Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von dem Fang allerhand Raub-Thiere. [Spaltenumbruch]
nichts anders dran komme, als lediglichdie Witterung, inmassen der Fuchs in diesem Stück ein gantz eigenes und listi- ges Thier ist. Soll nun dieses Eisen ein- gelegt werden, so muß man den Platz hier- zu ungefehr drey Finger tieff in die Erde graben, und zwar so weit, daß das Ei- sen darinnen liegen kan, wenn es aufge- spannet ist. Ehe man es hinein legt, wird zuvor dürre-gemachter und wohl abgeriebener auch mit Heckerling ver- mengter Pferde-Mist hineingestreuet, damit das Eisen nicht auf der blossen Er- den liege. Alsdenn bindet man an das Eisen, so da über und über ausgespan- net und bewittert werden muß, einen Bissen Brods, so in eben der Witterung gebraten, und zwar an die Röhre an den Faden, der durch selbige hingehet, und also in den Platz eingeleget. §. 9. Das Eisen muß also eingelegt §. 10. Die rechte Berliner Witte- §. 11. Folgende Witterung ist eben- werden. S s (Anderer Haupt-Theil.)
Von dem Fang allerhand Raub-Thiere. [Spaltenumbruch]
nichts anders dran komme, als lediglichdie Witterung, inmaſſen der Fuchs in dieſem Stuͤck ein gantz eigenes und liſti- ges Thier iſt. Soll nun dieſes Eiſen ein- gelegt werden, ſo muß man den Platz hier- zu ungefehr drey Finger tieff in die Erde graben, und zwar ſo weit, daß das Ei- ſen darinnen liegen kan, wenn es aufge- ſpannet iſt. Ehe man es hinein legt, wird zuvor duͤrre-gemachter und wohl abgeriebener auch mit Heckerling ver- mengter Pferde-Miſt hineingeſtreuet, damit das Eiſen nicht auf der bloſſen Er- den liege. Alsdenn bindet man an das Eiſen, ſo da uͤber und uͤber ausgeſpan- net und bewittert werden muß, einen Biſſen Brods, ſo in eben der Witterung gebraten, und zwar an die Roͤhre an den Faden, der durch ſelbige hingehet, und alſo in den Platz eingeleget. §. 9. Das Eiſen muß alſo eingelegt §. 10. Die rechte Berliner Witte- §. 11. Folgende Witterung iſt eben- werden. S s (Anderer Haupt-Theil.)
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Alsdenn bindet man an das<lb/> Eiſen, ſo da uͤber und uͤber ausgeſpan-<lb/> net und bewittert werden muß, einen<lb/> Biſſen Brods, ſo in eben der Witterung<lb/> gebraten, und zwar an die Roͤhre an den<lb/> Faden, der durch ſelbige hingehet, und<lb/> alſo in den Platz eingeleget.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 9.</head> <p>Das Eiſen muß alſo eingelegt<lb/> werden, daß es etwan 30. Schritte vom<lb/> Holtz ſtehe, und der Fuchs den Wind da-<lb/> von von forne zu, nicht aber von der Fe-<lb/> der haben moͤge. Man kan es auch bloß<lb/> in die Felder, wo der Fuchs ſeinen Bau<lb/> hat, und kein Holtz da iſt, hinlegen; Nach<lb/> dieſem wird das Eiſen mit Pferde-Miſt<lb/> und Heckerling wieder duͤnne uͤberſtreu-<lb/> et, und klare Erde druͤber her, daß man<lb/> von dem Eiſen nichts ſiehet, iedoch darff<lb/> der Biſſen an der Roͤhre nicht verdeckt<lb/> werden. Darauf nimmt der Jaͤger ein<lb/> Wildpraͤths-Geſcheyde, welches er vom<lb/> Holtze nach dem Eiſen zu, iedoch nicht,<lb/> wo die Feder iſt, muß geſchleppet haben,<lb/> leget ſolches forne vor das Eiſen, wo der<lb/> Fuchs herkommen ſoll, tritt mit den Fuͤſ-<lb/> ſen darauf herum, hebt es auf, und zo-<lb/> telt damit uͤber den Platz des gelegten<lb/> Eiſens her, damit das Geaͤſſe davon, und<lb/> das daran haͤngende Gezeddere darauf<lb/> falle, und es alſo auf dem Platz veraͤndert,<lb/> und nach des Fuchſes Gefallen riechen<lb/> moͤge. Darauf werden zum Abzuge<lb/> noch kleinere Biſſen Brod, die ebenfalls<lb/> in der Witterung gebraten worden, zu<lb/> dem Haupt-Eiſen geleget. Sodenn zie-<lb/> het der Jaͤger von dar ab, ſchleppet aber<lb/> das Geſcheyde hinter ſich her, iedoch alſo,<lb/> daß er nicht von der Feder abgehe, ſon-<lb/> dern von forne her, und zwar, damit al-<lb/> lezeit das Geſcheyde die Tritte des Jaͤ-<lb/> gers wiederum zuziehe, daß der Fuchs<lb/> von der Schmiere an den Schuhen nichts<lb/> wittern moͤge, ſondern nur bloß von dem<lb/> Geſcheyde. Alsdenn kan er das Geſchey-<lb/> de nach dem Holtze zu, oder auch ſonſt da-<lb/><cb/> hin ſchleppen, wohin er meynet, daß der<lb/> Fuchs ſeinen Ausgang habe, damit er<lb/> durch die Witterung vom Geſcheyde al-<lb/> ſobald auf die Spuhr zum Eiſen gebracht<lb/> werden moͤge; wie man denn durch ſolche<lb/> Schleppe den Fuchs ſo gar von andern<lb/><hi rendition="#aq">Revier</hi>en wohl uͤber eine Stunde weit<lb/> dahin bringen kan. Alsdenn wird alle<lb/> Morgen auf ein 20. 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Dieſes alles thut man zuſammen in<lb/> einen reinen und neuen Tiegel, und laͤßt<lb/> es braten, hernach wird es durch ein rein<lb/> Tuͤchlein gedruͤckt, und das Eiſen, wenn<lb/> es zuvor recht rein iſt, damit beſchmieret.<lb/> Es wird auch der Biſſen Brod, ſo einen<lb/> halben Finger lang ſeyn muß, nebſt den<lb/> uͤbrigen Biſſen darinnen gebraten. Von<lb/> dieſer Witterung kan man nach Gefallen<lb/> viel oder wenig machen. Solte aber uͤ-<lb/> ber Vermuthen Fettigkeit an das Eiſen<lb/> kommen, muß man das Eiſen, ehe man<lb/> es mit der Witterung ſchmieret, von ein-<lb/> ander machen, und Buͤgel, Feder und<lb/> Schloß in einen Keſſel mit reinem Waſſer<lb/> thun, einen Pferde-Apffel und Tannen-<lb/> Reiß dazu werffen, und hernach wohl ko-<lb/> chen laſſen. 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Von dem Fang allerhand Raub-Thiere.
nichts anders dran komme, als lediglich
die Witterung, inmaſſen der Fuchs in
dieſem Stuͤck ein gantz eigenes und liſti-
ges Thier iſt. Soll nun dieſes Eiſen ein-
gelegt werden, ſo muß man den Platz hier-
zu ungefehr drey Finger tieff in die Erde
graben, und zwar ſo weit, daß das Ei-
ſen darinnen liegen kan, wenn es aufge-
ſpannet iſt. Ehe man es hinein legt,
wird zuvor duͤrre-gemachter und wohl
abgeriebener auch mit Heckerling ver-
mengter Pferde-Miſt hineingeſtreuet,
damit das Eiſen nicht auf der bloſſen Er-
den liege. Alsdenn bindet man an das
Eiſen, ſo da uͤber und uͤber ausgeſpan-
net und bewittert werden muß, einen
Biſſen Brods, ſo in eben der Witterung
gebraten, und zwar an die Roͤhre an den
Faden, der durch ſelbige hingehet, und
alſo in den Platz eingeleget.
§. 9. Das Eiſen muß alſo eingelegt
werden, daß es etwan 30. Schritte vom
Holtz ſtehe, und der Fuchs den Wind da-
von von forne zu, nicht aber von der Fe-
der haben moͤge. Man kan es auch bloß
in die Felder, wo der Fuchs ſeinen Bau
hat, und kein Holtz da iſt, hinlegen; Nach
dieſem wird das Eiſen mit Pferde-Miſt
und Heckerling wieder duͤnne uͤberſtreu-
et, und klare Erde druͤber her, daß man
von dem Eiſen nichts ſiehet, iedoch darff
der Biſſen an der Roͤhre nicht verdeckt
werden. Darauf nimmt der Jaͤger ein
Wildpraͤths-Geſcheyde, welches er vom
Holtze nach dem Eiſen zu, iedoch nicht,
wo die Feder iſt, muß geſchleppet haben,
leget ſolches forne vor das Eiſen, wo der
Fuchs herkommen ſoll, tritt mit den Fuͤſ-
ſen darauf herum, hebt es auf, und zo-
telt damit uͤber den Platz des gelegten
Eiſens her, damit das Geaͤſſe davon, und
das daran haͤngende Gezeddere darauf
falle, und es alſo auf dem Platz veraͤndert,
und nach des Fuchſes Gefallen riechen
moͤge. Darauf werden zum Abzuge
noch kleinere Biſſen Brod, die ebenfalls
in der Witterung gebraten worden, zu
dem Haupt-Eiſen geleget. Sodenn zie-
het der Jaͤger von dar ab, ſchleppet aber
das Geſcheyde hinter ſich her, iedoch alſo,
daß er nicht von der Feder abgehe, ſon-
dern von forne her, und zwar, damit al-
lezeit das Geſcheyde die Tritte des Jaͤ-
gers wiederum zuziehe, daß der Fuchs
von der Schmiere an den Schuhen nichts
wittern moͤge, ſondern nur bloß von dem
Geſcheyde. Alsdenn kan er das Geſchey-
de nach dem Holtze zu, oder auch ſonſt da-
hin ſchleppen, wohin er meynet, daß der
Fuchs ſeinen Ausgang habe, damit er
durch die Witterung vom Geſcheyde al-
ſobald auf die Spuhr zum Eiſen gebracht
werden moͤge; wie man denn durch ſolche
Schleppe den Fuchs ſo gar von andern
Revieren wohl uͤber eine Stunde weit
dahin bringen kan. Alsdenn wird alle
Morgen auf ein 20. Schritt ungefehr,
und zwar gegen den Wind, darnach ge-
ſehen, ob das Eiſen noch ſtehe, oder von
den Raub-Voͤgeln abgezogen worden.
§. 10. Die rechte Berliner Witte-
rung, die ich ſelbſt 55. mahl probieret,
und iederzeit gut befunden, wird folgen-
der maſſen zugerichtet: Man nimmt hier-
zu zwey Loͤffel voll recht rein Ganſe-Fett,
zwey friſche Pferde-Aepffel, einen gl.
Kampher, eine oder auch eine halbe Zwie-
bel, und klein-geſchnitten Maͤuſe-Holtz,
ſo viel, als man meynet, daß nach Pro-
portion der andern Ingredientien genung
iſt. Dieſes alles thut man zuſammen in
einen reinen und neuen Tiegel, und laͤßt
es braten, hernach wird es durch ein rein
Tuͤchlein gedruͤckt, und das Eiſen, wenn
es zuvor recht rein iſt, damit beſchmieret.
Es wird auch der Biſſen Brod, ſo einen
halben Finger lang ſeyn muß, nebſt den
uͤbrigen Biſſen darinnen gebraten. Von
dieſer Witterung kan man nach Gefallen
viel oder wenig machen. Solte aber uͤ-
ber Vermuthen Fettigkeit an das Eiſen
kommen, muß man das Eiſen, ehe man
es mit der Witterung ſchmieret, von ein-
ander machen, und Buͤgel, Feder und
Schloß in einen Keſſel mit reinem Waſſer
thun, einen Pferde-Apffel und Tannen-
Reiß dazu werffen, und hernach wohl ko-
chen laſſen. Alsdenn wird er ſauber ab-
gewiſcht, und nachmahls bewittert.
§. 11. Folgende Witterung iſt eben-
falls ſehr gut: Man nimmt die Geilen,
wenn die Fuͤchſe rollen, drey Pfennige
Kampher, eine halbe Zwiebel, einen Pfer-
de-Apffel, einen Loͤffel voll Gaͤnſe-Fett,
ſechs Pfennige Bilſen-Oel, und tractirt
es wie die vorige Witterung. Man nim̃t
auch zur Witterung einen Loͤffel voll
Gaͤnſe-Fett, einen Loͤffel voll Dachs-
Fett, einen Loͤffel voll Honig, drey Pfen-
nige Terpentin-Oel, und drey Pfennige
Fœnum græcum, damit bewittert man
das Teller-Eiſen, legt es auf Qvellen, und
Luder darneben. Man kan auch das
Luder an den Baum hangen, und das
bewitterte Teller-Eiſen darunter legen;
iedoch muß es unten ein wenig verdeckt
werden.
S s (Anderer Haupt-Theil.)
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