Reise von Oster-Eyland nach den Marquesas. -- Auf- enthalt im Haven Madre de Dios auf der Insel Waitahu. -- Reise von da über die flachen Inseln nach Tahiti.
Bey der Abfahrt von Oster-Eyland war das Wetter sehr schwül und der1774. März. Wind so schwach, daß wir uns am folgenden Mittage noch im Ange- sicht der Insel, kaum 15 Meilen weit vom Ufer befanden. Capitain Cook bekam ein Recidiv seines Gallenfiebers, weil er in den Stunden der hef- tigsten Mittags-Hitze sich am Lande zu stark angegriffen hatte, und diejenigen, welche den langen beschwerlichen Marsch, queer über die Insel, mitgemacht, hatten von der Sonnen-Hitze Blasen im Gesicht bekommen, die täglich em- pfindlicher wurden, je mehr die Haut sich abschälte. Ohnerachtet unser Auf- enthalt am Lande nur kurze Zeit gedauert und wir auch nur wenig frische Ge- wächse da genossen; so fanden sich unsre scorbutische Kranken dennoch ziemlich hergestellt, und klagten zum Theil nur noch über Mattigkeit. Je weniger Erfri- schungen in Oster-Eyland zu haben gewesen, desto begieriger waren wir auf die Inseln des Marquese de Mendoza, nach denen jetzt hingesteuert ward. Zum Glück stellte sich am folgenden Tage (den 18 März) starker und anhalten- der Wind ein, und das gab uns neue Hoffnung und frischen Muth, der seit ei- nigen Monathen sehr gesunken war. Die Freude dauerte indeß nicht lange, denn ein Paar Tage nachher fiengen verschiedene unsrer Leute von neuem an zu kränkeln und besonders über Verstopfungen und Gallenfieber zu klagen, welches, in heißen Himmelsstrichen, gemeiniglich tödtliche Krankheiten sind. Zum Un- glück war unser Wundarzt selbst mit unter den Kranken, und das vermehrte die Noth. Auch war es verdrießlich, daß die Patienten die süßen Kartoffeln, als die einzige Erfrischung welche wir erhalten, ihres schwachen Magens wegen nicht genießen durften.
A 2
Erſtes Hauptſtuͤck.
Reiſe von Oſter-Eyland nach den Marqueſas. — Auf- enthalt im Haven Madre de Dios auf der Inſel Waitahu. — Reiſe von da uͤber die flachen Inſeln nach Tahiti.
Bey der Abfahrt von Oſter-Eyland war das Wetter ſehr ſchwuͤl und der1774. Maͤrz. Wind ſo ſchwach, daß wir uns am folgenden Mittage noch im Ange- ſicht der Inſel, kaum 15 Meilen weit vom Ufer befanden. Capitain Cook bekam ein Recidiv ſeines Gallenfiebers, weil er in den Stunden der hef- tigſten Mittags-Hitze ſich am Lande zu ſtark angegriffen hatte, und diejenigen, welche den langen beſchwerlichen Marſch, queer uͤber die Inſel, mitgemacht, hatten von der Sonnen-Hitze Blaſen im Geſicht bekommen, die taͤglich em- pfindlicher wurden, je mehr die Haut ſich abſchaͤlte. Ohnerachtet unſer Auf- enthalt am Lande nur kurze Zeit gedauert und wir auch nur wenig friſche Ge- waͤchſe da genoſſen; ſo fanden ſich unſre ſcorbutiſche Kranken dennoch ziemlich hergeſtellt, und klagten zum Theil nur noch uͤber Mattigkeit. Je weniger Erfri- ſchungen in Oſter-Eyland zu haben geweſen, deſto begieriger waren wir auf die Inſeln des Marqueſe de Mendoza, nach denen jetzt hingeſteuert ward. Zum Gluͤck ſtellte ſich am folgenden Tage (den 18 Maͤrz) ſtarker und anhalten- der Wind ein, und das gab uns neue Hoffnung und friſchen Muth, der ſeit ei- nigen Monathen ſehr geſunken war. Die Freude dauerte indeß nicht lange, denn ein Paar Tage nachher fiengen verſchiedene unſrer Leute von neuem an zu kraͤnkeln und beſonders uͤber Verſtopfungen und Gallenfieber zu klagen, welches, in heißen Himmelsſtrichen, gemeiniglich toͤdtliche Krankheiten ſind. Zum Un- gluͤck war unſer Wundarzt ſelbſt mit unter den Kranken, und das vermehrte die Noth. Auch war es verdrießlich, daß die Patienten die ſuͤßen Kartoffeln, als die einzige Erfriſchung welche wir erhalten, ihres ſchwachen Magens wegen nicht genießen durften.
A 2
<TEI><text><body><pbfacs="#f0013"n="[3]"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Erſtes Hauptſtuͤck</hi>.</hi><lb/></head><argument><p>Reiſe von <placeName>Oſter-Eyland</placeName> nach den <placeName>Marqueſas</placeName>. — Auf-<lb/>
enthalt im Haven <placeName>Madre de Dios</placeName> auf der Inſel <placeName>Waitahu</placeName>. —<lb/>
Reiſe von da uͤber die flachen Inſeln nach <placeName>Tahiti</placeName>.<lb/></p></argument><p><hirendition="#in">B</hi>ey der Abfahrt von <hirendition="#fr"><placeName>Oſter-Eyland</placeName></hi> war das Wetter ſehr ſchwuͤl und der<noteplace="right">1774.<lb/>
Maͤrz.</note><lb/>
Wind ſo ſchwach, daß wir uns am folgenden Mittage noch im Ange-<lb/>ſicht der Inſel, kaum 15 Meilen weit vom Ufer befanden. Capitain<lb/><hirendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> bekam ein Recidiv ſeines Gallenfiebers, weil er in den Stunden der hef-<lb/>
tigſten Mittags-Hitze ſich am Lande zu ſtark angegriffen hatte, und diejenigen,<lb/>
welche den langen beſchwerlichen Marſch, queer uͤber die Inſel, mitgemacht,<lb/>
hatten von der Sonnen-Hitze Blaſen im Geſicht bekommen, die taͤglich em-<lb/>
pfindlicher wurden, je mehr die Haut ſich abſchaͤlte. Ohnerachtet unſer Auf-<lb/>
enthalt am Lande nur kurze Zeit gedauert und wir auch nur wenig friſche Ge-<lb/>
waͤchſe da genoſſen; ſo fanden ſich unſre ſcorbutiſche Kranken dennoch ziemlich<lb/>
hergeſtellt, und klagten zum Theil nur noch uͤber Mattigkeit. Je weniger Erfri-<lb/>ſchungen in <hirendition="#fr"><placeName>Oſter-Eyland</placeName></hi> zu haben geweſen, deſto begieriger waren wir auf<lb/>
die <placeName>Inſeln des <hirendition="#fr">Marqueſe de Mendoza</hi></placeName>, nach denen jetzt hingeſteuert ward.<lb/>
Zum Gluͤck ſtellte ſich am folgenden Tage (den 18 Maͤrz) ſtarker und anhalten-<lb/>
der Wind ein, und das gab uns neue Hoffnung und friſchen Muth, der ſeit ei-<lb/>
nigen Monathen ſehr geſunken war. Die Freude dauerte indeß nicht lange,<lb/>
denn ein Paar Tage nachher fiengen verſchiedene unſrer Leute von neuem an zu<lb/>
kraͤnkeln und beſonders uͤber Verſtopfungen und Gallenfieber zu klagen, welches,<lb/>
in heißen Himmelsſtrichen, gemeiniglich toͤdtliche Krankheiten ſind. Zum Un-<lb/>
gluͤck war unſer Wundarzt ſelbſt mit unter den Kranken, und das vermehrte die<lb/>
Noth. Auch war es verdrießlich, daß die Patienten die ſuͤßen Kartoffeln, als<lb/>
die einzige Erfriſchung welche wir erhalten, ihres ſchwachen Magens wegen<lb/>
nicht genießen durften.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[[3]/0013]
Erſtes Hauptſtuͤck.
Reiſe von Oſter-Eyland nach den Marqueſas. — Auf-
enthalt im Haven Madre de Dios auf der Inſel Waitahu. —
Reiſe von da uͤber die flachen Inſeln nach Tahiti.
Bey der Abfahrt von Oſter-Eyland war das Wetter ſehr ſchwuͤl und der
Wind ſo ſchwach, daß wir uns am folgenden Mittage noch im Ange-
ſicht der Inſel, kaum 15 Meilen weit vom Ufer befanden. Capitain
Cook bekam ein Recidiv ſeines Gallenfiebers, weil er in den Stunden der hef-
tigſten Mittags-Hitze ſich am Lande zu ſtark angegriffen hatte, und diejenigen,
welche den langen beſchwerlichen Marſch, queer uͤber die Inſel, mitgemacht,
hatten von der Sonnen-Hitze Blaſen im Geſicht bekommen, die taͤglich em-
pfindlicher wurden, je mehr die Haut ſich abſchaͤlte. Ohnerachtet unſer Auf-
enthalt am Lande nur kurze Zeit gedauert und wir auch nur wenig friſche Ge-
waͤchſe da genoſſen; ſo fanden ſich unſre ſcorbutiſche Kranken dennoch ziemlich
hergeſtellt, und klagten zum Theil nur noch uͤber Mattigkeit. Je weniger Erfri-
ſchungen in Oſter-Eyland zu haben geweſen, deſto begieriger waren wir auf
die Inſeln des Marqueſe de Mendoza, nach denen jetzt hingeſteuert ward.
Zum Gluͤck ſtellte ſich am folgenden Tage (den 18 Maͤrz) ſtarker und anhalten-
der Wind ein, und das gab uns neue Hoffnung und friſchen Muth, der ſeit ei-
nigen Monathen ſehr geſunken war. Die Freude dauerte indeß nicht lange,
denn ein Paar Tage nachher fiengen verſchiedene unſrer Leute von neuem an zu
kraͤnkeln und beſonders uͤber Verſtopfungen und Gallenfieber zu klagen, welches,
in heißen Himmelsſtrichen, gemeiniglich toͤdtliche Krankheiten ſind. Zum Un-
gluͤck war unſer Wundarzt ſelbſt mit unter den Kranken, und das vermehrte die
Noth. Auch war es verdrießlich, daß die Patienten die ſuͤßen Kartoffeln, als
die einzige Erfriſchung welche wir erhalten, ihres ſchwachen Magens wegen
nicht genießen durften.
1774.
Maͤrz.
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/13>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.