5. Schinkel's Geburtshaus und seine Kinderjahre. Ein ungedruckter Schinkel'scher Brief.
Wenn berühmte Männer in ihren alten Tagen sich entschließen, ihre Biographie zu schreiben, so ist es nichts Seltenes, daß die ersten Capitel, die sich mit ihrer Kindheit beschäftigen, die aller- interessantesten werden. Die alten Herren, nachdem sie am Tisch von Fürsten und Herren gesessen und sich genugsam von der Wahrheit überzeugt haben, daß alles eitel sei, kehren dann mit rührender Vorliebe zu den Spielen ihrer Kindheit zurück und ver- weilen lieber dabei, als bei dem Ordens- und Ehrenempfang ihrer späteren Jahre. Anders verhält es sich, wenn Berühmtheiten es verschmähen oder vergessen, ihre Lebensbeschreibung niederzuschreiben, und nur das zu unserer Kenntniß kommt, was Andre von ihnen wissen. Diese "Anderen" wissen nie etwas von den Kinderjahren des berühmten Mannes; sie lebten damals kaum, und der Berühmte hat die vielleicht hübschesten Capitel seines Lebens mit in's Grab genommen. So ist es mit Schinkel. Er hat seine Biographie nicht geschrieben, kaum Material zu derselben hinter- lassen; besondre Unglücksfälle haben das Wenige, das da war, abermals vermindert. Ich habe an seinem Geburtsort nachgeforscht; es leben noch Personen, die ihn als Kind gekannt haben, und ich gebe in Nachstehendem, was ich über ihn erfuhr.
Karl Friedrich Schinkel wurde am 13. März 1781 zu Neu- Ruppin geboren. Sein Vater war daselbst Superintendent und
5. Schinkel’s Geburtshaus und ſeine Kinderjahre. Ein ungedruckter Schinkel’ſcher Brief.
Wenn berühmte Männer in ihren alten Tagen ſich entſchließen, ihre Biographie zu ſchreiben, ſo iſt es nichts Seltenes, daß die erſten Capitel, die ſich mit ihrer Kindheit beſchäftigen, die aller- intereſſanteſten werden. Die alten Herren, nachdem ſie am Tiſch von Fürſten und Herren geſeſſen und ſich genugſam von der Wahrheit überzeugt haben, daß alles eitel ſei, kehren dann mit rührender Vorliebe zu den Spielen ihrer Kindheit zurück und ver- weilen lieber dabei, als bei dem Ordens- und Ehrenempfang ihrer ſpäteren Jahre. Anders verhält es ſich, wenn Berühmtheiten es verſchmähen oder vergeſſen, ihre Lebensbeſchreibung niederzuſchreiben, und nur das zu unſerer Kenntniß kommt, was Andre von ihnen wiſſen. Dieſe „Anderen“ wiſſen nie etwas von den Kinderjahren des berühmten Mannes; ſie lebten damals kaum, und der Berühmte hat die vielleicht hübſcheſten Capitel ſeines Lebens mit in’s Grab genommen. So iſt es mit Schinkel. Er hat ſeine Biographie nicht geſchrieben, kaum Material zu derſelben hinter- laſſen; beſondre Unglücksfälle haben das Wenige, das da war, abermals vermindert. Ich habe an ſeinem Geburtsort nachgeforſcht; es leben noch Perſonen, die ihn als Kind gekannt haben, und ich gebe in Nachſtehendem, was ich über ihn erfuhr.
Karl Friedrich Schinkel wurde am 13. März 1781 zu Neu- Ruppin geboren. Sein Vater war daſelbſt Superintendent und
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5.
Schinkel’s Geburtshaus und ſeine Kinderjahre.
Ein ungedruckter Schinkel’ſcher Brief.
Wenn berühmte Männer in ihren alten Tagen ſich entſchließen,
ihre Biographie zu ſchreiben, ſo iſt es nichts Seltenes, daß die
erſten Capitel, die ſich mit ihrer Kindheit beſchäftigen, die aller-
intereſſanteſten werden. Die alten Herren, nachdem ſie am Tiſch
von Fürſten und Herren geſeſſen und ſich genugſam von der
Wahrheit überzeugt haben, daß alles eitel ſei, kehren dann mit
rührender Vorliebe zu den Spielen ihrer Kindheit zurück und ver-
weilen lieber dabei, als bei dem Ordens- und Ehrenempfang ihrer
ſpäteren Jahre. Anders verhält es ſich, wenn Berühmtheiten es
verſchmähen oder vergeſſen, ihre Lebensbeſchreibung niederzuſchreiben,
und nur das zu unſerer Kenntniß kommt, was Andre von ihnen
wiſſen. Dieſe „Anderen“ wiſſen nie etwas von den Kinderjahren
des berühmten Mannes; ſie lebten damals kaum, und der
Berühmte hat die vielleicht hübſcheſten Capitel ſeines Lebens mit
in’s Grab genommen. So iſt es mit Schinkel. Er hat ſeine
Biographie nicht geſchrieben, kaum Material zu derſelben hinter-
laſſen; beſondre Unglücksfälle haben das Wenige, das da war,
abermals vermindert. Ich habe an ſeinem Geburtsort nachgeforſcht;
es leben noch Perſonen, die ihn als Kind gekannt haben, und ich
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Karl Friedrich Schinkel wurde am 13. März 1781 zu Neu-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. [63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/81>, abgerufen am 21.12.2024.
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