Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von dem Wasser überhaupt. [Spaltenumbruch]
Glase oder anderm Gefässe häuffige Per-len werffen, die von dem Boden auf die oberste Fläche steigen, oder sich an den Seiten der Flasche anlegen. Die häuffi- ge in die Höhe-Steigung solcher Perlen rühret her von dem gantz subtilen Lufft- Geist, welcher in den Poris des Wassers verschlossen ist, und seinen Ausgang sucht, wenn das Wasser von Ort und Stelle be- weget wird. 4) Die unschmackhafft, im Sommer kalt, und im Winter warm sind, aus hohen Bergen herab springen, und über sandigen Boden fliessen, da sie fil- triret, und von ihren Unreinigkeiten ge- saubert werden. 5) Die die Seife leich- ter annehmen, und in welchen die Hül- sen-Früchte am geschwindesten kochen. §. 7. Es haben alle Wasser aus §. 8. Unter allen Sorten des Was- §. 9. Wenn die Qvelle den Som- §. 10. Die
Von dem Waſſer uͤberhaupt. [Spaltenumbruch]
Glaſe oder anderm Gefaͤſſe haͤuffige Per-len werffen, die von dem Boden auf die oberſte Flaͤche ſteigen, oder ſich an den Seiten der Flaſche anlegen. Die haͤuffi- ge in die Hoͤhe-Steigung ſolcher Perlen ruͤhret her von dem gantz ſubtilen Lufft- Geiſt, welcher in den Poris des Waſſers verſchloſſen iſt, und ſeinen Ausgang ſucht, wenn das Waſſer von Ort und Stelle be- weget wird. 4) Die unſchmackhafft, im Som̃er kalt, und im Winter warm ſind, aus hohen Bergen herab ſpringen, und uͤber ſandigen Boden flieſſen, da ſie fil- triret, und von ihren Unreinigkeiten ge- ſaubert werden. 5) Die die Seife leich- ter annehmen, und in welchen die Huͤl- ſen-Fruͤchte am geſchwindeſten kochen. §. 7. Es haben alle Waſſer aus §. 8. Unter allen Sorten des Waſ- §. 9. Wenn die Qvelle den Som- §. 10. Die
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Sie werden unkraͤfftiger, wenn<lb/> ſie in warmer Lufft gefuͤhret, am aller-<lb/> meiſten aber etwan gar gekocht werden.<lb/> S. des Herrn Hof-Rath Hoffmanns<lb/><hi rendition="#aq">Diſſertation de Methodo examinandi a-<lb/> quas ſalubres.</hi></p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 8.</head> <p>Unter allen Sorten des Waſ-<lb/> ſers wird das Regen-Waſſer vor das rei-<lb/> neſte und geſuͤndeſte gehalten, weil es<lb/> mehrentheils aus einerley Theilgen be-<lb/> ſteht. Jedoch iſt auch darunter wie-<lb/> der ein Unterſcheid, und iſt z. E. das im<lb/> Fruͤh-Jahr und Sommer geſammlete,<lb/> dem, ſo im Herbſt und Winter faͤllt, vor-<lb/> zuziehen. Das friſch-aufgefangene beſ-<lb/> ſer, als das, ſo eine Zeitlang geſtanden,<lb/> das unmittelbar vom Himmel getroͤpffel-<lb/> te kraͤfftiger, als das von den Daͤchern o-<lb/> der Rinnen herab fließt, das ohne Unge-<lb/> witter herab regnet, zutraͤglicher, als das<lb/> mit Donner und Blitzen vermiſcht iſt;<lb/> das <hi rendition="#aq">filtrir</hi>te tuͤchtiger, als das <hi rendition="#aq">pure,</hi> weil<lb/> die fremden Theilgen durch das <hi rendition="#aq">Filtrir</hi>en<lb/> zuruͤck bleiben. 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Ein guter Brunnen<lb/> iſt, der keinen moraſtigen, ſondern klaren<lb/> Sand-Grund hat, da die Ader am Boden,<lb/> und nicht an der Seite iſt. Das ſtillſte-<lb/> hende See-Waſſer nim̃t aus Mangel der<lb/> Bewegung uͤbele <hi rendition="#aq">Qualit</hi>aͤten an, iſt ins-<lb/> gemein moraſtig, ſchwer, dick und roh-<lb/> hafftig. Wer es trincket, empfindet al-<lb/> le Ungelegenheit davon, ſintemahl es<lb/> den Magen beſchweret, die Kroͤß-Adern<lb/> verſtopffet, das Gebluͤte verdirbt, und<lb/> zuweilen boͤße Fieber erregt. Es wird<lb/> auch insgemein von den vielen Froͤſchen<lb/> und andern Ungeziefer mehr verunrei-<lb/> niget, denn die andern. 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Von dem Waſſer uͤberhaupt.
Glaſe oder anderm Gefaͤſſe haͤuffige Per-
len werffen, die von dem Boden auf die
oberſte Flaͤche ſteigen, oder ſich an den
Seiten der Flaſche anlegen. Die haͤuffi-
ge in die Hoͤhe-Steigung ſolcher Perlen
ruͤhret her von dem gantz ſubtilen Lufft-
Geiſt, welcher in den Poris des Waſſers
verſchloſſen iſt, und ſeinen Ausgang ſucht,
wenn das Waſſer von Ort und Stelle be-
weget wird. 4) Die unſchmackhafft, im
Som̃er kalt, und im Winter warm ſind,
aus hohen Bergen herab ſpringen, und
uͤber ſandigen Boden flieſſen, da ſie fil-
triret, und von ihren Unreinigkeiten ge-
ſaubert werden. 5) Die die Seife leich-
ter annehmen, und in welchen die Huͤl-
ſen-Fruͤchte am geſchwindeſten kochen.
§. 7. Es haben alle Waſſer aus
den Brunnen mehr Krafft und Staͤrcke,
wenn ſie friſch aus dem Brunnen ge-
ſchoͤpffet, als an fremde Oerter gefuͤhret
werden, indem die Waſſer bey dem Fuͤh-
ren durch ihre innerliche Bewegung auf-
ruͤhriſch gemacht werden, und viel von
ihrer Subtilitaͤt verlieren; ſollen ſie ihre
Kraͤffte behalten, muͤſſen die Orificia der
Flaſchen wohl verwahret ſeyn, und ſie
ſtets voll gehalten werden, denn ſonſten,
wenn nur einige Lufft eindringt, verlie-
ren ſie alsbald ihre Krafft und Ge-
ſchmack. Sie werden unkraͤfftiger, wenn
ſie in warmer Lufft gefuͤhret, am aller-
meiſten aber etwan gar gekocht werden.
S. des Herrn Hof-Rath Hoffmanns
Diſſertation de Methodo examinandi a-
quas ſalubres.
§. 8. Unter allen Sorten des Waſ-
ſers wird das Regen-Waſſer vor das rei-
neſte und geſuͤndeſte gehalten, weil es
mehrentheils aus einerley Theilgen be-
ſteht. Jedoch iſt auch darunter wie-
der ein Unterſcheid, und iſt z. E. das im
Fruͤh-Jahr und Sommer geſammlete,
dem, ſo im Herbſt und Winter faͤllt, vor-
zuziehen. Das friſch-aufgefangene beſ-
ſer, als das, ſo eine Zeitlang geſtanden,
das unmittelbar vom Himmel getroͤpffel-
te kraͤfftiger, als das von den Daͤchern o-
der Rinnen herab fließt, das ohne Unge-
witter herab regnet, zutraͤglicher, als das
mit Donner und Blitzen vermiſcht iſt;
das filtrirte tuͤchtiger, als das pure, weil
die fremden Theilgen durch das Filtriren
zuruͤck bleiben. Jn Holland haben ſie,
um das Waſſer zu depuriren, gewiſſe aus-
gehoͤhlte porõſe Steine, die faſt wie die
Keſſelgen ſind, wenn nun das Waſſer
durch dieſe filtrirt, und von einem andern
ihm untergeſetzten Gefaͤſſe aufgefangen
wird, ſo werden hierdurch alle vermiſch-
te irrdiſche Theilgen ſo reine weggebracht,
daß auch das truͤbeſte Waſſer hierdurch
gantz klar undlauter wird.
§. 9. Wenn die Qvelle den Som-
mer warm, und den Winter kalt ſind, ſo
giebt es eine Anzeigung, daß die Adern
derſelben ziemlich tief, und alſo auch deſto
reiner ſind. Dieweil man die Qvell-
Waſſer durch Roͤhren pflegt in die
Stadt zu leiten, ſo nehmen die Waſſer biß-
weilen von dem Bley eine der Geſundheit
ſchaͤdliche Qualitaͤt an. Die Holtz- Roͤh-
ren ſind nicht dauerhafftig, die aus har-
ten Steinen gehauenen aber geben keinen
boͤſen Geſchmack, und dauren am aller-
laͤngſten. Bey dem Strohm-Waſſer
iſt dieſes das beſte, daß ſeine Rohigkeit
in ſothanem ſeinen fernern Lauff ge-
mildert oder gebrochen, und durch die
warmen Sonnen-Strahlen gleichſam
gekocht wird. Das Brunnen-Waſſer
iſt hart, dick und ſchwer, als welches tief
in der Erde ſteckt, und nicht an die Lufft
koͤmmt, wo man es nicht durch Eymer
und Pumpen hinauf bringet. Dieſer-
halben paſſirt es nicht leichtlich, wenn es
roh getruncken, ſondern bleibet im Lei-
be lange beſtehen und beſchweret die in-
wendigen Parthien. Wegen allerhand
Unflaths, welcher hinein fallen wuͤrde,
bedeckt man die Brunnen nicht unbillig,
das Waſſer aber wuͤrde darinnen geſuͤn-
der ſeyn, wenn man ſie offen und die
Lufft hinein lieſſe. Ein guter Brunnen
iſt, der keinen moraſtigen, ſondern klaren
Sand-Grund hat, da die Ader am Boden,
und nicht an der Seite iſt. Das ſtillſte-
hende See-Waſſer nim̃t aus Mangel der
Bewegung uͤbele Qualitaͤten an, iſt ins-
gemein moraſtig, ſchwer, dick und roh-
hafftig. Wer es trincket, empfindet al-
le Ungelegenheit davon, ſintemahl es
den Magen beſchweret, die Kroͤß-Adern
verſtopffet, das Gebluͤte verdirbt, und
zuweilen boͤße Fieber erregt. Es wird
auch insgemein von den vielen Froͤſchen
und andern Ungeziefer mehr verunrei-
niget, denn die andern. Es iſt niemand
tuͤchtiger, die Umſtaͤnde und Eigenſchaff-
ten des Waſſers genau zu unterſuchen u.
zu entſcheiden, als die beſtaͤndigen Waſſer-
Trincker, von welchen die Erfahrung ge-
lehrt, daß ſie von dem Unterſchied der
Waſſer ſo wohl, als andere von dem Un-
terſcheid der Biere und Weine durch den
Geſchmack urtheilen koͤnnen.
§. 10. Die
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