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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-Buchs 7. Capitel/ von Besetzung der Teiche.
[Spaltenumbruch] wird schwartz und hart, die Lebern gantz
weich, und die Galle ungewöhnlich groß.
Es ist auch sehr nützlich, daß man die Fi-
sche, so man in einen fremden Teich se-
tzen will, vorher in den Graben, der aus
diesem Teich fliesset, ein paar Tage se-
tzet, denn es ist weicher Wasser, als das,
welches in dem Teich ist.

§. 3.

Den Satz muß muß man frü-
he an einem schönen hellen Tage einlas-
sen, die Fasse, darinnen man sie zum Teich
bringt, nicht überfüllen. Hat man die Tei-
che besetzt, muß man die ersten 14. Tage alle-
zeit des Morgens gute Acht haben, ob et-
was von dem Satz abgestanden, daß man
es bey Zeiten wieder ersetze, oder in Mangel
des Satzes solches zur Nachricht einzeichne.
Denn so lange auf den Tag geharret
wird, werden sie von den Krähen und an-
dern Vögeln gefressen, also, daß man den
Abgang nicht wissen kan, und geschiehet
offt, wenn man meynet, man habe Fische
im Teiche, daß man nichts findet, da man
fischen will, und also die Zeit verspielet,
und seinen Nutzen versäumet.

§. 4.

Wo man an Orten wohnet, da
es viel Teiche giebt, kan man offt an der
Bruth und Sätzlingen mehr gewinnen,
als an Speise-Fischen, weil nicht ieder-
mann Satz ziehen kan. Ehe er also sei-
ne Teiche unbesetzt läßt, kaufft er sie in
gutem Werth, sonderlich, wenn er weiß,
daß er an einem Orte nicht betrogen wird,
daß sie gerecht und gewächsig sind, indem
man deren gleich so wenig, als der grossen
Fische entbehren kan. Bey dem Ausfan-
gen der Bruth ist wohl zu mercken, daß,
weil sie noch zärtlich und schwach, man
fein recht und bescheidentlich damit um-
gehe, und sie im Mertzen oder April alle-
zeit im neuen Monden in andere Teiche
setze, und sie nicht stosse, werffe, oder drü-
cke, weil die Bruth entweder gar abste-
het, oder doch geringe bleibt, nicht wach-
sen kan, und sich also verstehet; Sie krie-
gen Milch oder Rogen, und ist nimmer-
mehr nichts davon zu hoffen, und also
am besten, man lasse Hechte unter sie,
die sie nach einander ausfangen, sich da-
mit mästen, und also zum theil diesen
Schaden einbringen, so aber mit gar ge-
ringem Nutzen geschicht.

§. 5.

Die Leich-Karpffen müssen ge-
schmeidig, von guter Gattung, zwey- oder
drey-pfündig, und fünff- oder sechs-jäh-
rig seyn, denn wenn sie in einem nahr-
hafften Teiche gar zu groß und fett, oder
zu alt geworden, streichen sie nicht wohl.
[Spaltenumbruch] Man muß nicht sowohl auf die Grösse o-
der Kleinheit, als vielmehr auf das Al-
ter sehen. Die Leich-Karpffen setzt man
in solcher Zahl ein, daß allezeit drey
Milchner gegen einen Rogner kommen,
und wenn also auf zwey Acker ein halb
Schock Leich-Karpffen gerechnet werden,
so muß man dreyßig Milchner nebst zehen
Rognern einlassen.

§. 6.

Die guten Sätzlinge erkennet
man, wenn sie einen kleinen Kopff ha-
ben, und die Augen ihnen ein wenig aus-
sen vor dem Kopff liegen, item so sie von
breiten Bäuchen sind, und die Schup-
pen und Floßfedern ihnen fein gläntzend,
roth und weißlich sehen, so hält man sie
vor recht gut, und gewüchsig. Aber bey
dem Satze muß man sich vor groß-köpf-
figten, hoch-rückigten, und verbutteten
Karpffen hüten. Es ist am besten, wenn
man den Satz selber ziehen kan, denn
sonst, wenn er von weiten Orten herge-
holet wird, wie es an etlichen Orten zu
geschehen pflegt, da sie solchen auf ein 6.
biß 8. Meilen holen müssen, wird der
Satz matt, und crepiret, wenn er in
Teich kommt.

§. 7.

Die erste Besaamung ist, wenn
man die Streich-Karpffen auszusetzen
pflegt, daß der zwey-jährige Saame da-
von gezeuget werde. Solche Karpffen
nun werden im Herbst, wenn man die
Teiche gefischt, mit Fleiß ausgelesen, nicht
die gar grossen, auch nicht die kleinsten,
sondern die mittelmäßigen, und den Win-
ter über in einem nicht allzu grossen Fisch-
Hälter oder Einsetz-Teichlein erhalten,
damit sie fein beysammen stehen, und sich
nicht sonderlich ergehen, oder allzu sehr
abarbeiten, und darinnen man auch alle-
zeit Wasser genug haben kan. Es ist ih-
nen gut, wenn sie also eingedrenget wer-
den, denn sobald man sie wiederum aus-
setzt, und sie ins frische Wasser kommen,
werden sie gleichsam erfreuet, daß sie ih-
rer Hafft entlediget, und können also um
desto eher streichen.

§. 8.

Haben die Karpffen einen
Sommer gestanden, muß man das
Streich-Teichlein gegen den Herbst, ehe
es zufrieret, ablassen, und sehen, ob die
Karpffen auch gewiß gestrichen, und ob
viel Hechte drinnen seyn. Man hat hie-
bey dreyerley Absichten: 1) Daß man des
Saamens gewiß sey, 2) daß man die
Hechte, weil sie gar schädliche Gäste sind,
und den Strich aufzufressen pflegen, her-
ausfange, und 3) auch die Karpffen her-

ausneh-
D d d (Anderer Haupt-Theil.)

Des Fiſch-Buchs 7. Capitel/ von Beſetzung der Teiche.
[Spaltenumbruch] wird ſchwartz und hart, die Lebern gantz
weich, und die Galle ungewoͤhnlich groß.
Es iſt auch ſehr nuͤtzlich, daß man die Fi-
ſche, ſo man in einen fremden Teich ſe-
tzen will, vorher in den Graben, der aus
dieſem Teich flieſſet, ein paar Tage ſe-
tzet, denn es iſt weicher Waſſer, als das,
welches in dem Teich iſt.

§. 3.

Den Satz muß muß man fruͤ-
he an einem ſchoͤnen hellen Tage einlaſ-
ſen, die Faſſe, darinnen man ſie zum Teich
bringt, nicht uͤberfuͤllen. Hat man die Tei-
che beſetzt, muß man die erſten 14. Tage alle-
zeit des Morgens gute Acht haben, ob et-
was von dem Satz abgeſtanden, daß man
es bey Zeiten wieder erſetze, oder in Mangel
des Satzes ſolches zuꝛ Nachricht einzeichne.
Denn ſo lange auf den Tag geharret
wird, werden ſie von den Kraͤhen und an-
dern Voͤgeln gefreſſen, alſo, daß man den
Abgang nicht wiſſen kan, und geſchiehet
offt, wenn man meynet, man habe Fiſche
im Teiche, daß man nichts findet, da man
fiſchen will, und alſo die Zeit verſpielet,
und ſeinen Nutzen verſaͤumet.

§. 4.

Wo man an Orten wohnet, da
es viel Teiche giebt, kan man offt an der
Bruth und Saͤtzlingen mehr gewinnen,
als an Speiſe-Fiſchen, weil nicht ieder-
mann Satz ziehen kan. Ehe er alſo ſei-
ne Teiche unbeſetzt laͤßt, kaufft er ſie in
gutem Werth, ſonderlich, wenn er weiß,
daß er an einem Orte nicht betrogen wird,
daß ſie gerecht und gewaͤchſig ſind, indem
man deren gleich ſo wenig, als der groſſen
Fiſche entbehren kan. Bey dem Ausfan-
gen der Bruth iſt wohl zu mercken, daß,
weil ſie noch zaͤrtlich und ſchwach, man
fein recht und beſcheidentlich damit um-
gehe, und ſie im Mertzen oder April alle-
zeit im neuen Monden in andere Teiche
ſetze, und ſie nicht ſtoſſe, werffe, oder druͤ-
cke, weil die Bruth entweder gar abſte-
het, oder doch geringe bleibt, nicht wach-
ſen kan, und ſich alſo verſtehet; Sie krie-
gen Milch oder Rogen, und iſt nimmer-
mehr nichts davon zu hoffen, und alſo
am beſten, man laſſe Hechte unter ſie,
die ſie nach einander ausfangen, ſich da-
mit maͤſten, und alſo zum theil dieſen
Schaden einbringen, ſo aber mit gar ge-
ringem Nutzen geſchicht.

§. 5.

Die Leich-Karpffen muͤſſen ge-
ſchmeidig, von guter Gattung, zwey- oder
drey-pfuͤndig, und fuͤnff- oder ſechs-jaͤh-
rig ſeyn, denn wenn ſie in einem nahr-
hafften Teiche gar zu groß und fett, oder
zu alt geworden, ſtreichen ſie nicht wohl.
[Spaltenumbruch] Man muß nicht ſowohl auf die Groͤſſe o-
der Kleinheit, als vielmehr auf das Al-
ter ſehen. Die Leich-Karpffen ſetzt man
in ſolcher Zahl ein, daß allezeit drey
Milchner gegen einen Rogner kommen,
und wenn alſo auf zwey Acker ein halb
Schock Leich-Karpffen gerechnet werden,
ſo muß man dreyßig Milchner nebſt zehen
Rognern einlaſſen.

§. 6.

Die guten Saͤtzlinge erkennet
man, wenn ſie einen kleinen Kopff ha-
ben, und die Augen ihnen ein wenig auſ-
ſen vor dem Kopff liegen, item ſo ſie von
breiten Baͤuchen ſind, und die Schup-
pen und Floßfedern ihnen fein glaͤntzend,
roth und weißlich ſehen, ſo haͤlt man ſie
vor recht gut, und gewuͤchſig. Aber bey
dem Satze muß man ſich vor groß-koͤpf-
figten, hoch-ruͤckigten, und verbutteten
Karpffen huͤten. Es iſt am beſten, wenn
man den Satz ſelber ziehen kan, denn
ſonſt, wenn er von weiten Orten herge-
holet wird, wie es an etlichen Orten zu
geſchehen pflegt, da ſie ſolchen auf ein 6.
biß 8. Meilen holen muͤſſen, wird der
Satz matt, und crepiret, wenn er in
Teich kommt.

§. 7.

Die erſte Beſaamung iſt, wenn
man die Streich-Karpffen auszuſetzen
pflegt, daß der zwey-jaͤhrige Saame da-
von gezeuget werde. Solche Karpffen
nun werden im Herbſt, wenn man die
Teiche gefiſcht, mit Fleiß ausgeleſen, nicht
die gar groſſen, auch nicht die kleinſten,
ſondern die mittelmaͤßigen, und den Win-
ter uͤber in einem nicht allzu groſſen Fiſch-
Haͤlter oder Einſetz-Teichlein erhalten,
damit ſie fein beyſammen ſtehen, und ſich
nicht ſonderlich ergehen, oder allzu ſehr
abarbeiten, und darinnen man auch alle-
zeit Waſſer genug haben kan. Es iſt ih-
nen gut, wenn ſie alſo eingedrenget wer-
den, denn ſobald man ſie wiederum aus-
ſetzt, und ſie ins friſche Waſſer kommen,
werden ſie gleichſam erfreuet, daß ſie ih-
rer Hafft entlediget, und koͤnnen alſo um
deſto eher ſtreichen.

§. 8.

Haben die Karpffen einen
Sommer geſtanden, muß man das
Streich-Teichlein gegen den Herbſt, ehe
es zufrieret, ablaſſen, und ſehen, ob die
Karpffen auch gewiß geſtrichen, und ob
viel Hechte drinnen ſeyn. Man hat hie-
bey dreyerley Abſichten: 1) Daß man des
Saamens gewiß ſey, 2) daß man die
Hechte, weil ſie gar ſchaͤdliche Gaͤſte ſind,
und den Strich aufzufreſſen pflegen, her-
ausfange, und 3) auch die Karpffen her-

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D d d (Anderer Haupt-Theil.)
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[389/0551] Des Fiſch-Buchs 7. Capitel/ von Beſetzung der Teiche. wird ſchwartz und hart, die Lebern gantz weich, und die Galle ungewoͤhnlich groß. Es iſt auch ſehr nuͤtzlich, daß man die Fi- ſche, ſo man in einen fremden Teich ſe- tzen will, vorher in den Graben, der aus dieſem Teich flieſſet, ein paar Tage ſe- tzet, denn es iſt weicher Waſſer, als das, welches in dem Teich iſt. §. 3. Den Satz muß muß man fruͤ- he an einem ſchoͤnen hellen Tage einlaſ- ſen, die Faſſe, darinnen man ſie zum Teich bringt, nicht uͤberfuͤllen. Hat man die Tei- che beſetzt, muß man die erſten 14. Tage alle- zeit des Morgens gute Acht haben, ob et- was von dem Satz abgeſtanden, daß man es bey Zeiten wieder erſetze, oder in Mangel des Satzes ſolches zuꝛ Nachricht einzeichne. Denn ſo lange auf den Tag geharret wird, werden ſie von den Kraͤhen und an- dern Voͤgeln gefreſſen, alſo, daß man den Abgang nicht wiſſen kan, und geſchiehet offt, wenn man meynet, man habe Fiſche im Teiche, daß man nichts findet, da man fiſchen will, und alſo die Zeit verſpielet, und ſeinen Nutzen verſaͤumet. §. 4. Wo man an Orten wohnet, da es viel Teiche giebt, kan man offt an der Bruth und Saͤtzlingen mehr gewinnen, als an Speiſe-Fiſchen, weil nicht ieder- mann Satz ziehen kan. Ehe er alſo ſei- ne Teiche unbeſetzt laͤßt, kaufft er ſie in gutem Werth, ſonderlich, wenn er weiß, daß er an einem Orte nicht betrogen wird, daß ſie gerecht und gewaͤchſig ſind, indem man deren gleich ſo wenig, als der groſſen Fiſche entbehren kan. Bey dem Ausfan- gen der Bruth iſt wohl zu mercken, daß, weil ſie noch zaͤrtlich und ſchwach, man fein recht und beſcheidentlich damit um- gehe, und ſie im Mertzen oder April alle- zeit im neuen Monden in andere Teiche ſetze, und ſie nicht ſtoſſe, werffe, oder druͤ- cke, weil die Bruth entweder gar abſte- het, oder doch geringe bleibt, nicht wach- ſen kan, und ſich alſo verſtehet; Sie krie- gen Milch oder Rogen, und iſt nimmer- mehr nichts davon zu hoffen, und alſo am beſten, man laſſe Hechte unter ſie, die ſie nach einander ausfangen, ſich da- mit maͤſten, und alſo zum theil dieſen Schaden einbringen, ſo aber mit gar ge- ringem Nutzen geſchicht. §. 5. Die Leich-Karpffen muͤſſen ge- ſchmeidig, von guter Gattung, zwey- oder drey-pfuͤndig, und fuͤnff- oder ſechs-jaͤh- rig ſeyn, denn wenn ſie in einem nahr- hafften Teiche gar zu groß und fett, oder zu alt geworden, ſtreichen ſie nicht wohl. Man muß nicht ſowohl auf die Groͤſſe o- der Kleinheit, als vielmehr auf das Al- ter ſehen. Die Leich-Karpffen ſetzt man in ſolcher Zahl ein, daß allezeit drey Milchner gegen einen Rogner kommen, und wenn alſo auf zwey Acker ein halb Schock Leich-Karpffen gerechnet werden, ſo muß man dreyßig Milchner nebſt zehen Rognern einlaſſen. §. 6. Die guten Saͤtzlinge erkennet man, wenn ſie einen kleinen Kopff ha- ben, und die Augen ihnen ein wenig auſ- ſen vor dem Kopff liegen, item ſo ſie von breiten Baͤuchen ſind, und die Schup- pen und Floßfedern ihnen fein glaͤntzend, roth und weißlich ſehen, ſo haͤlt man ſie vor recht gut, und gewuͤchſig. Aber bey dem Satze muß man ſich vor groß-koͤpf- figten, hoch-ruͤckigten, und verbutteten Karpffen huͤten. Es iſt am beſten, wenn man den Satz ſelber ziehen kan, denn ſonſt, wenn er von weiten Orten herge- holet wird, wie es an etlichen Orten zu geſchehen pflegt, da ſie ſolchen auf ein 6. biß 8. Meilen holen muͤſſen, wird der Satz matt, und crepiret, wenn er in Teich kommt. §. 7. Die erſte Beſaamung iſt, wenn man die Streich-Karpffen auszuſetzen pflegt, daß der zwey-jaͤhrige Saame da- von gezeuget werde. Solche Karpffen nun werden im Herbſt, wenn man die Teiche gefiſcht, mit Fleiß ausgeleſen, nicht die gar groſſen, auch nicht die kleinſten, ſondern die mittelmaͤßigen, und den Win- ter uͤber in einem nicht allzu groſſen Fiſch- Haͤlter oder Einſetz-Teichlein erhalten, damit ſie fein beyſammen ſtehen, und ſich nicht ſonderlich ergehen, oder allzu ſehr abarbeiten, und darinnen man auch alle- zeit Waſſer genug haben kan. Es iſt ih- nen gut, wenn ſie alſo eingedrenget wer- den, denn ſobald man ſie wiederum aus- ſetzt, und ſie ins friſche Waſſer kommen, werden ſie gleichſam erfreuet, daß ſie ih- rer Hafft entlediget, und koͤnnen alſo um deſto eher ſtreichen. §. 8. Haben die Karpffen einen Sommer geſtanden, muß man das Streich-Teichlein gegen den Herbſt, ehe es zufrieret, ablaſſen, und ſehen, ob die Karpffen auch gewiß geſtrichen, und ob viel Hechte drinnen ſeyn. Man hat hie- bey dreyerley Abſichten: 1) Daß man des Saamens gewiß ſey, 2) daß man die Hechte, weil ſie gar ſchaͤdliche Gaͤſte ſind, und den Strich aufzufreſſen pflegen, her- ausfange, und 3) auch die Karpffen her- ausneh- D d d (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/551>, abgerufen am 21.11.2024.