Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.Küstrin. Deine Mauern Haben Trauerns viel gesehn, Hohe Warte an der Warthe Mach' vergessen was geschehn. An der großen Heerstraße zwischen Ost und West, in der Mitte Die Glanzzeit Küstrins indeß gehört einer früheren Epoche *) Küstrin, die alte Hauptstadt der Neumark, liegt bereits 6 Meilen
östlich vom Barnim und gehört also eigentlich nicht hierher, eben so wenig wie das im Lande Lebus gelegene Gusow. Wie ich aber Gusow in die- sen Band mit herübergenommen habe, um die drei Paladine des großen Kurfürsten: Sparr, Derfflinger und Goertzke bei einander zu haben, so geb' ich auch, aus einem sehr ähnlichen Grunde, "Küstrin" und zwar um die Epoche von 1730--40 in einer gewissen Vollständigkeit (versteht sich, nur nach der Seite des Lokalen hin) bieten zu können. Vgl. Ruppin, Rheinsberg, Schloß Coepenick und die Anmerkungen zu Schloß Coepenick. Küſtrin. Deine Mauern Haben Trauerns viel geſehn, Hohe Warte an der Warthe Mach’ vergeſſen was geſchehn. An der großen Heerſtraße zwiſchen Oſt und Weſt, in der Mitte Die Glanzzeit Küſtrins indeß gehört einer früheren Epoche *) Küſtrin, die alte Hauptſtadt der Neumark, liegt bereits 6 Meilen
öſtlich vom Barnim und gehört alſo eigentlich nicht hierher, eben ſo wenig wie das im Lande Lebus gelegene Guſow. Wie ich aber Guſow in die- ſen Band mit herübergenommen habe, um die drei Paladine des großen Kurfürſten: Sparr, Derfflinger und Goertzke bei einander zu haben, ſo geb’ ich auch, aus einem ſehr ähnlichen Grunde, „Küſtrin“ und zwar um die Epoche von 1730—40 in einer gewiſſen Vollſtändigkeit (verſteht ſich, nur nach der Seite des Lokalen hin) bieten zu können. Vgl. Ruppin, Rheinsberg, Schloß Coepenick und die Anmerkungen zu Schloß Coepenick. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0346" n="[328]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Küſtrin.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Deine Mauern</l><lb/> <l>Haben Trauerns viel geſehn,</l><lb/> <l>Hohe Warte an der Warthe</l><lb/> <l>Mach’ vergeſſen was geſchehn.</l> </lg><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>n der großen Heerſtraße zwiſchen Oſt und Weſt, in der Mitte<lb/> der Monarchie, liegt die alte Oderfeſtung <hi rendition="#g">Küſtrin</hi>. Seine Ge-<lb/> ſchichte, in Gutem und Böſem, zählt zu den intereſſanteſten Städte-<lb/> geſchichten der Mark. Es ſah viele Dinge geſchehen. Seine Bela-<lb/> gerungen, leider keine leuchtenden Edelſteine im Wappenſchilde<lb/> preußiſcher Ehre, ſind berühmt geworden; vor allem aber iſt der<lb/> Name Küſtrins mit der Jugendgeſchichte Friedrichs <hi rendition="#aq">II.</hi> für immer<lb/> verwoben und dadurch überall ein bekannter Klang geworden, wo<lb/> man den Namen des großen Königs nennt. <note place="foot" n="*)">Küſtrin, die alte Hauptſtadt der Neumark, liegt bereits 6 Meilen<lb/> öſtlich vom Barnim und gehört alſo eigentlich nicht hierher, eben ſo wenig<lb/> wie das im Lande Lebus gelegene Guſow. Wie ich aber Guſow in die-<lb/> ſen Band mit herübergenommen habe, um die drei Paladine des großen<lb/> Kurfürſten: Sparr, Derfflinger und Goertzke bei einander zu haben, ſo<lb/> geb’ ich auch, aus einem ſehr ähnlichen Grunde, „Küſtrin“ und zwar um<lb/> die Epoche von 1730—40 in einer gewiſſen Vollſtändigkeit (verſteht ſich,<lb/> nur nach der Seite des <hi rendition="#g">Lokalen</hi> hin) bieten zu können. Vgl. Ruppin,<lb/> Rheinsberg, Schloß Coepenick und die Anmerkungen zu Schloß Coepenick.</note></p><lb/> <p>Die Glanzzeit Küſtrins indeß gehört einer früheren Epoche<lb/> an. Als der ſterbende Kurfürſt Joachim Neſtor ſeinen Sohn zu<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[328]/0346]
Küſtrin.
Deine Mauern
Haben Trauerns viel geſehn,
Hohe Warte an der Warthe
Mach’ vergeſſen was geſchehn.
An der großen Heerſtraße zwiſchen Oſt und Weſt, in der Mitte
der Monarchie, liegt die alte Oderfeſtung Küſtrin. Seine Ge-
ſchichte, in Gutem und Böſem, zählt zu den intereſſanteſten Städte-
geſchichten der Mark. Es ſah viele Dinge geſchehen. Seine Bela-
gerungen, leider keine leuchtenden Edelſteine im Wappenſchilde
preußiſcher Ehre, ſind berühmt geworden; vor allem aber iſt der
Name Küſtrins mit der Jugendgeſchichte Friedrichs II. für immer
verwoben und dadurch überall ein bekannter Klang geworden, wo
man den Namen des großen Königs nennt. *)
Die Glanzzeit Küſtrins indeß gehört einer früheren Epoche
an. Als der ſterbende Kurfürſt Joachim Neſtor ſeinen Sohn zu
*) Küſtrin, die alte Hauptſtadt der Neumark, liegt bereits 6 Meilen
öſtlich vom Barnim und gehört alſo eigentlich nicht hierher, eben ſo wenig
wie das im Lande Lebus gelegene Guſow. Wie ich aber Guſow in die-
ſen Band mit herübergenommen habe, um die drei Paladine des großen
Kurfürſten: Sparr, Derfflinger und Goertzke bei einander zu haben, ſo
geb’ ich auch, aus einem ſehr ähnlichen Grunde, „Küſtrin“ und zwar um
die Epoche von 1730—40 in einer gewiſſen Vollſtändigkeit (verſteht ſich,
nur nach der Seite des Lokalen hin) bieten zu können. Vgl. Ruppin,
Rheinsberg, Schloß Coepenick und die Anmerkungen zu Schloß Coepenick.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeFontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |