Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Ersten Theils 37. Capitel/ von allerhand Beeren. [Spaltenumbruch]
gifftiger Thiere und Gewürmer, Wespen-und Bienen-Stiche, zerqvetschet und aufgeleget. Die Beeren treiben den Schweiß, dienen vor Gifft, und sind gut im Durchlauf. §. 6. Die Schwämme sind von gros- §. 7. Jn der Hauswirthschafft pflegt Ebischbeeren. §. 8. Diese werden auch Vogelbee- Einbeeren §. 9. Wachsen in schattichten Wäl- Arlsbeeren. §. 10. Wachsen ebenfalls in Wäl- Hagenbutten. §. 11. Wachsen in den Wäldern und Wacholderbeeren. §. 12. Diese reinigen die Leber und kalte
Des Erſten Theils 37. Capitel/ von allerhand Beeren. [Spaltenumbruch]
gifftiger Thiere und Gewuͤrmer, Weſpen-und Bienen-Stiche, zerqvetſchet und aufgeleget. Die Beeren treiben den Schweiß, dienen vor Gifft, und ſind gut im Durchlauf. §. 6. Die Schwaͤmme ſind von groſ- §. 7. Jn der Hauswirthſchafft pflegt Ebiſchbeeren. §. 8. Dieſe werden auch Vogelbee- Einbeeren §. 9. Wachſen in ſchattichten Waͤl- Arlsbeeren. §. 10. Wachſen ebenfalls in Waͤl- Hagenbutten. §. 11. Wachſen in den Waͤldern und Wacholderbeeren. §. 12. Dieſe reinigen die Leber und kalte
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Des Erſten Theils 37. Capitel/ von allerhand Beeren.
gifftiger Thiere und Gewuͤrmer, Weſpen-
und Bienen-Stiche, zerqvetſchet und
aufgeleget. Die Beeren treiben den
Schweiß, dienen vor Gifft, und ſind gut
im Durchlauf.
§. 6. Die Schwaͤmme ſind von groſ-
ſer Krafft in dem Geſchwulſt der Man-
deln, in ein Augen-Waſſer geweicht und
aufgelegt ziehen die Hitze und Roͤthe aus,
werden auch wider die Pocken und Ma-
ſern in das Getraͤncke gelegt, oder gekocht
den Kindern eingegeben. Die Bluͤthe
reſolviret, zertheilet, erweichet, und ſtillet
nebſt der Schweißtreibenden Krafft auch
den Schmertzen, dahero tauget ſie ſo wohl
innerlich als aͤuſſerlich in dem Rothlauf,
als ein ſonderbares Mittel, wenn man
ſie nemlich in Sero Lactis infundiret. Man
kan auch daraus einen Wein bereiten,
wenn man die duͤrre Bluͤthe in Moſt in-
fundiret, und vergaͤhren laͤßt.
§. 7. Jn der Hauswirthſchafft pflegt
man aus den gruͤnen Holunder-Knoſpen
einen Salat zuzubereiten, wenn ſie noch
gantz zart und jung ſind. Aus den Bee-
ren wird ein Safft oder Muß geſotten,
mit welchem offters das Kirſch-Muß,
auch wohl das Pflaumen-Muß verfaͤl-
ſchet wird. So iſt auch der Holunder-
Brandtwein wohl bekandt; und mit den
Holunderbeeren, wenn ſie noch friſch ſind,
pflegt man den gekochten Birnen einen
beſſern Geſchmack und auch roͤthere Far-
be zuwege zu bringen.
Ebiſchbeeren.
§. 8. Dieſe werden auch Vogelbee-
ren genennt, indem die Vogel ſolche ger-
ne freſſen, und die Ziemer, Droſſeln,
Kram̃ets-Voͤgel, und andere, damit ge-
lockt werden. Man pflegt aus denſelben
einen Brandtwein abzuziehen, der von
ſonderbaren guten Kraͤfften und Nutzen
iſt; ingleichen ein Muß oder Safft, wel-
ches ein ſehr gutes ſchweißtreibendes Mit-
tel, und ein trefflich Remedium vor die
Colica und Magen-Schmertzen, auch
Ubelkeit. Dahero ein iedweder Haus-
Vater auf dem Lande ſolches billig in ſei-
ner Haus-Apothecke bey ſich fuͤhren ſolte.
Einbeeren
§. 9. Wachſen in ſchattichten Waͤl-
dern, haben an Geſtalt einen duͤnnen
Stengel einer Spanne hoch, auf deſſen
Gipffel 4. Blaͤtter Creutzweiſe ſtehen,
und eine Graß-gruͤne vierblaͤtterichte
Blume, auf welche eine ſchwartze mit
weißlichten Kertzen angefuͤllte Beere fol-
get. Die Beeren und Blaͤtter kuͤhlen und
trocknen, innerlich dienen ſie vor Gifft, in
der Peſt, vergiffteten Kranckheiten, und
wo man Gifft bekommen. Einige ſagen,
daß die Beeren ſchlafen machen, wenn ſie
genoſſen werden. Aeuſſerlich werden die
Beeren gebraucht, und auch die Blaͤtter
in Peſt-Beulen und andern hitzigen Ge-
ſchwulſten, Naͤgel-Geſchwuͤren, und al-
ten Schaͤden. Sie haben eine ſonder-
bare Krafft, die Geſchwuͤre auszurotten,
und das Gifft an ſich zu ziehen.
Arlsbeeren.
§. 10. Wachſen ebenfalls in Waͤl-
dern, und werden von den gemeinen Leu-
ten insgemein Hoͤrlsken ausgeſprochen,
ſie werden auch in Gaͤrten und Weinber-
gen unterhalten; Man haͤlt davor, daß
dieſelben eine gute Blut-Reinigung, kuͤh-
lend, und gar geſund ſeyn ſollen. Man
ſpeiſet dieſelben, wenn ſie ein wenig tei-
gig geworden, pflegt ſolche auch mit Zu-
cker einzumachen, und zu andern Confitu-
ren und eingemachten Sachen mit auf-
zuſetzen. Man kan ſolche auch als ein Zu-
gemuͤſe mit Wein, Zucker und Zimmt
kochen.
Hagenbutten.
§. 11. Wachſen in den Waͤldern und
an den Feldern, an Zaͤunen hin und wie-
der, und ſind gar bekandt. Wenn ſie reif
worden, pflegt man das rauche ſtachlichte
Weſen, ſo in denſelben enthalten, heraus
zu machen, und ſie alsdenn zu trocknen
und zu duͤrren, da man ſie denn entwe-
der zu einem Zugemuͤſe mit Wein, Zu-
cker und Zimmt unter die groſſen Roſi-
nen mit kocht, oder Suppen davon zu-
richtet. Sie ſind eine ſehr gute Blut-Rei-
nigung, und dem Magen gar zutraͤglich.
Es wird auch ein Muß daraus geſotten,
und zum Gebratenen als eine Tuncke mit
aufgeſetzt.
Wacholderbeeren.
§. 12. Dieſe reinigen die Leber und
Nieren, treiben den Harn, und zertheilen
den groben und zaͤhen Schleim. Sie ſind
auch gut wider die Aufblehungen und Ge-
ſchwuͤlſte, wider das Grimmen und die
Schmertzen des Bauches, und wider der
gifftigen Thiere Stiche und Biſſe. Wa-
cholderbeeren gekaͤuet, vertreiben das
kalte
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