Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Andern Th. 33. C. vom Fuchs-Behälter.
[Spaltenumbruch]
Das 33. Capitel/
Von einem Fuchs-Behälter.
§. 1.

Wenn die Herrschafften in ihrem Lan-
de durch ihre Forst-Bedienten auf
denen angestellten Jagden im Herbst, da
die Bälge am besten sind, Füchse lebendig
einfangen, und dieselben zu besserer Ver-
wahrung in die hierzu verfertigten Fuchs-
Kästen einstecken lassen, so werden sie mei-
stentheils auf ihren Residenzen in den
Jäger-Hof geliefert, und aus denen Kä-
sten in einen wohl verwahrten und ver-
mauerten Zwinger gelassen, allda auf-
behalten und gefüttert, biß etwan auf
hohen Befehl bey einer bestimmten Zeit
ein Fuchs-Prellen gehalten werden soll,
da dieselben Füchse wieder eingefangen,
nach den verlangten Ort geliefert, und
daselbst so viel, als iederzeit auf einmahl
zu prellen verlanget wird, ausgelassen
werden, um der hohen Herrschäfft, und
denen Cavalliers und Dames ein Vergnü-
gen und eine Lust zu machen.

§. 2.

Nachdem aber die Güter und
Jagd-Revieren nicht alle einander gleich
seyn, und also nicht einer so viel Jagd ha-
ben kan, als der andere, so könte mancher
des Herbstes durch alle und iede Feld-Bü-
sche und Brüche mit Hasen-Netzen um-
stellen, und die Füchse einfangen lassen;
die Füchsinnen aber, zumahl im Decem-
ber
und Januario, da sie bald läuffisch
werden, gantz alleine besonders verwah-
ren. Wer keinen eigenen Zwinger hät-
te, könte nur die Füchsinnen in einen Zie-
gel-Ofen thun, welcher eine ziemliche
Höhe, Weite und Breite haben, und mit
starcken Mauern verwahret seyn müste,
daß sie nicht so leichtlich daraus kommen
könten. Jn die Brand-Löcher zur Sei-
te, wo der Ziegelstreicher das Holtz einzu-
schieben pflegt, müssen von starcken eiche-
nen oder doch kiefernen Spünde-Bre-
tern, die 9. Ellen in der Länge halten,
Fuchs-Kästen geschoben, und die Vor-
schieber offen gelassen, das übrige aber fest
vermauert werden, daß die Kästen hal-
ten, und die Füchsinnen aus dem Ofen
hinein kriechen können. Man muß aber
auch nicht vergessen, ihnen in solchem Car-
cer
ihren Fraß zu geben, und kan ihnen
der Schäfer schon wöchentlich ein verdor-
ben Schaf hinein werffen, welches die
Füchse des Nachts, wenn alles stille, schon
holen werden. Jm Februario darauf,
[Spaltenumbruch] da die Füchsinnen allenthalben läuffisch,
und die Füchse zu rollen pflegen, kan man
einen artlichen Fang damit vornehmen.
Man befestiget eine Füchsin, die läuffisch
worden, an einer Kette, woran ein Wür-
bel ist, und schliesset sie einem Hunde
gleich in einem Bruche an einen Baum
an; Noch besser aber ists, wenn man
dieses mit etlichen zugleich practicirt.
Hierauf wird man Wunder sehen, wie
sich die Füchse einstellen, und mit den
Füchsinnen courtisiren werden. Will
man nun davon profitiren, so verlappet
man ermeldten Bruch oder Morast mit
doppelten Feder-Lappen, und umstellet
ihn mit kleinem Zeuge oder Hasen-Netzen,
so kan man eine einträgliche Fuchs-
Jagd halten, wie ich solches selbst experi-
menti
rt habe. Man muß sich hiebey wun-
dern, daß der Fuchs die Federn nicht bey
dem lebendigen Gevögel, sondern viel-
mehr dieselben hernachmals, da solche an
Faden geknüpffet sind, scheuet; wovon der
Herr von Göchhausen diese gantz wahr-
scheinliche Raifon giebt, daß es wohl daher
rühre, weil diese Lappen so offtmahls
durch der Menschen Hand gezogen, und
also durch die Witterung des Menschen
ihm zuwider werden, so, daß er, als ei-
nes von den behutsamsten Thieren, sich
alsdenn wahrnimmt, und nicht gerne
drüber gehet. S. Notabilia Venatoris bey
mir pag. 287. im Anhang.

Das 34. Capitel/
Vom Fuchsfangen im Eisen.
§. 1.

DAs Fuchsfangen mit dem Eisen, so
zeithero ziemlich geheim gehalten
worden, wird folgender Gestalt am füg-
lichsten verrichtet. Man schmiert die
Schuh mit Pferde- oder Küh-Mist, bin-
det einen gebratenen Hering mit Bast da-
ran, und schleiffet solchen durch die Felder,
wo der Fuchs zu traben pflegt. An statt des
gebratenen Herings kan man auch die gel-
be abgeschabte Materie von Mäuse-Holtz,
weissen Kampher, Honig, Gänse-Fett,
und Zwiebeln, in einem neuen Tiegel mit
Butter kröschen lassen, und Schweins-
oder Brod-Grieffen darunter rösten, und
solches alles in einen Beutel thun; wäh-
render Schleppe muß man alle hundert
Schritte eine Grieffe fallen lassen, denn
wenn man sie gar zu überflüßig fallen
läßt, wird der Fuchs zu geschwind satt;

also
Des Andern Th. 33. C. vom Fuchs-Behaͤlter.
[Spaltenumbruch]
Das 33. Capitel/
Von einem Fuchs-Behaͤlter.
§. 1.

Wenn die Herrſchafften in ihrem Lan-
de durch ihre Forſt-Bedienten auf
denen angeſtellten Jagden im Herbſt, da
die Baͤlge am beſten ſind, Fuͤchſe lebendig
einfangen, und dieſelben zu beſſerer Ver-
wahrung in die hierzu verfertigten Fuchs-
Kaͤſten einſtecken laſſen, ſo werden ſie mei-
ſtentheils auf ihren Reſidenzen in den
Jaͤger-Hof geliefert, und aus denen Kaͤ-
ſten in einen wohl verwahrten und ver-
mauerten Zwinger gelaſſen, allda auf-
behalten und gefuͤttert, biß etwan auf
hohen Befehl bey einer beſtimmten Zeit
ein Fuchs-Prellen gehalten werden ſoll,
da dieſelben Fuͤchſe wieder eingefangen,
nach den verlangten Ort geliefert, und
daſelbſt ſo viel, als iederzeit auf einmahl
zu prellen verlanget wird, ausgelaſſen
werden, um der hohen Herrſchaͤfft, und
denen Cavalliers und Dames ein Vergnuͤ-
gen und eine Luſt zu machen.

§. 2.

Nachdem aber die Guͤter und
Jagd-Revieren nicht alle einander gleich
ſeyn, und alſo nicht einer ſo viel Jagd ha-
ben kan, als der andere, ſo koͤnte mancher
des Herbſtes durch alle und iede Feld-Buͤ-
ſche und Bruͤche mit Haſen-Netzen um-
ſtellen, und die Fuͤchſe einfangen laſſen;
die Fuͤchſinnen aber, zumahl im Decem-
ber
und Januario, da ſie bald laͤuffiſch
werden, gantz alleine beſonders verwah-
ren. Wer keinen eigenen Zwinger haͤt-
te, koͤnte nur die Fuͤchſinnen in einen Zie-
gel-Ofen thun, welcher eine ziemliche
Hoͤhe, Weite und Breite haben, und mit
ſtarcken Mauern verwahret ſeyn muͤſte,
daß ſie nicht ſo leichtlich daraus kommen
koͤnten. Jn die Brand-Loͤcher zur Sei-
te, wo der Ziegelſtreicher das Holtz einzu-
ſchieben pflegt, muͤſſen von ſtarcken eiche-
nen oder doch kiefernen Spuͤnde-Bre-
tern, die 9. Ellen in der Laͤnge halten,
Fuchs-Kaͤſten geſchoben, und die Vor-
ſchieber offen gelaſſen, das uͤbrige aber feſt
vermauert werden, daß die Kaͤſten hal-
ten, und die Fuͤchſinnen aus dem Ofen
hinein kriechen koͤnnen. Man muß aber
auch nicht vergeſſen, ihnen in ſolchem Car-
cer
ihren Fraß zu geben, und kan ihnen
der Schaͤfer ſchon woͤchentlich ein verdor-
ben Schaf hinein werffen, welches die
Fuͤchſe des Nachts, wenn alles ſtille, ſchon
holen werden. Jm Februario darauf,
[Spaltenumbruch] da die Fuͤchſinnen allenthalben laͤuffiſch,
und die Fuͤchſe zu rollen pflegen, kan man
einen artlichen Fang damit vornehmen.
Man befeſtiget eine Fuͤchſin, die laͤuffiſch
worden, an einer Kette, woran ein Wuͤr-
bel iſt, und ſchlieſſet ſie einem Hunde
gleich in einem Bruche an einen Baum
an; Noch beſſer aber iſts, wenn man
dieſes mit etlichen zugleich practicirt.
Hierauf wird man Wunder ſehen, wie
ſich die Fuͤchſe einſtellen, und mit den
Fuͤchſinnen courtiſiren werden. Will
man nun davon profitiren, ſo verlappet
man ermeldten Bruch oder Moraſt mit
doppelten Feder-Lappen, und umſtellet
ihn mit kleinem Zeuge oder Haſen-Netzen,
ſo kan man eine eintraͤgliche Fuchs-
Jagd halten, wie ich ſolches ſelbſt experi-
menti
rt habe. Man muß ſich hiebey wun-
dern, daß der Fuchs die Federn nicht bey
dem lebendigen Gevoͤgel, ſondern viel-
mehr dieſelben hernachmals, da ſolche an
Faden geknuͤpffet ſind, ſcheuet; wovon der
Herr von Goͤchhauſen dieſe gantz wahr-
ſcheinliche Raifon giebt, daß es wohl daher
ruͤhre, weil dieſe Lappen ſo offtmahls
durch der Menſchen Hand gezogen, und
alſo durch die Witterung des Menſchen
ihm zuwider werden, ſo, daß er, als ei-
nes von den behutſamſten Thieren, ſich
alsdenn wahrnimmt, und nicht gerne
druͤber gehet. S. Notabilia Venatoris bey
mir pag. 287. im Anhang.

Das 34. Capitel/
Vom Fuchsfangen im Eiſen.
§. 1.

DAs Fuchsfangen mit dem Eiſen, ſo
zeithero ziemlich geheim gehalten
worden, wird folgender Geſtalt am fuͤg-
lichſten verrichtet. Man ſchmiert die
Schuh mit Pferde- oder Kuͤh-Miſt, bin-
det einen gebratenen Hering mit Baſt da-
ran, und ſchleiffet ſolchen durch die Felder,
wo der Fuchs zu traben pflegt. An ſtatt des
gebratenen Herings kan man auch die gel-
be abgeſchabte Materie von Maͤuſe-Holtz,
weiſſen Kampher, Honig, Gaͤnſe-Fett,
und Zwiebeln, in einem neuen Tiegel mit
Butter kroͤſchen laſſen, und Schweins-
oder Brod-Grieffen darunter roͤſten, und
ſolches alles in einen Beutel thun; waͤh-
render Schleppe muß man alle hundert
Schritte eine Grieffe fallen laſſen, denn
wenn man ſie gar zu uͤberfluͤßig fallen
laͤßt, wird der Fuchs zu geſchwind ſatt;

alſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0206" n="120"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Andern Th. 33. C. vom Fuchs-Beha&#x0364;lter.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
          </div>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 33. Capitel/<lb/>
Von einem Fuchs-Beha&#x0364;lter.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>enn die Herr&#x017F;chafften in ihrem Lan-<lb/>
de durch ihre For&#x017F;t-Bedienten auf<lb/>
denen ange&#x017F;tellten Jagden im Herb&#x017F;t, da<lb/>
die Ba&#x0364;lge am be&#x017F;ten &#x017F;ind, Fu&#x0364;ch&#x017F;e lebendig<lb/>
einfangen, und die&#x017F;elben zu be&#x017F;&#x017F;erer Ver-<lb/>
wahrung in die hierzu verfertigten Fuchs-<lb/>
Ka&#x0364;&#x017F;ten ein&#x017F;tecken la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o werden &#x017F;ie mei-<lb/>
&#x017F;tentheils auf ihren <hi rendition="#aq">Re&#x017F;idenz</hi>en in den<lb/>
Ja&#x0364;ger-Hof geliefert, und aus denen Ka&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten in einen wohl verwahrten und ver-<lb/>
mauerten Zwinger gela&#x017F;&#x017F;en, allda auf-<lb/>
behalten und gefu&#x0364;ttert, biß etwan auf<lb/>
hohen Befehl bey einer be&#x017F;timmten Zeit<lb/>
ein Fuchs-Prellen gehalten werden &#x017F;oll,<lb/>
da die&#x017F;elben Fu&#x0364;ch&#x017F;e wieder eingefangen,<lb/>
nach den verlangten Ort geliefert, und<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o viel, als iederzeit auf einmahl<lb/>
zu prellen verlanget wird, ausgela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
werden, um der hohen Herr&#x017F;cha&#x0364;fft, und<lb/>
denen <hi rendition="#aq">Cavalliers</hi> und <hi rendition="#aq">Dames</hi> ein Vergnu&#x0364;-<lb/>
gen und eine Lu&#x017F;t zu machen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p>Nachdem aber die Gu&#x0364;ter und<lb/>
Jagd-<hi rendition="#aq">Revier</hi>en nicht alle einander gleich<lb/>
&#x017F;eyn, und al&#x017F;o nicht einer &#x017F;o viel Jagd ha-<lb/>
ben kan, als der andere, &#x017F;o ko&#x0364;nte mancher<lb/>
des Herb&#x017F;tes durch alle und iede Feld-Bu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;che und Bru&#x0364;che mit Ha&#x017F;en-Netzen um-<lb/>
&#x017F;tellen, und die Fu&#x0364;ch&#x017F;e einfangen la&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
die Fu&#x0364;ch&#x017F;innen aber, zumahl im <hi rendition="#aq">Decem-<lb/>
ber</hi> und <hi rendition="#aq">Januario,</hi> da &#x017F;ie bald la&#x0364;uffi&#x017F;ch<lb/>
werden, gantz alleine be&#x017F;onders verwah-<lb/>
ren. Wer keinen eigenen Zwinger ha&#x0364;t-<lb/>
te, ko&#x0364;nte nur die Fu&#x0364;ch&#x017F;innen in einen Zie-<lb/>
gel-Ofen thun, welcher eine ziemliche<lb/>
Ho&#x0364;he, Weite und Breite haben, und mit<lb/>
&#x017F;tarcken Mauern verwahret &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;te,<lb/>
daß &#x017F;ie nicht &#x017F;o leichtlich daraus kommen<lb/>
ko&#x0364;nten. Jn die Brand-Lo&#x0364;cher zur Sei-<lb/>
te, wo der Ziegel&#x017F;treicher das Holtz einzu-<lb/>
&#x017F;chieben pflegt, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en von &#x017F;tarcken eiche-<lb/>
nen oder doch kiefernen Spu&#x0364;nde-Bre-<lb/>
tern, die 9. Ellen in der La&#x0364;nge halten,<lb/>
Fuchs-Ka&#x0364;&#x017F;ten ge&#x017F;choben, und die Vor-<lb/>
&#x017F;chieber offen gela&#x017F;&#x017F;en, das u&#x0364;brige aber fe&#x017F;t<lb/>
vermauert werden, daß die Ka&#x0364;&#x017F;ten hal-<lb/>
ten, und die Fu&#x0364;ch&#x017F;innen aus dem Ofen<lb/>
hinein kriechen ko&#x0364;nnen. Man muß aber<lb/>
auch nicht verge&#x017F;&#x017F;en, ihnen in &#x017F;olchem <hi rendition="#aq">Car-<lb/>
cer</hi> ihren Fraß zu geben, und kan ihnen<lb/>
der Scha&#x0364;fer &#x017F;chon wo&#x0364;chentlich ein verdor-<lb/>
ben Schaf hinein werffen, welches die<lb/>
Fu&#x0364;ch&#x017F;e des Nachts, wenn alles &#x017F;tille, &#x017F;chon<lb/>
holen werden. Jm <hi rendition="#aq">Februario</hi> darauf,<lb/><cb/>
da die Fu&#x0364;ch&#x017F;innen allenthalben la&#x0364;uffi&#x017F;ch,<lb/>
und die Fu&#x0364;ch&#x017F;e zu rollen pflegen, kan man<lb/>
einen artlichen Fang damit vornehmen.<lb/>
Man befe&#x017F;tiget eine Fu&#x0364;ch&#x017F;in, die la&#x0364;uffi&#x017F;ch<lb/>
worden, an einer Kette, woran ein Wu&#x0364;r-<lb/>
bel i&#x017F;t, und &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie einem Hunde<lb/>
gleich in einem Bruche an einen Baum<lb/>
an; Noch be&#x017F;&#x017F;er aber i&#x017F;ts, wenn man<lb/>
die&#x017F;es mit etlichen zugleich <hi rendition="#aq">practici</hi>rt.<lb/>
Hierauf wird man Wunder &#x017F;ehen, wie<lb/>
&#x017F;ich die Fu&#x0364;ch&#x017F;e ein&#x017F;tellen, und mit den<lb/>
Fu&#x0364;ch&#x017F;innen <hi rendition="#aq">courti&#x017F;i</hi>ren werden. Will<lb/>
man nun davon <hi rendition="#aq">profiti</hi>ren, &#x017F;o verlappet<lb/>
man ermeldten Bruch oder Mora&#x017F;t mit<lb/>
doppelten Feder-Lappen, und um&#x017F;tellet<lb/>
ihn mit kleinem Zeuge oder Ha&#x017F;en-Netzen,<lb/>
&#x017F;o kan man eine eintra&#x0364;gliche Fuchs-<lb/>
Jagd halten, wie ich &#x017F;olches &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">experi-<lb/>
menti</hi>rt habe. Man muß &#x017F;ich hiebey wun-<lb/>
dern, daß der Fuchs die Federn nicht bey<lb/>
dem lebendigen Gevo&#x0364;gel, &#x017F;ondern viel-<lb/>
mehr die&#x017F;elben hernachmals, da &#x017F;olche an<lb/>
Faden geknu&#x0364;pffet &#x017F;ind, &#x017F;cheuet; wovon der<lb/>
Herr von Go&#x0364;chhau&#x017F;en die&#x017F;e gantz wahr-<lb/>
&#x017F;cheinliche <hi rendition="#aq">Raifon</hi> giebt, daß es wohl daher<lb/>
ru&#x0364;hre, weil die&#x017F;e Lappen &#x017F;o offtmahls<lb/>
durch der Men&#x017F;chen Hand gezogen, und<lb/>
al&#x017F;o durch die Witterung des Men&#x017F;chen<lb/>
ihm zuwider werden, &#x017F;o, daß er, als ei-<lb/>
nes von den behut&#x017F;am&#x017F;ten Thieren, &#x017F;ich<lb/>
alsdenn wahrnimmt, und nicht gerne<lb/>
dru&#x0364;ber gehet. S. <hi rendition="#aq">Notabilia Venatoris</hi> bey<lb/>
mir <hi rendition="#aq">pag.</hi> 287. im Anhang.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 34. Capitel/<lb/>
Vom Fuchsfangen im Ei&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>As Fuchsfangen mit dem Ei&#x017F;en, &#x017F;o<lb/>
zeithero ziemlich geheim gehalten<lb/>
worden, wird folgender Ge&#x017F;talt am fu&#x0364;g-<lb/>
lich&#x017F;ten verrichtet. Man &#x017F;chmiert die<lb/>
Schuh mit Pferde- oder Ku&#x0364;h-Mi&#x017F;t, bin-<lb/>
det einen gebratenen Hering mit Ba&#x017F;t da-<lb/>
ran, und &#x017F;chleiffet &#x017F;olchen durch die Felder,<lb/>
wo der Fuchs zu traben pflegt. An &#x017F;tatt des<lb/>
gebratenen Herings kan man auch die gel-<lb/>
be abge&#x017F;chabte Materie von Ma&#x0364;u&#x017F;e-Holtz,<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Kampher, Honig, Ga&#x0364;n&#x017F;e-Fett,<lb/>
und Zwiebeln, in einem neuen Tiegel mit<lb/>
Butter kro&#x0364;&#x017F;chen la&#x017F;&#x017F;en, und Schweins-<lb/>
oder Brod-Grieffen darunter ro&#x0364;&#x017F;ten, und<lb/>
&#x017F;olches alles in einen Beutel thun; wa&#x0364;h-<lb/>
render Schleppe muß man alle hundert<lb/>
Schritte eine Grieffe fallen la&#x017F;&#x017F;en, denn<lb/>
wenn man &#x017F;ie gar zu u&#x0364;berflu&#x0364;ßig fallen<lb/>
la&#x0364;ßt, wird der Fuchs zu ge&#x017F;chwind &#x017F;att;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">al&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0206] Des Andern Th. 33. C. vom Fuchs-Behaͤlter. Das 33. Capitel/ Von einem Fuchs-Behaͤlter. §. 1. Wenn die Herrſchafften in ihrem Lan- de durch ihre Forſt-Bedienten auf denen angeſtellten Jagden im Herbſt, da die Baͤlge am beſten ſind, Fuͤchſe lebendig einfangen, und dieſelben zu beſſerer Ver- wahrung in die hierzu verfertigten Fuchs- Kaͤſten einſtecken laſſen, ſo werden ſie mei- ſtentheils auf ihren Reſidenzen in den Jaͤger-Hof geliefert, und aus denen Kaͤ- ſten in einen wohl verwahrten und ver- mauerten Zwinger gelaſſen, allda auf- behalten und gefuͤttert, biß etwan auf hohen Befehl bey einer beſtimmten Zeit ein Fuchs-Prellen gehalten werden ſoll, da dieſelben Fuͤchſe wieder eingefangen, nach den verlangten Ort geliefert, und daſelbſt ſo viel, als iederzeit auf einmahl zu prellen verlanget wird, ausgelaſſen werden, um der hohen Herrſchaͤfft, und denen Cavalliers und Dames ein Vergnuͤ- gen und eine Luſt zu machen. §. 2. Nachdem aber die Guͤter und Jagd-Revieren nicht alle einander gleich ſeyn, und alſo nicht einer ſo viel Jagd ha- ben kan, als der andere, ſo koͤnte mancher des Herbſtes durch alle und iede Feld-Buͤ- ſche und Bruͤche mit Haſen-Netzen um- ſtellen, und die Fuͤchſe einfangen laſſen; die Fuͤchſinnen aber, zumahl im Decem- ber und Januario, da ſie bald laͤuffiſch werden, gantz alleine beſonders verwah- ren. Wer keinen eigenen Zwinger haͤt- te, koͤnte nur die Fuͤchſinnen in einen Zie- gel-Ofen thun, welcher eine ziemliche Hoͤhe, Weite und Breite haben, und mit ſtarcken Mauern verwahret ſeyn muͤſte, daß ſie nicht ſo leichtlich daraus kommen koͤnten. Jn die Brand-Loͤcher zur Sei- te, wo der Ziegelſtreicher das Holtz einzu- ſchieben pflegt, muͤſſen von ſtarcken eiche- nen oder doch kiefernen Spuͤnde-Bre- tern, die 9. Ellen in der Laͤnge halten, Fuchs-Kaͤſten geſchoben, und die Vor- ſchieber offen gelaſſen, das uͤbrige aber feſt vermauert werden, daß die Kaͤſten hal- ten, und die Fuͤchſinnen aus dem Ofen hinein kriechen koͤnnen. Man muß aber auch nicht vergeſſen, ihnen in ſolchem Car- cer ihren Fraß zu geben, und kan ihnen der Schaͤfer ſchon woͤchentlich ein verdor- ben Schaf hinein werffen, welches die Fuͤchſe des Nachts, wenn alles ſtille, ſchon holen werden. Jm Februario darauf, da die Fuͤchſinnen allenthalben laͤuffiſch, und die Fuͤchſe zu rollen pflegen, kan man einen artlichen Fang damit vornehmen. Man befeſtiget eine Fuͤchſin, die laͤuffiſch worden, an einer Kette, woran ein Wuͤr- bel iſt, und ſchlieſſet ſie einem Hunde gleich in einem Bruche an einen Baum an; Noch beſſer aber iſts, wenn man dieſes mit etlichen zugleich practicirt. Hierauf wird man Wunder ſehen, wie ſich die Fuͤchſe einſtellen, und mit den Fuͤchſinnen courtiſiren werden. Will man nun davon profitiren, ſo verlappet man ermeldten Bruch oder Moraſt mit doppelten Feder-Lappen, und umſtellet ihn mit kleinem Zeuge oder Haſen-Netzen, ſo kan man eine eintraͤgliche Fuchs- Jagd halten, wie ich ſolches ſelbſt experi- mentirt habe. Man muß ſich hiebey wun- dern, daß der Fuchs die Federn nicht bey dem lebendigen Gevoͤgel, ſondern viel- mehr dieſelben hernachmals, da ſolche an Faden geknuͤpffet ſind, ſcheuet; wovon der Herr von Goͤchhauſen dieſe gantz wahr- ſcheinliche Raifon giebt, daß es wohl daher ruͤhre, weil dieſe Lappen ſo offtmahls durch der Menſchen Hand gezogen, und alſo durch die Witterung des Menſchen ihm zuwider werden, ſo, daß er, als ei- nes von den behutſamſten Thieren, ſich alsdenn wahrnimmt, und nicht gerne druͤber gehet. S. Notabilia Venatoris bey mir pag. 287. im Anhang. Das 34. Capitel/ Vom Fuchsfangen im Eiſen. §. 1. DAs Fuchsfangen mit dem Eiſen, ſo zeithero ziemlich geheim gehalten worden, wird folgender Geſtalt am fuͤg- lichſten verrichtet. Man ſchmiert die Schuh mit Pferde- oder Kuͤh-Miſt, bin- det einen gebratenen Hering mit Baſt da- ran, und ſchleiffet ſolchen durch die Felder, wo der Fuchs zu traben pflegt. An ſtatt des gebratenen Herings kan man auch die gel- be abgeſchabte Materie von Maͤuſe-Holtz, weiſſen Kampher, Honig, Gaͤnſe-Fett, und Zwiebeln, in einem neuen Tiegel mit Butter kroͤſchen laſſen, und Schweins- oder Brod-Grieffen darunter roͤſten, und ſolches alles in einen Beutel thun; waͤh- render Schleppe muß man alle hundert Schritte eine Grieffe fallen laſſen, denn wenn man ſie gar zu uͤberfluͤßig fallen laͤßt, wird der Fuchs zu geſchwind ſatt; alſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/206
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/206>, abgerufen am 21.12.2024.