Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Ersten Th. 29. C. vom Klaffter-schlagen. 30. C. vom Ziegen-Vieh. [Spaltenumbruch]
Höhe gehalten werde; Auf welche Artderjenige, so die Scheite in Empfang nimmt, an ieder Klaffter eine Viertel Elle zu nie- drig bekommt, welches allezeit die zwölff- te Klaffter, und alsofort das zwölffte Hundert Klaffter-Scheite beträgt, son- dern es muß an dergleichen Bergen das Maaß winckelrecht angehalten, das ist, wie die Klaffter schräge stehet, also auch das Maaß gehalten werden, welches, wenn man ein Winckel-Eisen unten an die Klaffter hält, man am allerrichtigsten ha- ben kan. S. des Herrn von Göchhausen Notabilia Venatorum, p. 248. & 250. §. 2. Es hat ein Forst-Bedienter, §. 3. Es sey ein Wald so groß und Das 30. Capitel/ Von dem Ziegen-Vieh. §. 1. Das Ziegen-Vieh verursacht in den Das 31. Capitel/ Von erlaubten Holtz-Tagen/ das Lager-Holtz zu lesen. §. 1. An
Des Erſten Th. 29. C. vom Klaffter-ſchlagen. 30. C. vom Ziegen-Vieh. [Spaltenumbruch]
Hoͤhe gehalten werde; Auf welche Artderjenige, ſo die Scheite in Empfang nim̃t, an ieder Klaffter eine Viertel Elle zu nie- drig bekommt, welches allezeit die zwoͤlff- te Klaffter, und alſofort das zwoͤlffte Hundert Klaffter-Scheite betraͤgt, ſon- dern es muß an dergleichen Bergen das Maaß winckelrecht angehalten, das iſt, wie die Klaffter ſchraͤge ſtehet, alſo auch das Maaß gehalten werden, welches, wenn man ein Winckel-Eiſen unten an die Klaffter haͤlt, man am allerrichtigſten ha- ben kan. S. des Herrn von Goͤchhauſen Notabilia Venatorum, p. 248. & 250. §. 2. Es hat ein Forſt-Bedienter, §. 3. Es ſey ein Wald ſo groß und Das 30. Capitel/ Von dem Ziegen-Vieh. §. 1. Das Ziegen-Vieh verurſacht in den Das 31. Capitel/ Von erlaubten Holtz-Tagen/ das Lager-Holtz zu leſen. §. 1. An
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Klafftern<lb/> ſchlagen kan, oder ob man zu einer Klaff-<lb/> ter unterſchiedene Staͤmme haben muͤſſe.<lb/> Hat man zuweilen Staͤmme darunter,<lb/> die einige Klafftern geben, ſo kan man<lb/> auch ſchon was uͤbriges wagen, weil ein<lb/> Stamm eben nicht gar zu groſſen Raum<lb/> wegnimmt. Wo man aber in eine Klaff-<lb/> ter ein ſieben biß acht Staͤmme nehmen<lb/> muß, da mercket man es eher, und der<lb/> Platz des Waldes wird alsdenn zu lichte.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 3.</head> <p>Es ſey ein Wald ſo groß und<lb/> ſo weitlaͤufftig, als er nur immer wolle,<lb/> ſo kan doch derſelbe durch unverſtaͤndige<lb/> und unachtſame Forſt-Bedienten in 20.<lb/> oder 30. Jahren ſo <hi rendition="#aq">ruini</hi>ret werden, daß<lb/> in ſolchen leeren Plaͤtzen hernach nichts,<lb/> als Stoͤcke, und wenns hoch koͤmmt, klein<lb/> Geſtrippig zu ſehen iſt; Soll er aber in<lb/> vorigen Stand kommen, ſo gehoͤren wohl<lb/> 100. und bißweilen noch mehr Jahre da-<lb/> zu, es waͤre denn, daß einer nur bloß ein<lb/> ſolch Dickigt anlegen wolte, wo das Wild-<lb/> praͤth wechſeln ſolte. Denn dieſes kan in<lb/> kurtzer Zeit in die Hoͤhe ſchieſſen.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das 30. 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Sie<lb/> werde insgemein in dem Ertzgebuͤrge, wo<lb/> man deren in groſſeꝛ Menge hat, mit hellen<lb/> Gloͤckgen verſehen, damit ſie nicht in den<lb/> Bergen und Waͤldern verlohren gehen.<lb/> Jn dem Stalle werden ſie mit abgeſtreif-<lb/> feltem Laube gefuͤttert, welches ihnen<lb/> aber nicht ſo gut zuſchlaͤget, als das Fut-<lb/> ter, ſo ſie von der Weyde ſelbſt freſſen. Es<lb/> iſt ſonſten ein gar nutzbares Thier, und<lb/> thut den armen Bauers-Leuten, ſo nicht<lb/> vermoͤgend ſind, eine Kuh zu halten, gar<lb/> gute Dienſte. Die Ziegen-Milch iſt ge-<lb/> ſund zum Trincken, von den Ziegen-Mol-<lb/> cken werden die Ziegen-Kaͤſe gemacht,<lb/> und das Fleiſch von den jungen Ziegen iſt<lb/> eine gar gute Speiſe. So kan man ſie<lb/> auch in der Artzeney gar wohl gebrauchen.<lb/> Die Ziegen-Butter koͤmmt denen, die mit<lb/> der Schwindſucht behafftet, trefflich zu<lb/> ſtatten. Jhr Unſchlitt dienet zu allen Biſ-<lb/> ſen und Verletzungen; angeſtrichen mit<lb/> Honig vermiſcht, benimmt es die Blat-<lb/> tern, ſo in der Nacht ſchwaͤren; daſſelbige<lb/> in die Ohren getraͤufft, heilet die Taub-<lb/> heit. Jhre Kaͤſe ſtillen das Stechen und<lb/> Schmertzen, dieſelbigen drauf gelegt.<lb/> Wenn man ihre Haare brennet, und dar-<lb/> an riechet, ſo ſtillet dieſes die Haupt-Fluͤſ-<lb/> ſe. Jhre Klauen gebrannt, mit weichem<lb/> Pech vermiſcht und angeſtrichen, heilen<lb/> das Haar-ausfallen. Jhre Milch ge-<lb/> truncken, toͤdtet die Wuͤrmer. Ziegen-<lb/> Horn gebrannt, und weiß gemacht, rei-<lb/> niget die Zaͤhne ſehr fein, macht das Zahn-<lb/> Fleiſch feſte, und ſtillet des aufgelauffenen<lb/> Zahn-Fleiſches Schmertzen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das 31. Capitel/<lb/> Von erlaubten Holtz-Tagen/<lb/> das Lager-Holtz zu leſen.</hi> </head><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 1. 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Des Erſten Th. 29. C. vom Klaffter-ſchlagen. 30. C. vom Ziegen-Vieh.
Hoͤhe gehalten werde; Auf welche Art
derjenige, ſo die Scheite in Empfang nim̃t,
an ieder Klaffter eine Viertel Elle zu nie-
drig bekommt, welches allezeit die zwoͤlff-
te Klaffter, und alſofort das zwoͤlffte
Hundert Klaffter-Scheite betraͤgt, ſon-
dern es muß an dergleichen Bergen das
Maaß winckelrecht angehalten, das iſt,
wie die Klaffter ſchraͤge ſtehet, alſo auch das
Maaß gehalten werden, welches, wenn
man ein Winckel-Eiſen unten an die
Klaffter haͤlt, man am allerrichtigſten ha-
ben kan. S. des Herrn von Goͤchhauſen
Notabilia Venatorum, p. 248. & 250.
§. 2. Es hat ein Forſt-Bedienter,
wenn er ſeiner Herrſchafft treu und red-
lich vorſtehen will, bey dem Klaffter-ſchla-
gen wohl zu uͤberlegen, wie ſein ihm an-
vertrautes Refier am Holtze beſchaffen,
ob viel oder wenig, ſtarckes oder ſchwa-
ches Holtz darinnen zu finden, ob die Baͤu-
me friſch und nutzbar zum Bauen, oder
aber alt, faul und morſch, und zu nichts,
als zum Feuerwerck dienen, ob auch guter
Abgang vom Holtze, und daß es theuer ge-
nung bezahlet wird, daß man es vergeſſen
kan, oder ob mans gar zu wohlfeil weglaſ-
ſen muß, da man beſſer thut, daß man es
noch einige Jahre ſtehen laͤſſet, biß es an-
genehmer wird. Er muß ferner auch
wohl bemercken, ob das Holtz ſtarck ge-
wachſen, daß man aus einem Baum 2.
biß 3. oder auch gar 5. biß 6. Klafftern
ſchlagen kan, oder ob man zu einer Klaff-
ter unterſchiedene Staͤmme haben muͤſſe.
Hat man zuweilen Staͤmme darunter,
die einige Klafftern geben, ſo kan man
auch ſchon was uͤbriges wagen, weil ein
Stamm eben nicht gar zu groſſen Raum
wegnimmt. Wo man aber in eine Klaff-
ter ein ſieben biß acht Staͤmme nehmen
muß, da mercket man es eher, und der
Platz des Waldes wird alsdenn zu lichte.
§. 3. Es ſey ein Wald ſo groß und
ſo weitlaͤufftig, als er nur immer wolle,
ſo kan doch derſelbe durch unverſtaͤndige
und unachtſame Forſt-Bedienten in 20.
oder 30. Jahren ſo ruiniret werden, daß
in ſolchen leeren Plaͤtzen hernach nichts,
als Stoͤcke, und wenns hoch koͤmmt, klein
Geſtrippig zu ſehen iſt; Soll er aber in
vorigen Stand kommen, ſo gehoͤren wohl
100. und bißweilen noch mehr Jahre da-
zu, es waͤre denn, daß einer nur bloß ein
ſolch Dickigt anlegen wolte, wo das Wild-
praͤth wechſeln ſolte. Denn dieſes kan in
kurtzer Zeit in die Hoͤhe ſchieſſen.
Das 30. Capitel/
Von dem Ziegen-Vieh.
§. 1.
Das Ziegen-Vieh verurſacht in den
Gehoͤltzen einen ſehr groſſen Scha-
den, ſonderlich an dem jungen Holtze, und
iſt ihr Gebiß gleichſam wie vergifftet; das
Holtz ſtocket hernachmahls im Wachs-
thum, und verwindet den Biß ſehr ſelten.
Dieſemnach iſt in allen Forſt- und Wald-
Ordnungen bey Strafe verbothen, daß
niemand die Ziegen in den Waͤldern ſoll
frey herum lauffen laſſen, es waͤre denn,
daß ſie an Stricken geleitet, und an einen
gewiſſen Platz angepfloͤckt wuͤrden. Sie
werde insgemein in dem Ertzgebuͤrge, wo
man deren in groſſeꝛ Menge hat, mit hellen
Gloͤckgen verſehen, damit ſie nicht in den
Bergen und Waͤldern verlohren gehen.
Jn dem Stalle werden ſie mit abgeſtreif-
feltem Laube gefuͤttert, welches ihnen
aber nicht ſo gut zuſchlaͤget, als das Fut-
ter, ſo ſie von der Weyde ſelbſt freſſen. Es
iſt ſonſten ein gar nutzbares Thier, und
thut den armen Bauers-Leuten, ſo nicht
vermoͤgend ſind, eine Kuh zu halten, gar
gute Dienſte. Die Ziegen-Milch iſt ge-
ſund zum Trincken, von den Ziegen-Mol-
cken werden die Ziegen-Kaͤſe gemacht,
und das Fleiſch von den jungen Ziegen iſt
eine gar gute Speiſe. So kan man ſie
auch in der Artzeney gar wohl gebrauchen.
Die Ziegen-Butter koͤmmt denen, die mit
der Schwindſucht behafftet, trefflich zu
ſtatten. Jhr Unſchlitt dienet zu allen Biſ-
ſen und Verletzungen; angeſtrichen mit
Honig vermiſcht, benimmt es die Blat-
tern, ſo in der Nacht ſchwaͤren; daſſelbige
in die Ohren getraͤufft, heilet die Taub-
heit. Jhre Kaͤſe ſtillen das Stechen und
Schmertzen, dieſelbigen drauf gelegt.
Wenn man ihre Haare brennet, und dar-
an riechet, ſo ſtillet dieſes die Haupt-Fluͤſ-
ſe. Jhre Klauen gebrannt, mit weichem
Pech vermiſcht und angeſtrichen, heilen
das Haar-ausfallen. Jhre Milch ge-
truncken, toͤdtet die Wuͤrmer. Ziegen-
Horn gebrannt, und weiß gemacht, rei-
niget die Zaͤhne ſehr fein, macht das Zahn-
Fleiſch feſte, und ſtillet des aufgelauffenen
Zahn-Fleiſches Schmertzen.
Das 31. Capitel/
Von erlaubten Holtz-Tagen/
das Lager-Holtz zu leſen.
§. 1. An
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