Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 45. Capitel/ [Spaltenumbruch]
sehen, und solche an verbothenen Ortenim Felde Schaden ungepfändet thun lassen. 3) Wenn sie von denen, welche sie auf frischer That ertappt, ihr Pfand-Geld nehmen, und den Schaden nicht gebüh- rend anzeigen. 4) Wenn sie Unschuldi- ge pfänden, und solche bey Obrigkeit, oder anderer Orten, als diebische Leute ange- ben, um nur ein Pfand-Geld zu bekom- men, oder sonst ihr Müthlein an ihnen zu kühlen. 5) Wenn sie sich besonders Wach-Geld über ein gewiß Stück Feld von dem Eigenthums-Herrn geben las- sen, und doch darauf kein wachsames Au- ge haben. 6) Wenn sie die gepfändeten Leute mit Zurückhaltung des abgenom- menen Pfandes allzu sehr übersetzen, und mehr Pfand-Geld von ihnen fordern, oder nehmen, als ihnen von Rechtswe- gen gebühret, oder der vermeynte Scha- den austrägt. 7) Wenn sie den von ge- pfändeten Personen begangenen Scha- den bey dem Eigenthums-Herrn oder der Obrigkeit grösser machen, als er in der That ist, um dem Thäter eine desto grössere Strafe zu wege zu bringen. 8) Wenn sie selbst die Gänse anderer in die Kraut-Gärten, oder ander Vieh in die Wiesen jagen, und alsdenn solche unter dem Praetext, daß sie für sich hinein ge- lauffen, pfänden. 9) Wenn sie ihr ei- genes Vieh andern zu Schaden in die jungen Schläge oder Felder gehen lassen. Das 45. Capitel/ Einige besondere Anmerckun- ckungen/ so die Leipziger Lerchen/ und andere Vögel be- treffen. §. 1. Es saget Elsholzius in seinem Tisch- An Lerchen [Tabelle] Das ist 403455. Stück Lerchen, welche §. 2. Jst der Boden schlechter, so ist §. 3. Es giebt zweyerley Lerchen, als gen
Des Dritten Theils 45. Capitel/ [Spaltenumbruch]
ſehen, und ſolche an verbothenen Ortenim Felde Schaden ungepfaͤndet thun laſſen. 3) Wenn ſie von denen, welche ſie auf friſcher That ertappt, ihr Pfand-Geld nehmen, und den Schaden nicht gebuͤh- rend anzeigen. 4) Wenn ſie Unſchuldi- ge pfaͤnden, und ſolche bey Obrigkeit, oder anderer Orten, als diebiſche Leute ange- ben, um nur ein Pfand-Geld zu bekom- men, oder ſonſt ihr Muͤthlein an ihnen zu kuͤhlen. 5) Wenn ſie ſich beſonders Wach-Geld uͤber ein gewiß Stuͤck Feld von dem Eigenthums-Herrn geben laſ- ſen, und doch darauf kein wachſames Au- ge haben. 6) Wenn ſie die gepfaͤndeten Leute mit Zuruͤckhaltung des abgenom- menen Pfandes allzu ſehr uͤberſetzen, und mehr Pfand-Geld von ihnen fordern, oder nehmen, als ihnen von Rechtswe- gen gebuͤhret, oder der vermeynte Scha- den austraͤgt. 7) Wenn ſie den von ge- pfaͤndeten Perſonen begangenen Scha- den bey dem Eigenthums-Herrn oder der Obrigkeit groͤſſer machen, als er in der That iſt, um dem Thaͤter eine deſto groͤſſere Strafe zu wege zu bringen. 8) Wenn ſie ſelbſt die Gaͤnſe anderer in die Kraut-Gaͤrten, oder ander Vieh in die Wieſen jagen, und alsdenn ſolche unter dem Prætext, daß ſie fuͤr ſich hinein ge- lauffen, pfaͤnden. 9) Wenn ſie ihr ei- genes Vieh andern zu Schaden in die jungen Schlaͤge oder Felder gehen laſſen. Das 45. Capitel/ Einige beſondere Anmerckun- ckungen/ ſo die Leipziger Lerchen/ und andere Voͤgel be- treffen. §. 1. Es ſaget Elsholzius in ſeinem Tiſch- An Lerchen [Tabelle] Das iſt 403455. Stuͤck Lerchen, welche §. 2. Jſt der Boden ſchlechter, ſo iſt §. 3. Es giebt zweyerley Lerchen, als gen
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Des Dritten Theils 45. Capitel/
ſehen, und ſolche an verbothenen Orten
im Felde Schaden ungepfaͤndet thun
laſſen. 3) Wenn ſie von denen, welche ſie
auf friſcher That ertappt, ihr Pfand-Geld
nehmen, und den Schaden nicht gebuͤh-
rend anzeigen. 4) Wenn ſie Unſchuldi-
ge pfaͤnden, und ſolche bey Obrigkeit, oder
anderer Orten, als diebiſche Leute ange-
ben, um nur ein Pfand-Geld zu bekom-
men, oder ſonſt ihr Muͤthlein an ihnen
zu kuͤhlen. 5) Wenn ſie ſich beſonders
Wach-Geld uͤber ein gewiß Stuͤck Feld
von dem Eigenthums-Herrn geben laſ-
ſen, und doch darauf kein wachſames Au-
ge haben. 6) Wenn ſie die gepfaͤndeten
Leute mit Zuruͤckhaltung des abgenom-
menen Pfandes allzu ſehr uͤberſetzen, und
mehr Pfand-Geld von ihnen fordern,
oder nehmen, als ihnen von Rechtswe-
gen gebuͤhret, oder der vermeynte Scha-
den austraͤgt. 7) Wenn ſie den von ge-
pfaͤndeten Perſonen begangenen Scha-
den bey dem Eigenthums-Herrn oder
der Obrigkeit groͤſſer machen, als er in
der That iſt, um dem Thaͤter eine deſto
groͤſſere Strafe zu wege zu bringen. 8)
Wenn ſie ſelbſt die Gaͤnſe anderer in die
Kraut-Gaͤrten, oder ander Vieh in die
Wieſen jagen, und alsdenn ſolche unter
dem Prætext, daß ſie fuͤr ſich hinein ge-
lauffen, pfaͤnden. 9) Wenn ſie ihr ei-
genes Vieh andern zu Schaden in die
jungen Schlaͤge oder Felder gehen laſſen.
Das 45. Capitel/
Einige beſondere Anmerckun-
ckungen/ ſo die Leipziger Lerchen/
und andere Voͤgel be-
treffen.
§. 1.
Es ſaget Elsholzius in ſeinem Tiſch-
Buch L. 3. c. 1. no. 27. p. 164. Die Ler-
chen aͤndern ſich nach dem Orte, und nach
dem Futter, ſintemahl wo nur Roggen
und Gerſte gebauet wird, da bleiben ſie
klein und mager; auf den Weitzen-Ae-
ckern aber, als um Leipzig und Halle,
nehmen ſie ſehr zu am Leibe, und werden
uͤber die Maaſſen fett.
An Lerchen
Sind im Monat October zur Stadt
Leipzig gebracht worden,
als:
Das iſt 403455. Stuͤck Lerchen, welche
Anzahl aber mit denen, ſo bereits im Mo-
nat September, und noch menſe Novembr.
eingebracht zu werden pflegen, um ein
gutes vermehret werden muß. Es iſt
auch hiebey zu erinnern, daß ein groſſer
Theil von den Lerchen nicht nach Leipzig
kommt, weil ſo viel Wirthshaͤuſer auf
den Doͤrffern, und auf den Doͤrffern
mancher Prediger und guter Schlucker
wohnet, der ſich mit Lerchen um dieſe Zeit
etwas zu gute thut. Es iſt aber auch die-
ſes zu obſerviren, daß alles, was in der
Ebene gegen 4. 5. biß 6. Meilen, welche
fruchtbaren Boden hat, an Lerchen ge-
fangen wird, Leipziger Lerchen heißt, ob
ſie ſchon nicht alle in den Leipziger Feldern
gefangen werden.
§. 2.Jſt der Boden ſchlechter, ſo iſt
auch die Nahrung fuͤr die Lerchen ſchlech-
ter, folglich ſind ſie nicht ſo fett, und die-
nen nicht nach Leipzig auf den Marckt ge-
bracht zu werden. Sind ſie aber fett, ſo
gelten ſie auf dem Leipziger Marckt am
meiſten, und werden deswegen auf etliche
Meilweges weit dahin gebracht. Die Ur-
ſache der Fettigkeit, ihrer Groͤſſe, und vie-
len Fleiſches iſt nichts anders, als die an-
genehme warme Witterung des Auguſti,
Septembris und Octobris, da beqvemes
Wetter iſt, die Winter-Saat zu ſaͤen;
Kommt dieſe zeitlich in die Erde, bekom̃t
Regen, gehet wohl auf, ſo ſtehet die Saat
wohl, und dieſe iſt die beſte Speiſe der
Lerchen. Wird ſolche durch viele duͤrre
Winde und dergleichen Witterung ver-
hindert, daß ſpaͤt geſaͤet werden kan, ſo
nehmen die Lerchen ſpaͤt zu, und die Fuͤt-
terung iſt ihnen zu knapp. Solcher Ge-
ſtalt ſind in dem 1720. Jahr die Lerchen,
wegen ihrer beqvemen Witterung und
Saat, um ein gut Theil fetter worden,
als andere Jahre.
§. 3.Es giebt zweyerley Lerchen, als
Tag- und Nacht-Lerchen. Die Tage-
Lerchen ſind kleiner, und nicht ſo fett, die
aber des Nachts im Stockfinſtern gefan-
gen
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