Das Recht der Anschwem- mung hat nicht statt, 1) bey denjenigen Grundstücken, die in ihre gewisse Mensu- ren eingetheilet, und ausgemessen. 2) Wenn das Wasser nicht allmählich et- was abgespühlet, sondern ein ziemlich groß Stück Land von des andern Grund- stücken mit Gewalt abgerissen wird. Mit diesem hat es eine andere Beschaffenheit, und ob es gleich niemand zuständig ist, so wird es doch auch dadurch nicht deine, §. 21. ff. d. R. D. wie du dich denn auch der auf einem Strohm entstandenen Jnsul, und des von dem Strohme verlassenen Wasser-Ganges nicht anmassen kanst. Wird ein Stück Erdreich von dem Was- ser abgerissen, und deinen Grundstücken angesetzt, so kanst du dich dessen, es mag nun iemand andern zugehören, oder nicht, nicht sofort anmassen, sondern es verblei- bet seinem Herrn, wenn es einen hat, gehört es aber niemand zu, so kan es von einem iedweden occupirt werden.
Von dem Recht der Brücken.
§. 10.
Die Fürsten, Grafen, und andere Stände des Heiligen Römischen Reichs besitzen vermittelst Landes- Herr- licher Hoheit das Brücken-Regale, in Ansehung der öffentlichen Flüsse und Land-Strassen. Durch eine besondere Belehnung wird das Recht, Brücken auf öffentlichen Ströhmen zu bauen, conce- dirt, wenn einem entweder ein Land- Gut, mit welchem schon zuvor das Brü- cken-Recht verknüpfft gewesen, überge- ben, oder einer nebst einem Gute auf das neue damit belehnet wird. Jst des Brü- cken-Rechts ausdrückliche Erwehnung geschehen, so hat das Werck keinen Zwei- fel, ist das Gut aber nur so schlechter- dings concedirt, so ist die Sache nicht so gar ausgemacht. Jedoch glaub ich, daß man solches am besten mit den Beweiß- Gründen, die wegen Gleichheit und Aehn- lichkeit der Materie von andern Sachen hergenommen, erweißlich machen kan. Also, wenn einer ein Gut, auf welchem die Gerichtsbarkeit hafftet, durch Beleh- nung überkommen, so wird er auch der Jurisdiction theilhafftig, obschon dersel- ben nicht ausdrückliche Meldung gethan worden.
§. 11.
Auf einem Privat-Fluß oder Wege ist einem ieden Eigenthums-Herrn erlaubt, eine Brücke anzulegen, es mü- ste denn solches besonderer Raisons wegen in den Landes-Gesetzen verbothen seyn [Spaltenumbruch]
worden. So hat auch ein iedweder die Befugniß, sein Hauß oder Meyerey mit einem Graben zu umgeben, und eine Zug-Brücke darüber zu machen, damit einer des Nachts vor den Anlauff des bö- sen Gesindels gesichert seyn möge.
§. 12.
Die Reisenden sind nicht be- fugt, zur Sommers-Zeit, da die Ströh- me klein sind, ohne sich der Brücken zu be- dienen, entweder durch den Strohm zu fahren, oder sich einen andern Weg aus- zusuchen, um dem Brücken-Gelde hier- durch zu entgehen. Demjenigen, der zur Beqvemlichkeit der Reisenden mit vielen Unkosten eine Brücke erbauet, kan nicht hindern, daß der Strohm in der grossen Sommer-Hitze so klein wird, daß die Leu- te durchfahren können. Und die Reisen- den können sich auch, ohne unbillig zu han- deln, des Brücken-Geldes nicht entbre- chen, und sagen, sie hätten der Brücke nicht von nöthen, und also wolten sie auch kei- nen Brücken-Zoll geben. Man muß auf die Intention dessen sehen, der die Brücke zu erst anlegen lassen.
Daß einer, der aus Freygebigkeit die Aufbauung einer öffentlichen Brücke ver- sprochen, darzu gehalten sey, ist gar kein Zweifel, denn die Erbauung oder Aus- besserung der Brücke ist vor eine recht- mäßige Ursache einer Gelöbniß zu halten, dadurch der Versprechende obligirt wird. Wenn aber die gebauete Brücke mit der versprochenen Grösse nicht übereinkömmt, oder nicht so commode und dauerhafft erbauet worden, als er wohl gesollt, oder wie er sich erst anheischig dazu gemacht, so kan man hernach nicht von dem, der es versprochen, oder von seinen Erben prae- tendiren, daß sie es auf dieselbige Weise einrichten, und zu Stande bringen sollen. Denn die Republic muß bey einem solchen gethanen Versprechen mit demjenigen zu frieden seyn, wie es der Promittent verfer- tigen lassen; der Favor der Republic ist zwar groß, aber doch nicht so, daß man von dem, der von freyen Stücken verspro- chen, auch das äusserste, welches ihn viel- leicht incommodiren würde, verlangen könte. S. Perez ad Cod. ad l. unic. n. 2.
Von der Fähr-Gerechtigkeit.
§. 13.
Die Fähr-Gerechtigkeit wird entweder ausdrücklich durch Vergünsti- gung und Belehnung, oder heimlicher Weise durch eine Praescription von un- dencklichen Jahren acquirirt. So lange nun diese ausdrückliche oder heimliche
Concessi-
Des Fiſch-Buchs 50. Capitel/
[Spaltenumbruch]
§. 9.
Das Recht der Anſchwem- mung hat nicht ſtatt, 1) bey denjenigen Grundſtuͤcken, die in ihre gewiſſe Menſu- ren eingetheilet, und ausgemeſſen. 2) Wenn das Waſſer nicht allmaͤhlich et- was abgeſpuͤhlet, ſondern ein ziemlich groß Stuͤck Land von des andern Grund- ſtuͤcken mit Gewalt abgeriſſen wird. Mit dieſem hat es eine andere Beſchaffenheit, und ob es gleich niemand zuſtaͤndig iſt, ſo wird es doch auch dadurch nicht deine, §. 21. ff. d. R. D. wie du dich denn auch der auf einem Strohm entſtandenen Jnſul, und des von dem Strohme verlaſſenen Waſſer-Ganges nicht anmaſſen kanſt. Wird ein Stuͤck Erdreich von dem Waſ- ſer abgeriſſen, und deinen Grundſtuͤcken angeſetzt, ſo kanſt du dich deſſen, es mag nun iemand andern zugehoͤren, oder nicht, nicht ſofort anmaſſen, ſondern es verblei- bet ſeinem Herrn, wenn es einen hat, gehoͤrt es aber niemand zu, ſo kan es von einem iedweden occupirt werden.
Von dem Recht der Bruͤcken.
§. 10.
Die Fuͤrſten, Grafen, und andere Staͤnde des Heiligen Roͤmiſchen Reichs beſitzen vermittelſt Landes- Herr- licher Hoheit das Bruͤcken-Regale, in Anſehung der oͤffentlichen Fluͤſſe und Land-Straſſen. Durch eine beſondere Belehnung wird das Recht, Bruͤcken auf oͤffentlichen Stroͤhmen zu bauen, conce- dirt, wenn einem entweder ein Land- Gut, mit welchem ſchon zuvor das Bruͤ- cken-Recht verknuͤpfft geweſen, uͤberge- ben, oder einer nebſt einem Gute auf das neue damit belehnet wird. Jſt des Bruͤ- cken-Rechts ausdruͤckliche Erwehnung geſchehen, ſo hat das Werck keinen Zwei- fel, iſt das Gut aber nur ſo ſchlechter- dings concedirt, ſo iſt die Sache nicht ſo gar ausgemacht. Jedoch glaub ich, daß man ſolches am beſten mit den Beweiß- Gruͤnden, die wegen Gleichheit und Aehn- lichkeit der Materie von andern Sachen hergenommen, erweißlich machen kan. Alſo, wenn einer ein Gut, auf welchem die Gerichtsbarkeit hafftet, durch Beleh- nung uͤberkommen, ſo wird er auch der Jurisdiction theilhafftig, obſchon derſel- ben nicht ausdruͤckliche Meldung gethan worden.
§. 11.
Auf einem Privat-Fluß oder Wege iſt einem ieden Eigenthums-Herrn erlaubt, eine Bruͤcke anzulegen, es muͤ- ſte denn ſolches beſonderer Raiſons wegen in den Landes-Geſetzen verbothen ſeyn [Spaltenumbruch]
worden. So hat auch ein iedweder die Befugniß, ſein Hauß oder Meyerey mit einem Graben zu umgeben, und eine Zug-Bruͤcke daruͤber zu machen, damit einer des Nachts vor den Anlauff des boͤ- ſen Geſindels geſichert ſeyn moͤge.
§. 12.
Die Reiſenden ſind nicht be- fugt, zur Sommers-Zeit, da die Stroͤh- me klein ſind, ohne ſich der Bruͤcken zu be- dienen, entweder durch den Strohm zu fahren, oder ſich einen andern Weg aus- zuſuchen, um dem Bruͤcken-Gelde hier- durch zu entgehen. Demjenigen, der zur Beqvemlichkeit der Reiſenden mit vielen Unkoſten eine Bruͤcke erbauet, kan nicht hindern, daß der Strohm in der groſſen Sommer-Hitze ſo klein wird, daß die Leu- te durchfahren koͤnnen. Und die Reiſen- den koͤnnen ſich auch, ohne unbillig zu han- deln, des Bruͤcken-Geldes nicht entbre- chen, und ſagen, ſie haͤtten der Bruͤcke nicht von noͤthen, und alſo wolten ſie auch kei- nen Bruͤcken-Zoll geben. Man muß auf die Intention deſſen ſehen, der die Bruͤcke zu erſt anlegen laſſen.
Daß einer, der aus Freygebigkeit die Aufbauung einer oͤffentlichen Bruͤcke ver- ſprochen, darzu gehalten ſey, iſt gar kein Zweifel, denn die Erbauung oder Aus- beſſerung der Bruͤcke iſt vor eine recht- maͤßige Urſache einer Geloͤbniß zu halten, dadurch der Verſprechende obligirt wird. Wenn aber die gebauete Bruͤcke mit der verſprochenen Groͤſſe nicht uͤbereinkoͤm̃t, oder nicht ſo commode und dauerhafft erbauet worden, als er wohl geſollt, oder wie er ſich erſt anheiſchig dazu gemacht, ſo kan man hernach nicht von dem, der es verſprochen, oder von ſeinen Erben præ- tendiren, daß ſie es auf dieſelbige Weiſe einrichten, und zu Stande bringen ſollen. Denn die Republic muß bey einem ſolchen gethanen Verſprechen mit demjenigen zu frieden ſeyn, wie es der Promittent verfer- tigen laſſen; der Favor der Republic iſt zwar groß, aber doch nicht ſo, daß man von dem, der von freyen Stuͤcken verſpro- chen, auch das aͤuſſerſte, welches ihn viel- leicht incommodiren wuͤrde, verlangen koͤnte. S. Perez ad Cod. ad l. unic. n. 2.
Von der Faͤhr-Gerechtigkeit.
§. 13.
Die Faͤhr-Gerechtigkeit wird entweder ausdruͤcklich durch Verguͤnſti- gung und Belehnung, oder heimlicher Weiſe durch eine Præſcription von un- dencklichen Jahren acquirirt. So lange nun dieſe ausdruͤckliche oder heimliche
Conceſſi-
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[492/0660]
Des Fiſch-Buchs 50. Capitel/
§. 9. Das Recht der Anſchwem-
mung hat nicht ſtatt, 1) bey denjenigen
Grundſtuͤcken, die in ihre gewiſſe Menſu-
ren eingetheilet, und ausgemeſſen. 2)
Wenn das Waſſer nicht allmaͤhlich et-
was abgeſpuͤhlet, ſondern ein ziemlich
groß Stuͤck Land von des andern Grund-
ſtuͤcken mit Gewalt abgeriſſen wird. Mit
dieſem hat es eine andere Beſchaffenheit,
und ob es gleich niemand zuſtaͤndig iſt, ſo
wird es doch auch dadurch nicht deine,
§. 21. ff. d. R. D. wie du dich denn auch der
auf einem Strohm entſtandenen Jnſul,
und des von dem Strohme verlaſſenen
Waſſer-Ganges nicht anmaſſen kanſt.
Wird ein Stuͤck Erdreich von dem Waſ-
ſer abgeriſſen, und deinen Grundſtuͤcken
angeſetzt, ſo kanſt du dich deſſen, es mag
nun iemand andern zugehoͤren, oder nicht,
nicht ſofort anmaſſen, ſondern es verblei-
bet ſeinem Herrn, wenn es einen hat,
gehoͤrt es aber niemand zu, ſo kan es von
einem iedweden occupirt werden.
Von dem Recht der Bruͤcken.
§. 10. Die Fuͤrſten, Grafen, und
andere Staͤnde des Heiligen Roͤmiſchen
Reichs beſitzen vermittelſt Landes- Herr-
licher Hoheit das Bruͤcken-Regale, in
Anſehung der oͤffentlichen Fluͤſſe und
Land-Straſſen. Durch eine beſondere
Belehnung wird das Recht, Bruͤcken auf
oͤffentlichen Stroͤhmen zu bauen, conce-
dirt, wenn einem entweder ein Land-
Gut, mit welchem ſchon zuvor das Bruͤ-
cken-Recht verknuͤpfft geweſen, uͤberge-
ben, oder einer nebſt einem Gute auf das
neue damit belehnet wird. Jſt des Bruͤ-
cken-Rechts ausdruͤckliche Erwehnung
geſchehen, ſo hat das Werck keinen Zwei-
fel, iſt das Gut aber nur ſo ſchlechter-
dings concedirt, ſo iſt die Sache nicht ſo
gar ausgemacht. Jedoch glaub ich, daß
man ſolches am beſten mit den Beweiß-
Gruͤnden, die wegen Gleichheit und Aehn-
lichkeit der Materie von andern Sachen
hergenommen, erweißlich machen kan.
Alſo, wenn einer ein Gut, auf welchem
die Gerichtsbarkeit hafftet, durch Beleh-
nung uͤberkommen, ſo wird er auch der
Jurisdiction theilhafftig, obſchon derſel-
ben nicht ausdruͤckliche Meldung gethan
worden.
§. 11. Auf einem Privat-Fluß oder
Wege iſt einem ieden Eigenthums-Herrn
erlaubt, eine Bruͤcke anzulegen, es muͤ-
ſte denn ſolches beſonderer Raiſons wegen
in den Landes-Geſetzen verbothen ſeyn
worden. So hat auch ein iedweder die
Befugniß, ſein Hauß oder Meyerey mit
einem Graben zu umgeben, und eine
Zug-Bruͤcke daruͤber zu machen, damit
einer des Nachts vor den Anlauff des boͤ-
ſen Geſindels geſichert ſeyn moͤge.
§. 12. Die Reiſenden ſind nicht be-
fugt, zur Sommers-Zeit, da die Stroͤh-
me klein ſind, ohne ſich der Bruͤcken zu be-
dienen, entweder durch den Strohm zu
fahren, oder ſich einen andern Weg aus-
zuſuchen, um dem Bruͤcken-Gelde hier-
durch zu entgehen. Demjenigen, der zur
Beqvemlichkeit der Reiſenden mit vielen
Unkoſten eine Bruͤcke erbauet, kan nicht
hindern, daß der Strohm in der groſſen
Sommer-Hitze ſo klein wird, daß die Leu-
te durchfahren koͤnnen. Und die Reiſen-
den koͤnnen ſich auch, ohne unbillig zu han-
deln, des Bruͤcken-Geldes nicht entbre-
chen, und ſagen, ſie haͤtten der Bruͤcke nicht
von noͤthen, und alſo wolten ſie auch kei-
nen Bruͤcken-Zoll geben. Man muß auf
die Intention deſſen ſehen, der die Bruͤcke
zu erſt anlegen laſſen.
Daß einer, der aus Freygebigkeit die
Aufbauung einer oͤffentlichen Bruͤcke ver-
ſprochen, darzu gehalten ſey, iſt gar kein
Zweifel, denn die Erbauung oder Aus-
beſſerung der Bruͤcke iſt vor eine recht-
maͤßige Urſache einer Geloͤbniß zu halten,
dadurch der Verſprechende obligirt wird.
Wenn aber die gebauete Bruͤcke mit der
verſprochenen Groͤſſe nicht uͤbereinkoͤm̃t,
oder nicht ſo commode und dauerhafft
erbauet worden, als er wohl geſollt, oder
wie er ſich erſt anheiſchig dazu gemacht,
ſo kan man hernach nicht von dem, der es
verſprochen, oder von ſeinen Erben præ-
tendiren, daß ſie es auf dieſelbige Weiſe
einrichten, und zu Stande bringen ſollen.
Denn die Republic muß bey einem ſolchen
gethanen Verſprechen mit demjenigen zu
frieden ſeyn, wie es der Promittent verfer-
tigen laſſen; der Favor der Republic iſt
zwar groß, aber doch nicht ſo, daß man
von dem, der von freyen Stuͤcken verſpro-
chen, auch das aͤuſſerſte, welches ihn viel-
leicht incommodiren wuͤrde, verlangen
koͤnte. S. Perez ad Cod. ad l. unic. n. 2.
Von der Faͤhr-Gerechtigkeit.
§. 13. Die Faͤhr-Gerechtigkeit wird
entweder ausdruͤcklich durch Verguͤnſti-
gung und Belehnung, oder heimlicher
Weiſe durch eine Præſcription von un-
dencklichen Jahren acquirirt. So lange
nun dieſe ausdruͤckliche oder heimliche
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/660>, abgerufen am 21.11.2024.
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