Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Fisch-Buchs 32. Cap. von Kaul-Perschen und Lachsen. [Spaltenumbruch]
wollen sie einige in den Karpffen-Tei-chen ungern leiden. Das 32. Capitel/ Von den Kaul-Perschen und Lachsen. §. 1. Der Kaul-Persch hat davon seinen §. 2. Die Lachse halten sich zwar §. 3. Das Fleisch an Lachsen ist feist, §. 4. Jndem die Lachse aus dem §. 5. Einige halten den Lachs vor ei- §. 6. Es ertheilet Balbinus Miscell. sen an- K k k 3
Des Fiſch-Buchs 32. Cap. von Kaul-Perſchen und Lachſen. [Spaltenumbruch]
wollen ſie einige in den Karpffen-Tei-chen ungern leiden. Das 32. Capitel/ Von den Kaul-Perſchen und Lachſen. §. 1. Der Kaul-Perſch hat davon ſeinen §. 2. Die Lachſe halten ſich zwar §. 3. Das Fleiſch an Lachſen iſt feiſt, §. 4. Jndem die Lachſe aus dem §. 5. Einige halten den Lachs vor ei- §. 6. Es ertheilet Balbinus Miſcell. ſen an- K k k 3
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Die Kaul-Perſche haͤlt man noch<lb/> vor geſuͤnder, als die andern Perſche.<lb/> Wenn ſie im Winter unter wegens ge-<lb/> fuͤhret werden, ſo frieren ſie gantz ſteiff,<lb/> und ſcheinen todt. Legt man ſie aber in<lb/> kalt Waſſer, ſo tauen ſie wieder auf, und<lb/> erholen ſich alſo, daß man ſie noch leben-<lb/> dig abſieden kan. Sie fuͤhren im Kopffe<lb/> zwey laͤngliche Steinlein, in Forme des<lb/> Lein-Saamens, welche in den Apothe-<lb/> cken genutzet werden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 2.</head> <p>Die <hi rendition="#fr">Lachſe</hi> halten ſich zwar<lb/> meiſtentheils im Meere auf, iedoch wer-<lb/> den ſie auch bißweilen in andern ſtarcken<lb/> und Schiff-reichen Fluͤſſen gefangen. Jn<lb/> Sachſen faͤngt man ſie in der Elbe, und<lb/> bey Bitterfeld in der Mulde, wo ein<lb/> Lachs-Fang iſt, ſonderlich aber bey Deſ-<lb/> ſau. Jhre Leich-Zeit waͤhret laͤnger, als<lb/> aller bekandten Fiſche, indem ſie von <hi rendition="#aq">Lau-<lb/> rentii</hi> biß <hi rendition="#aq">Michaelis</hi> ſtreichen und leichen.<lb/> Das Fleiſch der Lachſe wird vor eine be-<lb/> ſondere <hi rendition="#aq">Delicateſſe</hi> gehalten, und ſiehet<lb/> etwas roͤthlich aus. Sie werden ſo wohl<lb/> im Fruͤh-Jahr, als auch im Herbſt geſpei-<lb/> ſet. Die man im Fruͤh-Jahr faͤngt und<lb/> ſpeiſet, werden insgemein die Roſen-Lach-<lb/> ſe genennet, weil man ſie zu der Zeit, da<lb/> die Roſen bluͤhen, faͤnget. Sie werden<lb/> ſo wohl friſch geſpeiſet, als auch in Saltz<lb/> eingeſprenget, und geraͤuchert. Wenn<lb/> ſie, ehe ſie geſotten, gar zu roth ausſe-<lb/> hen, ſo iſt es eine <hi rendition="#aq">Marque,</hi> daß ſie in Saltz<lb/> eingeſprenget. 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Es dienet alſo nicht<lb/> vor ſchwache und kraͤnckliche Leute, weil<lb/> es hart-dauig, und bey ihnen leicht<lb/> Blehungen und dick Gebluͤte verurſacht.<lb/> Gegen die Leich-Zeit bekommen die Lach-<lb/> ſe viel Kupffer-Flecke, welche die Engel-<lb/> laͤnder mit den Finnen der Schweine ver-<lb/> gleichen, und ſich von dergleichen Kupf-<lb/> fer-Lachſen enthalten.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 4.</head> <p>Jndem die Lachſe aus dem<lb/> Meere treten, ſo verlieren ſie ihren rohen<lb/> Geſchmack, und nachdem ſie das ſuͤſſe<lb/> Fluß-Waſſer einmahl gekoſtet, kehren<lb/> ſie kaum wieder zuruͤck ins Meer, ſon-<lb/> dern leichen zur Herbſt-Zeit in den Stroͤh-<lb/> men, welche junge Laͤchſe denn endlich<lb/> wieder zuruͤck ins Meer ſich begeben, und<lb/> nachdem ſie daſelbſt erwachſen, von neu-<lb/> en Strohm-an gehen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 5.</head> <p>Einige halten den Lachs vor ei-<lb/> nen Raub-Fiſch mit; andere aber be-<lb/> zeugen das Widerſpiel, und meynen, es<lb/> wuͤrde in ihren Magen nichts, als ein zaͤ-<lb/> her gelber Schleim, und nie kein Fiſch,<lb/> wie bey andern Raub-Fiſchen, gefunden.<lb/> Das Weiblein iſt geſprengter und ſchoͤ-<lb/> ner, als das Maͤnnlein, es iſt ihm auch das<lb/> untere Maul mehr uͤbergebogen, hat<lb/> groſſe Augen, und beyderſeits zwey Na-<lb/> ſen-Loͤcher neben einander; Er iſt eines<lb/> harten Lebens, daß auch das Hertz etliche<lb/> Stunden, nachdem es aus dem Fiſch ge-<lb/> nommen worden, ſich beweget. 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Des Fiſch-Buchs 32. Cap. von Kaul-Perſchen und Lachſen.
wollen ſie einige in den Karpffen-Tei-
chen ungern leiden.
Das 32. Capitel/
Von den Kaul-Perſchen und
Lachſen.
§. 1.
Der Kaul-Perſch hat davon ſeinen
Nahmen, weil er ruͤndlich, oder, nach
dem Teutſchen Nahmen, kaulig iſt. Sie
halten ſich meiſtentheils in den Stroͤhmen
auf, man findet ſie aber auch offters in
den Seen. Die meiſten ſind Fingers-
lang, die groſſen einer Spanne, und ſel-
ten druͤber. Der Leib iſt gantz mit Schup-
pen bekleidet, von Farben gelblich mit
ſchwartzen Puncten, der Bauch aber iſt
weiß. Die Kaul-Perſche haͤlt man noch
vor geſuͤnder, als die andern Perſche.
Wenn ſie im Winter unter wegens ge-
fuͤhret werden, ſo frieren ſie gantz ſteiff,
und ſcheinen todt. Legt man ſie aber in
kalt Waſſer, ſo tauen ſie wieder auf, und
erholen ſich alſo, daß man ſie noch leben-
dig abſieden kan. Sie fuͤhren im Kopffe
zwey laͤngliche Steinlein, in Forme des
Lein-Saamens, welche in den Apothe-
cken genutzet werden.
§. 2. Die Lachſe halten ſich zwar
meiſtentheils im Meere auf, iedoch wer-
den ſie auch bißweilen in andern ſtarcken
und Schiff-reichen Fluͤſſen gefangen. Jn
Sachſen faͤngt man ſie in der Elbe, und
bey Bitterfeld in der Mulde, wo ein
Lachs-Fang iſt, ſonderlich aber bey Deſ-
ſau. Jhre Leich-Zeit waͤhret laͤnger, als
aller bekandten Fiſche, indem ſie von Lau-
rentii biß Michaelis ſtreichen und leichen.
Das Fleiſch der Lachſe wird vor eine be-
ſondere Delicateſſe gehalten, und ſiehet
etwas roͤthlich aus. Sie werden ſo wohl
im Fruͤh-Jahr, als auch im Herbſt geſpei-
ſet. Die man im Fruͤh-Jahr faͤngt und
ſpeiſet, werden insgemein die Roſen-Lach-
ſe genennet, weil man ſie zu der Zeit, da
die Roſen bluͤhen, faͤnget. Sie werden
ſo wohl friſch geſpeiſet, als auch in Saltz
eingeſprenget, und geraͤuchert. Wenn
ſie, ehe ſie geſotten, gar zu roth ausſe-
hen, ſo iſt es eine Marque, daß ſie in Saltz
eingeſprenget. Wenn der Lachs geſot-
ten, und hernach in Peterſilgen, und in
einer ſaubern Schachtel eingepackt wird,
dauret er lange Zeit friſch und gut.
§. 3. Das Fleiſch an Lachſen iſt feiſt,
wohlſchmeckend, dem Magen beqvem,
und ſehr ſaͤttigend, wenn man aber deſ-
ſen zu viel geneuſt, ſo erwecket es mit ſei-
ner Fettigkeit einen Eckel, darauf zuwei-
len ein Fieber folget. Es dienet alſo nicht
vor ſchwache und kraͤnckliche Leute, weil
es hart-dauig, und bey ihnen leicht
Blehungen und dick Gebluͤte verurſacht.
Gegen die Leich-Zeit bekommen die Lach-
ſe viel Kupffer-Flecke, welche die Engel-
laͤnder mit den Finnen der Schweine ver-
gleichen, und ſich von dergleichen Kupf-
fer-Lachſen enthalten.
§. 4. Jndem die Lachſe aus dem
Meere treten, ſo verlieren ſie ihren rohen
Geſchmack, und nachdem ſie das ſuͤſſe
Fluß-Waſſer einmahl gekoſtet, kehren
ſie kaum wieder zuruͤck ins Meer, ſon-
dern leichen zur Herbſt-Zeit in den Stroͤh-
men, welche junge Laͤchſe denn endlich
wieder zuruͤck ins Meer ſich begeben, und
nachdem ſie daſelbſt erwachſen, von neu-
en Strohm-an gehen.
§. 5. Einige halten den Lachs vor ei-
nen Raub-Fiſch mit; andere aber be-
zeugen das Widerſpiel, und meynen, es
wuͤrde in ihren Magen nichts, als ein zaͤ-
her gelber Schleim, und nie kein Fiſch,
wie bey andern Raub-Fiſchen, gefunden.
Das Weiblein iſt geſprengter und ſchoͤ-
ner, als das Maͤnnlein, es iſt ihm auch das
untere Maul mehr uͤbergebogen, hat
groſſe Augen, und beyderſeits zwey Na-
ſen-Loͤcher neben einander; Er iſt eines
harten Lebens, daß auch das Hertz etliche
Stunden, nachdem es aus dem Fiſch ge-
nommen worden, ſich beweget. Nach
Johannis fangen ſie an ihre Leib-far-
bigte Couleur zu verlieren, und werden
alsdenn weiſſer, und auch uͤberhaupt
geringer.
§. 6. Es ertheilet Balbinus Miſcell.
Regn. Bohem. Dec. 1. l. 2. c. 52. aus be-
ſonderer Experienz eine gar ſpecielle Be-
ſchreibung von dem Striche dieſes Fiſches
in der Elbe und Mulde, daß er ſich uͤ-
berhaupt in die groſſen Fluͤſſe, die Elbe und
Mulde halte, die kleinern aber verab-
ſcheue, ſo gar, daß man auch in der Eger
ſelten einen fangen koͤnne, ja daß die Lach-
ſe der Elbe, wenn ſie an die Mulda kom-
men, ſich zu theilen, und vornemlich die
Weiblein in die Mulda zu treten, die
Maͤnnlein aber ſich hauptſaͤchlich im
Haupt-Fluß, oder in der Elbe, zu halten
pflegten. Es gedencket auch eben dieſer
Autor aus einem alten Manuſcripto, daß
Anno 1432. ein ſo groſſes Heer von Lach-
ſen an-
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