Des Andern Theils 28. Capitel/ von den Caninichen.
[Spaltenumbruch]
weissen werden vor etwas edeler gehal- ten, als der andern ihre.
§. 2.
Einige halten auf die Caninichen in ihrer Haußhaltung so viel, als auf aller- hand Geflügel-Werck, so sie auf ihren Gütern und Vorwergen haben. Sie sind gut zur Nahrung und zur Speise, brauchen keiner grossen Wartung, noch Sauberung ihrer Nester, indem sie ihre Löcher in der Erde selbst zubereiten, sie nehmen auch mit weniger Kost vorlieb; Wo sie nur Platz und Weyde haben, so nehren sie sich mit allen, was ihnen die Natur bescheret. Sie nehmen allerhand Eingeschneidel und Auswurff aus den Küchen-Gärten willig an; Graß, Heu, Rüben fressen sie, am liebsten aber den Klee, Braun-Kohl, Aepffel, Brod. Jm Sommer bekommen sie alle vier Wochen Junge. Diese werden blind gebohren, und bleiben also biß auf den neundten Tag; Biß in die dritte Woche muß man ihnen Milch geben, sind sie einen Monath oder sechs Wochen alt, so sind sie zur Speise am besten und zärtesten. Wann die Weiblein Junge haben, pflegen sie den Eingang ihrer Höhlen mit Laub, und an- dern Strauchwerck dem Männlein zu verwahren, aus Furcht vor ihre Jun- gen.
§. 3.
Einige behaupten, wenn man die Männlein castrirte, so würden sie nicht allein frömmer, sondern auch viel fetter und schmackhaffter als die Capaunen, und gleichten sie hernach fast den Hasen; Es brauchte bey ihrer Castrirung keiner weitern Mühe, als daß man ihnen die Geylen mit einem scharffen Messerlein ausschnitte, und die Wunde mit altem Schmeer salbete, ohne daß man sie ihnen zunehete, und liesse sie also in den Garten hin u. her lauffen, weil sie sich bald wieder ausheileten. Man gebraucht keine son- derbahre Zeit dazu, sondern wie sie zum öfftern tragen, so kan man auch die jun- gen Männlein zum öfftern schneiden.
Das 29. Capitel/ Von dem Caninichen-Garten und Gehäge.
§. 1.
Je weiter der Umfang von dem Platz, darinnen die Caninichen aufbehalten werden, und ie versicherter er seyn mag, desto mehr Nutzen ist davon zu gewarten: [Spaltenumbruch]
Je enger aber der Garten, desto weniger Caninichen kan man darinnen verwah- ren, sie sind auch an Güte den andern nicht gleich, indem es ihnen an Motion fehlet. Die Caninichen, die in den Stu- ben verwahret werden, sind um vorher angeführter Ursachen willen nicht halb so gut. Einige wollen, der Caninichen- Garten soll auf einer Anhöhe gegen Mor- gen oder Mittag gelegen, und mehr lei- migt als sandicht seyn, damit die Ca- ninichen ihre Gänge und Höhlen ohne Zu- sammenfallung desto beständiger machen mögen. Es ist auch gut, wenn der Ort mit allerhand fruchtbaren Sträuchern und Bäumen bewachsen ist, so können ih- nen die Raub-Vögel nicht so leichtlich scha- den.
§. 2.
Der Caninichen-Garten muß mit einer guten Mauer verschlossen seyn, die eine gute Tieffe und Grund-Veste ha- be, damit die Caninichen nicht durchgra- ben mögen. Die Mauern sind viel besser als die Plancken, oder Gräben, es wäre denn, daß die Gräben 18. oder 20. Schuh breit und voll Wasser wären, damit man Fische darinnen aufbehalten könte; Sie müsten auch entweder solche frische Brun- nen-Adern haben, die im Winter nicht zufrieren, oder mit grosser Mühe aufge- eyset werden, daß die Jltisse, Katzen, Füch- se und Hunde nicht übersetzen könten. Will man dennoch einen Wasser-Graben ha- ben, so muß man das äusserliche Gestade erstlich glatt abschneiden, und mehr erhö- hen, das innere aber muß abhängicht wer- den, und, wie die Ingenieurs reden, scarpi- ret seyn, damit, wenn die Caninichen wol- len durchschwimmen, und an der äussern Seite keinen Ausgang finden, sie desto eher genöthiget werden, zurück zu keh- ren, und in ihren Garten zu kommen, nicht im Wasser verderben, und doch gleichwohl nicht ausreissen mögen. Hat man das Vermögen, daß man den aus- wendigen Platz des Grabens noch dazu mit einer Mauer umgiebt, so ist es desto besser.
§. 3.
Der Platz des Gartens muß nicht gantz eben seyn, sondern gewisse An- höhen haben, und mit Hügeln versehen seyn, daß die Caninichen ihre Nester hin- ein graben. Jst der Garten mit einem Graben umgeben, so kan man von der Erden, die aus dem Graben geworffen, hin und wider, zur Beqvemlichkeit dieser Thierlein, Hügel und Erhöhungen ma- chen. Jn den Garten pflantzet man
Pflau-
Des Andern Theils 28. Capitel/ von den Caninichen.
[Spaltenumbruch]
weiſſen werden vor etwas edeler gehal- ten, als der andern ihre.
§. 2.
Einige halten auf die Caninichen in ihrer Haußhaltung ſo viel, als auf aller- hand Gefluͤgel-Werck, ſo ſie auf ihren Guͤtern und Vorwergen haben. Sie ſind gut zur Nahrung und zur Speiſe, brauchen keiner groſſen Wartung, noch Sauberung ihrer Neſter, indem ſie ihre Loͤcher in der Erde ſelbſt zubereiten, ſie nehmen auch mit weniger Koſt vorlieb; Wo ſie nur Platz und Weyde haben, ſo nehren ſie ſich mit allen, was ihnen die Natur beſcheret. Sie nehmen allerhand Eingeſchneidel und Auswurff aus den Kuͤchen-Gaͤrten willig an; Graß, Heu, Ruͤben freſſen ſie, am liebſten aber den Klee, Braun-Kohl, Aepffel, Brod. Jm Sommer bekommen ſie alle vier Wochen Junge. Dieſe werden blind gebohren, und bleiben alſo biß auf den neundten Tag; Biß in die dritte Woche muß man ihnen Milch geben, ſind ſie einen Monath oder ſechs Wochen alt, ſo ſind ſie zur Speiſe am beſten und zaͤrteſten. Wann die Weiblein Junge haben, pflegen ſie den Eingang ihrer Hoͤhlen mit Laub, und an- dern Strauchwerck dem Maͤnnlein zu verwahren, aus Furcht vor ihre Jun- gen.
§. 3.
Einige behaupten, wenn man die Maͤnnlein caſtrirte, ſo wuͤrden ſie nicht allein froͤmmer, ſondern auch viel fetter und ſchmackhaffter als die Capaunen, und gleichten ſie hernach faſt den Haſen; Es brauchte bey ihrer Caſtrirung keiner weitern Muͤhe, als daß man ihnen die Geylen mit einem ſcharffen Meſſerlein ausſchnitte, und die Wunde mit altem Schmeer ſalbete, ohne daß man ſie ihnen zunehete, und lieſſe ſie alſo in den Garten hin u. her lauffen, weil ſie ſich bald wieder ausheileten. Man gebraucht keine ſon- derbahre Zeit dazu, ſondern wie ſie zum oͤfftern tragen, ſo kan man auch die jun- gen Maͤnnlein zum oͤfftern ſchneiden.
Das 29. Capitel/ Von dem Caninichen-Garten und Gehaͤge.
§. 1.
Je weiter der Umfang von dem Platz, darinnen die Caninichen aufbehalten werden, und ie verſicherter er ſeyn mag, deſto mehr Nutzen iſt davon zu gewarten: [Spaltenumbruch]
Je enger aber der Garten, deſto weniger Caninichen kan man darinnen verwah- ren, ſie ſind auch an Guͤte den andern nicht gleich, indem es ihnen an Motion fehlet. Die Caninichen, die in den Stu- ben verwahret werden, ſind um vorher angefuͤhrter Urſachen willen nicht halb ſo gut. Einige wollen, der Caninichen- Garten ſoll auf einer Anhoͤhe gegen Mor- gen oder Mittag gelegen, und mehr lei- migt als ſandicht ſeyn, damit die Ca- ninichen ihre Gaͤnge und Hoͤhlen ohne Zu- ſammenfallung deſto beſtaͤndiger machen moͤgen. Es iſt auch gut, wenn der Ort mit allerhand fruchtbaren Straͤuchern und Baͤumen bewachſen iſt, ſo koͤnnen ih- nen die Raub-Voͤgel nicht ſo leichtlich ſcha- den.
§. 2.
Der Caninichen-Garten muß mit einer guten Mauer verſchloſſen ſeyn, die eine gute Tieffe und Grund-Veſte ha- be, damit die Caninichen nicht durchgra- ben moͤgen. Die Mauern ſind viel beſſer als die Plancken, oder Graͤben, es waͤre denn, daß die Graͤben 18. oder 20. Schuh breit und voll Waſſer waͤren, damit man Fiſche darinnen aufbehalten koͤnte; Sie muͤſten auch entweder ſolche friſche Brun- nen-Adern haben, die im Winter nicht zufrieren, oder mit groſſer Muͤhe aufge- eyſet werden, daß die Jltiſſe, Katzen, Fuͤch- ſe und Hunde nicht uͤberſetzen koͤnten. Will man dennoch einen Waſſer-Graben ha- ben, ſo muß man das aͤuſſerliche Geſtade erſtlich glatt abſchneiden, und mehr erhoͤ- hen, das innere aber muß abhaͤngicht wer- den, und, wie die Ingenieurs reden, ſcarpi- ret ſeyn, damit, wenn die Caninichen wol- len durchſchwimmen, und an der aͤuſſern Seite keinen Ausgang finden, ſie deſto eher genoͤthiget werden, zuruͤck zu keh- ren, und in ihren Garten zu kommen, nicht im Waſſer verderben, und doch gleichwohl nicht ausreiſſen moͤgen. Hat man das Vermoͤgen, daß man den aus- wendigen Platz des Grabens noch dazu mit einer Mauer umgiebt, ſo iſt es deſto beſſer.
§. 3.
Der Platz des Gartens muß nicht gantz eben ſeyn, ſondern gewiſſe An- hoͤhen haben, und mit Huͤgeln verſehen ſeyn, daß die Caninichen ihre Neſter hin- ein graben. Jſt der Garten mit einem Graben umgeben, ſo kan man von der Erden, die aus dem Graben geworffen, hin und wider, zur Beqvemlichkeit dieſer Thierlein, Huͤgel und Erhoͤhungen ma- chen. Jn den Garten pflantzet man
Pflau-
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Des Andern Theils 28. Capitel/ von den Caninichen.
weiſſen werden vor etwas edeler gehal-
ten, als der andern ihre.
§. 2. Einige halten auf die Caninichen
in ihrer Haußhaltung ſo viel, als auf aller-
hand Gefluͤgel-Werck, ſo ſie auf ihren
Guͤtern und Vorwergen haben. Sie
ſind gut zur Nahrung und zur Speiſe,
brauchen keiner groſſen Wartung, noch
Sauberung ihrer Neſter, indem ſie ihre
Loͤcher in der Erde ſelbſt zubereiten, ſie
nehmen auch mit weniger Koſt vorlieb;
Wo ſie nur Platz und Weyde haben, ſo
nehren ſie ſich mit allen, was ihnen die
Natur beſcheret. Sie nehmen allerhand
Eingeſchneidel und Auswurff aus den
Kuͤchen-Gaͤrten willig an; Graß, Heu,
Ruͤben freſſen ſie, am liebſten aber den
Klee, Braun-Kohl, Aepffel, Brod. Jm
Sommer bekommen ſie alle vier Wochen
Junge. Dieſe werden blind gebohren, und
bleiben alſo biß auf den neundten Tag;
Biß in die dritte Woche muß man ihnen
Milch geben, ſind ſie einen Monath oder
ſechs Wochen alt, ſo ſind ſie zur Speiſe
am beſten und zaͤrteſten. Wann die
Weiblein Junge haben, pflegen ſie den
Eingang ihrer Hoͤhlen mit Laub, und an-
dern Strauchwerck dem Maͤnnlein zu
verwahren, aus Furcht vor ihre Jun-
gen.
§. 3. Einige behaupten, wenn man
die Maͤnnlein caſtrirte, ſo wuͤrden ſie nicht
allein froͤmmer, ſondern auch viel fetter
und ſchmackhaffter als die Capaunen,
und gleichten ſie hernach faſt den Haſen;
Es brauchte bey ihrer Caſtrirung keiner
weitern Muͤhe, als daß man ihnen die
Geylen mit einem ſcharffen Meſſerlein
ausſchnitte, und die Wunde mit altem
Schmeer ſalbete, ohne daß man ſie ihnen
zunehete, und lieſſe ſie alſo in den Garten
hin u. her lauffen, weil ſie ſich bald wieder
ausheileten. Man gebraucht keine ſon-
derbahre Zeit dazu, ſondern wie ſie zum
oͤfftern tragen, ſo kan man auch die jun-
gen Maͤnnlein zum oͤfftern ſchneiden.
Das 29. Capitel/
Von dem Caninichen-Garten
und Gehaͤge.
§. 1.
Je weiter der Umfang von dem Platz,
darinnen die Caninichen aufbehalten
werden, und ie verſicherter er ſeyn mag,
deſto mehr Nutzen iſt davon zu gewarten:
Je enger aber der Garten, deſto weniger
Caninichen kan man darinnen verwah-
ren, ſie ſind auch an Guͤte den andern
nicht gleich, indem es ihnen an Motion
fehlet. Die Caninichen, die in den Stu-
ben verwahret werden, ſind um vorher
angefuͤhrter Urſachen willen nicht halb ſo
gut. Einige wollen, der Caninichen-
Garten ſoll auf einer Anhoͤhe gegen Mor-
gen oder Mittag gelegen, und mehr lei-
migt als ſandicht ſeyn, damit die Ca-
ninichen ihre Gaͤnge und Hoͤhlen ohne Zu-
ſammenfallung deſto beſtaͤndiger machen
moͤgen. Es iſt auch gut, wenn der Ort
mit allerhand fruchtbaren Straͤuchern
und Baͤumen bewachſen iſt, ſo koͤnnen ih-
nen die Raub-Voͤgel nicht ſo leichtlich ſcha-
den.
§. 2. Der Caninichen-Garten muß
mit einer guten Mauer verſchloſſen ſeyn,
die eine gute Tieffe und Grund-Veſte ha-
be, damit die Caninichen nicht durchgra-
ben moͤgen. Die Mauern ſind viel beſſer
als die Plancken, oder Graͤben, es waͤre
denn, daß die Graͤben 18. oder 20. Schuh
breit und voll Waſſer waͤren, damit man
Fiſche darinnen aufbehalten koͤnte; Sie
muͤſten auch entweder ſolche friſche Brun-
nen-Adern haben, die im Winter nicht
zufrieren, oder mit groſſer Muͤhe aufge-
eyſet werden, daß die Jltiſſe, Katzen, Fuͤch-
ſe und Hunde nicht uͤberſetzen koͤnten. Will
man dennoch einen Waſſer-Graben ha-
ben, ſo muß man das aͤuſſerliche Geſtade
erſtlich glatt abſchneiden, und mehr erhoͤ-
hen, das innere aber muß abhaͤngicht wer-
den, und, wie die Ingenieurs reden, ſcarpi-
ret ſeyn, damit, wenn die Caninichen wol-
len durchſchwimmen, und an der aͤuſſern
Seite keinen Ausgang finden, ſie deſto
eher genoͤthiget werden, zuruͤck zu keh-
ren, und in ihren Garten zu kommen,
nicht im Waſſer verderben, und doch
gleichwohl nicht ausreiſſen moͤgen. Hat
man das Vermoͤgen, daß man den aus-
wendigen Platz des Grabens noch dazu
mit einer Mauer umgiebt, ſo iſt es deſto
beſſer.
§. 3. Der Platz des Gartens muß
nicht gantz eben ſeyn, ſondern gewiſſe An-
hoͤhen haben, und mit Huͤgeln verſehen
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ein graben. Jſt der Garten mit einem
Graben umgeben, ſo kan man von der
Erden, die aus dem Graben geworffen,
hin und wider, zur Beqvemlichkeit dieſer
Thierlein, Huͤgel und Erhoͤhungen ma-
chen. Jn den Garten pflantzet man
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/200>, abgerufen am 30.12.2024.
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