Der Schloßberg bei Freienwalde und die Uchtenhagens.
"Und irr' ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel Auf seinen Pfaden hinterdrein." Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel. Goethe. Ein Kind aus schwarzer Menge blickt, Es lächelt sterbensweh und nickt Und macht im Saal die Runde. E. Mörike.
Die Hügel sind Freienwaldes Schönheit und sein Schatz. Wer, der je in der märkischen Schweiz war, hätte nicht vom Ruinen- und Kapellenberg, von der Königshöhe und dem Monte Caprino gehört; heute aber an allen diesen Punkten schöner Aussicht vor- übergehend, machen wir den entfernter gelegenen, halb verwilderten Schloßberg zum Gegenstand unsres Besuchs, auf dem laut Sage und Tradition die alte Burg der Uchtenhagens stand.
Die Uchtenhagens saßen hier um Freienwalde herum drei, vielleicht auch vier Jahrhunderte lang, und emsiger, neurer For- schung ist es gelungen, die Schicksale dieses Geschlechts, die eine Zeitlang nur noch unklar dämmerten, wieder klar und deutlich an das Licht der Geschichte zu ziehn. Aber die historische Forschung, so viel ihr gelang, vermochte doch nicht, bis auf die Anfänge des Geschlechts zurückzugehen. Diese Anfänge sind im Bereich der Sage geblieben und wir scheiden alles was wir von den Uchtenhagens
Der Schloßberg bei Freienwalde und die Uchtenhagens.
„Und irr’ ich nicht, ſo zieht ein Feuerſtrudel Auf ſeinen Pfaden hinterdrein.“ Ich ſehe nichts als einen ſchwarzen Pudel. Goethe. Ein Kind aus ſchwarzer Menge blickt, Es lächelt ſterbensweh und nickt Und macht im Saal die Runde. E. Mörike.
Die Hügel ſind Freienwaldes Schönheit und ſein Schatz. Wer, der je in der märkiſchen Schweiz war, hätte nicht vom Ruinen- und Kapellenberg, von der Königshöhe und dem Monte Caprino gehört; heute aber an allen dieſen Punkten ſchöner Ausſicht vor- übergehend, machen wir den entfernter gelegenen, halb verwilderten Schloßberg zum Gegenſtand unſres Beſuchs, auf dem laut Sage und Tradition die alte Burg der Uchtenhagens ſtand.
Die Uchtenhagens ſaßen hier um Freienwalde herum drei, vielleicht auch vier Jahrhunderte lang, und emſiger, neurer For- ſchung iſt es gelungen, die Schickſale dieſes Geſchlechts, die eine Zeitlang nur noch unklar dämmerten, wieder klar und deutlich an das Licht der Geſchichte zu ziehn. Aber die hiſtoriſche Forſchung, ſo viel ihr gelang, vermochte doch nicht, bis auf die Anfänge des Geſchlechts zurückzugehen. Dieſe Anfänge ſind im Bereich der Sage geblieben und wir ſcheiden alles was wir von den Uchtenhagens
<TEI><text><body><pbfacs="#f0316"n="[304]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Der Schloßberg bei Freienwalde und die<lb/>
Uchtenhagens.</hi></head><lb/><citrendition="#et"><quote>„Und irr’ ich nicht, ſo zieht ein Feuerſtrudel<lb/>
Auf ſeinen Pfaden hinterdrein.“<lb/>
Ich ſehe nichts als einen ſchwarzen Pudel.</quote><lb/><bibl><hirendition="#b">Goethe.</hi></bibl></cit><lb/><citrendition="#et"><quote> Ein Kind aus ſchwarzer Menge blickt,<lb/>
Es lächelt ſterbensweh und nickt<lb/>
Und macht im Saal die Runde.</quote><lb/><bibl><hirendition="#b">E. Mörike.</hi></bibl></cit><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Hügel ſind Freienwaldes Schönheit und ſein Schatz. Wer,<lb/>
der je in der märkiſchen Schweiz war, hätte nicht vom Ruinen-<lb/>
und Kapellenberg, von der Königshöhe und dem Monte Caprino<lb/>
gehört; heute aber an allen dieſen Punkten ſchöner Ausſicht vor-<lb/>
übergehend, machen wir den entfernter gelegenen, halb verwilderten<lb/><hirendition="#g">Schloßberg</hi> zum Gegenſtand unſres Beſuchs, auf dem laut Sage<lb/>
und Tradition die alte Burg der <hirendition="#g">Uchtenhagens</hi>ſtand.</p><lb/><p>Die Uchtenhagens ſaßen hier um Freienwalde herum drei,<lb/>
vielleicht auch vier Jahrhunderte lang, und emſiger, neurer For-<lb/>ſchung iſt es gelungen, die Schickſale dieſes Geſchlechts, die eine<lb/>
Zeitlang nur noch unklar dämmerten, wieder klar und deutlich an<lb/>
das Licht der Geſchichte zu ziehn. Aber die hiſtoriſche Forſchung,<lb/>ſo viel ihr gelang, vermochte doch nicht, bis auf die Anfänge des<lb/>
Geſchlechts zurückzugehen. Dieſe Anfänge ſind im Bereich der Sage<lb/>
geblieben und wir ſcheiden alles was wir von den Uchtenhagens<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[304]/0316]
Der Schloßberg bei Freienwalde und die
Uchtenhagens.
„Und irr’ ich nicht, ſo zieht ein Feuerſtrudel
Auf ſeinen Pfaden hinterdrein.“
Ich ſehe nichts als einen ſchwarzen Pudel.
Goethe.
Ein Kind aus ſchwarzer Menge blickt,
Es lächelt ſterbensweh und nickt
Und macht im Saal die Runde.
E. Mörike.
Die Hügel ſind Freienwaldes Schönheit und ſein Schatz. Wer,
der je in der märkiſchen Schweiz war, hätte nicht vom Ruinen-
und Kapellenberg, von der Königshöhe und dem Monte Caprino
gehört; heute aber an allen dieſen Punkten ſchöner Ausſicht vor-
übergehend, machen wir den entfernter gelegenen, halb verwilderten
Schloßberg zum Gegenſtand unſres Beſuchs, auf dem laut Sage
und Tradition die alte Burg der Uchtenhagens ſtand.
Die Uchtenhagens ſaßen hier um Freienwalde herum drei,
vielleicht auch vier Jahrhunderte lang, und emſiger, neurer For-
ſchung iſt es gelungen, die Schickſale dieſes Geſchlechts, die eine
Zeitlang nur noch unklar dämmerten, wieder klar und deutlich an
das Licht der Geſchichte zu ziehn. Aber die hiſtoriſche Forſchung,
ſo viel ihr gelang, vermochte doch nicht, bis auf die Anfänge des
Geſchlechts zurückzugehen. Dieſe Anfänge ſind im Bereich der Sage
geblieben und wir ſcheiden alles was wir von den Uchtenhagens
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [304]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/316>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.