[Spaltenumbruch]
Schaf- und Schwein-Vieh hierbey da- von lassen, als welches wegen seines Gra- sens und Scharrens mehr schädlich, als nützlich. So bald sich aber die grünen Ausschößlinge spühren lassen, muß man das Rind-Vieh nicht mehr dahin treiben. Sind noch einige blosse Flecke hier und dar zu finden, so kan man die Ochsen darein weyden lassen.
§. 7.
Bey den Wald-Bränden ist aller Fleiß und Behutsamkeit anzuwen- den, daß solche bey Zeiten gelöschet und ge- dämpffet werden. Weil es mit dem Was- ser hierbey selten gethan, so ist das beste, wenn man etwas vom Feuer ab einen Umfang macht, daselbst alles Holtz und Gebüsche weghauen läßt, und endlich durch Graben-machen verhindert, daß solches nicht weiter kommen möge, indem das Feuer mehr in der Erden wegläufft, als über der Erden.
§. 8.
Die Hütten-Wercke sind den Waldungen nicht gar sehr zuträglich, es wäre denn, daß sie an solchen Orten stün- den, wo das Holtz nicht genutzet werden könte, da es nur endlich verfaulen müste. Sonst ist es besser, daß man den Eisen- Stein weit führet, als daß man die Hüt- ten an Oerter leget, wo das Holtz zu ra- the gehalten werden muß, welches eben- falls bey den Glase-Hütten in Obacht zu nehmen. Bey den Schneide-Mühlen ist Obacht zu haben, daß nicht übriges Holtz an dieselben geliefert werde, zumahl an sol- chen Orten, wo es der Herrschafft Schade ist, das ist, wenn aus grünen und stehenden Bergen Bloche ausgegeben werden. So lange sich noch dürre Höltzer u. Brüche fin- den, müssen die andern guten Höltzer im- mer verschonet bleiben. Will ein Wald- Bedienter nicht recht treu und redlich mit seiner Herrschafft handeln, so darff er ih- nen auch keine Bloch-Höltzer unabgezehlt, noch mit dem Wald-Hammer gezeichnet überlassen, weil solches so gut, als ein Diebstahl ist. So sind auch die Bloche in den Bäumen Blochweise, nicht aber Stammweise zu verkauffen.
§. 9.
Weil alles Wiesen-Geräume nur die Waldungen weniger und gerin- ger macht, und solche nachgehends nie- mahls wieder angebauet werden, so ist auch dawider zu arbeiten, und den Unter- thanen ebenfalls nicht leicht zu gestatten, daß sie die Holtz-Plätze zu Wiesen ausräu- men dürffen. Das Laachen und Schnit- teln der Bäume ist den jungen Bergen höchstschädlich; Wo aber ja eine Fichte [Spaltenumbruch]
überständig, da kan sie wohl gelaachet wer- den, und die Herrschafft diesen Nutzen mit davon ziehen, ohne daß den Waldun- gen dadurch Schaden zugefüget werde. Es ist auch nicht eher zu gestatten, als in dem Monat Majo, und muß man knotig- te und knorrigte Bäume hierzu erweh- len, die sonst zu nichts, als zum Brennen können genutzet werden, oder doch solche Bäume sind, die so weit gewachsen, daß es nun heißt: Das Holtz soll und muß geschlagen werden.
§. 10.
Um das Aufnehmen der Wäl- der zu erwehlen, muß eine Herrschafft sol- che Diener aussuchen, die auf keinerley Art und Weise ihr Privat-Interesse su- chen. Es muß eine Herrschafft ihnen nicht gestatten, daß sie Mahl- und Schneide- Mühlen haben, oder solche pachten, sie müssen sich auch mit keinen Glaß- und Hammer-Hütten, Eisen-Gruben, und Bergwercken einlassen, ingleichen nicht mit Holtz, Bretern, und Schindeln Han- del treiben, keine Floß-Teiche pachten, kein Wiesen-Geräume annehmen, im Walde sich nicht ankauffen, noch anbau- en, sondern vielmehr auf die Herrschafft- lichen Wald-Häuser gute Aufsicht füh- ren, und deren Inventaria zu erhalten su- chen. Offtmahls sind andere Diener und Beamten schuld, daß eine Herrschafft kei- ne treue Diener hat, denn sie sind aus heimlichen Neid, Haß und Feindschafft auf allerhand Art und Weise ehrlichen und aufrichtigen Dienern zuwider, sie verklei- nern sie, und verhindern, daß sie bey der Herrschafft keine Beförderung erlangen. Dieses thun sie um ihres eigenen Interesse willen, weil sie diese und jene Verrichtung und Accidentien in Forst- und Floß-Sa- chen an sich gezogen, die sie nicht verste- hen, noch vielweniger zu ihrer Herrschafft Nutzen ausführen können. Sie meynen, wenn sie einen solchen Menschen zur Be- förderung liessen, der die Sache besser ver- stünde, als wie sie selbst, so würde ihnen dieses gewaltig praejudiciren. Bißweilen verfolgen sie auch einen ehrlichen Men- schen, daß er einen solchen grossen Hansen nicht angebetet, noch um seiner Beförde- rung willen ihm gleichsam vor die Füsse gefallen, sein Ansehen und Gewalt her- ausgestrichen, noch mit ansehnlichen Prae- senten vor ihm erschienen. Alsdenn ist kein Gehör, und mancher redlicher Mann wird an seiner Promotion dadurch ver- hindert. Fragt ihn der Fürst, was ihm von diesem und jenem Subjecto, so um
Beför-
Des Vierdten Theils 9. Capitel/
[Spaltenumbruch]
Schaf- und Schwein-Vieh hierbey da- von laſſen, als welches wegen ſeines Gra- ſens und Scharrens mehr ſchaͤdlich, als nuͤtzlich. So bald ſich aber die gruͤnen Ausſchoͤßlinge ſpuͤhren laſſen, muß man das Rind-Vieh nicht mehr dahin treiben. Sind noch einige bloſſe Flecke hier und dar zu finden, ſo kan man die Ochſen darein weyden laſſen.
§. 7.
Bey den Wald-Braͤnden iſt aller Fleiß und Behutſamkeit anzuwen- den, daß ſolche bey Zeiten geloͤſchet und ge- daͤmpffet werden. Weil es mit dem Waſ- ſer hierbey ſelten gethan, ſo iſt das beſte, wenn man etwas vom Feuer ab einen Umfang macht, daſelbſt alles Holtz und Gebuͤſche weghauen laͤßt, und endlich durch Graben-machen verhindert, daß ſolches nicht weiter kommen moͤge, indem das Feuer mehr in der Erden weglaͤufft, als uͤber der Erden.
§. 8.
Die Huͤtten-Wercke ſind den Waldungen nicht gar ſehr zutraͤglich, es waͤre denn, daß ſie an ſolchen Orten ſtuͤn- den, wo das Holtz nicht genutzet werden koͤnte, da es nur endlich verfaulen muͤſte. Sonſt iſt es beſſer, daß man den Eiſen- Stein weit fuͤhret, als daß man die Huͤt- ten an Oerter leget, wo das Holtz zu ra- the gehalten werden muß, welches eben- falls bey den Glaſe-Huͤtten in Obacht zu nehmen. Bey den Schneide-Muͤhlen iſt Obacht zu haben, daß nicht uͤbriges Holtz an dieſelben geliefert werde, zumahl an ſol- chen Orten, wo es der Herrſchafft Schade iſt, das iſt, wenn aus gruͤnen und ſtehenden Bergen Bloche ausgegeben werden. So lange ſich noch duͤrre Hoͤltzer u. Bruͤche fin- den, muͤſſen die andern guten Hoͤltzer im- mer verſchonet bleiben. Will ein Wald- Bedienter nicht recht treu und redlich mit ſeiner Herrſchafft handeln, ſo darff er ih- nen auch keine Bloch-Hoͤltzer unabgezehlt, noch mit dem Wald-Hammer gezeichnet uͤberlaſſen, weil ſolches ſo gut, als ein Diebſtahl iſt. So ſind auch die Bloche in den Baͤumen Blochweiſe, nicht aber Stammweiſe zu verkauffen.
§. 9.
Weil alles Wieſen-Geraͤume nur die Waldungen weniger und gerin- ger macht, und ſolche nachgehends nie- mahls wieder angebauet werden, ſo iſt auch dawider zu arbeiten, und den Unter- thanen ebenfalls nicht leicht zu geſtatten, daß ſie die Holtz-Plaͤtze zu Wieſen ausraͤu- men duͤrffen. Das Laachen und Schnit- teln der Baͤume iſt den jungen Bergen hoͤchſtſchaͤdlich; Wo aber ja eine Fichte [Spaltenumbruch]
uͤberſtaͤndig, da kan ſie wohl gelaachet wer- den, und die Herrſchafft dieſen Nutzen mit davon ziehen, ohne daß den Waldun- gen dadurch Schaden zugefuͤget werde. Es iſt auch nicht eher zu geſtatten, als in dem Monat Majo, und muß man knotig- te und knorrigte Baͤume hierzu erweh- len, die ſonſt zu nichts, als zum Brennen koͤnnen genutzet werden, oder doch ſolche Baͤume ſind, die ſo weit gewachſen, daß es nun heißt: Das Holtz ſoll und muß geſchlagen werden.
§. 10.
Um das Aufnehmen der Waͤl- der zu erwehlen, muß eine Herrſchafft ſol- che Diener ausſuchen, die auf keinerley Art und Weiſe ihr Privat-Intereſſe ſu- chen. Es muß eine Herrſchafft ihnen nicht geſtatten, daß ſie Mahl- und Schneide- Muͤhlen haben, oder ſolche pachten, ſie muͤſſen ſich auch mit keinen Glaß- und Hammer-Huͤtten, Eiſen-Gruben, und Bergwercken einlaſſen, ingleichen nicht mit Holtz, Bretern, und Schindeln Han- del treiben, keine Floß-Teiche pachten, kein Wieſen-Geraͤume annehmen, im Walde ſich nicht ankauffen, noch anbau- en, ſondern vielmehr auf die Herrſchafft- lichen Wald-Haͤuſer gute Aufſicht fuͤh- ren, und deren Inventaria zu erhalten ſu- chen. Offtmahls ſind andere Diener und Beamten ſchuld, daß eine Herrſchafft kei- ne treue Diener hat, denn ſie ſind aus heimlichen Neid, Haß und Feindſchafft auf allerhand Art und Weiſe ehrlichen und aufrichtigen Dienern zuwider, ſie verklei- nern ſie, und verhindern, daß ſie bey der Herrſchafft keine Befoͤrderung erlangen. Dieſes thun ſie um ihres eigenen Intereſſe willen, weil ſie dieſe und jene Verrichtung und Accidentien in Forſt- und Floß-Sa- chen an ſich gezogen, die ſie nicht verſte- hen, noch vielweniger zu ihrer Herrſchafft Nutzen ausfuͤhren koͤnnen. Sie meynen, wenn ſie einen ſolchen Menſchen zur Be- foͤrderung lieſſen, der die Sache beſſer ver- ſtuͤnde, als wie ſie ſelbſt, ſo wuͤrde ihnen dieſes gewaltig præjudiciren. Bißweilen verfolgen ſie auch einen ehrlichen Men- ſchen, daß er einen ſolchen groſſen Hanſen nicht angebetet, noch um ſeiner Befoͤrde- rung willen ihm gleichſam vor die Fuͤſſe gefallen, ſein Anſehen und Gewalt her- ausgeſtrichen, noch mit anſehnlichen Præ- ſenten vor ihm erſchienen. Alsdenn iſt kein Gehoͤr, und mancher redlicher Mann wird an ſeiner Promotion dadurch ver- hindert. Fragt ihn der Fuͤrſt, was ihm von dieſem und jenem Subjecto, ſo um
Befoͤr-
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[294/0440]
Des Vierdten Theils 9. Capitel/
Schaf- und Schwein-Vieh hierbey da-
von laſſen, als welches wegen ſeines Gra-
ſens und Scharrens mehr ſchaͤdlich, als
nuͤtzlich. So bald ſich aber die gruͤnen
Ausſchoͤßlinge ſpuͤhren laſſen, muß man
das Rind-Vieh nicht mehr dahin treiben.
Sind noch einige bloſſe Flecke hier und dar
zu finden, ſo kan man die Ochſen darein
weyden laſſen.
§. 7.Bey den Wald-Braͤnden iſt
aller Fleiß und Behutſamkeit anzuwen-
den, daß ſolche bey Zeiten geloͤſchet und ge-
daͤmpffet werden. Weil es mit dem Waſ-
ſer hierbey ſelten gethan, ſo iſt das beſte,
wenn man etwas vom Feuer ab einen
Umfang macht, daſelbſt alles Holtz und
Gebuͤſche weghauen laͤßt, und endlich
durch Graben-machen verhindert, daß
ſolches nicht weiter kommen moͤge, indem
das Feuer mehr in der Erden weglaͤufft,
als uͤber der Erden.
§. 8.Die Huͤtten-Wercke ſind den
Waldungen nicht gar ſehr zutraͤglich, es
waͤre denn, daß ſie an ſolchen Orten ſtuͤn-
den, wo das Holtz nicht genutzet werden
koͤnte, da es nur endlich verfaulen muͤſte.
Sonſt iſt es beſſer, daß man den Eiſen-
Stein weit fuͤhret, als daß man die Huͤt-
ten an Oerter leget, wo das Holtz zu ra-
the gehalten werden muß, welches eben-
falls bey den Glaſe-Huͤtten in Obacht zu
nehmen. Bey den Schneide-Muͤhlen iſt
Obacht zu haben, daß nicht uͤbriges Holtz
an dieſelben geliefert werde, zumahl an ſol-
chen Orten, wo es der Herrſchafft Schade
iſt, das iſt, wenn aus gruͤnen und ſtehenden
Bergen Bloche ausgegeben werden. So
lange ſich noch duͤrre Hoͤltzer u. Bruͤche fin-
den, muͤſſen die andern guten Hoͤltzer im-
mer verſchonet bleiben. Will ein Wald-
Bedienter nicht recht treu und redlich mit
ſeiner Herrſchafft handeln, ſo darff er ih-
nen auch keine Bloch-Hoͤltzer unabgezehlt,
noch mit dem Wald-Hammer gezeichnet
uͤberlaſſen, weil ſolches ſo gut, als ein
Diebſtahl iſt. So ſind auch die Bloche
in den Baͤumen Blochweiſe, nicht aber
Stammweiſe zu verkauffen.
§. 9.Weil alles Wieſen-Geraͤume
nur die Waldungen weniger und gerin-
ger macht, und ſolche nachgehends nie-
mahls wieder angebauet werden, ſo iſt
auch dawider zu arbeiten, und den Unter-
thanen ebenfalls nicht leicht zu geſtatten,
daß ſie die Holtz-Plaͤtze zu Wieſen ausraͤu-
men duͤrffen. Das Laachen und Schnit-
teln der Baͤume iſt den jungen Bergen
hoͤchſtſchaͤdlich; Wo aber ja eine Fichte
uͤberſtaͤndig, da kan ſie wohl gelaachet wer-
den, und die Herrſchafft dieſen Nutzen
mit davon ziehen, ohne daß den Waldun-
gen dadurch Schaden zugefuͤget werde.
Es iſt auch nicht eher zu geſtatten, als in
dem Monat Majo, und muß man knotig-
te und knorrigte Baͤume hierzu erweh-
len, die ſonſt zu nichts, als zum Brennen
koͤnnen genutzet werden, oder doch ſolche
Baͤume ſind, die ſo weit gewachſen, daß
es nun heißt: Das Holtz ſoll und muß
geſchlagen werden.
§. 10.Um das Aufnehmen der Waͤl-
der zu erwehlen, muß eine Herrſchafft ſol-
che Diener ausſuchen, die auf keinerley
Art und Weiſe ihr Privat-Intereſſe ſu-
chen. Es muß eine Herrſchafft ihnen nicht
geſtatten, daß ſie Mahl- und Schneide-
Muͤhlen haben, oder ſolche pachten, ſie
muͤſſen ſich auch mit keinen Glaß- und
Hammer-Huͤtten, Eiſen-Gruben, und
Bergwercken einlaſſen, ingleichen nicht
mit Holtz, Bretern, und Schindeln Han-
del treiben, keine Floß-Teiche pachten,
kein Wieſen-Geraͤume annehmen, im
Walde ſich nicht ankauffen, noch anbau-
en, ſondern vielmehr auf die Herrſchafft-
lichen Wald-Haͤuſer gute Aufſicht fuͤh-
ren, und deren Inventaria zu erhalten ſu-
chen. Offtmahls ſind andere Diener und
Beamten ſchuld, daß eine Herrſchafft kei-
ne treue Diener hat, denn ſie ſind aus
heimlichen Neid, Haß und Feindſchafft auf
allerhand Art und Weiſe ehrlichen und
aufrichtigen Dienern zuwider, ſie verklei-
nern ſie, und verhindern, daß ſie bey der
Herrſchafft keine Befoͤrderung erlangen.
Dieſes thun ſie um ihres eigenen Intereſſe
willen, weil ſie dieſe und jene Verrichtung
und Accidentien in Forſt- und Floß-Sa-
chen an ſich gezogen, die ſie nicht verſte-
hen, noch vielweniger zu ihrer Herrſchafft
Nutzen ausfuͤhren koͤnnen. Sie meynen,
wenn ſie einen ſolchen Menſchen zur Be-
foͤrderung lieſſen, der die Sache beſſer ver-
ſtuͤnde, als wie ſie ſelbſt, ſo wuͤrde ihnen
dieſes gewaltig præjudiciren. Bißweilen
verfolgen ſie auch einen ehrlichen Men-
ſchen, daß er einen ſolchen groſſen Hanſen
nicht angebetet, noch um ſeiner Befoͤrde-
rung willen ihm gleichſam vor die Fuͤſſe
gefallen, ſein Anſehen und Gewalt her-
ausgeſtrichen, noch mit anſehnlichen Præ-
ſenten vor ihm erſchienen. Alsdenn iſt
kein Gehoͤr, und mancher redlicher Mann
wird an ſeiner Promotion dadurch ver-
hindert. Fragt ihn der Fuͤrſt, was ihm
von dieſem und jenem Subjecto, ſo um
Befoͤr-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/440>, abgerufen am 22.02.2025.
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