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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Sechsundzwanzigstes Kapitel.

Effi war nun schon in die fünfte Woche fort
und schrieb glückliche, beinahe übermütige Briefe,
namentlich seit ihrem Eintreffen in Ems, wo man
doch unter Menschen sei, das heißt unter Männern,
von denen sich in Schwalbach nur ausnahmsweise was
gezeigt habe. Geheimrätin Zwicker, ihre Reisegefährtin,
habe freilich die Frage nach dem Kurgemäßen dieser
Zuthat aufgeworfen und sich aufs entschiedenste da¬
gegen ausgesprochen, alles natürlich mit einem
Gesichtsausdrucke, der so ziemlich das Gegenteil
versichert habe; die Zwicker sei reizend, etwas frei,
wahrscheinlich sogar mit einer Vergangenheit, aber
höchst amüsant, und man könne viel, sehr viel von
ihr lernen; nie habe sie sich, trotz ihrer fünfund¬
zwanzig, so als Kind gefühlt, wie nach der Bekannt¬
schaft mit dieser Dame. Dabei sei sie so belesen,
auch in fremder Litteratur, und als sie, Effi, beispiels¬
weise neulich von Nana gesprochen und dabei gefragt

Sechsundzwanzigſtes Kapitel.

Effi war nun ſchon in die fünfte Woche fort
und ſchrieb glückliche, beinahe übermütige Briefe,
namentlich ſeit ihrem Eintreffen in Ems, wo man
doch unter Menſchen ſei, das heißt unter Männern,
von denen ſich in Schwalbach nur ausnahmsweiſe was
gezeigt habe. Geheimrätin Zwicker, ihre Reiſegefährtin,
habe freilich die Frage nach dem Kurgemäßen dieſer
Zuthat aufgeworfen und ſich aufs entſchiedenſte da¬
gegen ausgeſprochen, alles natürlich mit einem
Geſichtsausdrucke, der ſo ziemlich das Gegenteil
verſichert habe; die Zwicker ſei reizend, etwas frei,
wahrſcheinlich ſogar mit einer Vergangenheit, aber
höchſt amüſant, und man könne viel, ſehr viel von
ihr lernen; nie habe ſie ſich, trotz ihrer fünfund¬
zwanzig, ſo als Kind gefühlt, wie nach der Bekannt¬
ſchaft mit dieſer Dame. Dabei ſei ſie ſo beleſen,
auch in fremder Litteratur, und als ſie, Effi, beiſpiels¬
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[[393]/0402] Sechsundzwanzigſtes Kapitel. Effi war nun ſchon in die fünfte Woche fort und ſchrieb glückliche, beinahe übermütige Briefe, namentlich ſeit ihrem Eintreffen in Ems, wo man doch unter Menſchen ſei, das heißt unter Männern, von denen ſich in Schwalbach nur ausnahmsweiſe was gezeigt habe. Geheimrätin Zwicker, ihre Reiſegefährtin, habe freilich die Frage nach dem Kurgemäßen dieſer Zuthat aufgeworfen und ſich aufs entſchiedenſte da¬ gegen ausgeſprochen, alles natürlich mit einem Geſichtsausdrucke, der ſo ziemlich das Gegenteil verſichert habe; die Zwicker ſei reizend, etwas frei, wahrſcheinlich ſogar mit einer Vergangenheit, aber höchſt amüſant, und man könne viel, ſehr viel von ihr lernen; nie habe ſie ſich, trotz ihrer fünfund¬ zwanzig, ſo als Kind gefühlt, wie nach der Bekannt¬ ſchaft mit dieſer Dame. Dabei ſei ſie ſo beleſen, auch in fremder Litteratur, und als ſie, Effi, beiſpiels¬ weiſe neulich von Nana geſprochen und dabei gefragt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. [393]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/402>, abgerufen am 22.12.2024.