Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Dritten Th. 9. C. von des ersten Jahres Behängen des Leit-H. [Spaltenumbruch]
das Wetter dazu angenehm ist. JmMonat May und Junio kan er auf den Wiesen und Sommer-Saat vorsuchen, weil es kurtz gewachsen; eh es zu hoch wird, kan er den Thauschlag wahrneh- men; Es sind auch in dieser Zeit die al- lerschönsten und angenehmsten Morgen, und wenig Lufft zu mercken. Denn um Johannis ist die beste Zeit zum Leit-Hun- de schon vorbey, indem sich schon mehr und stärckere Winde finden, welche dem Leit-Hunde den Geruch der Fährde ent- gegen bringen, daß er den Kopff in die Hö- he richten muß. Das 9. Capitel/ Des ersten Jahres Behängen des Leit-Hundes. §. 1. Stellen sich nun in dem Monat May §. 2. Man muß die jungen Hunde du ihn U 2
Des Dritten Th. 9. C. von des erſten Jahres Behaͤngen des Leit-H. [Spaltenumbruch]
das Wetter dazu angenehm iſt. JmMonat May und Junio kan er auf den Wieſen und Sommer-Saat vorſuchen, weil es kurtz gewachſen; eh es zu hoch wird, kan er den Thauſchlag wahrneh- men; Es ſind auch in dieſer Zeit die al- lerſchoͤnſten und angenehmſten Morgen, und wenig Lufft zu mercken. Denn um Johannis iſt die beſte Zeit zum Leit-Hun- de ſchon vorbey, indem ſich ſchon mehr und ſtaͤrckere Winde finden, welche dem Leit-Hunde den Geruch der Faͤhrde ent- gegen bringen, daß er den Kopff in die Hoͤ- he richten muß. Das 9. Capitel/ Des erſten Jahres Behaͤngen des Leit-Hundes. §. 1. Stellen ſich nun in dem Monat May §. 2. Man muß die jungen Hunde du ihn U 2
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Damit man nun mit<lb/> dem Leit-Hund behutſam umgehe, ſo<lb/> muß man ihm freundlich zuſprechen, die<lb/> Tocke ſo lange unter dem Arm halten, ihm<lb/> die Halſung manierlich ummachen, die<lb/> Kette loͤſen, und alſo herausfuͤhren, daß<lb/> er in der rechten Hand das Haͤnge-Seil<lb/> mit dem Hunde halte, in der Lincken aber<lb/> die Tocke, zugleich beyde Ellenbogen an<lb/> Leib ſchlieſſe, und die Arme krumm em-<lb/> por halte, um den Hund deſto beſſer zu<lb/> zwingen. Er muß ihn gantz kurtz fuͤh-<lb/> ren, und, wenn mehr Hunde vorhanden,<lb/> Acht haben, daß nicht einer den andern<lb/> anfalle und wuͤrge. Jſt der Beſuch<lb/> weit abgelegen, ſo ſolte allerdings ein Wa-<lb/> gen da ſeyn, um den Leit-Hund darauf<lb/> zu fuͤhren, daß er nicht vorhero abgemat-<lb/> tet werde, bevor man ihn zu dem Beſtaͤ-<lb/> tigen gebrauchen koͤnne, denn ſonſt kan er<lb/> leicht, zumahl wenn es in die Hitze um<lb/><cb/> den Mittag kommt, ſo muͤde werden, daß<lb/> er nachgehends zu nichts mehr nuͤtze<lb/> wird. Es iſt auch der Wagen dazu nuͤ-<lb/> tze, daß der Hund unter waͤhrendem Zu-<lb/> ge von den vielerley Arten der Spuhren<lb/> und Gefaͤhrden der wilden und zahmen<lb/> Thiere, die ihn ſonſt <hi rendition="#aq">confuſe</hi> machen wuͤr-<lb/> den, abgebracht werde. Wo es aber moͤg-<lb/> lich zu machen, und der Beſuch iſt nicht<lb/> gar zu weit, ſo iſt es beſſer, daß man zu Fuß<lb/> ausziehet, und den Hund von Hauſe<lb/> durch einen Purſchen fuͤhren laͤßt, da-<lb/> mit es einem nicht gar zu beſchwerlich falle.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 2.</head> <p>Man muß die jungen Hunde<lb/> lieber voran ziehen laſſen, als die alten,<lb/> ſonſt werden ſie daruͤber hitzig, aͤſchern<lb/> ſich, und matten ſich ab, weil ſie immer<lb/> voran wollen. Jſt aber der Jaͤger her-<lb/> ausgekommen, ſo nimmt er den aͤlteſten<lb/> Leit-Hund, welcher in drey Behaͤngen<lb/> unterwieſen worden, loͤſet ihm die Tocke<lb/> auf, laͤßt das Haͤnge-Seil ſchleppen, und<lb/> ziehet mit einem geraden und recht glei-<lb/> chem Gange, guter <hi rendition="#aq">Poſitur,</hi> und wohl-<lb/><hi rendition="#aq">proportioni</hi>rtem Leibe voran. 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Zieheſt du nun mit dem<lb/> alten Hunde vor, und er faͤllt die Faͤhrde<lb/> an, bleiben die andern ſtockſtille, biß du es<lb/> ausgemacht haſt, du muſt auch gleichfalls<lb/> ſtehen bleiben, und das Haͤnge-Seil mit<lb/> leiſer Hand nachgeben, um zu ſehen, ob<lb/> er Luſt habe, ferner zu ſuchen, mit dem Zu-<lb/> ſpruche: He, He, He, He, He; Suchet er<lb/> nun fleißig, ſpricht man: Was da, mein<lb/> Mann? ſucht er fort, ſpricht man: Was<lb/> ſchleicht daher? He, He, He, He, laß ſehen,<lb/> richts aus, mein Mann, He, He, He, He,<lb/> richtig zu der Faͤhrd, laß ſehn, mein Mann,<lb/> He, He, He, He, richts aus. Sieheſt du<lb/> nun, daß er auf der Faͤhrde recht iſt, muſt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">U 2</fw><fw place="bottom" type="catch">du ihn</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [155/0251]
Des Dritten Th. 9. C. von des erſten Jahres Behaͤngen des Leit-H.
das Wetter dazu angenehm iſt. Jm
Monat May und Junio kan er auf den
Wieſen und Sommer-Saat vorſuchen,
weil es kurtz gewachſen; eh es zu hoch
wird, kan er den Thauſchlag wahrneh-
men; Es ſind auch in dieſer Zeit die al-
lerſchoͤnſten und angenehmſten Morgen,
und wenig Lufft zu mercken. Denn um
Johannis iſt die beſte Zeit zum Leit-Hun-
de ſchon vorbey, indem ſich ſchon mehr
und ſtaͤrckere Winde finden, welche dem
Leit-Hunde den Geruch der Faͤhrde ent-
gegen bringen, daß er den Kopff in die Hoͤ-
he richten muß.
Das 9. Capitel/
Des erſten Jahres Behaͤngen
des Leit-Hundes.
§. 1.
Stellen ſich nun in dem Monat May
die lieblichen Tage mit einer ſtillen
Lufft und angenehmen Waͤrme ein, und
man will die Arbeit mit dem Leit-Hunde
vornehmen, ſo muß der Jaͤger, wenn der
Leit-Hund aus dem Stalle geholet wird,
ſelbſt mit dabey ſeyn, und nicht bloß die
Jungen den Leit-Hund aus dem Stall
holen laſſen. Jnsgemein ſind die Hunde
fruͤh morgens freundlich, und ſpringen
an einen heran, und geſchicht es offters,
daß die Jungen, wenn ſie den Leit-Hund
allein in der Cur haben, ihn aus Verdruß,
daß ſie nicht laͤnger ſchlafen ſollen, ſtoſſen
und ruͤcken, daß die Hunde offt davon uͤ-
berwerffen, oder doch bloͤde dadurch ge-
macht werden. Damit man nun mit
dem Leit-Hund behutſam umgehe, ſo
muß man ihm freundlich zuſprechen, die
Tocke ſo lange unter dem Arm halten, ihm
die Halſung manierlich ummachen, die
Kette loͤſen, und alſo herausfuͤhren, daß
er in der rechten Hand das Haͤnge-Seil
mit dem Hunde halte, in der Lincken aber
die Tocke, zugleich beyde Ellenbogen an
Leib ſchlieſſe, und die Arme krumm em-
por halte, um den Hund deſto beſſer zu
zwingen. Er muß ihn gantz kurtz fuͤh-
ren, und, wenn mehr Hunde vorhanden,
Acht haben, daß nicht einer den andern
anfalle und wuͤrge. Jſt der Beſuch
weit abgelegen, ſo ſolte allerdings ein Wa-
gen da ſeyn, um den Leit-Hund darauf
zu fuͤhren, daß er nicht vorhero abgemat-
tet werde, bevor man ihn zu dem Beſtaͤ-
tigen gebrauchen koͤnne, denn ſonſt kan er
leicht, zumahl wenn es in die Hitze um
den Mittag kommt, ſo muͤde werden, daß
er nachgehends zu nichts mehr nuͤtze
wird. Es iſt auch der Wagen dazu nuͤ-
tze, daß der Hund unter waͤhrendem Zu-
ge von den vielerley Arten der Spuhren
und Gefaͤhrden der wilden und zahmen
Thiere, die ihn ſonſt confuſe machen wuͤr-
den, abgebracht werde. Wo es aber moͤg-
lich zu machen, und der Beſuch iſt nicht
gar zu weit, ſo iſt es beſſer, daß man zu Fuß
ausziehet, und den Hund von Hauſe
durch einen Purſchen fuͤhren laͤßt, da-
mit es einem nicht gar zu beſchwerlich falle.
§. 2. Man muß die jungen Hunde
lieber voran ziehen laſſen, als die alten,
ſonſt werden ſie daruͤber hitzig, aͤſchern
ſich, und matten ſich ab, weil ſie immer
voran wollen. Jſt aber der Jaͤger her-
ausgekommen, ſo nimmt er den aͤlteſten
Leit-Hund, welcher in drey Behaͤngen
unterwieſen worden, loͤſet ihm die Tocke
auf, laͤßt das Haͤnge-Seil ſchleppen, und
ziehet mit einem geraden und recht glei-
chem Gange, guter Poſitur, und wohl-
proportionirtem Leibe voran. Doch
muß im Beſuchen der aͤlteſte und beſte
Hund voran gehen, hinter dieſem der an-
dere, der zwey Behaͤngen gehalten, und
letztens der juͤngſte, welcher im erſten
Behaͤngen unterwieſen wird, damit der
alte und beſte Hund ſolchergeſtalt keine
Gefaͤhrde uͤbergehen koͤnne, und alsdenn
ein iedweder junger Hund damit gear-
beitet werden moͤge. Es muß auch ein
iedweder junger Hund einen freyen Platz
zu ſuchen vor ſich haben, daß er nicht den
foͤrderſten Hund und Jaͤger in ſeiner
Menſchen- und Hunde-Spuhr in die
Naſe bekomme, an ſtatt die Gefaͤhrde des
Wildes anzufallen. Es muß auch ein ieder
Hund von dem andern ein Haͤnge-Seil
lang weit davon entfernet ſeyn, daß nicht
einer dem andern auf das Haͤnge-Seil
treten moͤgte. Zieheſt du nun mit dem
alten Hunde vor, und er faͤllt die Faͤhrde
an, bleiben die andern ſtockſtille, biß du es
ausgemacht haſt, du muſt auch gleichfalls
ſtehen bleiben, und das Haͤnge-Seil mit
leiſer Hand nachgeben, um zu ſehen, ob
er Luſt habe, ferner zu ſuchen, mit dem Zu-
ſpruche: He, He, He, He, He; Suchet er
nun fleißig, ſpricht man: Was da, mein
Mann? ſucht er fort, ſpricht man: Was
ſchleicht daher? He, He, He, He, laß ſehen,
richts aus, mein Mann, He, He, He, He,
richtig zu der Faͤhrd, laß ſehn, mein Mann,
He, He, He, He, richts aus. Sieheſt du
nun, daß er auf der Faͤhrde recht iſt, muſt
du ihn
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