Fünftes Hauptstück.*) Nachricht von unserm Aufenthalt auf Mallicolo und Ent- deckung der neuen Hebridischen-Inseln.
Am 18ten Julius, früh um 8 Uhr, hatten wir das Nord-Ende von Au-1774. Julius. rora-Cyland erreicht, und erblickten bereits allenthalben, selbst auf den höchsten Bergen, eine große Menge von Cocos-Nuß-Palmen. Ueberhaupt war das ganze Land, so viel man des Nebels wegen unterscheiden konnte, durchaus mit Waldung bedeckt, die ein wildes, ungebautes, aber demohner- achtet angenehmes Ansehen hatte. Als sich der Nebel an einer Stelle etwas verzog, ward mein Vater den kleinen felsigten Pik gewahr, den Herr von BougainvillePic de l'etoile, oder Pic d' Averdi genannt hat, wir wuß- ten also um desto genauer, in welcher Gegend wir eigentlich waren. Mit Hülfe der Ferngläser entdeckte man auch Leute auf der Insel Aurora, und hör- ten sie bey unsrer Annäherung einander zurufen. Als wir um das Nord-Ende herumgekommen waren, steuerten wir, so weit es der Südwind zulassen wollte, längst der westlichen Küste gen Süden herab. Der Sturm dauerte zwar noch immer fort; doch hatten wir auf dieser Seite des Landes den Vortheil, daß we- nigstens die See nicht so unruhig war, weil nach allen Gegenden hin Inseln umher lagen. Gerade vor uns befand sich die Isle des Lepreux des Herrn von Bougainville, und zwischen dieser und Aurora-Eyland lavirten wir, den ganzen Tag über, ab- und zu.
Um 4 Uhr Nachmittags, waren wir bis auf anderthalb Meilen an die erstere herangekommen; von den Bergen konnte man, der Wolken halber, nichts sehen, das flache Land hingegen war deutlich zu erkennen, und so viel sich nach diesem urtheilen ließ, schien die Insel ganz fruchtbar zu seyn. Das unmittelbar vor uns liegende Ufer war sehr steil, und die See in dieser Gegend auch so tief, daß wir mit hundert und zwanzig Faden keinen Grund finden konnten; das nord-
*) In der englischen Urschrift gehet hier ein neuer Abschnitt, nemlich das dritte Buch an, weil wir aber im ersten Theil, pag. 315. diese Ordnung abgeändert haben; so hat sie auch in gegenwärtigem Fall nicht beybehalten werden können. A. d. V.
in den Jahren 1772 bis 1775.
Fuͤnftes Hauptſtuͤck.*) Nachricht von unſerm Aufenthalt auf Mallicolo und Ent- deckung der neuen Hebridiſchen-Inſeln.
Am 18ten Julius, fruͤh um 8 Uhr, hatten wir das Nord-Ende von Au-1774. Julius. rora-Cyland erreicht, und erblickten bereits allenthalben, ſelbſt auf den hoͤchſten Bergen, eine große Menge von Cocos-Nuß-Palmen. Ueberhaupt war das ganze Land, ſo viel man des Nebels wegen unterſcheiden konnte, durchaus mit Waldung bedeckt, die ein wildes, ungebautes, aber demohner- achtet angenehmes Anſehen hatte. Als ſich der Nebel an einer Stelle etwas verzog, ward mein Vater den kleinen felſigten Pik gewahr, den Herr von BougainvillePic de l’étoile, oder Pic d’ Averdi genannt hat, wir wuß- ten alſo um deſto genauer, in welcher Gegend wir eigentlich waren. Mit Huͤlfe der Fernglaͤſer entdeckte man auch Leute auf der Inſel Aurora, und hoͤr- ten ſie bey unſrer Annaͤherung einander zurufen. Als wir um das Nord-Ende herumgekommen waren, ſteuerten wir, ſo weit es der Suͤdwind zulaſſen wollte, laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte gen Suͤden herab. Der Sturm dauerte zwar noch immer fort; doch hatten wir auf dieſer Seite des Landes den Vortheil, daß we- nigſtens die See nicht ſo unruhig war, weil nach allen Gegenden hin Inſeln umher lagen. Gerade vor uns befand ſich die Iſle des Lepreux des Herrn von Bougainville, und zwiſchen dieſer und Aurora-Eyland lavirten wir, den ganzen Tag uͤber, ab- und zu.
Um 4 Uhr Nachmittags, waren wir bis auf anderthalb Meilen an die erſtere herangekommen; von den Bergen konnte man, der Wolken halber, nichts ſehen, das flache Land hingegen war deutlich zu erkennen, und ſo viel ſich nach dieſem urtheilen ließ, ſchien die Inſel ganz fruchtbar zu ſeyn. Das unmittelbar vor uns liegende Ufer war ſehr ſteil, und die See in dieſer Gegend auch ſo tief, daß wir mit hundert und zwanzig Faden keinen Grund finden konnten; das nord-
*) In der engliſchen Urſchrift gehet hier ein neuer Abſchnitt, nemlich das dritte Buch an, weil wir aber im erſten Theil, pag. 315. dieſe Ordnung abgeaͤndert haben; ſo hat ſie auch in gegenwaͤrtigem Fall nicht beybehalten werden koͤnnen. A. d. V.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
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Nachricht von unſerm Aufenthalt auf Mallicolo und Ent-
deckung der neuen Hebridiſchen-Inſeln.
Am 18ten Julius, fruͤh um 8 Uhr, hatten wir das Nord-Ende von Au-
rora-Cyland erreicht, und erblickten bereits allenthalben, ſelbſt auf den
hoͤchſten Bergen, eine große Menge von Cocos-Nuß-Palmen. Ueberhaupt
war das ganze Land, ſo viel man des Nebels wegen unterſcheiden konnte,
durchaus mit Waldung bedeckt, die ein wildes, ungebautes, aber demohner-
achtet angenehmes Anſehen hatte. Als ſich der Nebel an einer Stelle etwas
verzog, ward mein Vater den kleinen felſigten Pik gewahr, den Herr von
Bougainville Pic de l’étoile, oder Pic d’ Averdi genannt hat, wir wuß-
ten alſo um deſto genauer, in welcher Gegend wir eigentlich waren. Mit Huͤlfe
der Fernglaͤſer entdeckte man auch Leute auf der Inſel Aurora, und hoͤr-
ten ſie bey unſrer Annaͤherung einander zurufen. Als wir um das Nord-Ende
herumgekommen waren, ſteuerten wir, ſo weit es der Suͤdwind zulaſſen wollte,
laͤngſt der weſtlichen Kuͤſte gen Suͤden herab. Der Sturm dauerte zwar noch
immer fort; doch hatten wir auf dieſer Seite des Landes den Vortheil, daß we-
nigſtens die See nicht ſo unruhig war, weil nach allen Gegenden hin Inſeln
umher lagen. Gerade vor uns befand ſich die Iſle des Lepreux des Herrn
von Bougainville, und zwiſchen dieſer und Aurora-Eyland lavirten wir, den
ganzen Tag uͤber, ab- und zu.
1774.
Julius.
Um 4 Uhr Nachmittags, waren wir bis auf anderthalb Meilen an die
erſtere herangekommen; von den Bergen konnte man, der Wolken halber, nichts
ſehen, das flache Land hingegen war deutlich zu erkennen, und ſo viel ſich nach
dieſem urtheilen ließ, ſchien die Inſel ganz fruchtbar zu ſeyn. Das unmittelbar
vor uns liegende Ufer war ſehr ſteil, und die See in dieſer Gegend auch ſo tief,
daß wir mit hundert und zwanzig Faden keinen Grund finden konnten; das nord-
*) In der engliſchen Urſchrift gehet hier ein neuer Abſchnitt, nemlich das dritte Buch an,
weil wir aber im erſten Theil, pag. 315. dieſe Ordnung abgeaͤndert haben; ſo hat ſie
auch in gegenwaͤrtigem Fall nicht beybehalten werden koͤnnen. A. d. V.
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/171>, abgerufen am 04.03.2025.
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