Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Theils 35. Capitel/ von mancherley Feder-Wildpräth. [Spaltenumbruch]
denn ob er gleich zahm wird, läßt er sichdoch ab- und zuzufliegen nicht gewöhnen, übertreffen aber an der Geschicklichkeit, Lieder pfeiffen zu lernen, viel andere Vö- gel; was sie einmahl können, behalten sie ihr Lebtage, und wenn sie auch unter hundert andern Vögeln sässen. Die Amseln werden mit Habichten und Sper- bern gebeitzet, mit Netzen, Dohnen, Sprenckeln, Hütten, Kloben und Leim- Ruthen gefangen. Es werden die Am- seln ebenfalls wie die Drosseln, oder Krammets-Vögel, und andere derglei- chen gespeiset, in der Küchen zugerichtet, und auf dem Rost gebraten. §. 37. Der Amseln giebt es unter- Von der Pyrole. §. 38. Dieser Vogel hat seinen Nah- Von der Nachtigall. §. 39. Man hält davor, daß die ist
Des Dritten Theils 35. Capitel/ von mancherley Feder-Wildpraͤth. [Spaltenumbruch]
denn ob er gleich zahm wird, laͤßt er ſichdoch ab- und zuzufliegen nicht gewoͤhnen, uͤbertreffen aber an der Geſchicklichkeit, Lieder pfeiffen zu lernen, viel andere Voͤ- gel; was ſie einmahl koͤnnen, behalten ſie ihr Lebtage, und wenn ſie auch unter hundert andern Voͤgeln ſaͤſſen. Die Amſeln werden mit Habichten und Sper- bern gebeitzet, mit Netzen, Dohnen, Sprenckeln, Huͤtten, Kloben und Leim- Ruthen gefangen. Es werden die Am- ſeln ebenfalls wie die Droſſeln, oder Krammets-Voͤgel, und andere derglei- chen geſpeiſet, in der Kuͤchen zugerichtet, und auf dem Roſt gebraten. §. 37. Der Amſeln giebt es unter- Von der Pyrole. §. 38. Dieſer Vogel hat ſeinen Nah- Von der Nachtigall. §. 39. Man haͤlt davor, daß die iſt
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Es werden die Am-<lb/> ſeln ebenfalls wie die Droſſeln, oder<lb/> Krammets-Voͤgel, und andere derglei-<lb/> chen geſpeiſet, in der Kuͤchen zugerichtet,<lb/> und auf dem Roſt gebraten.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 37.</head> <p>Der Amſeln giebt es unter-<lb/> ſchiedene Arten, als die Schwartz-Amſel,<lb/> die Stein-Amſel, und Meer-Amſel. Von<lb/> der Schwartz-Amſel hab ich im vorher-<lb/> gehenden gehandelt; Dieſes muß ich noch<lb/> hierbey mit anfuͤgen, daß dieſer Vogel<lb/> an den Hoͤltzern Abends-Zeit eine beſon-<lb/> dere Art hat, indem derſelbe, wenn er et-<lb/> was von Wildpraͤth, als Haſen, Fuͤch-<lb/> ſen, oder auch hoch Wildpraͤth mercket,<lb/> ohn Aufhoͤren pflegt zu ſchnippen und zu<lb/> ruffen, daher ſich der Weydemann offt-<lb/> mahls hiernach richtet, und wahrnimmt.<lb/> Die Stein-Amſel iſt an Farbe Aſchen-<lb/> farbigt, am Kopff biß auf den Rumpff,<lb/> der Bauch aber Ziegel-roth, mit unver-<lb/> merckten weiſſen Federlein eingeſprengt,<lb/> und einem rothen Schwantz. Er gleichet<lb/> gantz und gar einem Rothſchwantz-Hahn.<lb/> Seine Nahrung iſt Gewuͤrmer und<lb/> Wein-Beeren; er bruͤtet wie die Stein-<lb/> Klatſche, und ziehet Herſt-Zeit wie die<lb/> andern Voͤgel mit weg, wiewohl unver-<lb/> merckt, weil er ohnedem hier zu Lande<lb/> wenig gemerckt wird. Die Meer-Am-<lb/> ſel heckt hier zu Lande gar nicht, zieht<lb/> aber Herbſt- und Fruͤhlings-Zeit, wie an-<lb/> dere Voͤgel hier vorbey. Es iſt ein<lb/> ſchwartzgrauer Vogel, etwas wenig weiß<lb/> eingeſprengt, und etwas groͤſſer als die<lb/> ſchwartze Amſel, hat eine weiſſe Kehle, faſt<lb/> wie die Waſſer-Amſel; Sie ziehen auf<lb/> ſtarcken Flug, ſind ein ſehr dummer Vo-<lb/> gel, bey dem Herde, maſſen die Vogel-<lb/> Steller wahrnehmen, daß, wenn bey dem<lb/> Ruͤcken etwan einer unverſehens un-<lb/> ter dem Garne wieder hervor, und da-<lb/> von kommt, derſelbe ſich auf die Tritt-<lb/> Reiſer ſetzen ſoll, biß der Vogel-Steller<lb/> ſeinen Herd wiederum zum Ruͤcken fer-<lb/> tig gemacht; alsdenn dieſer Vogel wieder-<lb/> um einfallen, und ſich zum andernmahl<lb/> ruͤcken laſſen ſoll. Sie ſind ſonſten von<lb/><cb/> ungemeiner Fettigkeit, darinnen ſie faſt<lb/> allen andern Mittel-Vogeln vorgehen.<lb/> S. <hi rendition="#aq">Notabilia Venat. p.</hi> 93.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#aq">Pyrole.</hi></hi> </head><lb/> <div n="4"> <head>§. 38.</head> <p>Dieſer Vogel hat ſeinen Nah-<lb/> men bekommen von dem heilen Thon, den<lb/> er auf eine angenehme Art von ſich giebt,<lb/> da er faſt den Klang, Bierhohl, Bier-<lb/> hohl, oder <hi rendition="#aq">Pyrol</hi> ſtets von ſich hoͤren<lb/> laͤßt.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von der Nachtigall.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head>§. 39.</head> <p>Man haͤlt davor, daß die<lb/> Nachtigallen, ſo nach <hi rendition="#aq">Gregorii</hi> gefangen<lb/> werden, daſſelbige Jahr in den Kefichen<lb/> nicht ſingen ſollen. Wenn man ſie in<lb/> den Stuben aufbehaͤlt, und ſie fangen<lb/> zeitlich an zu ſingen, ſo glaubt man, daß<lb/> es bald Sommer werden werde. Man<lb/> kan daſſelbe mit kleinen Gaͤrnlein gar<lb/> leicht fangen, wenn vorhero ein wenig<lb/> Erde aufgegraben wird, ſo ſuchet daſſelbe<lb/> darauf nach Wuͤrmen, und wird auf<lb/> ſolche Art beruͤckt. Ein Nachtigall-<lb/> Maͤnnlein mit einem Canarien-Weiblein<lb/> zu gatten gehet an; Man bekom̃t auch<lb/> von ihnen Jungen, ſelbige aber aufzu-<lb/> bringen, gehet wie meiſtens mit denjeni-<lb/> gen <hi rendition="#aq">Baſtart</hi>en, die von zweyerley Voͤgeln,<lb/> nemlich von einem, der aus dem Kropff,<lb/> und einem, der aus dem Schnabel-Aetzen<lb/> erzeuget worden, gar ſchwer her. Da-<lb/> her auch auf ſolche Gattung nichts zu hal-<lb/> ten, ſondern es iſt allerdings noͤthig, daß<lb/> man Voͤgel zuſammen thue, die ihre Ae-<lb/> tzung auf gleiche Weiſe verrichten. Wenn<lb/> man die Nachtigall in einen Vogel-<lb/> bauer thut, denſelben mit einem Papier<lb/> oder Tuch rings umher vermacht, daß<lb/> ſie ſich nicht ſtoſſen kan, dabey aber doch<lb/> an einen hellen Ort ſetzt, daß ſie, ſo viel<lb/> als noͤthig, ſiehet, faͤngt ſie zwar gleich<lb/> den erſten Tag an, friſche Ameiſen-Eyer<lb/> und Mehl, oder andere Wuͤrmer zu freſ-<lb/> ſen, die man ihr in einem glaͤſernen Schaͤl-<lb/> chen mitten in den Vogelbauer zu ſetzen<lb/> pflegt, damit ſie die Wuͤrmer fein ſehen,<lb/> und ſelbige doch nicht heraus kriechen koͤn-<lb/> nen. So bald man aber anfaͤngt ihr<lb/> dieſe Speiſe zu entziehen, und ihr gehack-<lb/> tes Hertz mit duͤrren Ameiſen-Eyern, o-<lb/> der zu was man ſie ſonſt gewoͤhnen will,<lb/> vorſetzet, ſo faͤngt ſie an betruͤbt auszu-<lb/> ſehn, und wenn man den Vortheil, den<lb/> die Erfahrung am beſten lehren kan,<lb/> nicht weiß, ſo ſterben ſie gar. Der Mohn<lb/> <fw place="bottom" type="catch">iſt</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0330]
Des Dritten Theils 35. Capitel/ von mancherley Feder-Wildpraͤth.
denn ob er gleich zahm wird, laͤßt er ſich
doch ab- und zuzufliegen nicht gewoͤhnen,
uͤbertreffen aber an der Geſchicklichkeit,
Lieder pfeiffen zu lernen, viel andere Voͤ-
gel; was ſie einmahl koͤnnen, behalten ſie
ihr Lebtage, und wenn ſie auch unter
hundert andern Voͤgeln ſaͤſſen. Die
Amſeln werden mit Habichten und Sper-
bern gebeitzet, mit Netzen, Dohnen,
Sprenckeln, Huͤtten, Kloben und Leim-
Ruthen gefangen. Es werden die Am-
ſeln ebenfalls wie die Droſſeln, oder
Krammets-Voͤgel, und andere derglei-
chen geſpeiſet, in der Kuͤchen zugerichtet,
und auf dem Roſt gebraten.
§. 37. Der Amſeln giebt es unter-
ſchiedene Arten, als die Schwartz-Amſel,
die Stein-Amſel, und Meer-Amſel. Von
der Schwartz-Amſel hab ich im vorher-
gehenden gehandelt; Dieſes muß ich noch
hierbey mit anfuͤgen, daß dieſer Vogel
an den Hoͤltzern Abends-Zeit eine beſon-
dere Art hat, indem derſelbe, wenn er et-
was von Wildpraͤth, als Haſen, Fuͤch-
ſen, oder auch hoch Wildpraͤth mercket,
ohn Aufhoͤren pflegt zu ſchnippen und zu
ruffen, daher ſich der Weydemann offt-
mahls hiernach richtet, und wahrnimmt.
Die Stein-Amſel iſt an Farbe Aſchen-
farbigt, am Kopff biß auf den Rumpff,
der Bauch aber Ziegel-roth, mit unver-
merckten weiſſen Federlein eingeſprengt,
und einem rothen Schwantz. Er gleichet
gantz und gar einem Rothſchwantz-Hahn.
Seine Nahrung iſt Gewuͤrmer und
Wein-Beeren; er bruͤtet wie die Stein-
Klatſche, und ziehet Herſt-Zeit wie die
andern Voͤgel mit weg, wiewohl unver-
merckt, weil er ohnedem hier zu Lande
wenig gemerckt wird. Die Meer-Am-
ſel heckt hier zu Lande gar nicht, zieht
aber Herbſt- und Fruͤhlings-Zeit, wie an-
dere Voͤgel hier vorbey. Es iſt ein
ſchwartzgrauer Vogel, etwas wenig weiß
eingeſprengt, und etwas groͤſſer als die
ſchwartze Amſel, hat eine weiſſe Kehle, faſt
wie die Waſſer-Amſel; Sie ziehen auf
ſtarcken Flug, ſind ein ſehr dummer Vo-
gel, bey dem Herde, maſſen die Vogel-
Steller wahrnehmen, daß, wenn bey dem
Ruͤcken etwan einer unverſehens un-
ter dem Garne wieder hervor, und da-
von kommt, derſelbe ſich auf die Tritt-
Reiſer ſetzen ſoll, biß der Vogel-Steller
ſeinen Herd wiederum zum Ruͤcken fer-
tig gemacht; alsdenn dieſer Vogel wieder-
um einfallen, und ſich zum andernmahl
ruͤcken laſſen ſoll. Sie ſind ſonſten von
ungemeiner Fettigkeit, darinnen ſie faſt
allen andern Mittel-Vogeln vorgehen.
S. Notabilia Venat. p. 93.
Von der Pyrole.
§. 38. Dieſer Vogel hat ſeinen Nah-
men bekommen von dem heilen Thon, den
er auf eine angenehme Art von ſich giebt,
da er faſt den Klang, Bierhohl, Bier-
hohl, oder Pyrol ſtets von ſich hoͤren
laͤßt.
Von der Nachtigall.
§. 39. Man haͤlt davor, daß die
Nachtigallen, ſo nach Gregorii gefangen
werden, daſſelbige Jahr in den Kefichen
nicht ſingen ſollen. Wenn man ſie in
den Stuben aufbehaͤlt, und ſie fangen
zeitlich an zu ſingen, ſo glaubt man, daß
es bald Sommer werden werde. Man
kan daſſelbe mit kleinen Gaͤrnlein gar
leicht fangen, wenn vorhero ein wenig
Erde aufgegraben wird, ſo ſuchet daſſelbe
darauf nach Wuͤrmen, und wird auf
ſolche Art beruͤckt. Ein Nachtigall-
Maͤnnlein mit einem Canarien-Weiblein
zu gatten gehet an; Man bekom̃t auch
von ihnen Jungen, ſelbige aber aufzu-
bringen, gehet wie meiſtens mit denjeni-
gen Baſtarten, die von zweyerley Voͤgeln,
nemlich von einem, der aus dem Kropff,
und einem, der aus dem Schnabel-Aetzen
erzeuget worden, gar ſchwer her. Da-
her auch auf ſolche Gattung nichts zu hal-
ten, ſondern es iſt allerdings noͤthig, daß
man Voͤgel zuſammen thue, die ihre Ae-
tzung auf gleiche Weiſe verrichten. Wenn
man die Nachtigall in einen Vogel-
bauer thut, denſelben mit einem Papier
oder Tuch rings umher vermacht, daß
ſie ſich nicht ſtoſſen kan, dabey aber doch
an einen hellen Ort ſetzt, daß ſie, ſo viel
als noͤthig, ſiehet, faͤngt ſie zwar gleich
den erſten Tag an, friſche Ameiſen-Eyer
und Mehl, oder andere Wuͤrmer zu freſ-
ſen, die man ihr in einem glaͤſernen Schaͤl-
chen mitten in den Vogelbauer zu ſetzen
pflegt, damit ſie die Wuͤrmer fein ſehen,
und ſelbige doch nicht heraus kriechen koͤn-
nen. So bald man aber anfaͤngt ihr
dieſe Speiſe zu entziehen, und ihr gehack-
tes Hertz mit duͤrren Ameiſen-Eyern, o-
der zu was man ſie ſonſt gewoͤhnen will,
vorſetzet, ſo faͤngt ſie an betruͤbt auszu-
ſehn, und wenn man den Vortheil, den
die Erfahrung am beſten lehren kan,
nicht weiß, ſo ſterben ſie gar. Der Mohn
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