Des Andern Th. 45. C. Historische Anmerckungen von Bären.
[Spaltenumbruch]
es, sie giebt ihm einen Tatsch, daß es stirbt, und liegen bleibt. Bey einer Stunden kam sie wieder, beroch das Todte, mach- te ein Loch, und scharret es ein, kam auch etliche Tage drauf wieder an den Ort, und witterte, obs auch noch da läge.
§. 5.
Das Fett von weissen Bären soll ein geheimes Schminck-Mittel seyn. Die Galle wird innerlich gebrauchet in der schweren Noth, Keichen und Gelbensucht, äusserlich zum Krebsigten Geschwüren, die um sich fressen, (wenn mans damit schmieret) zum Zahn-Weh und stumpf- fen Gesicht. Sie ist auch getrocknet ein vortreffliches Schweiß-treibendes Mittel, in vielen Kranckheiten zu gebrauchen. Jn Finnland, allwo es viel Bäre giebt, ist bey den Bauren gemein, daß sie die gedörrte Galle statt einer Panacee gebrauchen, und heilen viel Kranckheiten damit, indem nemlich darauf ein Schweiß erfolget. Wenn man einem Bären das rechte Au- ge aussticht, trocknet, und den Kindern anhänget, so soll dasselbe allen Schrecken, womit sie iezuweilen im Schlaf erschre- cket werden, abwenden.
§. 6.
Es giebt nicht allein in unserm Teutschland Adeliche Geschlechte, die Bä- re heissen, sondern auch unterschiedene Oerter haben ihre Benennung davon be- kommen, als da sind Bärenburg, Bä- renstein, Bärenwalde, u. s. w. Jnglei- chen ist auch der Zunahme Ursus einigen Fürsten und Potentaten beygeleget wor- den, als dem Alberto Marg-Gra- fen zu Brandenburg, und Hertzogen zu Sachsen etc. um ihren Muth, Stärcke und Tapfferkeit dadurch anzudeuten. Weil die Stadt Bern auch von den Bä- ren den Nahmen bekommen, so hat sie eine gewisse Müntze, die die Bären-Thaler ge- nennet werden, schlagen lassen. Einen schwartzen Bär mit einer rothen blutigen Zunge in einem silbernen Schilde führet der Canton Appenzell, einer von den Schweitzerischen Cantons, im Wappen: einen schwartzen Bär mit einem silbernen Halsbande im güldenen Felde, die von Berkelin, gleichsam Bärlin; zwey schwar- tze Bäre, die von Pfeil und von der Harte, Schlesische von Adel; einen Bär, der auf einem Baum-Sturtz sitzet, die Berische, u. s. w. Besonders ist es, daß er in allen Wappen nur auf der einen Seite mit ei- nem Auge vorgebildet wird, und nie- mahls, daß man den gantzen Kopff mit beyden Augen sehen könte. Es geben die Bäre ein Symbolum eines tapffern und [Spaltenumbruch]
unerschrockenen Mannes ab; Einlge le- gen solchen bey einem, der erstlich lieder- lich ist, hernach aber sittsam wird, und ei- ne gute Conduite an sich nimmt, weil die jungen Bäre nach und nach durch das Le- cken der Alten immer vollkommener wür- den. Es wird auch die Wollust und schlechte Ergötzlichkeit der Sünde dadurch vorgestellet, weil viel Bäre durch den Ho- nig, mit welchem man sie anlocket, gefan- gen werden, und die Sünde auch denen Menschen durch ihre Süßigkeit, die sie ih- nen zeiget, offters leiblichen, geistlichen, und ewigen Tod gebieret, und zuwege bringet.
Das 46. Capitel/ Historische Anmerckungen vom Hasen.
§. 1.
Obgleich einige in den Gedancken ste- hen, als ob das Hasen-Wildpräth ein schweres Geblüte und gar die Me- lancholie verursachte, so haben sich hin- gegen wiederum andere gefunden, die ein sehr groß Werck daraus gemacht. Athe- naeus l. 4. c. 4. bezeuget, daß es die Laco- nier unter die köstlichsten Gerichte oder Lecker-Bißlein gezehlet. Ja einige sind so weit gegangen, daß sie ihnen einbilde- ten, es mache ein schön Gesicht, wie denn Käyser Alexander Severus deswegen alle Tage, wie Lampridius erzehlet, vom Ha- sen gegessen. Und Martialis l. 5. Epigr. 29. spottet seine Gelliam, daß sie, weil sie heßlich war, niemahls einigen Hasen mü- ste gegessen haben, davon die bekandten Verse also lauten:
Si quando leporem mittis mihi, Gellia, dicis: Formosus septem, Marce, diebus eris. Si non derides, Si verum, lux mea, narras:
Edisti nunquam, Gellia, tu leporem. Einige meynen, man müste um sothanen Zwiespalt zu stillen, einen Unterscheid un- ter dem Alter machen. Brugerinus bezeu- get l. 13. c. 14. daß der Adel in Franckreich zu seiner Zeit die Hasen von sechs oder acht Monaten unter die köstlichste Trach- ten, aber die von zwey oder drey Mona- ten noch weit herrlicher und lieblicher ge- halten. Dahero kömmt es auch, daß die Araber, ob sie gleich die erwachsenen ta- deln, dennoch die kleinern denen zu essen vergönnen, die aus einer Kranckheit sich
erholen.
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Des Andern Th. 45. C. Hiſtoriſche Anmerckungen von Baͤren.
[Spaltenumbruch]
es, ſie giebt ihm einen Tatſch, daß es ſtirbt, und liegen bleibt. Bey einer Stunden kam ſie wieder, beroch das Todte, mach- te ein Loch, und ſcharret es ein, kam auch etliche Tage drauf wieder an den Ort, und witterte, obs auch noch da laͤge.
§. 5.
Das Fett von weiſſen Baͤren ſoll ein geheimes Schminck-Mittel ſeyn. Die Galle wird innerlich gebrauchet in der ſchweren Noth, Keichen und Gelbenſucht, aͤuſſerlich zum Krebſigten Geſchwuͤren, die um ſich freſſen, (wenn mans damit ſchmieret) zum Zahn-Weh und ſtumpf- fen Geſicht. Sie iſt auch getrocknet ein vortreffliches Schweiß-treibendes Mittel, in vielen Kranckheiten zu gebrauchen. Jn Finnland, allwo es viel Baͤre giebt, iſt bey den Bauren gemein, daß ſie die gedoͤrrte Galle ſtatt einer Panacée gebrauchen, und heilen viel Kranckheiten damit, indem nemlich darauf ein Schweiß erfolget. Wenn man einem Baͤren das rechte Au- ge ausſticht, trocknet, und den Kindern anhaͤnget, ſo ſoll daſſelbe allen Schrecken, womit ſie iezuweilen im Schlaf erſchre- cket werden, abwenden.
§. 6.
Es giebt nicht allein in unſerm Teutſchland Adeliche Geſchlechte, die Baͤ- re heiſſen, ſondern auch unterſchiedene Oerter haben ihre Benennung davon be- kommen, als da ſind Baͤrenburg, Baͤ- renſtein, Baͤrenwalde, u. ſ. w. Jnglei- chen iſt auch der Zunahme Urſus einigen Fuͤrſten und Potentaten beygeleget wor- den, als dem Alberto Marg-Gra- fen zu Brandenburg, und Hertzogen zu Sachſen ꝛc. um ihren Muth, Staͤrcke und Tapfferkeit dadurch anzudeuten. Weil die Stadt Bern auch von den Baͤ- ren den Nahmen bekommen, ſo hat ſie eine gewiſſe Muͤntze, die die Baͤren-Thaler ge- nennet werden, ſchlagen laſſen. Einen ſchwartzen Baͤr mit einer rothen blutigen Zunge in einem ſilbernen Schilde fuͤhret der Canton Appenzell, einer von den Schweitzeriſchen Cantons, im Wappen: einen ſchwartzen Baͤr mit einem ſilbernen Halsbande im guͤldenen Felde, die von Berkelin, gleichſam Baͤrlin; zwey ſchwar- tze Baͤre, die von Pfeil und von der Harte, Schleſiſche von Adel; einen Baͤr, der auf einem Baum-Sturtz ſitzet, die Beriſche, u. ſ. w. Beſonders iſt es, daß er in allen Wappen nur auf der einen Seite mit ei- nem Auge vorgebildet wird, und nie- mahls, daß man den gantzen Kopff mit beyden Augen ſehen koͤnte. Es geben die Baͤre ein Symbolum eines tapffern und [Spaltenumbruch]
unerſchrockenen Mannes ab; Einlge le- gen ſolchen bey einem, der erſtlich lieder- lich iſt, hernach aber ſittſam wird, und ei- ne gute Conduite an ſich nimmt, weil die jungen Baͤre nach und nach durch das Le- cken der Alten immer vollkommener wuͤr- den. Es wird auch die Wolluſt und ſchlechte Ergoͤtzlichkeit der Suͤnde dadurch vorgeſtellet, weil viel Baͤre durch den Ho- nig, mit welchem man ſie anlocket, gefan- gen werden, und die Suͤnde auch denen Menſchen durch ihre Suͤßigkeit, die ſie ih- nen zeiget, offters leiblichen, geiſtlichen, und ewigen Tod gebieret, und zuwege bringet.
Das 46. Capitel/ Hiſtoriſche Anmerckungen vom Haſen.
§. 1.
Obgleich einige in den Gedancken ſte- hen, als ob das Haſen-Wildpraͤth ein ſchweres Gebluͤte und gar die Me- lancholie verurſachte, ſo haben ſich hin- gegen wiederum andere gefunden, die ein ſehr groß Werck daraus gemacht. Athe- næus l. 4. c. 4. bezeuget, daß es die Laco- nier unter die koͤſtlichſten Gerichte oder Lecker-Bißlein gezehlet. Ja einige ſind ſo weit gegangen, daß ſie ihnen einbilde- ten, es mache ein ſchoͤn Geſicht, wie denn Kaͤyſer Alexander Severus deswegen alle Tage, wie Lampridius erzehlet, vom Ha- ſen gegeſſen. Und Martialis l. 5. Epigr. 29. ſpottet ſeine Gelliam, daß ſie, weil ſie heßlich war, niemahls einigen Haſen muͤ- ſte gegeſſen haben, davon die bekandten Verſe alſo lauten:
Si quando leporem mittis mihi, Gellia, dicis: Formoſus ſeptem, Marce, diebus eris. Si non derides, Si verum, lux mea, narras:
Ediſti nunquam, Gellia, tu leporem. Einige meynen, man muͤſte um ſothanen Zwieſpalt zu ſtillen, einen Unterſcheid un- ter dem Alter machen. Brugerinus bezeu- get l. 13. c. 14. daß der Adel in Franckreich zu ſeiner Zeit die Haſen von ſechs oder acht Monaten unter die koͤſtlichſte Trach- ten, aber die von zwey oder drey Mona- ten noch weit herrlicher und lieblicher ge- halten. Dahero koͤmmt es auch, daß die Araber, ob ſie gleich die erwachſenen ta- deln, dennoch die kleinern denen zu eſſen vergoͤnnen, die aus einer Kranckheit ſich
erholen.
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Des Andern Th. 45. C. Hiſtoriſche Anmerckungen von Baͤren.
es, ſie giebt ihm einen Tatſch, daß es ſtirbt,
und liegen bleibt. Bey einer Stunden
kam ſie wieder, beroch das Todte, mach-
te ein Loch, und ſcharret es ein, kam auch
etliche Tage drauf wieder an den Ort, und
witterte, obs auch noch da laͤge.
§. 5. Das Fett von weiſſen Baͤren
ſoll ein geheimes Schminck-Mittel ſeyn.
Die Galle wird innerlich gebrauchet in der
ſchweren Noth, Keichen und Gelbenſucht,
aͤuſſerlich zum Krebſigten Geſchwuͤren,
die um ſich freſſen, (wenn mans damit
ſchmieret) zum Zahn-Weh und ſtumpf-
fen Geſicht. Sie iſt auch getrocknet ein
vortreffliches Schweiß-treibendes Mittel,
in vielen Kranckheiten zu gebrauchen. Jn
Finnland, allwo es viel Baͤre giebt, iſt bey
den Bauren gemein, daß ſie die gedoͤrrte
Galle ſtatt einer Panacée gebrauchen, und
heilen viel Kranckheiten damit, indem
nemlich darauf ein Schweiß erfolget.
Wenn man einem Baͤren das rechte Au-
ge ausſticht, trocknet, und den Kindern
anhaͤnget, ſo ſoll daſſelbe allen Schrecken,
womit ſie iezuweilen im Schlaf erſchre-
cket werden, abwenden.
§. 6. Es giebt nicht allein in unſerm
Teutſchland Adeliche Geſchlechte, die Baͤ-
re heiſſen, ſondern auch unterſchiedene
Oerter haben ihre Benennung davon be-
kommen, als da ſind Baͤrenburg, Baͤ-
renſtein, Baͤrenwalde, u. ſ. w. Jnglei-
chen iſt auch der Zunahme Urſus einigen
Fuͤrſten und Potentaten beygeleget wor-
den, als dem Alberto Marg-Gra-
fen zu Brandenburg, und Hertzogen zu
Sachſen ꝛc. um ihren Muth, Staͤrcke
und Tapfferkeit dadurch anzudeuten.
Weil die Stadt Bern auch von den Baͤ-
ren den Nahmen bekommen, ſo hat ſie eine
gewiſſe Muͤntze, die die Baͤren-Thaler ge-
nennet werden, ſchlagen laſſen. Einen
ſchwartzen Baͤr mit einer rothen blutigen
Zunge in einem ſilbernen Schilde fuͤhret
der Canton Appenzell, einer von den
Schweitzeriſchen Cantons, im Wappen:
einen ſchwartzen Baͤr mit einem ſilbernen
Halsbande im guͤldenen Felde, die von
Berkelin, gleichſam Baͤrlin; zwey ſchwar-
tze Baͤre, die von Pfeil und von der Harte,
Schleſiſche von Adel; einen Baͤr, der auf
einem Baum-Sturtz ſitzet, die Beriſche,
u. ſ. w. Beſonders iſt es, daß er in allen
Wappen nur auf der einen Seite mit ei-
nem Auge vorgebildet wird, und nie-
mahls, daß man den gantzen Kopff mit
beyden Augen ſehen koͤnte. Es geben die
Baͤre ein Symbolum eines tapffern und
unerſchrockenen Mannes ab; Einlge le-
gen ſolchen bey einem, der erſtlich lieder-
lich iſt, hernach aber ſittſam wird, und ei-
ne gute Conduite an ſich nimmt, weil die
jungen Baͤre nach und nach durch das Le-
cken der Alten immer vollkommener wuͤr-
den. Es wird auch die Wolluſt und
ſchlechte Ergoͤtzlichkeit der Suͤnde dadurch
vorgeſtellet, weil viel Baͤre durch den Ho-
nig, mit welchem man ſie anlocket, gefan-
gen werden, und die Suͤnde auch denen
Menſchen durch ihre Suͤßigkeit, die ſie ih-
nen zeiget, offters leiblichen, geiſtlichen,
und ewigen Tod gebieret, und zuwege
bringet.
Das 46. Capitel/
Hiſtoriſche Anmerckungen
vom Haſen.
§. 1.
Obgleich einige in den Gedancken ſte-
hen, als ob das Haſen-Wildpraͤth
ein ſchweres Gebluͤte und gar die Me-
lancholie verurſachte, ſo haben ſich hin-
gegen wiederum andere gefunden, die ein
ſehr groß Werck daraus gemacht. Athe-
næus l. 4. c. 4. bezeuget, daß es die Laco-
nier unter die koͤſtlichſten Gerichte oder
Lecker-Bißlein gezehlet. Ja einige ſind
ſo weit gegangen, daß ſie ihnen einbilde-
ten, es mache ein ſchoͤn Geſicht, wie denn
Kaͤyſer Alexander Severus deswegen alle
Tage, wie Lampridius erzehlet, vom Ha-
ſen gegeſſen. Und Martialis l. 5. Epigr.
29. ſpottet ſeine Gelliam, daß ſie, weil ſie
heßlich war, niemahls einigen Haſen muͤ-
ſte gegeſſen haben, davon die bekandten
Verſe alſo lauten:
Si quando leporem mittis mihi, Gellia,
dicis:
Formoſus ſeptem, Marce, diebus eris.
Si non derides, Si verum, lux mea,
narras:
Ediſti nunquam, Gellia, tu leporem.
Einige meynen, man muͤſte um ſothanen
Zwieſpalt zu ſtillen, einen Unterſcheid un-
ter dem Alter machen. Brugerinus bezeu-
get l. 13. c. 14. daß der Adel in Franckreich
zu ſeiner Zeit die Haſen von ſechs oder
acht Monaten unter die koͤſtlichſte Trach-
ten, aber die von zwey oder drey Mona-
ten noch weit herrlicher und lieblicher ge-
halten. Dahero koͤmmt es auch, daß die
Araber, ob ſie gleich die erwachſenen ta-
deln, dennoch die kleinern denen zu eſſen
vergoͤnnen, die aus einer Kranckheit ſich
erholen.
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/221>, abgerufen am 22.02.2025.
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