Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Fisch-Buchs 34. Capitel/ von den Peißkern und Perschen. [Spaltenumbruch]
ohne alle Neben-Aestlein durchgehet.Man findet fast weder Magen, noch Ein- geweyde in ihnen. Wenn man sie lange behalten will, muß man sie in einen gros- sen unglasirten Hafen thun, daß sie sich darinnen mögen anhängen, Wasser dar- auf giessen, und mit einem durchlöcher- ten Deckel zuhüllen, damit sie Lufft schöpf- fen, und in den Keller setzen. §. 5. Der Nörflinge giebts zweyer- Das 34. Capitel/ Von den Peißkern und Perschen. §. 1. Die Peißker sind Fische einer Spannen §. 2. Sie halten sich mehrentheils §. 3. Ob nun wohl alle diese Sachen §. 4. Die Steinbeisser sind fast den ge mit
Des Fiſch-Buchs 34. Capitel/ von den Peißkern und Perſchen. [Spaltenumbruch]
ohne alle Neben-Aeſtlein durchgehet.Man findet faſt weder Magen, noch Ein- geweyde in ihnen. Wenn man ſie lange behalten will, muß man ſie in einen groſ- ſen unglaſirten Hafen thun, daß ſie ſich darinnen moͤgen anhaͤngen, Waſſer dar- auf gieſſen, und mit einem durchloͤcher- ten Deckel zuhuͤllen, damit ſie Lufft ſchoͤpf- fen, und in den Keller ſetzen. §. 5. Der Noͤrflinge giebts zweyer- Das 34. Capitel/ Von den Peißkern und Perſchen. §. 1. Die Peißker ſind Fiſche einer Spannen §. 2. Sie halten ſich mehrentheils §. 3. Ob nun wohl alle dieſe Sachen §. 4. Die Steinbeiſſer ſind faſt den ge mit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0611" n="443"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Fiſch-Buchs 34. Capitel/ von den Peißkern und Perſchen.</hi></fw><lb/><cb/> ohne alle Neben-Aeſtlein durchgehet.<lb/> Man findet faſt weder Magen, noch Ein-<lb/> geweyde in ihnen. Wenn man ſie lange<lb/> behalten will, muß man ſie in einen groſ-<lb/> ſen unglaſirten Hafen thun, daß ſie ſich<lb/> darinnen moͤgen anhaͤngen, Waſſer dar-<lb/> auf gieſſen, und mit einem durchloͤcher-<lb/> ten Deckel zuhuͤllen, damit ſie Lufft ſchoͤpf-<lb/> fen, und in den Keller ſetzen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 5.</head> <p>Der <hi rendition="#fr">Noͤrflinge</hi> giebts zweyer-<lb/> ley Sorten; einige haben, wenn ſie ge-<lb/> kocht ſind, ein gelblichtes, andere aber ein<lb/> weißlichtes Fleiſch. Sie ſind am Ruͤcken<lb/> roͤthlicht, und am Bauch weißlicht, mit<lb/> breiten Schuppen bedeckt, ſie freſſen Muͤ-<lb/> cken und Fliegen, und werden bißweilen<lb/> in die Teiche geſetzt zu den Karpffen. Jn<lb/> Boͤhmen findet man ſonderlich dieſe Fi-<lb/> ſche, in Sachſen aber ſind ſie rar. Jn<lb/> Auguſtusburg werden ſie in den Chur-<lb/> fuͤrſtlichen Fiſch-Haͤltern aus <hi rendition="#aq">Cutioſit</hi>aͤt<lb/> aufbehalten, und mit Kaͤlber-Geſchluͤn-<lb/> cke und andern dergleichen gefuͤttert. Es<lb/> iſt gar artig zu ſehen, wenn der uͤber ſie<lb/> beſtellte Fiſch-Waͤrter mit ſeinem Gloͤck-<lb/> gen anfaͤngt zu lauten, ſo kommen alle die<lb/> Noͤrflinge zu ihrer Fuͤtterung herzuge-<lb/> ſchwommen. So ſind auch in den Tei-<lb/> chen und Waſſer-Behaͤltniſſen des Koͤ-<lb/> niglichen und Churfuͤrſtlich-Saͤchſiſchen<lb/> Schloß- und Zwinger-Gartens dieſe Art<lb/> Fiſche zu ſehen, die daſelbſt aufbehalten<lb/> werden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das 34. Capitel/<lb/> Von den Peißkern und<lb/> Perſchen.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>§. 1.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Peißker ſind Fiſche einer Spannen<lb/> lang, aber gebartet wie die Schmer-<lb/> len, und haben ſo viel Floßfedern, als die<lb/> Gruͤndlinge. Der Ruͤcken iſt Aſch-far-<lb/> bigt, mit vielen Puncten und Qver-Stri-<lb/> chen uͤberzogen, auf beyden Seiten er-<lb/> ſcheinet laͤngſthin eine weißliche und dun-<lb/> ckel-rothe Linie. Der Bauch iſt weiß, mit<lb/> gelben Tipffeln und Flecken eingeſprengt.<lb/> Wenn man ſie in ein Glaß ſetzet, und nur<lb/> ſchlecht Waſſer drauf geußt, ſo ſollen ſie<lb/> ohne andere Speiſe drey gantzer Monate<lb/> leben koͤnnen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 2.</head> <p>Sie halten ſich mehrentheils<lb/> in ſchlammigen Waſſern und Suͤmpffen<lb/> auf, und bekommt man deren viel in der<lb/> Marck Brandenburg, ingleichen in der<lb/><cb/> Nieder-Laußitz, um die Spree, und um<lb/> die Gegenden der ſchwartzen Elſter her-<lb/> um. Jn dem andern Theil von Hoh-<lb/> bergs Adelichem Land- und Feld-Leben<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 592. wird von den Peißkern eine ſehr<lb/> ſchlechte Beſchreibung gemacht. Es heißt<lb/> daſelbſt, ſie waͤren ſchlechte und veraͤchtli-<lb/> che Fiſche, oder vielmehr Wuͤrmer, die<lb/> allein von dem armen Mann zur Speiſe<lb/> gebraucht werden koͤnten, ſie ſaͤhen faſt<lb/> aus, wie die Blindſchleichen, auſſer, daß<lb/> ſie kleiner, ſchwaͤrtzer, und ſcheckigter waͤ-<lb/> ren, ſie kroͤchen in die todten Pferde-Koͤpf-<lb/> fe hinein, wenn man dieſelben ins Waſ-<lb/> ſer legte, ſo, daß ſie in kurtzer Zeit gantz<lb/> voll wuͤrden, und wenn man ſie heraus-<lb/> hoͤbe, koͤnte man ſie alle bekommen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 3.</head> <p>Ob nun wohl alle dieſe Sachen<lb/> ſchlechten <hi rendition="#aq">Appetit</hi> erwecken koͤnnen, ſo iſt<lb/> doch gewiß, daß ſie der gemeine Mann hier<lb/> zu Lande an denjenigen Orten, wo man<lb/> ſie in groſſer Menge faͤngt, mit Luſt ver-<lb/> zehret. Sie werffen aber die Peißker<lb/> erſtlich alle zuſammen in ein Faß, ſtreuen<lb/> Saltz auf ſie, daß ſie ſich vom Schleim<lb/> ſaubern und reinigen, und da iſt denn ei-<lb/> ne Luſt zu ſehen, wie ſie ſich unter einander<lb/> ſchlingen und winden. Sie nehmen auch<lb/> wohl einen friſchen bircknen Beſem, und<lb/> fahren brav unter ihnen herum, daß ſie<lb/> ſauber abgeputzt werden. Nachgehends<lb/> ſpuͤhlen ſie ſolche mit reinem Waſſer wie-<lb/> der ab, und richten ſie zu mit einer ſchwar-<lb/> tzen Bruͤhe mit Zwiebeln, ſauer gemacht,<lb/> da ſie ſich alsdenn gantz wohl ſpeiſen laſ-<lb/> ſen. Die andern, die es zu bezahlen ha-<lb/> ben, koͤnnen eine ſchwartze Bruͤhe mit<lb/> Wein, Nelcken, und Citronen, wie man<lb/> den Polniſchen Karpffen zu verfertigen<lb/> pflegt, druͤber anrichten. Man kan auch<lb/> die Peißker in Faͤſſergen, wie die Neunau-<lb/> gen, einlegen, in Eßig mit Lorbeer-Blaͤt-<lb/> tern, Rosmarin, Gewuͤrtze, und derglei-<lb/> chen, da ſie ſich denn nachgehends lange<lb/> auf die Art <hi rendition="#aq">conſervir</hi>en, und gar wohl<lb/> gebrauchen laſſen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 4.</head> <p>Die <hi rendition="#fr">Steinbeiſſer</hi> ſind faſt den<lb/> Neunaugen gleich; ſie fuͤhren den Nah-<lb/> men wegen ihrer anbeiſſenden Art, denn<lb/> wo ſie nur einen Stein und dergleichen an-<lb/> treffen, haͤngen ſie ſich an, und ziehen mit<lb/> ihrem weiten Spuhl-Wurms-Maul,<lb/> wie ein Blut-Jgel, an ſich, ſie ſtecken mei-<lb/> ſtentheils in den Qvellen unter den Stei-<lb/> nen. Jhr Fang geſchiehet wie bey den<lb/> Schmerlen, ſie halten ſich auch meiſten-<lb/> theils zu denſelben, nur daß ſie im Fruͤh-<lb/> Jahr, wenn ſie ſtreichen, in groſſer Men-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ge mit</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [443/0611]
Des Fiſch-Buchs 34. Capitel/ von den Peißkern und Perſchen.
ohne alle Neben-Aeſtlein durchgehet.
Man findet faſt weder Magen, noch Ein-
geweyde in ihnen. Wenn man ſie lange
behalten will, muß man ſie in einen groſ-
ſen unglaſirten Hafen thun, daß ſie ſich
darinnen moͤgen anhaͤngen, Waſſer dar-
auf gieſſen, und mit einem durchloͤcher-
ten Deckel zuhuͤllen, damit ſie Lufft ſchoͤpf-
fen, und in den Keller ſetzen.
§. 5. Der Noͤrflinge giebts zweyer-
ley Sorten; einige haben, wenn ſie ge-
kocht ſind, ein gelblichtes, andere aber ein
weißlichtes Fleiſch. Sie ſind am Ruͤcken
roͤthlicht, und am Bauch weißlicht, mit
breiten Schuppen bedeckt, ſie freſſen Muͤ-
cken und Fliegen, und werden bißweilen
in die Teiche geſetzt zu den Karpffen. Jn
Boͤhmen findet man ſonderlich dieſe Fi-
ſche, in Sachſen aber ſind ſie rar. Jn
Auguſtusburg werden ſie in den Chur-
fuͤrſtlichen Fiſch-Haͤltern aus Cutioſitaͤt
aufbehalten, und mit Kaͤlber-Geſchluͤn-
cke und andern dergleichen gefuͤttert. Es
iſt gar artig zu ſehen, wenn der uͤber ſie
beſtellte Fiſch-Waͤrter mit ſeinem Gloͤck-
gen anfaͤngt zu lauten, ſo kommen alle die
Noͤrflinge zu ihrer Fuͤtterung herzuge-
ſchwommen. So ſind auch in den Tei-
chen und Waſſer-Behaͤltniſſen des Koͤ-
niglichen und Churfuͤrſtlich-Saͤchſiſchen
Schloß- und Zwinger-Gartens dieſe Art
Fiſche zu ſehen, die daſelbſt aufbehalten
werden.
Das 34. Capitel/
Von den Peißkern und
Perſchen.
§. 1.
Die Peißker ſind Fiſche einer Spannen
lang, aber gebartet wie die Schmer-
len, und haben ſo viel Floßfedern, als die
Gruͤndlinge. Der Ruͤcken iſt Aſch-far-
bigt, mit vielen Puncten und Qver-Stri-
chen uͤberzogen, auf beyden Seiten er-
ſcheinet laͤngſthin eine weißliche und dun-
ckel-rothe Linie. Der Bauch iſt weiß, mit
gelben Tipffeln und Flecken eingeſprengt.
Wenn man ſie in ein Glaß ſetzet, und nur
ſchlecht Waſſer drauf geußt, ſo ſollen ſie
ohne andere Speiſe drey gantzer Monate
leben koͤnnen.
§. 2. Sie halten ſich mehrentheils
in ſchlammigen Waſſern und Suͤmpffen
auf, und bekommt man deren viel in der
Marck Brandenburg, ingleichen in der
Nieder-Laußitz, um die Spree, und um
die Gegenden der ſchwartzen Elſter her-
um. Jn dem andern Theil von Hoh-
bergs Adelichem Land- und Feld-Leben
p. 592. wird von den Peißkern eine ſehr
ſchlechte Beſchreibung gemacht. Es heißt
daſelbſt, ſie waͤren ſchlechte und veraͤchtli-
che Fiſche, oder vielmehr Wuͤrmer, die
allein von dem armen Mann zur Speiſe
gebraucht werden koͤnten, ſie ſaͤhen faſt
aus, wie die Blindſchleichen, auſſer, daß
ſie kleiner, ſchwaͤrtzer, und ſcheckigter waͤ-
ren, ſie kroͤchen in die todten Pferde-Koͤpf-
fe hinein, wenn man dieſelben ins Waſ-
ſer legte, ſo, daß ſie in kurtzer Zeit gantz
voll wuͤrden, und wenn man ſie heraus-
hoͤbe, koͤnte man ſie alle bekommen.
§. 3. Ob nun wohl alle dieſe Sachen
ſchlechten Appetit erwecken koͤnnen, ſo iſt
doch gewiß, daß ſie der gemeine Mann hier
zu Lande an denjenigen Orten, wo man
ſie in groſſer Menge faͤngt, mit Luſt ver-
zehret. Sie werffen aber die Peißker
erſtlich alle zuſammen in ein Faß, ſtreuen
Saltz auf ſie, daß ſie ſich vom Schleim
ſaubern und reinigen, und da iſt denn ei-
ne Luſt zu ſehen, wie ſie ſich unter einander
ſchlingen und winden. Sie nehmen auch
wohl einen friſchen bircknen Beſem, und
fahren brav unter ihnen herum, daß ſie
ſauber abgeputzt werden. Nachgehends
ſpuͤhlen ſie ſolche mit reinem Waſſer wie-
der ab, und richten ſie zu mit einer ſchwar-
tzen Bruͤhe mit Zwiebeln, ſauer gemacht,
da ſie ſich alsdenn gantz wohl ſpeiſen laſ-
ſen. Die andern, die es zu bezahlen ha-
ben, koͤnnen eine ſchwartze Bruͤhe mit
Wein, Nelcken, und Citronen, wie man
den Polniſchen Karpffen zu verfertigen
pflegt, druͤber anrichten. Man kan auch
die Peißker in Faͤſſergen, wie die Neunau-
gen, einlegen, in Eßig mit Lorbeer-Blaͤt-
tern, Rosmarin, Gewuͤrtze, und derglei-
chen, da ſie ſich denn nachgehends lange
auf die Art conſerviren, und gar wohl
gebrauchen laſſen.
§. 4. Die Steinbeiſſer ſind faſt den
Neunaugen gleich; ſie fuͤhren den Nah-
men wegen ihrer anbeiſſenden Art, denn
wo ſie nur einen Stein und dergleichen an-
treffen, haͤngen ſie ſich an, und ziehen mit
ihrem weiten Spuhl-Wurms-Maul,
wie ein Blut-Jgel, an ſich, ſie ſtecken mei-
ſtentheils in den Qvellen unter den Stei-
nen. Jhr Fang geſchiehet wie bey den
Schmerlen, ſie halten ſich auch meiſten-
theils zu denſelben, nur daß ſie im Fruͤh-
Jahr, wenn ſie ſtreichen, in groſſer Men-
ge mit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |