[Spaltenumbruch]
auch der Uberschuß und Rest an die Fürstliche Cammer baar bezahlt und gut gethan, so wird dieses alles hernach ap- probirt, und der Forst-Schreiber bekommt nachgehends von der Rent-Cammer hierüber seine Qvittung und Justificati- ons-Scheine.
Das 10. Capitel/ Von allerhand Anmerckun- gen/ so die wilden Bäume und Stauden anbetreffen/ und in vorhergehenden ausgelas- sen worden.
§. 1.
Jch werde mir bey diesem Capitul die Freyheit nehmen, daß ich ohne Un- terscheid der Classen des harten oder wei- chen Holtzes, wie es auf einander folget, oder zusammen gehört, sondern bloß wie sie einem in einer Promenade in einem Walde unter einander in die Augen fal- len, mein Raisonement anfügen möge: Das Hasel-Nuß-Holtz wird nicht leichtlich in einem rechten Baum auf- wachsen, sondern bleibet gerne als ein Busch, und schlägt unten aus der Wur- tzel neben dem Stamm immer weiter aus. Wegen seines zwieselichten Wuch- ses ist dieses Holtz zum Hecken gar dien- lich. Es giebt eine gar liebliche Frucht, die man bißweilen an die Oebster gar hoch anschlagen, verkauffen und ver- pachten kan.
§. 2.
Der Vogelbeer-Baum wächst niedrigen Wuchses doch etwas starck, ungefähr wie ein Jertschken-Baum von etwas weisser Schaale. Seiner Beere wegen ist er mit ein Mast-Baum vor das Wildpräth, dahero er nicht umge- hauen werden darff. Er wird nicht alt, indem er gar leicht einen Anstoß bekom- men kan, daß er verdorret, sonderlich ist der Krebs gemeiniglich sein erster Anfang zum Tode. Der Hermsken-Baum wächst am meisten und liebsten auf de- nen klippichten Orten und in steinigten Erdboden, hat ein braunes Holtz, ist in seinen Wuchs fast geartet, als das Meß- ellerne, hat aber ein längliches Blatt, gleich den schwartzen Schißbeer-Holtz. Er trägt mehrentheils in grosser Menge länglich-rothe Früchte, die auf dem Bau- me taig werden, und vor eine sehr ge- [Spaltenumbruch]
sunde Medicin vor den Stein gehalten werden. Sie haben in sich einen läng- lichten steinigten Kern, gleich einen Dat- tel-Kern, durch welche diese Art Holtzes sich fortzeuget.
§. 3.
Der Linden-Baum wird al- ler Orten gefunden, ausser im schwartzen Holtze, wo er nicht gerne stehet. Seine Laaß-Reiser sind nicht auf den Schlägen zu dulden, weil er eine unglaublich star- cke Wurtzel in die Erde weit um sich schlägt, vertilget das Holtz der Pappel gleich um sich herum, und erstickt es durch seine breiten Aeste. Sein Saame ist in Form eines Kirsch-Kerns, und seine Blü- the von sehr schönen Geruch. Jm Wet- ter hat er fast die Art als das Weidene Holtz, ie mehr man den Stamm köpf- fet, ie mehr treibt er in die Höltzer und Aeste, dahero er sich sonderlich zu Marck- und Mahl-Bäumen schickt, weil er im Wind und Wetter wegen der starcken Wurtzel, und auch vor der Fäule sehr dauerhafft ist, doch wo er an der Seite beschädiget worden, pflegt er gerne zu faulen. Von den Schäfern hat dieser Baum wegen des Bast-schälens grosse Anfechtung. Die Aespe bleibet an den wenigsten Orten gesund, und zwar ge- het dieselbe in Kern an, woselbst sie durch einen in sich selbst gezeugten Wurm an- gefressen, nachmahls von denselben schwartz und endlich eilmich wird. Auf den Schlägen ist dieser Baum wohl zu dulden, indem er geschwinde aufwächst, und doch wegen seiner Wurtzel wenig sömmert.
§. 4.
Der Meiden giebt es man- cherley Arten, und zwar erstlich die Bruch- Weide, welche am ersten ihr Laub mit vielen Safft treibet, es ist auch in dieser Safft-Zeit dieses Holtz von der gar zu häuffigen Mastigkeit brüchig. Die Busch- Weide, welche zu keinen Baum wird, sondern sich an den Wassern in einen Busch ausbreitet, wird zu Bindung der Zäune und von den Böttchern zu Reif- Stecken gebrauchet. Endlich die Saal- Weide, welche ein graulicht Holtz und rauhe Blätter hat, wächst in die Höhe zu einem Bäumgen, aber von wenig Aesten, träget lange Ketzen. Von dem Agat-Baum hat man zwar hie zu Lan- de gar wenig, iedoch in dem Mayntzischen und Pfältzischen wird er desto häuffi- ger angetroffen. Es trägt dieser Baum weder Blüthe noch Frucht, ausser in zwantzig Jahren eine Blume, daraus
ein
Des Vierdten Theils 10. Capitel/
[Spaltenumbruch]
auch der Uberſchuß und Reſt an die Fuͤrſtliche Cammer baar bezahlt und gut gethan, ſo wird dieſes alles hernach ap- probirt, und der Forſt-Schreiber bekom̃t nachgehends von der Rent-Cammer hieruͤber ſeine Qvittung und Juſtificati- ons-Scheine.
Das 10. Capitel/ Von allerhand Anmerckun- gen/ ſo die wilden Baͤume und Stauden anbetreffen/ und in vorhergehenden ausgelaſ- ſen worden.
§. 1.
Jch werde mir bey dieſem Capitul die Freyheit nehmen, daß ich ohne Un- terſcheid der Claſſen des harten oder wei- chen Holtzes, wie es auf einander folget, oder zuſammen gehoͤrt, ſondern bloß wie ſie einem in einer Promenade in einem Walde unter einander in die Augen fal- len, mein Raiſonement anfuͤgen moͤge: Das Haſel-Nuß-Holtz wird nicht leichtlich in einem rechten Baum auf- wachſen, ſondern bleibet gerne als ein Buſch, und ſchlaͤgt unten aus der Wur- tzel neben dem Stamm immer weiter aus. Wegen ſeines zwieſelichten Wuch- ſes iſt dieſes Holtz zum Hecken gar dien- lich. Es giebt eine gar liebliche Frucht, die man bißweilen an die Oebſter gar hoch anſchlagen, verkauffen und ver- pachten kan.
§. 2.
Der Vogelbeer-Baum waͤchſt niedrigen Wuchſes doch etwas ſtarck, ungefaͤhr wie ein Jertſchken-Baum von etwas weiſſer Schaale. Seiner Beere wegen iſt er mit ein Maſt-Baum vor das Wildpraͤth, dahero er nicht umge- hauen werden darff. Er wird nicht alt, indem er gar leicht einen Anſtoß bekom- men kan, daß er verdorret, ſonderlich iſt der Krebs gemeiniglich ſein erſter Anfang zum Tode. Der Hermsken-Baum waͤchſt am meiſten und liebſten auf de- nen klippichten Orten und in ſteinigten Erdboden, hat ein braunes Holtz, iſt in ſeinen Wuchs faſt geartet, als das Meß- ellerne, hat aber ein laͤngliches Blatt, gleich den ſchwartzen Schißbeer-Holtz. Er traͤgt mehrentheils in groſſer Menge laͤnglich-rothe Fruͤchte, die auf dem Bau- me taig werden, und vor eine ſehr ge- [Spaltenumbruch]
ſunde Medicin vor den Stein gehalten werden. Sie haben in ſich einen laͤng- lichten ſteinigten Kern, gleich einen Dat- tel-Kern, durch welche dieſe Art Holtzes ſich fortzeuget.
§. 3.
Der Linden-Baum wird al- ler Orten gefunden, auſſer im ſchwartzen Holtze, wo er nicht gerne ſtehet. Seine Laaß-Reiſer ſind nicht auf den Schlaͤgen zu dulden, weil er eine unglaublich ſtar- cke Wurtzel in die Erde weit um ſich ſchlaͤgt, vertilget das Holtz der Pappel gleich um ſich herum, und erſtickt es durch ſeine breiten Aeſte. Sein Saame iſt in Form eines Kirſch-Kerns, und ſeine Bluͤ- the von ſehr ſchoͤnen Geruch. Jm Wet- ter hat er faſt die Art als das Weidene Holtz, ie mehr man den Stamm koͤpf- fet, ie mehr treibt er in die Hoͤltzer und Aeſte, dahero er ſich ſonderlich zu Marck- und Mahl-Baͤumen ſchickt, weil er im Wind und Wetter wegen der ſtarcken Wurtzel, und auch vor der Faͤule ſehr dauerhafft iſt, doch wo er an der Seite beſchaͤdiget worden, pflegt er gerne zu faulen. Von den Schaͤfern hat dieſer Baum wegen des Baſt-ſchaͤlens groſſe Anfechtung. Die Aeſpe bleibet an den wenigſten Orten geſund, und zwar ge- het dieſelbe in Kern an, woſelbſt ſie durch einen in ſich ſelbſt gezeugten Wurm an- gefreſſen, nachmahls von denſelben ſchwartz und endlich eilmich wird. Auf den Schlaͤgen iſt dieſer Baum wohl zu dulden, indem er geſchwinde aufwaͤchſt, und doch wegen ſeiner Wurtzel wenig ſoͤmmert.
§. 4.
Der Meiden giebt es man- cherley Arten, und zwar erſtlich die Bruch- Weide, welche am erſten ihr Laub mit vielen Safft treibet, es iſt auch in dieſer Safft-Zeit dieſes Holtz von der gar zu haͤuffigen Maſtigkeit bruͤchig. Die Buſch- Weide, welche zu keinen Baum wird, ſondern ſich an den Waſſern in einen Buſch ausbreitet, wird zu Bindung der Zaͤune und von den Boͤttchern zu Reif- Stecken gebrauchet. Endlich die Saal- Weide, welche ein graulicht Holtz und rauhe Blaͤtter hat, waͤchſt in die Hoͤhe zu einem Baͤumgen, aber von wenig Aeſten, traͤget lange Ketzen. Von dem Agat-Baum hat man zwar hie zu Lan- de gar wenig, iedoch in dem Mayntziſchen und Pfaͤltziſchen wird er deſto haͤuffi- ger angetroffen. Es traͤgt dieſer Baum weder Bluͤthe noch Frucht, auſſer in zwantzig Jahren eine Blume, daraus
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Des Vierdten Theils 10. Capitel/
auch der Uberſchuß und Reſt an die
Fuͤrſtliche Cammer baar bezahlt und gut
gethan, ſo wird dieſes alles hernach ap-
probirt, und der Forſt-Schreiber bekom̃t
nachgehends von der Rent-Cammer
hieruͤber ſeine Qvittung und Juſtificati-
ons-Scheine.
Das 10. Capitel/
Von allerhand Anmerckun-
gen/ ſo die wilden Baͤume und
Stauden anbetreffen/ und in
vorhergehenden ausgelaſ-
ſen worden.
§. 1.
Jch werde mir bey dieſem Capitul die
Freyheit nehmen, daß ich ohne Un-
terſcheid der Claſſen des harten oder wei-
chen Holtzes, wie es auf einander folget,
oder zuſammen gehoͤrt, ſondern bloß wie
ſie einem in einer Promenade in einem
Walde unter einander in die Augen fal-
len, mein Raiſonement anfuͤgen moͤge:
Das Haſel-Nuß-Holtz wird nicht
leichtlich in einem rechten Baum auf-
wachſen, ſondern bleibet gerne als ein
Buſch, und ſchlaͤgt unten aus der Wur-
tzel neben dem Stamm immer weiter
aus. Wegen ſeines zwieſelichten Wuch-
ſes iſt dieſes Holtz zum Hecken gar dien-
lich. Es giebt eine gar liebliche Frucht,
die man bißweilen an die Oebſter gar
hoch anſchlagen, verkauffen und ver-
pachten kan.
§. 2.Der Vogelbeer-Baum waͤchſt
niedrigen Wuchſes doch etwas ſtarck,
ungefaͤhr wie ein Jertſchken-Baum von
etwas weiſſer Schaale. Seiner Beere
wegen iſt er mit ein Maſt-Baum vor
das Wildpraͤth, dahero er nicht umge-
hauen werden darff. Er wird nicht alt,
indem er gar leicht einen Anſtoß bekom-
men kan, daß er verdorret, ſonderlich iſt
der Krebs gemeiniglich ſein erſter Anfang
zum Tode. Der Hermsken-Baum
waͤchſt am meiſten und liebſten auf de-
nen klippichten Orten und in ſteinigten
Erdboden, hat ein braunes Holtz, iſt in
ſeinen Wuchs faſt geartet, als das Meß-
ellerne, hat aber ein laͤngliches Blatt,
gleich den ſchwartzen Schißbeer-Holtz. Er
traͤgt mehrentheils in groſſer Menge
laͤnglich-rothe Fruͤchte, die auf dem Bau-
me taig werden, und vor eine ſehr ge-
ſunde Medicin vor den Stein gehalten
werden. Sie haben in ſich einen laͤng-
lichten ſteinigten Kern, gleich einen Dat-
tel-Kern, durch welche dieſe Art Holtzes
ſich fortzeuget.
§. 3.Der Linden-Baum wird al-
ler Orten gefunden, auſſer im ſchwartzen
Holtze, wo er nicht gerne ſtehet. Seine
Laaß-Reiſer ſind nicht auf den Schlaͤgen
zu dulden, weil er eine unglaublich ſtar-
cke Wurtzel in die Erde weit um ſich
ſchlaͤgt, vertilget das Holtz der Pappel
gleich um ſich herum, und erſtickt es durch
ſeine breiten Aeſte. Sein Saame iſt in
Form eines Kirſch-Kerns, und ſeine Bluͤ-
the von ſehr ſchoͤnen Geruch. Jm Wet-
ter hat er faſt die Art als das Weidene
Holtz, ie mehr man den Stamm koͤpf-
fet, ie mehr treibt er in die Hoͤltzer und
Aeſte, dahero er ſich ſonderlich zu Marck-
und Mahl-Baͤumen ſchickt, weil er im
Wind und Wetter wegen der ſtarcken
Wurtzel, und auch vor der Faͤule ſehr
dauerhafft iſt, doch wo er an der Seite
beſchaͤdiget worden, pflegt er gerne zu
faulen. Von den Schaͤfern hat dieſer
Baum wegen des Baſt-ſchaͤlens groſſe
Anfechtung. Die Aeſpe bleibet an den
wenigſten Orten geſund, und zwar ge-
het dieſelbe in Kern an, woſelbſt ſie durch
einen in ſich ſelbſt gezeugten Wurm an-
gefreſſen, nachmahls von denſelben
ſchwartz und endlich eilmich wird. Auf
den Schlaͤgen iſt dieſer Baum wohl zu
dulden, indem er geſchwinde aufwaͤchſt,
und doch wegen ſeiner Wurtzel wenig
ſoͤmmert.
§. 4.Der Meiden giebt es man-
cherley Arten, und zwar erſtlich die Bruch-
Weide, welche am erſten ihr Laub mit
vielen Safft treibet, es iſt auch in dieſer
Safft-Zeit dieſes Holtz von der gar zu
haͤuffigen Maſtigkeit bruͤchig. Die Buſch-
Weide, welche zu keinen Baum wird,
ſondern ſich an den Waſſern in einen
Buſch ausbreitet, wird zu Bindung der
Zaͤune und von den Boͤttchern zu Reif-
Stecken gebrauchet. Endlich die Saal-
Weide, welche ein graulicht Holtz und
rauhe Blaͤtter hat, waͤchſt in die Hoͤhe
zu einem Baͤumgen, aber von wenig
Aeſten, traͤget lange Ketzen. Von dem
Agat-Baum hat man zwar hie zu Lan-
de gar wenig, iedoch in dem Mayntziſchen
und Pfaͤltziſchen wird er deſto haͤuffi-
ger angetroffen. Es traͤgt dieſer Baum
weder Bluͤthe noch Frucht, auſſer in
zwantzig Jahren eine Blume, daraus
ein
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/442>, abgerufen am 22.02.2025.
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