Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Andern Th. 45. C. Historische Anmerckungen von Bären. [Spaltenumbruch]
es, sie giebt ihm einen Tatsch, daß es stirbt,und liegen bleibt. Bey einer Stunden kam sie wieder, beroch das Todte, mach- te ein Loch, und scharret es ein, kam auch etliche Tage drauf wieder an den Ort, und witterte, obs auch noch da läge. §. 5. Das Fett von weissen Bären §. 6. Es giebt nicht allein in unserm Das 46. Capitel/ Historische Anmerckungen vom Hasen. §. 1. Obgleich einige in den Gedancken ste- Si quando leporem mittis mihi, Gellia, Edisti nunquam, Gellia, tu leporem. erholen. R 3
Des Andern Th. 45. C. Hiſtoriſche Anmerckungen von Baͤren. [Spaltenumbruch]
es, ſie giebt ihm einen Tatſch, daß es ſtirbt,und liegen bleibt. Bey einer Stunden kam ſie wieder, beroch das Todte, mach- te ein Loch, und ſcharret es ein, kam auch etliche Tage drauf wieder an den Ort, und witterte, obs auch noch da laͤge. §. 5. Das Fett von weiſſen Baͤren §. 6. Es giebt nicht allein in unſerm Das 46. Capitel/ Hiſtoriſche Anmerckungen vom Haſen. §. 1. Obgleich einige in den Gedancken ſte- Si quando leporem mittis mihi, Gellia, Ediſti nunquam, Gellia, tu leporem. erholen. R 3
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Jn<lb/> Finnland, allwo es viel Baͤre giebt, iſt bey<lb/> den Bauren gemein, daß ſie die gedoͤrrte<lb/> Galle ſtatt einer <hi rendition="#aq">Panacée</hi> gebrauchen, und<lb/> heilen viel Kranckheiten damit, indem<lb/> nemlich darauf ein Schweiß erfolget.<lb/> Wenn man einem Baͤren das rechte Au-<lb/> ge ausſticht, trocknet, und den Kindern<lb/> anhaͤnget, ſo ſoll daſſelbe allen Schrecken,<lb/> womit ſie iezuweilen im Schlaf erſchre-<lb/> cket werden, abwenden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 6.</head> <p>Es giebt nicht allein in unſerm<lb/> Teutſchland Adeliche Geſchlechte, die Baͤ-<lb/> re heiſſen, ſondern auch unterſchiedene<lb/> Oerter haben ihre Benennung davon be-<lb/> kommen, als da ſind Baͤrenburg, Baͤ-<lb/> renſtein, Baͤrenwalde, u. ſ. w. 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Des Andern Th. 45. C. Hiſtoriſche Anmerckungen von Baͤren.
es, ſie giebt ihm einen Tatſch, daß es ſtirbt,
und liegen bleibt. Bey einer Stunden
kam ſie wieder, beroch das Todte, mach-
te ein Loch, und ſcharret es ein, kam auch
etliche Tage drauf wieder an den Ort, und
witterte, obs auch noch da laͤge.
§. 5. Das Fett von weiſſen Baͤren
ſoll ein geheimes Schminck-Mittel ſeyn.
Die Galle wird innerlich gebrauchet in der
ſchweren Noth, Keichen und Gelbenſucht,
aͤuſſerlich zum Krebſigten Geſchwuͤren,
die um ſich freſſen, (wenn mans damit
ſchmieret) zum Zahn-Weh und ſtumpf-
fen Geſicht. Sie iſt auch getrocknet ein
vortreffliches Schweiß-treibendes Mittel,
in vielen Kranckheiten zu gebrauchen. Jn
Finnland, allwo es viel Baͤre giebt, iſt bey
den Bauren gemein, daß ſie die gedoͤrrte
Galle ſtatt einer Panacée gebrauchen, und
heilen viel Kranckheiten damit, indem
nemlich darauf ein Schweiß erfolget.
Wenn man einem Baͤren das rechte Au-
ge ausſticht, trocknet, und den Kindern
anhaͤnget, ſo ſoll daſſelbe allen Schrecken,
womit ſie iezuweilen im Schlaf erſchre-
cket werden, abwenden.
§. 6. Es giebt nicht allein in unſerm
Teutſchland Adeliche Geſchlechte, die Baͤ-
re heiſſen, ſondern auch unterſchiedene
Oerter haben ihre Benennung davon be-
kommen, als da ſind Baͤrenburg, Baͤ-
renſtein, Baͤrenwalde, u. ſ. w. Jnglei-
chen iſt auch der Zunahme Urſus einigen
Fuͤrſten und Potentaten beygeleget wor-
den, als dem Alberto Marg-Gra-
fen zu Brandenburg, und Hertzogen zu
Sachſen ꝛc. um ihren Muth, Staͤrcke
und Tapfferkeit dadurch anzudeuten.
Weil die Stadt Bern auch von den Baͤ-
ren den Nahmen bekommen, ſo hat ſie eine
gewiſſe Muͤntze, die die Baͤren-Thaler ge-
nennet werden, ſchlagen laſſen. Einen
ſchwartzen Baͤr mit einer rothen blutigen
Zunge in einem ſilbernen Schilde fuͤhret
der Canton Appenzell, einer von den
Schweitzeriſchen Cantons, im Wappen:
einen ſchwartzen Baͤr mit einem ſilbernen
Halsbande im guͤldenen Felde, die von
Berkelin, gleichſam Baͤrlin; zwey ſchwar-
tze Baͤre, die von Pfeil und von der Harte,
Schleſiſche von Adel; einen Baͤr, der auf
einem Baum-Sturtz ſitzet, die Beriſche,
u. ſ. w. Beſonders iſt es, daß er in allen
Wappen nur auf der einen Seite mit ei-
nem Auge vorgebildet wird, und nie-
mahls, daß man den gantzen Kopff mit
beyden Augen ſehen koͤnte. Es geben die
Baͤre ein Symbolum eines tapffern und
unerſchrockenen Mannes ab; Einlge le-
gen ſolchen bey einem, der erſtlich lieder-
lich iſt, hernach aber ſittſam wird, und ei-
ne gute Conduite an ſich nimmt, weil die
jungen Baͤre nach und nach durch das Le-
cken der Alten immer vollkommener wuͤr-
den. Es wird auch die Wolluſt und
ſchlechte Ergoͤtzlichkeit der Suͤnde dadurch
vorgeſtellet, weil viel Baͤre durch den Ho-
nig, mit welchem man ſie anlocket, gefan-
gen werden, und die Suͤnde auch denen
Menſchen durch ihre Suͤßigkeit, die ſie ih-
nen zeiget, offters leiblichen, geiſtlichen,
und ewigen Tod gebieret, und zuwege
bringet.
Das 46. Capitel/
Hiſtoriſche Anmerckungen
vom Haſen.
§. 1.
Obgleich einige in den Gedancken ſte-
hen, als ob das Haſen-Wildpraͤth
ein ſchweres Gebluͤte und gar die Me-
lancholie verurſachte, ſo haben ſich hin-
gegen wiederum andere gefunden, die ein
ſehr groß Werck daraus gemacht. Athe-
næus l. 4. c. 4. bezeuget, daß es die Laco-
nier unter die koͤſtlichſten Gerichte oder
Lecker-Bißlein gezehlet. Ja einige ſind
ſo weit gegangen, daß ſie ihnen einbilde-
ten, es mache ein ſchoͤn Geſicht, wie denn
Kaͤyſer Alexander Severus deswegen alle
Tage, wie Lampridius erzehlet, vom Ha-
ſen gegeſſen. Und Martialis l. 5. Epigr.
29. ſpottet ſeine Gelliam, daß ſie, weil ſie
heßlich war, niemahls einigen Haſen muͤ-
ſte gegeſſen haben, davon die bekandten
Verſe alſo lauten:
Si quando leporem mittis mihi, Gellia,
dicis:
Formoſus ſeptem, Marce, diebus eris.
Si non derides, Si verum, lux mea,
narras:
Ediſti nunquam, Gellia, tu leporem.
Einige meynen, man muͤſte um ſothanen
Zwieſpalt zu ſtillen, einen Unterſcheid un-
ter dem Alter machen. Brugerinus bezeu-
get l. 13. c. 14. daß der Adel in Franckreich
zu ſeiner Zeit die Haſen von ſechs oder
acht Monaten unter die koͤſtlichſte Trach-
ten, aber die von zwey oder drey Mona-
ten noch weit herrlicher und lieblicher ge-
halten. Dahero koͤmmt es auch, daß die
Araber, ob ſie gleich die erwachſenen ta-
deln, dennoch die kleinern denen zu eſſen
vergoͤnnen, die aus einer Kranckheit ſich
erholen.
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