Was Rex da schrieb, hatte doch ein Gutes gehabt: Woldemar, erheitert bei dem Gedanken, sich durch Ralph Waddington in ein Tabernakel eingeführt zu sehn, sah sich mit einemmale einer gewissen Abspannung entrissen und war froh darüber, denn er brauchte durchaus Stimmung, um noch einige Briefe zu schreiben. Das ging ihm nun leichter von der Hand, und als elf Uhr kaum heran war, war alles erledigt.
Der andre Morgen sah ihn selbstverständlich früh auf. Fritz war um ihn her und half, wo noch zu helfen war. "Und nun, Fritz," so waren Woldemars letzte Worte, "sieh nach dem Rechten. Schicke mir nichts nach; Zeitungen wirf weg. Und die drei Briefe hier, wenn ich fort bin, die thue sofort in den Kasten ... Ist die Droschke schon da?"
"Zu Befehl, Herr Rittmeister."
"Na, dann mit Gott. Und jeden Tag lüften. Und paß auf die Pferde."
Damit verabschiedete sich Woldemar.
Von den drei Briefen war einer nach Stechlin hin adressiert. Er traf, weil er noch mit dem ersten Zuge fortkonnte, gleich nach Tisch bei dem Alten ein und lautete:
Fontane, Der Stechlin. 19
Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Was Rex da ſchrieb, hatte doch ein Gutes gehabt: Woldemar, erheitert bei dem Gedanken, ſich durch Ralph Waddington in ein Tabernakel eingeführt zu ſehn, ſah ſich mit einemmale einer gewiſſen Abſpannung entriſſen und war froh darüber, denn er brauchte durchaus Stimmung, um noch einige Briefe zu ſchreiben. Das ging ihm nun leichter von der Hand, und als elf Uhr kaum heran war, war alles erledigt.
Der andre Morgen ſah ihn ſelbſtverſtändlich früh auf. Fritz war um ihn her und half, wo noch zu helfen war. „Und nun, Fritz,“ ſo waren Woldemars letzte Worte, „ſieh nach dem Rechten. Schicke mir nichts nach; Zeitungen wirf weg. Und die drei Briefe hier, wenn ich fort bin, die thue ſofort in den Kaſten ... Iſt die Droſchke ſchon da?“
„Zu Befehl, Herr Rittmeiſter.“
„Na, dann mit Gott. Und jeden Tag lüften. Und paß auf die Pferde.“
Damit verabſchiedete ſich Woldemar.
Von den drei Briefen war einer nach Stechlin hin adreſſiert. Er traf, weil er noch mit dem erſten Zuge fortkonnte, gleich nach Tiſch bei dem Alten ein und lautete:
Fontane, Der Stechlin. 19
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0296"n="[289]"/><divn="2"><head><hirendition="#b #g">Dreiundzwanzigſtes Kapitel.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Was Rex da ſchrieb, hatte doch ein Gutes gehabt:<lb/>
Woldemar, erheitert bei dem Gedanken, ſich durch Ralph<lb/>
Waddington in ein Tabernakel eingeführt zu ſehn, ſah<lb/>ſich mit einemmale einer gewiſſen Abſpannung entriſſen<lb/>
und war froh darüber, denn er brauchte durchaus<lb/>
Stimmung, um noch einige Briefe zu ſchreiben. Das<lb/>
ging ihm nun leichter von der Hand, und als elf Uhr<lb/>
kaum heran war, war alles erledigt.</p><lb/><p>Der andre Morgen ſah ihn ſelbſtverſtändlich früh<lb/>
auf. Fritz war um ihn her und half, wo noch zu<lb/>
helfen war. „Und nun, Fritz,“ſo waren Woldemars<lb/>
letzte Worte, „ſieh nach dem Rechten. Schicke mir nichts<lb/>
nach; Zeitungen wirf weg. Und die drei Briefe hier,<lb/>
wenn ich fort bin, die thue ſofort in den Kaſten ...<lb/>
Iſt die Droſchke ſchon da?“</p><lb/><p>„Zu Befehl, Herr Rittmeiſter.“</p><lb/><p>„Na, dann mit Gott. Und jeden Tag lüften.<lb/>
Und paß auf die Pferde.“</p><lb/><p>Damit verabſchiedete ſich Woldemar.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Von den drei Briefen war einer nach Stechlin<lb/>
hin adreſſiert. Er traf, weil er noch mit dem erſten<lb/>
Zuge fortkonnte, gleich nach Tiſch bei dem Alten ein<lb/>
und lautete:<lb/></p><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Fontane</hi>, Der Stechlin. 19<lb/></fw></div></div></body></text></TEI>
[[289]/0296]
Dreiundzwanzigſtes Kapitel.
Was Rex da ſchrieb, hatte doch ein Gutes gehabt:
Woldemar, erheitert bei dem Gedanken, ſich durch Ralph
Waddington in ein Tabernakel eingeführt zu ſehn, ſah
ſich mit einemmale einer gewiſſen Abſpannung entriſſen
und war froh darüber, denn er brauchte durchaus
Stimmung, um noch einige Briefe zu ſchreiben. Das
ging ihm nun leichter von der Hand, und als elf Uhr
kaum heran war, war alles erledigt.
Der andre Morgen ſah ihn ſelbſtverſtändlich früh
auf. Fritz war um ihn her und half, wo noch zu
helfen war. „Und nun, Fritz,“ ſo waren Woldemars
letzte Worte, „ſieh nach dem Rechten. Schicke mir nichts
nach; Zeitungen wirf weg. Und die drei Briefe hier,
wenn ich fort bin, die thue ſofort in den Kaſten ...
Iſt die Droſchke ſchon da?“
„Zu Befehl, Herr Rittmeiſter.“
„Na, dann mit Gott. Und jeden Tag lüften.
Und paß auf die Pferde.“
Damit verabſchiedete ſich Woldemar.
Von den drei Briefen war einer nach Stechlin
hin adreſſiert. Er traf, weil er noch mit dem erſten
Zuge fortkonnte, gleich nach Tiſch bei dem Alten ein
und lautete:
Fontane, Der Stechlin. 19
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. [289]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/296>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.