seine Zuspitzung/ mit einem Apfel oder Knopf gekrönt. Man schauet daran/ nach dieses Historici Beschreibung/ so viel Götter (wodurch er aber Heilgen-Bilder versteht) und so viel künstlichst-ausgehauene Steine/ daß man/ in der Welt/ nichts schau-würdigers antrifft. Und solches bestetigte mir auch der Augenschein: wiewol das Alter und die Gewonheit viel kunstbare Sachen den Anschauenden unverwunderlich machen/ über das/ unter jüngster Türkischen Belagerung/ das feindliche Geschütz ihn übel zugerichtet haben soll. Es befindet sich allhie auch eine berühmte Universität: die Käiser Friederich/ der Zweyte/ im Jahr 1237. gestifftet/ und ansehnlich privilegirt/ auch hernach andre Potentaten deß Hauses Oesterreich noch mehr und mehr/ zu grösserm Aufnehmen/ befördert haben. Daher sich/ manches mal/ bis in siebentausend Studenten/ sonderlich zu Bonfinii Zeiten/ daselbst aufgehalten/ nicht allein/ von Oesterreichern/ Rheinländern/ Ungarn und Sachsen/ als in welche vier Nationen anfänglich diese Academie war eingetheilt / besondern auch aus andern Ländern. Unter den weltlichen Gebäuen/ schätzt man billig/ für die fürnemste/ die alte und neue Käiserliche Burg/ wie auch die Erzherzogliche: hernach das/ mit Geschütz und Munition gemeinlich wol-ausgerüstete/ Zeughaus; ingleichen das Land-

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Schau- und Ehren-Platz Schriftlicher Tapfferkeit. Nürnberg, 1684, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/franciscus_schauplatz_1684/19>, abgerufen am 20.11.2024.