Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Andern Theils 26. Cap. von der Par Force-Jagd des Hasens. [Spaltenumbruch]
riechen können, und sich also der Hase amfüglichsten von ferneren Nachstellungen salviren kan, und in seinem Lager sicher u. ruhig bleiben. Wer einen Hasen in seinem Lager sehen will, muß sich nicht allzu früh aufmachen, denn sonst dürffte mancher Weydemann, da er in seinem Bette ei- nen Taschen-Spiegel herauszöge, sich selbst zu sehen bekommen. Gantz frühe hüpf- fen die Hasen noch herum, und sind noch nicht in ihrem Lager. Gehet es aber bes- ser auf den Tag loß, so findet man ihn eher in seinem Lager, und siehet man, wie er gantz gedrückt da sitzt, den Kopff vorwerts hält, das Hintertheil der Erde gleich drückt, und die Ohren und Läuffte schmie- get, so viel als nur möglich. Das 26. Capitel/ Von der Par Force-Jagd des Hasens. §. 1. Diese Par Force-Jagd läßt sich nicht gar §. 2. Wird man den Hasen ansich- §. 3. Haben nun die Hunde den Hasen und
Des Andern Theils 26. Cap. von der Par Force-Jagd des Haſens. [Spaltenumbruch]
riechen koͤnnen, und ſich alſo der Haſe amfuͤglichſten von ferneren Nachſtellungen ſalviren kan, und in ſeinem Lager ſicher u. ruhig bleiben. Wer einen Haſen in ſeinem Lager ſehen will, muß ſich nicht allzu fruͤh aufmachen, denn ſonſt duͤrffte mancher Weydemann, da er in ſeinem Bette ei- nen Taſchen-Spiegel herauszoͤge, ſich ſelbſt zu ſehen bekommen. Gantz fruͤhe huͤpf- fen die Haſen noch herum, und ſind noch nicht in ihrem Lager. Gehet es aber beſ- ſer auf den Tag loß, ſo findet man ihn eher in ſeinem Lager, und ſiehet man, wie er gantz gedruͤckt da ſitzt, den Kopff vorwerts haͤlt, das Hintertheil der Erde gleich druͤckt, und die Ohren und Laͤuffte ſchmie- get, ſo viel als nur moͤglich. Das 26. Capitel/ Von der Par Force-Jagd des Haſens. §. 1. Dieſe Par Force-Jagd laͤßt ſich nicht gar §. 2. Wird man den Haſen anſich- §. 3. Haben nun die Hunde den Haſen und
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Des Andern Theils 26. Cap. von der Par Force-Jagd des Haſens.
riechen koͤnnen, und ſich alſo der Haſe am
fuͤglichſten von ferneren Nachſtellungen
ſalviren kan, und in ſeinem Lager ſicher u.
ruhig bleiben. Wer einen Haſen in ſeinem
Lager ſehen will, muß ſich nicht allzu fruͤh
aufmachen, denn ſonſt duͤrffte mancher
Weydemann, da er in ſeinem Bette ei-
nen Taſchen-Spiegel herauszoͤge, ſich ſelbſt
zu ſehen bekommen. Gantz fruͤhe huͤpf-
fen die Haſen noch herum, und ſind noch
nicht in ihrem Lager. Gehet es aber beſ-
ſer auf den Tag loß, ſo findet man ihn eher
in ſeinem Lager, und ſiehet man, wie er
gantz gedruͤckt da ſitzt, den Kopff vorwerts
haͤlt, das Hintertheil der Erde gleich
druͤckt, und die Ohren und Laͤuffte ſchmie-
get, ſo viel als nur moͤglich.
Das 26. Capitel/
Von der Par Force-Jagd
des Haſens.
§. 1.
Dieſe Par Force-Jagd laͤßt ſich nicht gar
wohl appliciren, wo allzu groſſe Ge-
haͤge ſind, und wo die Haſen in ſehr groſ-
ſer Menge herum vagiren, und hin und
her aufſtoſſen, ſondern es muͤſſen ſich in
ſolcheꝛ Revier nur einige wenige Haſen auf-
halten. Will ein Herr einen Haſen par
Force jagen, ſo muß der Piqueur des be-
ſtimmten Tages die Hunde in Bereit-
ſchafft halten, und wenn die Luſt angehen
ſoll, die alten, beſten und erfahrenſten
Hunde zu erſt loßkuppeln, und ablaſſen,
den Haſen zu ſuchen und aufzutreiben,
auch eine gute Weile jagen laſſen, ehe man
die jungen Hunde loßkuppelt, und ablaͤßt,
die Haſen zu ſuchen und aufzutreiben, als
wodurch die jungen Hunde am meiſten
profitiren; Dabey muß man fleißig ruf-
fen: Ho, Ho, to, auch mit groben Tho-
nen fein langſam in das Horn ſtoſſen. Jſt
nun der Haſe aufgeſtoſſen, und die alten
Hunde fangen an laut zu werden, und
zu jagen, muß der Piqueur dahin ſich po-
ſtiren, wo er angeſprenget worden, und
wenn er ſolchen zu ſehen bekommt, gleich-
falls mit hellen unteꝛbrochenen Thonẽ ſein
Horn blaſen, die Hunde dahin locken, und
mit lauter Stimme ihnen zuſprechen:
Tajo, Tajo, Holo, Holo, Holo; Er muß
die beſten Hunde, welche recht ferm jagen,
mit ihren Nahmen benennen, und den
andern Hunden auch zuſprechen, damit
ſie die Faͤhrde finden, und zu fernerm Ja-
gen aufgemuntert werden. Er muß a-
ber den Hunden nicht zu nahe auf den
Hals reiten, ſondern eine gute Ecke hin-
ter ihnen bleiben.
§. 2. Wird man den Haſen anſich-
tig, muß man wohl Acht haben, wie er ge-
ſtaltet, gefaͤrbet oder gewachſen ſey, ob er
groß oder klein, roth, weiß oder braͤunlich-
grau, ob er im Lauffen die Ohren auf-
rechts trage, oder ſie auf den Ruͤcken le-
get, ob ſie gantz oder zuſpalten ſeyn, ob er
ſich im Aufſtehen zur Erde flach ſchmieget,
und kurtz laͤufft, oder geſtreckt hinten aus-
ſchlaͤgt, ob er das weiſſe Schwaͤntzgen oder
Stimm-Haͤmmerlein hoch traͤgt, u. ſ. w.
Alles dieſes muß man eigentlich beurthei-
len, damit man den vorher aufgeſtoſſenen
Haſen bey dem hin- und wieder-Wechſeln
oder Fangen auch recht eigentlich erken-
nen moͤge, und man nachgehends wiſſe,
daß die Hunde ihren erſten Haſen recht be-
hauptet, und die Gefaͤhrde beſtaͤndig ver-
folget. Jſt der Haſe verlohren, und hat
ſich mit Abſpruͤngen zur Seite unterſchie-
dene mahl wegpracticirt, ſo muß man dem
Haſen von weiten mit den Hunden vor-
greiffen, aber nicht auf ſandichten oder
ſtaubichten Boden, weil der Staub die
Gefaͤhrd bedecket, auch nicht auf weichen
kothigten Boden, da die Faͤhrde verdor-
ben, ſondern man muß auf feſten mit
Graß oder Heide-Kraut bewachſenen
Boden, auf Brachen, oder dergleichen mit
den Hunden vorſuchen, den verlohrnen
Haſen wieder zu finden; welches man auch
thun muß, wenn der Haſe ſich unter einer
Heerde Vieh verſteckt. Stehet ein Haſe
nicht gar weit davon auf, ſo muß man erſt
hingehen, und ſehen, ob es ein ins Erdreich
gekratztes Lager, und noch warm iſt, wel-
ches ein friſcher Haſe waͤre, denn der ver-
lohrne kan keine Zeit dazu haben, ſondern
muß ſich nur druͤcken.
§. 3. Haben nun die Hunde den Haſen
angegriffen, ſo muß der Piqueur hurtig
herbey eilen, vom Pferde ſteigen, den Ha-
ſen ergreiffen, ſich aufſetzen, und ihnen
hoch zeigen, dabey mit klaren, hellen, un-
terbrochenen Thonen blaſen, ihnen zu-
ruffen, damit die andern zuruͤck gebliebe-
nen Hunde auch herbey kommen. Nach-
mahls muß er zum Abzug blaſen, in einen
luſtigen, ſchoͤnen, gruͤnen und Schatten-
reichen Platz reiten, das Pferd anbinden,
den Haſen ſtreiffen, kleine Stuͤcklein Brod
aus der Weyde-Taſche nehmen, mit des
Haſen Schweiß beſtreichen, klein zuſchnit-
ten Haſen-Wildpraͤth drauf legen, ſolche
Stuͤckgen hin und wieder herum ſtreuen,
und
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