[Spaltenumbruch]
er allerhand Posituren im Fliegen macht, und sich mit dem Kopff bald unten hin, bald oben hin, bald auf die Seite kehret, und hat man nicht leicht einen Vogel, der dergleichen nachthun solte. Dieses thut er gemeiniglich, wenn er Eyer hat, da man ihn denn so artig schiessen kan, daß es eine rechte Freude ist, zumahl wenn man ein Hündgen dabey hat. Bey sei- ner Bruth-Zeit will er immer auf den Kopff stechen.
§. 8.
Endlich werden auch geschossen der Weyrauch-Vogel, dem man seines delicaten Gesanges und schönen Farbe halber nachgehet, aber der Speise wegen nicht gesucht wird; der Kernbeisser, der sich auf die Kirsch-Bäume Hauffenwei- se zusammen rottiret, und mit Dunst o- der kleinen Schroten geschossen wird; desgleichen die Mandel-Krähen, die man nur zur Lust schiesset, nicht aber, daß man ihrer genüssen wolte; der Specht, welcher an und auf den Bäumen herum zu reiten pflegt. Will man diesen schiessen, kan man nur auf den Ladestecken der Flinte klopffen, und ihn also herbey lo- cken, massen er sonst auf die Bäume zu hacken pflegt, dadurch sie sich unter ein- ander locken; imitirt man nun dieses durch das Klopffen auf die Flinte, so wird der Specht hierdurch betrogen.
§. 9.
Bey den Enten muß man den Wind wohl observiren, damit man ih- nen sonderlich aus den Wind kommen möge, massen nechst den Trappen kein Vogel mehr windet als die Ente. So hat man auch den Nebel hierbey in Ob- acht zu nehmen, weil die Ente sonderlich vor Holtze alsdenn offtmahls in grosser Menge niederfällt, da sie hingegen im hel- len Wetter fortgehet, und nichts zu thun ist. Einige schiessen die Störche, es ist aber dieses unrecht, indem sie solche Vögel sind, die der Menschen Gesellschafft su- chen, und niemand Leydes zufügen, auch zum Speisen nichts daugen. Man hat Exempel, daß die Störche an unterschie- denen Orten sich bey den Feuers-Brün- sten mit Wasser-Tragen Mühe ge- geben.
§. 10.
Die Enten werden durch ei- nen besondern Fang auf folgende Art gefangen. Man pflegt nemlich in einem Teich oder See eine Anzahl Pfähle ein- zurammeln, auf welche, wenn sie erstlich mit Rasen und Erde, oder mit einem höl- tzernen Rost, überdeckt worden, nachge- hends ein kleines Häusgen gebauet wird; [Spaltenumbruch]
es muß aber also gebauet seyn, daß forne kein Rohr, sondern solches vielmehr hinten im Rücken stehen muß, es muß auch in der Mitten also aptirt seyn, da- mit die Enten im Wasser mitten unter demselben hinschwimmen können. Man muß auch nächst dem eine Anzahl zahme Enten daselbst haben, die gewöhnet sind vor diesem Häusgen gefüttert zu wer- den, und die daher gar gerne unter den Gang des Häusgens hinein schwimmen, weil sie schon ihren Durch- Kriech wieder heraus wissen, auch ihnen bekandt, daß ihnen das Futter in das Wasser zuge- worffen werde. Wenn nun der darin- nen verborgene Jäger oder Enten-Fän- ger, so zwey oder drey Stunden vor Ta- ge nach dem Häusgen gefahren, ver- merckt, daß sich viel wilde Enten zu den zahmen gesellet, so hat er in der Absicht hinten am Ende des Durchganges unter dem Häusgen einen starcken Garn-Sack vorgehängt. Will er nun die zahmen Enten füttern, welches an einem beson- dern Neben-Ort geschicht, der unter dem Häusgen an dem Durchgang an ist, in welchen, wenn ein gewisses Bret aufge- hoben wird, die zahmen Enten nach ge- schehener Lockung aus dem beschriebenen Durchgang hinein schwimmen können, und daselbst ihr Futter suchen. So pfle- gen alsdenn die wilden Enten in Com- pagnie der zahmen mit nach dem Häus- gen zu gehn, und wenn jene unter dem Durchgang sich an ihren Ort begeben, so sehen diese hinten die Oeffnung und von ferne das Rohr, gedencken also da- selbst durchzuschwimmen, kommen aber gerade in den Garn-Sack hinein, und werden derer auf solche Art in die 20. biß 30. daselbst gefangen.
§. 11.
Die Reyher werden heutiges Tages gar sehr geheeget, und zu dem Ende viel Vogel aus Holland verschrie- ben, ingleichen Holländische Jäger, wel- che damit umzugehen, und die Vögel auf den Reyher abzutragen wissen. Will nun ein grosser Herr eine Lust haben, so reitet er mit einem solchen Jäger aus, welcher den Vogel gefesselt und gekappt auf der Hand sitzen läßt, so lange biß er ei- nen Reyher sitzen oder fliegen siehet, da so dann der hierinnen erfahrne Jäger denselben abkappet, und ihn nach dem Vogel von der Hand absteigen läßt. So bald nun der Reyher den Vogel, das ist, den Falcken, gewahr wird, steiget er in unsäglicher Höhe auf, der Vogel aber,
wenn
Des Vierdten Theils 16. Capitel/
[Spaltenumbruch]
er allerhand Poſituren im Fliegen macht, und ſich mit dem Kopff bald unten hin, bald oben hin, bald auf die Seite kehret, und hat man nicht leicht einen Vogel, der dergleichen nachthun ſolte. Dieſes thut er gemeiniglich, wenn er Eyer hat, da man ihn denn ſo artig ſchieſſen kan, daß es eine rechte Freude iſt, zumahl wenn man ein Huͤndgen dabey hat. Bey ſei- ner Bruth-Zeit will er immer auf den Kopff ſtechen.
§. 8.
Endlich werden auch geſchoſſen der Weyrauch-Vogel, dem man ſeines delicaten Geſanges und ſchoͤnen Farbe halber nachgehet, aber der Speiſe wegen nicht geſucht wird; der Kernbeiſſer, der ſich auf die Kirſch-Baͤume Hauffenwei- ſe zuſammen rottiret, und mit Dunſt o- der kleinen Schroten geſchoſſen wird; desgleichen die Mandel-Kraͤhen, die man nur zur Luſt ſchieſſet, nicht aber, daß man ihrer genuͤſſen wolte; der Specht, welcher an und auf den Baͤumen herum zu reiten pflegt. Will man dieſen ſchieſſen, kan man nur auf den Ladeſtecken der Flinte klopffen, und ihn alſo herbey lo- cken, maſſen er ſonſt auf die Baͤume zu hacken pflegt, dadurch ſie ſich unter ein- ander locken; imitirt man nun dieſes durch das Klopffen auf die Flinte, ſo wird der Specht hierdurch betrogen.
§. 9.
Bey den Enten muß man den Wind wohl obſerviren, damit man ih- nen ſonderlich aus den Wind kommen moͤge, maſſen nechſt den Trappen kein Vogel mehr windet als die Ente. So hat man auch den Nebel hierbey in Ob- acht zu nehmen, weil die Ente ſonderlich vor Holtze alsdenn offtmahls in groſſer Menge niederfaͤllt, da ſie hingegen im hel- len Wetter fortgehet, und nichts zu thun iſt. Einige ſchieſſen die Stoͤrche, es iſt aber dieſes unrecht, indem ſie ſolche Voͤgel ſind, die der Menſchen Geſellſchafft ſu- chen, und niemand Leydes zufuͤgen, auch zum Speiſen nichts daugen. Man hat Exempel, daß die Stoͤrche an unterſchie- denen Orten ſich bey den Feuers-Bruͤn- ſten mit Waſſer-Tragen Muͤhe ge- geben.
§. 10.
Die Enten werden durch ei- nen beſondern Fang auf folgende Art gefangen. Man pflegt nemlich in einem Teich oder See eine Anzahl Pfaͤhle ein- zurammeln, auf welche, wenn ſie erſtlich mit Raſen und Erde, oder mit einem hoͤl- tzernen Roſt, uͤberdeckt worden, nachge- hends ein kleines Haͤusgen gebauet wird; [Spaltenumbruch]
es muß aber alſo gebauet ſeyn, daß forne kein Rohr, ſondern ſolches vielmehr hinten im Ruͤcken ſtehen muß, es muß auch in der Mitten alſo aptirt ſeyn, da- mit die Enten im Waſſer mitten unter demſelben hinſchwimmen koͤnnen. Man muß auch naͤchſt dem eine Anzahl zahme Enten daſelbſt haben, die gewoͤhnet ſind vor dieſem Haͤusgen gefuͤttert zu wer- den, und die daher gar gerne unter den Gang des Haͤusgens hinein ſchwimmen, weil ſie ſchon ihren Durch- Kriech wieder heraus wiſſen, auch ihnen bekandt, daß ihnen das Futter in das Waſſer zuge- worffen werde. Wenn nun der darin- nen verborgene Jaͤger oder Enten-Faͤn- ger, ſo zwey oder drey Stunden vor Ta- ge nach dem Haͤusgen gefahren, ver- merckt, daß ſich viel wilde Enten zu den zahmen geſellet, ſo hat er in der Abſicht hinten am Ende des Durchganges unter dem Haͤusgen einen ſtarcken Garn-Sack vorgehaͤngt. Will er nun die zahmen Enten fuͤttern, welches an einem beſon- dern Neben-Ort geſchicht, der unter dem Haͤusgen an dem Durchgang an iſt, in welchen, wenn ein gewiſſes Bret aufge- hoben wird, die zahmen Enten nach ge- ſchehener Lockung aus dem beſchriebenen Durchgang hinein ſchwimmen koͤnnen, und daſelbſt ihr Futter ſuchen. So pfle- gen alsdenn die wilden Enten in Com- pagnie der zahmen mit nach dem Haͤus- gen zu gehn, und wenn jene unter dem Durchgang ſich an ihren Ort begeben, ſo ſehen dieſe hinten die Oeffnung und von ferne das Rohr, gedencken alſo da- ſelbſt durchzuſchwimmen, kommen aber gerade in den Garn-Sack hinein, und werden derer auf ſolche Art in die 20. biß 30. daſelbſt gefangen.
§. 11.
Die Reyher werden heutiges Tages gar ſehr geheeget, und zu dem Ende viel Vogel aus Holland verſchrie- ben, ingleichen Hollaͤndiſche Jaͤger, wel- che damit umzugehen, und die Voͤgel auf den Reyher abzutragen wiſſen. Will nun ein groſſer Herr eine Luſt haben, ſo reitet er mit einem ſolchen Jaͤger aus, welcher den Vogel gefeſſelt und gekappt auf der Hand ſitzen laͤßt, ſo lange biß er ei- nen Reyher ſitzen oder fliegen ſiehet, da ſo dann der hierinnen erfahrne Jaͤger denſelben abkappet, und ihn nach dem Vogel von der Hand abſteigen laͤßt. So bald nun der Reyher den Vogel, das iſt, den Falcken, gewahr wird, ſteiget er in unſaͤglicher Hoͤhe auf, der Vogel aber,
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[326/0480]
Des Vierdten Theils 16. Capitel/
er allerhand Poſituren im Fliegen macht,
und ſich mit dem Kopff bald unten hin,
bald oben hin, bald auf die Seite kehret,
und hat man nicht leicht einen Vogel, der
dergleichen nachthun ſolte. Dieſes thut
er gemeiniglich, wenn er Eyer hat, da
man ihn denn ſo artig ſchieſſen kan, daß
es eine rechte Freude iſt, zumahl wenn
man ein Huͤndgen dabey hat. Bey ſei-
ner Bruth-Zeit will er immer auf den
Kopff ſtechen.
§. 8. Endlich werden auch geſchoſſen
der Weyrauch-Vogel, dem man ſeines
delicaten Geſanges und ſchoͤnen Farbe
halber nachgehet, aber der Speiſe wegen
nicht geſucht wird; der Kernbeiſſer, der
ſich auf die Kirſch-Baͤume Hauffenwei-
ſe zuſammen rottiret, und mit Dunſt o-
der kleinen Schroten geſchoſſen wird;
desgleichen die Mandel-Kraͤhen, die man
nur zur Luſt ſchieſſet, nicht aber, daß
man ihrer genuͤſſen wolte; der Specht,
welcher an und auf den Baͤumen herum
zu reiten pflegt. Will man dieſen ſchieſſen,
kan man nur auf den Ladeſtecken der
Flinte klopffen, und ihn alſo herbey lo-
cken, maſſen er ſonſt auf die Baͤume zu
hacken pflegt, dadurch ſie ſich unter ein-
ander locken; imitirt man nun dieſes
durch das Klopffen auf die Flinte, ſo
wird der Specht hierdurch betrogen.
§. 9. Bey den Enten muß man den
Wind wohl obſerviren, damit man ih-
nen ſonderlich aus den Wind kommen
moͤge, maſſen nechſt den Trappen kein
Vogel mehr windet als die Ente. So
hat man auch den Nebel hierbey in Ob-
acht zu nehmen, weil die Ente ſonderlich
vor Holtze alsdenn offtmahls in groſſer
Menge niederfaͤllt, da ſie hingegen im hel-
len Wetter fortgehet, und nichts zu thun
iſt. Einige ſchieſſen die Stoͤrche, es iſt
aber dieſes unrecht, indem ſie ſolche Voͤgel
ſind, die der Menſchen Geſellſchafft ſu-
chen, und niemand Leydes zufuͤgen, auch
zum Speiſen nichts daugen. Man hat
Exempel, daß die Stoͤrche an unterſchie-
denen Orten ſich bey den Feuers-Bruͤn-
ſten mit Waſſer-Tragen Muͤhe ge-
geben.
§. 10. Die Enten werden durch ei-
nen beſondern Fang auf folgende Art
gefangen. Man pflegt nemlich in einem
Teich oder See eine Anzahl Pfaͤhle ein-
zurammeln, auf welche, wenn ſie erſtlich
mit Raſen und Erde, oder mit einem hoͤl-
tzernen Roſt, uͤberdeckt worden, nachge-
hends ein kleines Haͤusgen gebauet wird;
es muß aber alſo gebauet ſeyn, daß forne
kein Rohr, ſondern ſolches vielmehr
hinten im Ruͤcken ſtehen muß, es muß
auch in der Mitten alſo aptirt ſeyn, da-
mit die Enten im Waſſer mitten unter
demſelben hinſchwimmen koͤnnen. Man
muß auch naͤchſt dem eine Anzahl zahme
Enten daſelbſt haben, die gewoͤhnet ſind
vor dieſem Haͤusgen gefuͤttert zu wer-
den, und die daher gar gerne unter den
Gang des Haͤusgens hinein ſchwimmen,
weil ſie ſchon ihren Durch- Kriech wieder
heraus wiſſen, auch ihnen bekandt, daß
ihnen das Futter in das Waſſer zuge-
worffen werde. Wenn nun der darin-
nen verborgene Jaͤger oder Enten-Faͤn-
ger, ſo zwey oder drey Stunden vor Ta-
ge nach dem Haͤusgen gefahren, ver-
merckt, daß ſich viel wilde Enten zu den
zahmen geſellet, ſo hat er in der Abſicht
hinten am Ende des Durchganges unter
dem Haͤusgen einen ſtarcken Garn-Sack
vorgehaͤngt. Will er nun die zahmen
Enten fuͤttern, welches an einem beſon-
dern Neben-Ort geſchicht, der unter dem
Haͤusgen an dem Durchgang an iſt, in
welchen, wenn ein gewiſſes Bret aufge-
hoben wird, die zahmen Enten nach ge-
ſchehener Lockung aus dem beſchriebenen
Durchgang hinein ſchwimmen koͤnnen,
und daſelbſt ihr Futter ſuchen. So pfle-
gen alsdenn die wilden Enten in Com-
pagnie der zahmen mit nach dem Haͤus-
gen zu gehn, und wenn jene unter dem
Durchgang ſich an ihren Ort begeben,
ſo ſehen dieſe hinten die Oeffnung und
von ferne das Rohr, gedencken alſo da-
ſelbſt durchzuſchwimmen, kommen aber
gerade in den Garn-Sack hinein, und
werden derer auf ſolche Art in die 20. biß
30. daſelbſt gefangen.
§. 11. Die Reyher werden heutiges
Tages gar ſehr geheeget, und zu dem
Ende viel Vogel aus Holland verſchrie-
ben, ingleichen Hollaͤndiſche Jaͤger, wel-
che damit umzugehen, und die Voͤgel auf
den Reyher abzutragen wiſſen. Will
nun ein groſſer Herr eine Luſt haben, ſo
reitet er mit einem ſolchen Jaͤger aus,
welcher den Vogel gefeſſelt und gekappt
auf der Hand ſitzen laͤßt, ſo lange biß er ei-
nen Reyher ſitzen oder fliegen ſiehet, da
ſo dann der hierinnen erfahrne Jaͤger
denſelben abkappet, und ihn nach dem
Vogel von der Hand abſteigen laͤßt. So
bald nun der Reyher den Vogel, das iſt,
den Falcken, gewahr wird, ſteiget er in
unſaͤglicher Hoͤhe auf, der Vogel aber,
wenn
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/480>, abgerufen am 22.02.2025.
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