Dieser jüngste Sohn Ernst Wilhelms, des dirigirenden Ministers von Schlesien, war Heinrich von Schlabrendorf, der in demselben Jahre 1786, in dem er Groeben käuflich an sich ge- bracht, auch den Grafentitel erhalten hatte. Seine Mutter war ein Fräulein von Otterstedt, während seine drei ältesten Brüder, und unter ihnen Graf Gustav "der Pariser Graf", aus der ersten Ehe seines Vaters mit einem Fräulein von Blumenthal geboren waren.
Graf Heinrich trat früh in das Regiment Czettritz-Husaren, die jetzigen braunen oder Ohlau'schen Husaren, und machte als junger Officier die Bekanntschaft eines durch Schönheit, Geist und Wissen ausgezeichneten Fräuleins von Mütschephal, deren Vater in demselben Husaren-Regiment ein oberes Commando be- kleidete. Diese Bekanntschaft führte bald zu Verlobung und Ver- mählung; um welche Zeit indeß, ist nicht mit Bestimmtheit er- sichtlich. Erst um 1792, also sechs Jahre nach Ankauf von Groeben, wurde das älteste Kind geboren, und abermals zwei Jahre später (1794) ein Sohn: Graf Leopold von Schlabrendorf.
Es war wohl keine Neigungsheirath gewesen, wenigstens nicht von Seiten des Fräuleins, und so wurden aus Geschmacks- und Meinungs-Verschiedenheiten alsbald Zerwürfnisse. Man mied sich, und wenn der Graf in Groeben war, war die Gräfin in Berlin und umgekehrt. Aber auch in diesem sich Meiden empfanden beide Theile noch immer einen Zwang und ihre Wünsche sahen sich erst erfüllt, als gegen Ende des Jahrhunderts aus der blos örtlichen Trennung auch eine gesetzliche geworden war. Der Sohn verblieb dem Vater, die Tochter folgte der Mutter, welche letztere, noch eine schöne Frau, bald danach einem thüringischen Herrn von Schwendler ihre Hand reichte. Doch auch Graf Heinrich ver- mählte sich bald wieder und zwar mit einem Fräulein von Meklen- burg, aus welcher Ehe demselben abermals eine Tochter: Gräfin Johanna von Schlabrendorf, geboren wurde.
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Heinrich Graf Schlabrendorf.
Dieſer jüngſte Sohn Ernſt Wilhelms, des dirigirenden Miniſters von Schleſien, war Heinrich von Schlabrendorf, der in demſelben Jahre 1786, in dem er Groeben käuflich an ſich ge- bracht, auch den Grafentitel erhalten hatte. Seine Mutter war ein Fräulein von Otterſtedt, während ſeine drei älteſten Brüder, und unter ihnen Graf Guſtav „der Pariſer Graf“, aus der erſten Ehe ſeines Vaters mit einem Fräulein von Blumenthal geboren waren.
Graf Heinrich trat früh in das Regiment Czettritz-Huſaren, die jetzigen braunen oder Ohlau’ſchen Huſaren, und machte als junger Officier die Bekanntſchaft eines durch Schönheit, Geiſt und Wiſſen ausgezeichneten Fräuleins von Mütſchephal, deren Vater in demſelben Huſaren-Regiment ein oberes Commando be- kleidete. Dieſe Bekanntſchaft führte bald zu Verlobung und Ver- mählung; um welche Zeit indeß, iſt nicht mit Beſtimmtheit er- ſichtlich. Erſt um 1792, alſo ſechs Jahre nach Ankauf von Groeben, wurde das älteſte Kind geboren, und abermals zwei Jahre ſpäter (1794) ein Sohn: Graf Leopold von Schlabrendorf.
Es war wohl keine Neigungsheirath geweſen, wenigſtens nicht von Seiten des Fräuleins, und ſo wurden aus Geſchmacks- und Meinungs-Verſchiedenheiten alsbald Zerwürfniſſe. Man mied ſich, und wenn der Graf in Groeben war, war die Gräfin in Berlin und umgekehrt. Aber auch in dieſem ſich Meiden empfanden beide Theile noch immer einen Zwang und ihre Wünſche ſahen ſich erſt erfüllt, als gegen Ende des Jahrhunderts aus der blos örtlichen Trennung auch eine geſetzliche geworden war. Der Sohn verblieb dem Vater, die Tochter folgte der Mutter, welche letztere, noch eine ſchöne Frau, bald danach einem thüringiſchen Herrn von Schwendler ihre Hand reichte. Doch auch Graf Heinrich ver- mählte ſich bald wieder und zwar mit einem Fräulein von Meklen- burg, aus welcher Ehe demſelben abermals eine Tochter: Gräfin Johanna von Schlabrendorf, geboren wurde.
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Heinrich Graf Schlabrendorf.
Dieſer jüngſte Sohn Ernſt Wilhelms, des dirigirenden
Miniſters von Schleſien, war Heinrich von Schlabrendorf, der
in demſelben Jahre 1786, in dem er Groeben käuflich an ſich ge-
bracht, auch den Grafentitel erhalten hatte. Seine Mutter war
ein Fräulein von Otterſtedt, während ſeine drei älteſten Brüder,
und unter ihnen Graf Guſtav „der Pariſer Graf“, aus der erſten
Ehe ſeines Vaters mit einem Fräulein von Blumenthal geboren
waren.
Graf Heinrich trat früh in das Regiment Czettritz-Huſaren,
die jetzigen braunen oder Ohlau’ſchen Huſaren, und machte als
junger Officier die Bekanntſchaft eines durch Schönheit, Geiſt
und Wiſſen ausgezeichneten Fräuleins von Mütſchephal, deren
Vater in demſelben Huſaren-Regiment ein oberes Commando be-
kleidete. Dieſe Bekanntſchaft führte bald zu Verlobung und Ver-
mählung; um welche Zeit indeß, iſt nicht mit Beſtimmtheit er-
ſichtlich. Erſt um 1792, alſo ſechs Jahre nach Ankauf von Groeben,
wurde das älteſte Kind geboren, und abermals zwei Jahre ſpäter
(1794) ein Sohn: Graf Leopold von Schlabrendorf.
Es war wohl keine Neigungsheirath geweſen, wenigſtens nicht
von Seiten des Fräuleins, und ſo wurden aus Geſchmacks- und
Meinungs-Verſchiedenheiten alsbald Zerwürfniſſe. Man mied ſich,
und wenn der Graf in Groeben war, war die Gräfin in Berlin
und umgekehrt. Aber auch in dieſem ſich Meiden empfanden beide
Theile noch immer einen Zwang und ihre Wünſche ſahen ſich erſt
erfüllt, als gegen Ende des Jahrhunderts aus der blos örtlichen
Trennung auch eine geſetzliche geworden war. Der Sohn verblieb
dem Vater, die Tochter folgte der Mutter, welche letztere, noch
eine ſchöne Frau, bald danach einem thüringiſchen Herrn von
Schwendler ihre Hand reichte. Doch auch Graf Heinrich ver-
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Johanna von Schlabrendorf, geboren wurde.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/387>, abgerufen am 21.12.2024.
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