[Spaltenumbruch]
Glase oder anderm Gefässe häuffige Per- len werffen, die von dem Boden auf die oberste Fläche steigen, oder sich an den Seiten der Flasche anlegen. Die häuffi- ge in die Höhe-Steigung solcher Perlen rühret her von dem gantz subtilen Lufft- Geist, welcher in den Poris des Wassers verschlossen ist, und seinen Ausgang sucht, wenn das Wasser von Ort und Stelle be- weget wird. 4) Die unschmackhafft, im Sommer kalt, und im Winter warm sind, aus hohen Bergen herab springen, und über sandigen Boden fliessen, da sie fil- triret, und von ihren Unreinigkeiten ge- saubert werden. 5) Die die Seife leich- ter annehmen, und in welchen die Hül- sen-Früchte am geschwindesten kochen.
§. 7.
Es haben alle Wasser aus den Brunnen mehr Krafft und Stärcke, wenn sie frisch aus dem Brunnen ge- schöpffet, als an fremde Oerter geführet werden, indem die Wasser bey dem Füh- ren durch ihre innerliche Bewegung auf- rührisch gemacht werden, und viel von ihrer Subtilität verlieren; sollen sie ihre Kräffte behalten, müssen die Orificia der Flaschen wohl verwahret seyn, und sie stets voll gehalten werden, denn sonsten, wenn nur einige Lufft eindringt, verlie- ren sie alsbald ihre Krafft und Ge- schmack. Sie werden unkräfftiger, wenn sie in warmer Lufft geführet, am aller- meisten aber etwan gar gekocht werden. S. des Herrn Hof-Rath Hoffmanns Dissertation de Methodo examinandi a- quas salubres.
§. 8.
Unter allen Sorten des Was- sers wird das Regen-Wasser vor das rei- neste und gesündeste gehalten, weil es mehrentheils aus einerley Theilgen be- steht. Jedoch ist auch darunter wie- der ein Unterscheid, und ist z. E. das im Früh-Jahr und Sommer gesammlete, dem, so im Herbst und Winter fällt, vor- zuziehen. Das frisch-aufgefangene bes- ser, als das, so eine Zeitlang gestanden, das unmittelbar vom Himmel getröpffel- te kräfftiger, als das von den Dächern o- der Rinnen herab fließt, das ohne Unge- witter herab regnet, zuträglicher, als das mit Donner und Blitzen vermischt ist; das filtrirte tüchtiger, als das pure, weil die fremden Theilgen durch das Filtriren zurück bleiben. Jn Holland haben sie, um das Wasser zu depuriren, gewisse aus- gehöhlte poronse Steine, die fast wie die Kesselgen sind, wenn nun das Wasser durch diese filtrirt, und von einem andern [Spaltenumbruch]
ihm untergesetzten Gefässe aufgefangen wird, so werden hierdurch alle vermisch- te irrdische Theilgen so reine weggebracht, daß auch das trübeste Wasser hierdurch gantz klar undlauter wird.
§. 9.
Wenn die Qvelle den Som- mer warm, und den Winter kalt sind, so giebt es eine Anzeigung, daß die Adern derselben ziemlich tief, und also auch desto reiner sind. Dieweil man die Qvell- Wasser durch Röhren pflegt in die Stadt zu leiten, so nehmen die Wasser biß- weilen von dem Bley eine der Gesundheit schädliche Qualität an. Die Holtz- Röh- ren sind nicht dauerhafftig, die aus har- ten Steinen gehauenen aber geben keinen bösen Geschmack, und dauren am aller- längsten. Bey dem Strohm-Wasser ist dieses das beste, daß seine Rohigkeit in sothanem seinen fernern Lauff ge- mildert oder gebrochen, und durch die warmen Sonnen-Strahlen gleichsam gekocht wird. Das Brunnen-Wasser ist hart, dick und schwer, als welches tief in der Erde steckt, und nicht an die Lufft kömmt, wo man es nicht durch Eymer und Pumpen hinauf bringet. Dieser- halben passirt es nicht leichtlich, wenn es roh getruncken, sondern bleibet im Lei- be lange bestehen und beschweret die in- wendigen Parthien. Wegen allerhand Unflaths, welcher hinein fallen würde, bedeckt man die Brunnen nicht unbillig, das Wasser aber würde darinnen gesün- der seyn, wenn man sie offen und die Lufft hinein liesse. Ein guter Brunnen ist, der keinen morastigen, sondern klaren Sand-Grund hat, da die Ader am Boden, und nicht an der Seite ist. Das stillste- hende See-Wasser nimmt aus Mangel der Bewegung übele Qualitäten an, ist ins- gemein morastig, schwer, dick und roh- hafftig. Wer es trincket, empfindet al- le Ungelegenheit davon, sintemahl es den Magen beschweret, die Kröß-Adern verstopffet, das Geblüte verdirbt, und zuweilen böße Fieber erregt. Es wird auch insgemein von den vielen Fröschen und andern Ungeziefer mehr verunrei- niget, denn die andern. Es ist niemand tüchtiger, die Umstände und Eigenschaff- ten des Wassers genau zu untersuchen u. zu entscheiden, als die beständigen Wasser- Trincker, von welchen die Erfahrung ge- lehrt, daß sie von dem Unterschied der Wasser so wohl, als andere von dem Un- terscheid der Biere und Weine durch den Geschmack urtheilen können.
§. 10. Die
Von dem Waſſer uͤberhaupt.
[Spaltenumbruch]
Glaſe oder anderm Gefaͤſſe haͤuffige Per- len werffen, die von dem Boden auf die oberſte Flaͤche ſteigen, oder ſich an den Seiten der Flaſche anlegen. Die haͤuffi- ge in die Hoͤhe-Steigung ſolcher Perlen ruͤhret her von dem gantz ſubtilen Lufft- Geiſt, welcher in den Poris des Waſſers verſchloſſen iſt, und ſeinen Ausgang ſucht, wenn das Waſſer von Ort und Stelle be- weget wird. 4) Die unſchmackhafft, im Som̃er kalt, und im Winter warm ſind, aus hohen Bergen herab ſpringen, und uͤber ſandigen Boden flieſſen, da ſie fil- triret, und von ihren Unreinigkeiten ge- ſaubert werden. 5) Die die Seife leich- ter annehmen, und in welchen die Huͤl- ſen-Fruͤchte am geſchwindeſten kochen.
§. 7.
Es haben alle Waſſer aus den Brunnen mehr Krafft und Staͤrcke, wenn ſie friſch aus dem Brunnen ge- ſchoͤpffet, als an fremde Oerter gefuͤhret werden, indem die Waſſer bey dem Fuͤh- ren durch ihre innerliche Bewegung auf- ruͤhriſch gemacht werden, und viel von ihrer Subtilitaͤt verlieren; ſollen ſie ihre Kraͤffte behalten, muͤſſen die Orificia der Flaſchen wohl verwahret ſeyn, und ſie ſtets voll gehalten werden, denn ſonſten, wenn nur einige Lufft eindringt, verlie- ren ſie alsbald ihre Krafft und Ge- ſchmack. Sie werden unkraͤfftiger, wenn ſie in warmer Lufft gefuͤhret, am aller- meiſten aber etwan gar gekocht werden. S. des Herrn Hof-Rath Hoffmanns Diſſertation de Methodo examinandi a- quas ſalubres.
§. 8.
Unter allen Sorten des Waſ- ſers wird das Regen-Waſſer vor das rei- neſte und geſuͤndeſte gehalten, weil es mehrentheils aus einerley Theilgen be- ſteht. Jedoch iſt auch darunter wie- der ein Unterſcheid, und iſt z. E. das im Fruͤh-Jahr und Sommer geſammlete, dem, ſo im Herbſt und Winter faͤllt, vor- zuziehen. Das friſch-aufgefangene beſ- ſer, als das, ſo eine Zeitlang geſtanden, das unmittelbar vom Himmel getroͤpffel- te kraͤfftiger, als das von den Daͤchern o- der Rinnen herab fließt, das ohne Unge- witter herab regnet, zutraͤglicher, als das mit Donner und Blitzen vermiſcht iſt; das filtrirte tuͤchtiger, als das pure, weil die fremden Theilgen durch das Filtriren zuruͤck bleiben. Jn Holland haben ſie, um das Waſſer zu depuriren, gewiſſe aus- gehoͤhlte porõſe Steine, die faſt wie die Keſſelgen ſind, wenn nun das Waſſer durch dieſe filtrirt, und von einem andern [Spaltenumbruch]
ihm untergeſetzten Gefaͤſſe aufgefangen wird, ſo werden hierdurch alle vermiſch- te irrdiſche Theilgen ſo reine weggebracht, daß auch das truͤbeſte Waſſer hierdurch gantz klar undlauter wird.
§. 9.
Wenn die Qvelle den Som- mer warm, und den Winter kalt ſind, ſo giebt es eine Anzeigung, daß die Adern derſelben ziemlich tief, und alſo auch deſto reiner ſind. Dieweil man die Qvell- Waſſer durch Roͤhren pflegt in die Stadt zu leiten, ſo nehmen die Waſſer biß- weilen von dem Bley eine der Geſundheit ſchaͤdliche Qualitaͤt an. Die Holtz- Roͤh- ren ſind nicht dauerhafftig, die aus har- ten Steinen gehauenen aber geben keinen boͤſen Geſchmack, und dauren am aller- laͤngſten. Bey dem Strohm-Waſſer iſt dieſes das beſte, daß ſeine Rohigkeit in ſothanem ſeinen fernern Lauff ge- mildert oder gebrochen, und durch die warmen Sonnen-Strahlen gleichſam gekocht wird. Das Brunnen-Waſſer iſt hart, dick und ſchwer, als welches tief in der Erde ſteckt, und nicht an die Lufft koͤmmt, wo man es nicht durch Eymer und Pumpen hinauf bringet. Dieſer- halben paſſirt es nicht leichtlich, wenn es roh getruncken, ſondern bleibet im Lei- be lange beſtehen und beſchweret die in- wendigen Parthien. Wegen allerhand Unflaths, welcher hinein fallen wuͤrde, bedeckt man die Brunnen nicht unbillig, das Waſſer aber wuͤrde darinnen geſuͤn- der ſeyn, wenn man ſie offen und die Lufft hinein lieſſe. Ein guter Brunnen iſt, der keinen moraſtigen, ſondern klaren Sand-Grund hat, da die Ader am Boden, und nicht an der Seite iſt. Das ſtillſte- hende See-Waſſer nim̃t aus Mangel der Bewegung uͤbele Qualitaͤten an, iſt ins- gemein moraſtig, ſchwer, dick und roh- hafftig. Wer es trincket, empfindet al- le Ungelegenheit davon, ſintemahl es den Magen beſchweret, die Kroͤß-Adern verſtopffet, das Gebluͤte verdirbt, und zuweilen boͤße Fieber erregt. Es wird auch insgemein von den vielen Froͤſchen und andern Ungeziefer mehr verunrei- niget, denn die andern. Es iſt niemand tuͤchtiger, die Umſtaͤnde und Eigenſchaff- ten des Waſſers genau zu unterſuchen u. zu entſcheiden, als die beſtaͤndigen Waſſer- Trincker, von welchen die Erfahrung ge- lehrt, daß ſie von dem Unterſchied der Waſſer ſo wohl, als andere von dem Un- terſcheid der Biere und Weine durch den Geſchmack urtheilen koͤnnen.
§. 10. Die
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[371/0531]
Von dem Waſſer uͤberhaupt.
Glaſe oder anderm Gefaͤſſe haͤuffige Per-
len werffen, die von dem Boden auf die
oberſte Flaͤche ſteigen, oder ſich an den
Seiten der Flaſche anlegen. Die haͤuffi-
ge in die Hoͤhe-Steigung ſolcher Perlen
ruͤhret her von dem gantz ſubtilen Lufft-
Geiſt, welcher in den Poris des Waſſers
verſchloſſen iſt, und ſeinen Ausgang ſucht,
wenn das Waſſer von Ort und Stelle be-
weget wird. 4) Die unſchmackhafft, im
Som̃er kalt, und im Winter warm ſind,
aus hohen Bergen herab ſpringen, und
uͤber ſandigen Boden flieſſen, da ſie fil-
triret, und von ihren Unreinigkeiten ge-
ſaubert werden. 5) Die die Seife leich-
ter annehmen, und in welchen die Huͤl-
ſen-Fruͤchte am geſchwindeſten kochen.
§. 7. Es haben alle Waſſer aus
den Brunnen mehr Krafft und Staͤrcke,
wenn ſie friſch aus dem Brunnen ge-
ſchoͤpffet, als an fremde Oerter gefuͤhret
werden, indem die Waſſer bey dem Fuͤh-
ren durch ihre innerliche Bewegung auf-
ruͤhriſch gemacht werden, und viel von
ihrer Subtilitaͤt verlieren; ſollen ſie ihre
Kraͤffte behalten, muͤſſen die Orificia der
Flaſchen wohl verwahret ſeyn, und ſie
ſtets voll gehalten werden, denn ſonſten,
wenn nur einige Lufft eindringt, verlie-
ren ſie alsbald ihre Krafft und Ge-
ſchmack. Sie werden unkraͤfftiger, wenn
ſie in warmer Lufft gefuͤhret, am aller-
meiſten aber etwan gar gekocht werden.
S. des Herrn Hof-Rath Hoffmanns
Diſſertation de Methodo examinandi a-
quas ſalubres.
§. 8. Unter allen Sorten des Waſ-
ſers wird das Regen-Waſſer vor das rei-
neſte und geſuͤndeſte gehalten, weil es
mehrentheils aus einerley Theilgen be-
ſteht. Jedoch iſt auch darunter wie-
der ein Unterſcheid, und iſt z. E. das im
Fruͤh-Jahr und Sommer geſammlete,
dem, ſo im Herbſt und Winter faͤllt, vor-
zuziehen. Das friſch-aufgefangene beſ-
ſer, als das, ſo eine Zeitlang geſtanden,
das unmittelbar vom Himmel getroͤpffel-
te kraͤfftiger, als das von den Daͤchern o-
der Rinnen herab fließt, das ohne Unge-
witter herab regnet, zutraͤglicher, als das
mit Donner und Blitzen vermiſcht iſt;
das filtrirte tuͤchtiger, als das pure, weil
die fremden Theilgen durch das Filtriren
zuruͤck bleiben. Jn Holland haben ſie,
um das Waſſer zu depuriren, gewiſſe aus-
gehoͤhlte porõſe Steine, die faſt wie die
Keſſelgen ſind, wenn nun das Waſſer
durch dieſe filtrirt, und von einem andern
ihm untergeſetzten Gefaͤſſe aufgefangen
wird, ſo werden hierdurch alle vermiſch-
te irrdiſche Theilgen ſo reine weggebracht,
daß auch das truͤbeſte Waſſer hierdurch
gantz klar undlauter wird.
§. 9. Wenn die Qvelle den Som-
mer warm, und den Winter kalt ſind, ſo
giebt es eine Anzeigung, daß die Adern
derſelben ziemlich tief, und alſo auch deſto
reiner ſind. Dieweil man die Qvell-
Waſſer durch Roͤhren pflegt in die
Stadt zu leiten, ſo nehmen die Waſſer biß-
weilen von dem Bley eine der Geſundheit
ſchaͤdliche Qualitaͤt an. Die Holtz- Roͤh-
ren ſind nicht dauerhafftig, die aus har-
ten Steinen gehauenen aber geben keinen
boͤſen Geſchmack, und dauren am aller-
laͤngſten. Bey dem Strohm-Waſſer
iſt dieſes das beſte, daß ſeine Rohigkeit
in ſothanem ſeinen fernern Lauff ge-
mildert oder gebrochen, und durch die
warmen Sonnen-Strahlen gleichſam
gekocht wird. Das Brunnen-Waſſer
iſt hart, dick und ſchwer, als welches tief
in der Erde ſteckt, und nicht an die Lufft
koͤmmt, wo man es nicht durch Eymer
und Pumpen hinauf bringet. Dieſer-
halben paſſirt es nicht leichtlich, wenn es
roh getruncken, ſondern bleibet im Lei-
be lange beſtehen und beſchweret die in-
wendigen Parthien. Wegen allerhand
Unflaths, welcher hinein fallen wuͤrde,
bedeckt man die Brunnen nicht unbillig,
das Waſſer aber wuͤrde darinnen geſuͤn-
der ſeyn, wenn man ſie offen und die
Lufft hinein lieſſe. Ein guter Brunnen
iſt, der keinen moraſtigen, ſondern klaren
Sand-Grund hat, da die Ader am Boden,
und nicht an der Seite iſt. Das ſtillſte-
hende See-Waſſer nim̃t aus Mangel der
Bewegung uͤbele Qualitaͤten an, iſt ins-
gemein moraſtig, ſchwer, dick und roh-
hafftig. Wer es trincket, empfindet al-
le Ungelegenheit davon, ſintemahl es
den Magen beſchweret, die Kroͤß-Adern
verſtopffet, das Gebluͤte verdirbt, und
zuweilen boͤße Fieber erregt. Es wird
auch insgemein von den vielen Froͤſchen
und andern Ungeziefer mehr verunrei-
niget, denn die andern. Es iſt niemand
tuͤchtiger, die Umſtaͤnde und Eigenſchaff-
ten des Waſſers genau zu unterſuchen u.
zu entſcheiden, als die beſtaͤndigen Waſſer-
Trincker, von welchen die Erfahrung ge-
lehrt, daß ſie von dem Unterſchied der
Waſſer ſo wohl, als andere von dem Un-
terſcheid der Biere und Weine durch den
Geſchmack urtheilen koͤnnen.
§. 10. Die
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/531>, abgerufen am 22.02.2025.
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