Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Historische Anmerckungen von den Hirschen. [Spaltenumbruch]
ohne Gefahr nach dem Altar gehen solten.Der Hirsch satzte sich nieder, ließ singen und communiciren, bey dem Seegenspre- chen stund er auf, und ließ denn eines theils Leute ohne einigen Schaden vorbey nach Hause gehen, den letzten aber drohe- te er, doch gieng er ohne Beleidigung weg nach Hause, und weil er den einen Ham- mer-Schmid fast todt gestossen, muste er abgeschafft werden. §. 4. Als Käyser Carl der V. Anno §. 5. Von dem ehmahligen berühm- §. 6. Dieweil die Hirsche vor ein edel §. 7. Daß von den Hirschen sehr vie- zuführen S 3
Hiſtoriſche Anmerckungen von den Hirſchen. [Spaltenumbruch]
ohne Gefahr nach dem Altar gehen ſolten.Der Hirſch ſatzte ſich nieder, ließ ſingen und communiciren, bey dem Seegenſpre- chen ſtund er auf, und ließ denn eines theils Leute ohne einigen Schaden vorbey nach Hauſe gehen, den letzten aber drohe- te er, doch gieng er ohne Beleidigung weg nach Hauſe, und weil er den einen Ham- mer-Schmid faſt todt geſtoſſen, muſte er abgeſchafft werden. §. 4. Als Kaͤyſer Carl der V. Anno §. 5. Von dem ehmahligen beruͤhm- §. 6. Dieweil die Hirſche vor ein edel §. 7. Daß von den Hirſchen ſehr vie- zufuͤhren S 3
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Hiſtoriſche Anmerckungen von den Hirſchen.
ohne Gefahr nach dem Altar gehen ſolten.
Der Hirſch ſatzte ſich nieder, ließ ſingen
und communiciren, bey dem Seegenſpre-
chen ſtund er auf, und ließ denn eines
theils Leute ohne einigen Schaden vorbey
nach Hauſe gehen, den letzten aber drohe-
te er, doch gieng er ohne Beleidigung weg
nach Hauſe, und weil er den einen Ham-
mer-Schmid faſt todt geſtoſſen, muſte er
abgeſchafft werden.
§. 4. Als Kaͤyſer Carl der V. Anno
1545. auf dem Reichs-Tage zu Franckfurt
am Mayn, die Pferde im Lauffen mit ein-
ander certiren laſſen, ſo iſt auch ein gewiſ-
ſer Hirſch, welchen die Grafen von Stol-
berg dem Ertz-Hertzog Maximiliano II.
verehret hatten, auf den Platz zugleich
mit gefuͤhret worden, und dieſer hat mit
der groͤſten Vergnuͤgung und Verwun-
derung der Zuſchauer auch die allerſchnel-
leſten Pferde, die ſich damahls daſelbſt
finden laſſen, im Lauffen ſehr weit uͤber-
troffen. S. Coler. Oecon. part. 1. l. 4. c. 35.
Wenn ein weiſſer Hirſch, oder ander
Stuͤck Wild ſich in unſern teutſchen Pro-
vintzien, da es ſonſt ordentlicher Weiſe
derſelben nicht zu geben pflegt, antreffen
laͤßt, ſo will man ſolches insgemein vor ein
boͤſes Omen halten, und glaubt man, daß
dadurch entweder das Abſterben des Lan-
des-Fuͤrſten, oder eine andere Land-
Plage angedeutet werde. Hingegen in
Schweden und an andern kalten Orten
ſind dieſelbigen nicht rar, weil die wilden
Thiere durch das ſtetige Anſchauen der mit
Schnee bedeckten Gegenden und der con-
currirenden Einbildungs-Krafft, auch
nothwendig weißfarbigte Jungen hervor-
bringen muͤſſen.
§. 5. Von dem ehmahligen beruͤhm-
ten Koͤnig in Ponto, dem Methridate, er-
zehlet Ælianus, daß er zu ſeiner Guarde,
wenn er geſchlaffen, nicht nur einen Och-
ſen und ein Pferd, ſondern auch einen
zahm gemachten Hirſch gehabt, die ihm mit
ihrer Stimme, damit er nicht zu feſte ein-
geſchlaffen, aufwecken und auch beſchuͤtzen
muͤſſen. Weil die Alten geglaubet, daß
man einen Hirſch durch die Muſic am al-
lerbeſten fangen koͤnte, und er auf dieje-
nigen, die ſich mit einem muſicaliſchen
Inſtrument hoͤren lieſſen, loßgienge, ſo
haben die Aegyptier, wenn ſie einen durch
Schmeicheley eingenommenen Menſchen
vorſtellen wollen, allezeit einen Hirſch ge-
mahlet mit einem, der auf einer Schalmey
blaͤſet. Anno 1653. wurde ein ungemei-
ner groſſer lebendiger Hirſch, welcher
oben herab durch die Moldau geſchwom-
men, und als man ihm ſtarck nachgeſetzt,
bey der Juden-Stadt in die Weinberge
kommen, zu Prage von den Jaͤgern ge-
fangen, und iſt derſelbige ſeiner Raritaͤt
und herrlichen Anſehens willen lebendig
in den Kaͤyſerlichen Thier-Garten gelie-
fert worden. Theatr. Eur. VII. Theil, p.
464. Anno 1438. ſind die Hunnen, wel-
che mit den Tuͤrcken gleicher Ankunfft aus
dem Aſtatiſchen Scythien hinter dem
Caſpiſchen Meer heraus gekommen, ha-
ben ſich erſtlich an den Fluß Tanais an
den See Mæotis geſetzt, und ſind von dan-
nen durch einen Hirſch in Europam her-
uͤber gefuͤhret worden. Denn als etliche
von ihnen an dem See jagten, und ein
Hirſch ihnen entronnen, geriethen ſie ſel-
bigen nachfolgend an den Cimmeriſchen
Boſphorum, und kamen, weil der See
gefrohren war, in den Cherſoneſum her-
uͤber, wo ietzt die Crinniſchen Tartarn
wohnen, worauf der Hirſch vor ihren
Augen verſchwunden. Demnach ſahen
ſie in der Gegend ſich um, die gegen ihren
Wildniſſen ihnen gar lieblich vorkam, er-
zehlten ſolches ihren Landes-Leuten, und
lockten ſolche gleicher geſtalt mit ſich her-
aus. S. den Spiegel der Ehren des Ertz-
Hauſes Oeſterreich p. 469.
§. 6. Dieweil die Hirſche vor ein edel
Thier gehalten worden, welchen Ge-
ſchwindigkeit, Wachſamkeit, ſcharffes Ge-
hoͤr und andere Eigenſchafften zugeſchrie-
ben werden, ſo haben auch hohe Standes-
Perſonen ſich nicht mißfallen laſſen, die-
ſes Thier in ihren Wappen einzunehmen.
Alſo fuͤhrt Lothringen einen rothen Hirſch
mit goldnen Geweyhen im ſilbernen Fel-
de, die Herren von Brauchitzſch in Schle-
ſien einen ſchwartzen Hirſch mit rothen
Geweyhen im ſilbernen Felde, die Herren
von Bock einen ſpringenden rothen Hirſch
im ſilbernen Felde, die von Rimbaber
einen ſchwartzen Hirſch im Golde. Ei-
nige Familien fuͤhren auch nur bloſſe
Hirſch-Geweyhe in ihren Wappen. Wer
hievon mehr Nachricht verlanget, kan des
ſeeligen Herrn Speners Heroldiſches
Werck p. 243. nachſchlagen, woraus ich
dieſes auch entlehnet.
§. 7. Daß von den Hirſchen ſehr vie-
les in den Apothecken zur Medicin ge-
braucht werde, iſt bekandt, und hier an-
zufuͤhren
S 3
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