Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

"Gepäck" bezeichnet worden war, auf die Schulter und schritt mit ihr auf das Haus zu, während Lezius, wie versprochen, neben den Schimmel trat, um sich durch Klopfen und Halsstreicheln der Gunst desselben zu versichern.

"Er hat nicht gemuckst."

"Nein, er weiß Bescheid. Man blos das Bimmeln kann er nich leiden."

Damit brach das bei Rückkehr des Kutschers angeknüpfte Gespräch wieder ab. Lezius aber sah noch einmal in die Droschke hinein, ob er nicht etwas vergessen habe (was übrigens kaum möglich war) und stieg dann unter einer gewissen Verdrießlichkeit, weil ihm das Steigen schwer wurde, seine drei Treppen hinauf. Eine Guirlande fehlte glücklicherweise, dafür aber stand die Thür weit auf, und in der Thür begrüßten ihn Frau und Tochter. Ida, das Mädchen, stand daneben.

Lezius küßte Frau und Tochter und gab Ida die Hand. Das vorderste Zimmer war neu tapeziert worden und roch nach Leim. Aber der Professor ignorierte das und sagte nur: "Ja, da bin ich nun mal wieder. Sehr hübsch; wirklich ... Habt Ihr schon Kaffee getrunken?"

"O, schon lange. Es ist ja schon halb sieben."

"Richtig. Eigentlich eine unglückliche Zeit, zu

„Gepäck“ bezeichnet worden war, auf die Schulter und schritt mit ihr auf das Haus zu, während Lezius, wie versprochen, neben den Schimmel trat, um sich durch Klopfen und Halsstreicheln der Gunst desselben zu versichern.

„Er hat nicht gemuckst.“

„Nein, er weiß Bescheid. Man blos das Bimmeln kann er nich leiden.“

Damit brach das bei Rückkehr des Kutschers angeknüpfte Gespräch wieder ab. Lezius aber sah noch einmal in die Droschke hinein, ob er nicht etwas vergessen habe (was übrigens kaum möglich war) und stieg dann unter einer gewissen Verdrießlichkeit, weil ihm das Steigen schwer wurde, seine drei Treppen hinauf. Eine Guirlande fehlte glücklicherweise, dafür aber stand die Thür weit auf, und in der Thür begrüßten ihn Frau und Tochter. Ida, das Mädchen, stand daneben.

Lezius küßte Frau und Tochter und gab Ida die Hand. Das vorderste Zimmer war neu tapeziert worden und roch nach Leim. Aber der Professor ignorierte das und sagte nur: „Ja, da bin ich nun mal wieder. Sehr hübsch; wirklich … Habt Ihr schon Kaffee getrunken?“

„O, schon lange. Es ist ja schon halb sieben.“

„Richtig. Eigentlich eine unglückliche Zeit, zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0232" n="230"/>
&#x201E;Gepäck&#x201C; bezeichnet worden war, auf                     die Schulter und schritt mit ihr auf das Haus zu, während Lezius, wie                     versprochen, neben den Schimmel trat, um sich durch Klopfen und Halsstreicheln                     der Gunst desselben zu versichern.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Er hat nicht gemuckst.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein, er weiß Bescheid. Man blos das Bimmeln kann er nich leiden.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Damit brach das bei Rückkehr des Kutschers angeknüpfte Gespräch wieder ab. Lezius                     aber sah noch einmal in die Droschke hinein, ob er nicht etwas vergessen habe                     (was übrigens kaum möglich war) und stieg dann unter einer gewissen                     Verdrießlichkeit, weil ihm das Steigen schwer wurde, seine drei Treppen hinauf.                     Eine Guirlande fehlte glücklicherweise, dafür aber stand die Thür weit auf, und                     in der Thür begrüßten ihn Frau und Tochter. Ida, das Mädchen, stand daneben.</p><lb/>
        <p>Lezius küßte Frau und Tochter und gab Ida die Hand. Das vorderste Zimmer war neu                     tapeziert worden und roch nach Leim. Aber der Professor ignorierte das und sagte                     nur: &#x201E;Ja, da bin ich nun mal wieder. Sehr hübsch; wirklich &#x2026; Habt Ihr                     schon Kaffee getrunken?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;O, schon lange. Es ist ja schon halb sieben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Richtig. Eigentlich eine unglückliche Zeit, zu
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0232] „Gepäck“ bezeichnet worden war, auf die Schulter und schritt mit ihr auf das Haus zu, während Lezius, wie versprochen, neben den Schimmel trat, um sich durch Klopfen und Halsstreicheln der Gunst desselben zu versichern. „Er hat nicht gemuckst.“ „Nein, er weiß Bescheid. Man blos das Bimmeln kann er nich leiden.“ Damit brach das bei Rückkehr des Kutschers angeknüpfte Gespräch wieder ab. Lezius aber sah noch einmal in die Droschke hinein, ob er nicht etwas vergessen habe (was übrigens kaum möglich war) und stieg dann unter einer gewissen Verdrießlichkeit, weil ihm das Steigen schwer wurde, seine drei Treppen hinauf. Eine Guirlande fehlte glücklicherweise, dafür aber stand die Thür weit auf, und in der Thür begrüßten ihn Frau und Tochter. Ida, das Mädchen, stand daneben. Lezius küßte Frau und Tochter und gab Ida die Hand. Das vorderste Zimmer war neu tapeziert worden und roch nach Leim. Aber der Professor ignorierte das und sagte nur: „Ja, da bin ich nun mal wieder. Sehr hübsch; wirklich … Habt Ihr schon Kaffee getrunken?“ „O, schon lange. Es ist ja schon halb sieben.“ „Richtig. Eigentlich eine unglückliche Zeit, zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2014-01-22T15:28:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-22T15:28:28Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-01-22T15:28:28Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. Hrsg. von Walter Hettche und Gabriele Radecke. Berlin 2007 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 19]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet;
  • Druckfehler: stillschweigend korrigiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet;
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;
  • Silbentrennung: aufgelöst;
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;
  • Zeilenumbrüche markiert: nein.

Auslassungszeichen im Text werden einheitlich als U+2026 <…> (HORIZONTAL ELLIPSIS) wiedergegeben.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/232
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von vor und nach der Reise. 2. Aufl. Berlin, 1894, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_reise_1894/232>, abgerufen am 26.04.2024.