[Spaltenumbruch]
Bade, bey dem Carls-Bade, und bey andern ausländischen Bädern suchen.
§. 7.
Einige haben sich daran nicht begnügen lassen, daß der liebreiche Schöpf- fer Himmels und der Erden dem mensch- lichen Geschlecht zum Nutzen so mancher- ley Heil- und Gesund-Brunnen und war- me Bäder erschaffen, sondern sie haben auch noch mehr dieselben durch die Kunst wollen nachahmen, und durch mancher- ley Vermischung des Saltzes, Salpeters, des Vitriols, der Alaun, des Martis, u. s. w. solche Mineralische Wasser zube- reiten und zusammensetzen wollen, die den andern an Güte, Kräfften und Tu- genden gleich kommen solten. Jedoch, die Kunst kan wohl in manchen Stücken der Natur zu statten kommen, niemahls aber dieselbe völlig erreichen; und also ist es auch mit dieser künstlichen Zusammen- setzung der Mineralischen Wasser herge- gangen. Die Theilgen, aus denen sol- che Wasser bestehen, sind allzu klein und zu flüchtig, daß man ihr wahres Wesen, und von welchen Principiis sie abgeson- dert, solte fähig seyn zu erkennen; so weiß man auch nicht recht die Quantität und die Proportion der Particulgen; Das unterirrdische Feuer, die Ausdünstungen der Mineralien, die Beschaffenheit des Ortes, helffen alle zusammen etwas mit- würcken, welches die Kunst der Menschen bey andern Umständen unmöglich nach- ahmen kan.
§. 8.
Man findet bey vielen Gesund- Brunnen und Bädern, daß sich äusser- lich an den Rinnen und Röhren, inglei- chen an den Brunnen, ein etwas hochgel- bes Pulver anleget, welches eines säuer- lichen zusammenziehenden Geschmackes ist, und, wenn es mit Scheidewasser an- gefeuchtet wird, bald in eine Fermentati- on geräth. Es hat dieses Pulver mit sei- ner hohen goldgelben Farbe den alten Medicis so in die Augen geleuchtet, daß sie geglaubet, ein solches Brunnen-Was- ser, das dergleichen Pulver zeugete, füh- re Gold und Kupffer bey sich. Andere aber halten mit besserm Grunde davor, daß dieses Pulver gar keine Gemeinschafft habe mit dem Golde, aber wohl mit dem Eisen, und ein natürlicher Crocus Martis sey. Das übrige, was von dieser Mate- rie noch weiter gesagt werden mögte, will ich den Herren Physicis und Medicis zur weitern Discussion überlassen.
[Spaltenumbruch]
Das 17. Capitel/ Von den Wurtzeln und Kräutern.
§. 1.
Unser teutscher Jäger, da er in den Gebürgen und Wäldern dem Wil- de nachschleicht, und hin und wieder so mancherley curieuse und seltzame Kräu- ter und Wurtzeln antrifft, will auch hier- innen eine grössere Erkenntniß erlangen, und den Leser in demjenigen, was er selbst gelernet, auch wiederum instruiren. Das erste, was an den Kräutern zu observi- ren, sind die Wurtzeln, welche von dem allweisen Schöpffer als hohle Röhrigen, wie aus den Vergrösserungs-Gläsern zu ersehen, mit Fleiß so ausgearbeitet, daß sie aus der Erden die Kräffte, die zu ih- rem Nutriment nöthig sind, heraufzie- hen, und solche allenthalben in der gantzen Pflantze vertheilen. Man findet bey den- selben mancherley Curiositäten: Einige haben die Gestalt der menschlichen Glie- der, als wie die Mandragora, die Al- raun-Wurtzel, ingleichen die Wurtzel von der Kuckuks-Blume; Andere haben ei- nen sehr angenehmen Geruch, als wie die Wurtzel von dem Muscaten-Kraut, die Wurtzel von dem Benedicten-Kraut, die nach lauter Würtz-Nelcken riechet, daher sie auch im Lateinischen den Nah- men Caryophyllata von denselben erhal- ten; noch andere hingegen einen abscheu- lichen Gestanck, als wie die Wurtzel von der Vulvaria, welche eben so stinckend ist, wie ihr gantzes Kraut mit Blüthe und Blättern. Jn manchen Wurtzeln sind gewisse Buchstaben oder sonst Zeichnun- gen zu sehen: Also, wenn man die grossen Wurtzeln bey dem Farren-Kraut, wel- ches in sehr viel Wäldern wächst, von ein- ander schneidet, so findet man darinnen entweder die beyden lateinischen Buchsta- ben J. C. oder, wie andere sagen, einen doppelten Römischen Adler. Von dem letzteren kan ich nichts gewiß sagen, das er- stere aber hab ich zu unterschiedenen mah- len auf Reisen observiret, wenn ich diese Wurtzel abgeschnitten. So viel Plätz- gen als ich davon abgeschnitten, so viel J. C. hab ich darinnen angetroffen, und dieses hat so lange gewähret, biß die Scheibgen der Wurtzel gantz zuschnitten gewesen. Die Zigeuner und andere be- trügerische Leute verkauffen diese Wurtzel
an
Des Erſten Theils 17. Capitel/
[Spaltenumbruch]
Bade, bey dem Carls-Bade, und bey andern auslaͤndiſchen Baͤdern ſuchen.
§. 7.
Einige haben ſich daran nicht begnuͤgen laſſen, daß der liebreiche Schoͤpf- fer Himmels und der Erden dem menſch- lichen Geſchlecht zum Nutzen ſo mancher- ley Heil- und Geſund-Brunnen und war- me Baͤder erſchaffen, ſondern ſie haben auch noch mehr dieſelben durch die Kunſt wollen nachahmen, und durch mancher- ley Vermiſchung des Saltzes, Salpeters, des Vitriols, der Alaun, des Martis, u. ſ. w. ſolche Mineraliſche Waſſer zube- reiten und zuſammenſetzen wollen, die den andern an Guͤte, Kraͤfften und Tu- genden gleich kommen ſolten. Jedoch, die Kunſt kan wohl in manchen Stuͤcken der Natur zu ſtatten kommen, niemahls aber dieſelbe voͤllig erreichen; und alſo iſt es auch mit dieſer kuͤnſtlichen Zuſammen- ſetzung der Mineraliſchen Waſſer herge- gangen. Die Theilgen, aus denen ſol- che Waſſer beſtehen, ſind allzu klein und zu fluͤchtig, daß man ihr wahres Weſen, und von welchen Principiis ſie abgeſon- dert, ſolte faͤhig ſeyn zu erkennen; ſo weiß man auch nicht recht die Quantitaͤt und die Proportion der Particulgen; Das unterirrdiſche Feuer, die Ausduͤnſtungen der Mineralien, die Beſchaffenheit des Ortes, helffen alle zuſammen etwas mit- wuͤrcken, welches die Kunſt der Menſchen bey andern Umſtaͤnden unmoͤglich nach- ahmen kan.
§. 8.
Man findet bey vielen Geſund- Brunnen und Baͤdern, daß ſich aͤuſſer- lich an den Rinnen und Roͤhren, inglei- chen an den Brunnen, ein etwas hochgel- bes Pulver anleget, welches eines ſaͤuer- lichen zuſammenziehenden Geſchmackes iſt, und, wenn es mit Scheidewaſſer an- gefeuchtet wird, bald in eine Fermentati- on geraͤth. Es hat dieſes Pulver mit ſei- ner hohen goldgelben Farbe den alten Medicis ſo in die Augen geleuchtet, daß ſie geglaubet, ein ſolches Brunnen-Waſ- ſer, das dergleichen Pulver zeugete, fuͤh- re Gold und Kupffer bey ſich. Andere aber halten mit beſſerm Grunde davor, daß dieſes Pulver gar keine Gemeinſchafft habe mit dem Golde, aber wohl mit dem Eiſen, und ein natuͤrlicher Crocus Martis ſey. Das uͤbrige, was von dieſer Mate- rie noch weiter geſagt werden moͤgte, will ich den Herren Phyſicis und Medicis zur weitern Diſcuſſion uͤberlaſſen.
[Spaltenumbruch]
Das 17. Capitel/ Von den Wurtzeln und Kraͤutern.
§. 1.
Unſer teutſcher Jaͤger, da er in den Gebuͤrgen und Waͤldern dem Wil- de nachſchleicht, und hin und wieder ſo mancherley curieuſe und ſeltzame Kraͤu- ter und Wurtzeln antrifft, will auch hier- innen eine groͤſſere Erkenntniß erlangen, und den Leſer in demjenigen, was er ſelbſt gelernet, auch wiederum inſtruiren. Das erſte, was an den Kraͤutern zu obſervi- ren, ſind die Wurtzeln, welche von dem allweiſen Schoͤpffer als hohle Roͤhrigen, wie aus den Vergroͤſſerungs-Glaͤſern zu erſehen, mit Fleiß ſo ausgearbeitet, daß ſie aus der Erden die Kraͤffte, die zu ih- rem Nutriment noͤthig ſind, heraufzie- hen, und ſolche allenthalben in der gantzen Pflantze vertheilen. Man findet bey den- ſelben mancherley Curioſitaͤten: Einige haben die Geſtalt der menſchlichen Glie- der, als wie die Mandragora, die Al- raun-Wurtzel, ingleichen die Wurtzel von der Kuckuks-Blume; Andere haben ei- nen ſehr angenehmen Geruch, als wie die Wurtzel von dem Muſcaten-Kraut, die Wurtzel von dem Benedicten-Kraut, die nach lauter Wuͤrtz-Nelcken riechet, daher ſie auch im Lateiniſchen den Nah- men Caryophyllata von denſelben erhal- ten; noch andere hingegen einen abſcheu- lichen Geſtanck, als wie die Wurtzel von der Vulvaria, welche eben ſo ſtinckend iſt, wie ihr gantzes Kraut mit Bluͤthe und Blaͤttern. Jn manchen Wurtzeln ſind gewiſſe Buchſtaben oder ſonſt Zeichnun- gen zu ſehen: Alſo, wenn man die groſſen Wurtzeln bey dem Farren-Kraut, wel- ches in ſehr viel Waͤldern waͤchſt, von ein- ander ſchneidet, ſo findet man darinnen entweder die beyden lateiniſchen Buchſta- ben J. C. oder, wie andere ſagen, einen doppelten Roͤmiſchen Adler. Von dem letzteren kan ich nichts gewiß ſagen, das er- ſtere aber hab ich zu unterſchiedenen mah- len auf Reiſen obſerviret, wenn ich dieſe Wurtzel abgeſchnitten. So viel Plaͤtz- gen als ich davon abgeſchnitten, ſo viel J. C. hab ich darinnen angetroffen, und dieſes hat ſo lange gewaͤhret, biß die Scheibgen der Wurtzel gantz zuſchnitten geweſen. Die Zigeuner und andere be- truͤgeriſche Leute verkauffen dieſe Wurtzel
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Des Erſten Theils 17. Capitel/
Bade, bey dem Carls-Bade, und bey
andern auslaͤndiſchen Baͤdern ſuchen.
§. 7. Einige haben ſich daran nicht
begnuͤgen laſſen, daß der liebreiche Schoͤpf-
fer Himmels und der Erden dem menſch-
lichen Geſchlecht zum Nutzen ſo mancher-
ley Heil- und Geſund-Brunnen und war-
me Baͤder erſchaffen, ſondern ſie haben
auch noch mehr dieſelben durch die Kunſt
wollen nachahmen, und durch mancher-
ley Vermiſchung des Saltzes, Salpeters,
des Vitriols, der Alaun, des Martis,
u. ſ. w. ſolche Mineraliſche Waſſer zube-
reiten und zuſammenſetzen wollen, die
den andern an Guͤte, Kraͤfften und Tu-
genden gleich kommen ſolten. Jedoch,
die Kunſt kan wohl in manchen Stuͤcken
der Natur zu ſtatten kommen, niemahls
aber dieſelbe voͤllig erreichen; und alſo iſt
es auch mit dieſer kuͤnſtlichen Zuſammen-
ſetzung der Mineraliſchen Waſſer herge-
gangen. Die Theilgen, aus denen ſol-
che Waſſer beſtehen, ſind allzu klein und
zu fluͤchtig, daß man ihr wahres Weſen,
und von welchen Principiis ſie abgeſon-
dert, ſolte faͤhig ſeyn zu erkennen; ſo
weiß man auch nicht recht die Quantitaͤt
und die Proportion der Particulgen; Das
unterirrdiſche Feuer, die Ausduͤnſtungen
der Mineralien, die Beſchaffenheit des
Ortes, helffen alle zuſammen etwas mit-
wuͤrcken, welches die Kunſt der Menſchen
bey andern Umſtaͤnden unmoͤglich nach-
ahmen kan.
§. 8. Man findet bey vielen Geſund-
Brunnen und Baͤdern, daß ſich aͤuſſer-
lich an den Rinnen und Roͤhren, inglei-
chen an den Brunnen, ein etwas hochgel-
bes Pulver anleget, welches eines ſaͤuer-
lichen zuſammenziehenden Geſchmackes
iſt, und, wenn es mit Scheidewaſſer an-
gefeuchtet wird, bald in eine Fermentati-
on geraͤth. Es hat dieſes Pulver mit ſei-
ner hohen goldgelben Farbe den alten
Medicis ſo in die Augen geleuchtet, daß
ſie geglaubet, ein ſolches Brunnen-Waſ-
ſer, das dergleichen Pulver zeugete, fuͤh-
re Gold und Kupffer bey ſich. Andere
aber halten mit beſſerm Grunde davor,
daß dieſes Pulver gar keine Gemeinſchafft
habe mit dem Golde, aber wohl mit dem
Eiſen, und ein natuͤrlicher Crocus Martis
ſey. Das uͤbrige, was von dieſer Mate-
rie noch weiter geſagt werden moͤgte, will
ich den Herren Phyſicis und Medicis zur
weitern Diſcuſſion uͤberlaſſen.
Das 17. Capitel/
Von den Wurtzeln und
Kraͤutern.
§. 1.
Unſer teutſcher Jaͤger, da er in den
Gebuͤrgen und Waͤldern dem Wil-
de nachſchleicht, und hin und wieder ſo
mancherley curieuſe und ſeltzame Kraͤu-
ter und Wurtzeln antrifft, will auch hier-
innen eine groͤſſere Erkenntniß erlangen,
und den Leſer in demjenigen, was er ſelbſt
gelernet, auch wiederum inſtruiren. Das
erſte, was an den Kraͤutern zu obſervi-
ren, ſind die Wurtzeln, welche von dem
allweiſen Schoͤpffer als hohle Roͤhrigen,
wie aus den Vergroͤſſerungs-Glaͤſern zu
erſehen, mit Fleiß ſo ausgearbeitet, daß
ſie aus der Erden die Kraͤffte, die zu ih-
rem Nutriment noͤthig ſind, heraufzie-
hen, und ſolche allenthalben in der gantzen
Pflantze vertheilen. Man findet bey den-
ſelben mancherley Curioſitaͤten: Einige
haben die Geſtalt der menſchlichen Glie-
der, als wie die Mandragora, die Al-
raun-Wurtzel, ingleichen die Wurtzel von
der Kuckuks-Blume; Andere haben ei-
nen ſehr angenehmen Geruch, als wie
die Wurtzel von dem Muſcaten-Kraut,
die Wurtzel von dem Benedicten-Kraut,
die nach lauter Wuͤrtz-Nelcken riechet,
daher ſie auch im Lateiniſchen den Nah-
men Caryophyllata von denſelben erhal-
ten; noch andere hingegen einen abſcheu-
lichen Geſtanck, als wie die Wurtzel von
der Vulvaria, welche eben ſo ſtinckend iſt,
wie ihr gantzes Kraut mit Bluͤthe und
Blaͤttern. Jn manchen Wurtzeln ſind
gewiſſe Buchſtaben oder ſonſt Zeichnun-
gen zu ſehen: Alſo, wenn man die groſſen
Wurtzeln bey dem Farren-Kraut, wel-
ches in ſehr viel Waͤldern waͤchſt, von ein-
ander ſchneidet, ſo findet man darinnen
entweder die beyden lateiniſchen Buchſta-
ben J. C. oder, wie andere ſagen, einen
doppelten Roͤmiſchen Adler. Von dem
letzteren kan ich nichts gewiß ſagen, das er-
ſtere aber hab ich zu unterſchiedenen mah-
len auf Reiſen obſerviret, wenn ich dieſe
Wurtzel abgeſchnitten. So viel Plaͤtz-
gen als ich davon abgeſchnitten, ſo viel
J. C. hab ich darinnen angetroffen, und
dieſes hat ſo lange gewaͤhret, biß die
Scheibgen der Wurtzel gantz zuſchnitten
geweſen. Die Zigeuner und andere be-
truͤgeriſche Leute verkauffen dieſe Wurtzel
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/74>, abgerufen am 21.11.2024.
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